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Veröffentlicht am 15.04.2023

Ein Teil der Geschichte ist berührend, der andere unnötig

Die Zeit zwischen uns
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Der Roman startet mit dem Prolog sehr einfühlsam, erschreckend und emotional, weil man über einen jungen Soldaten an der Front liest. Danach startet die Geschichte einige Jahre zuvor (1937) mit der 16-jährigen ...

Der Roman startet mit dem Prolog sehr einfühlsam, erschreckend und emotional, weil man über einen jungen Soldaten an der Front liest. Danach startet die Geschichte einige Jahre zuvor (1937) mit der 16-jährigen Elise, die sich zu Hause bei ihrer depressiven Mutter erdrückt fühlt und sich so gerne verlieben möchte. Bald darauf trifft sie auf den Amerikaner William. Aus einer kurzen Begegnung wird eine anregende Brieffreundschaft über Bücher und deren Privatleben, bis sich auch William in Elise verliebt. Nach einem glücklichen Wochenende in Paris schlägt die Realität in Form des 2. Weltkriegs zu. Als William tragischerweise beim D-Day umkommt, versinkt Elise in Trauer, während Williams Freund Hank sein Versprechen einlöst und versucht, der jungen Frau zu helfen. 2009, in der Gegenwart, treffen die Leser/innen auf Lucy, die kürzlich von ihrem Freund betrogen wurde und ihren Großvater beerdigen musste. Um diesen Gefühlen zu entfliehen, reist sie in die Normandie, die Heimat ihrer Großmutter, die sie nicht mehr kennenlernen konnte.

Ziemlich unnötig für die Geschichte ist der Strang in der Gegenwart. Lucy findet wenig Handfestes über die Vergangenheit ihrer Großeltern heraus. Stattdessen drehen sich ihre Gedanken ständig um das Fremdgehen ihres Ex und ihren Zweifeln an ihrer beruflichen Zukunft. Beides Dinge, die für den Fortlauf der Geschichte überhaupt keine Rolle spielen. Durch die negativen Gedanken habe ich kaum Zugang zu ihr gefunden, während sie mir manchmal naiv und später durch den sinnlosen (auch für die Geschichte) Diebstahl unsympathisch wurde. Anfangs enthält der Gegenwarts-Strang Ausflüge zu Friedhöfen und den Stränden des D-Days, was ich sehr informativ finde. Dadurch sind die beiden Zeitstränge stark miteinander verknüpft, später jedoch zwei lose Enden eines Buches.

>>Nötig sind die wenigsten Annehmlichkeiten, aber sie machen das Leben lebenswert.<<, Hank, S. 313

Der Schreibstil der Autorin ist meist sehr flüssig zu lesen, im Mittelteil jedoch gab es zeitweise viel zu viele und lange Nebensätze, die mich etwas gestört haben. Ansonsten schreibt Marina McCarron sehr gefühlvoll und eindrücklich über ihre Charaktere, z. B. in den Briefen zwischen Elise und Willam. Meist wird aus der personellen Erzählperspektive von Elise und Lucy erzählt, ab Teil 2 setzt die Autorin eine neue Stimme ein, wodurch die Geschichte einen neuen Protagonisten erhält. Elises Trauer war sehr intensiv und bedrückend, was mich beim Lesen sehr berührt hat. Am Ende des Buches bleiben Kleinigkeiten unbeantwortet, was ich einerseits schade finde, andererseits aber auch reale Entwicklungen darstellt und anschaulich zeigt, wie lange und ausgedehnt sich Krieg und Trauer auf Personen auswirken kann.


Fazit:
„Die Zeit zwischen uns“ ist eine gefühlvolle, berührende und bedrückende Geschichte über Liebe, den 2. Weltkrieg und dessen Folgen. Das Buch hätte mir als ausschließlicher historischer Roman viel besser gefallen, weil der Gegenwarts-Strang einfach unnötig ist.

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Wunderschöner und gefühlvoller Schreibstil, aber Charaktere sind nur Hintergrundstatisten

Denn ohne Musik werden wir ertrinken
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Hazel ist bei ihrer drogensüchtigen Mutter aufgewachsen, die mit ihrem toxischen Drogendealer-Freund in einem Trailerpark wohnt. Da die Mutter nun schwanger ist und weiterhin nicht auf sich und das ungeboren ...

Hazel ist bei ihrer drogensüchtigen Mutter aufgewachsen, die mit ihrem toxischen Drogendealer-Freund in einem Trailerpark wohnt. Da die Mutter nun schwanger ist und weiterhin nicht auf sich und das ungeboren Baby achtet, plant Hazel mit ihr fortzugehen. Um Geld zu verdienen beginnt sie auf der großen Farm von Big Paw zu arbeiten. Dort trifft sie auf dessen Enkel Ian, der ein totaler Frauenheld ist und eine nach der anderen „vernascht“. Sein großer Traum ist es, mit seiner Band erfolgreich zu werden. Nachdem Hazel von zu Hause rausgeschmissen wurde, lebt sie nun auch auf der Farm und trifft vermehrt auf Ian. Er kann Hazel zunächst nicht ausstehen, aber als sie ihm hilft seine Songtexte zu verbessern, kommen sich die gar nicht so ungleichen Protagonisten näher. Anfangs necken sich die beiden noch aus Abneigung und Trotz, aber mit der Zeit entwickeln sie dadurch Zuneigung, was ich richtig schön finde.

Dies ist mein erster Roman von B. C. Cherry und im internationalen Bereich ist sie ja die New Adult-Autorin. Sie kann Emotionen und Liebe wirklich sehr anschaulich und gefühlvoll beschreiben. Am meisten haben mir die Worte in den Szenen gefallen, wenn Hazel oder Ian ihre Liebe füreinander beschrieben oder darüber gesprochen haben. Die Autorin punktet mit ihrem sehr romantischen und herzerwärmenden Schreibstil. Das kann sie ausgesprochen gut!

Die Protagonisten sind ebenfalls sehr anschaulich und plastisch beschrieben. Vor allem, weil die Geschichte abwechselnd aus seiner und ihrer Sicht geschrieben ist. Hazel ist so eine starke Frau und ich war von Seite 1 an begeistert von ihr. Sie hat keinerlei Unterstützung, kämpft aber für ihre Mutter und ihr ungeborenes Geschwisterchen. Sie ist eine Macherin und lässt sich auch nicht von Ians anfänglicher Feindseligkeit entmutigen und schuftet z. B. mehr auf der Farm als alle anderen Mitarbeiter/innen. Ian ist zunächst der Frauenheld und Unfreundlichkeit in Person, weshalb ich echt Angst hatte nicht mit ihm warm zu werden. Aber wie gesagt beschreibt B. C. Cherry die Gefühle der Protagonisten so gut, dass ich mich bald in Ian hineinversetzen und ihn verstehen konnte. Die übrigen Charaktere bleiben hingegen eher blass und erscheinen nur auf der Seite, wenn sie gebraucht werden. Hazels angespannte Beziehung zu ihrer Mutter nimmt zunächst einen großen Stellenwert ein, verschwindet aber zunehmend hinter anderen Aspekten der Geschichte, weshalb ich es extrem schade finde, dass man die große Konfrontation der beiden nicht direkt miterlebt. Leah wird zu Hazels bester Freundin, taucht aber nur vier Mal in der Geschichte als Mittel zum Zweck auf. Auch die Boyband, die eigentlich auch Ians Freunde sind, geht oft hinter der Liebesgeschichte unter. Big Paw ist ein harter Hund mit weichem Herz, doch meines konnte er nie erobern, vor allem nicht, als er zum Schluss Personen dermaßen angreift, die ihm doch nur helfen wollen. Ich finde es schade, dass die übrigen Charaktere nur blasse Statisten sind, die immer nur kurz auftauchen. Genauso ist leider auch die Musik in den Hintergrund getreten. Aufgrund von Titel und Klappentext hätte ich erwartet, dass Musik eine zentrale Rolle in dem Buch spielt. Aber abgesehen von einer gemeinsamen Szene, als Hazel und Ian anfangs Songs zusammen schreiben, findet man sie leider nur noch indirekt in der Karriere der Band wieder.

„Unser Lied ist noch nicht zu Ende. Wir sind gerade mal beim Refrain angekommen, und ich werde für uns singen, für dich, für immer.“, Ian, S. 386

Das Ende des Buches fasst alle losen Stränge zusammen und zeigt deutlich, wie wichtig Freundschaft und Liebe ist. Wir begleiten nicht nur Hazels und Ians romantische Momente, sondern auch Big Paw und Grams rücken mit ihrer jahrzehntelangen Liebe in den Fokus. Manches löst sich zum Schluss viel zu einfach auf, dafür dass es lange ein großes Problem war. Obwohl es Sinn und Zweck des Epilogs ist, die Protagonisten in ihrem zukünftigen Leben zu zeigen, ist mir das Geschehen darin zu überhastet. Ich hätte mir hier ein längeres Ende oder einen ausschweifenderen Epilog gewünscht, damit wie ich im Rest des Buches hätte mitfühlen können. Trotzdem hat mir das Ende von Hazels und Ians gemeinsamer Geschichte gefallen, das durch ähnliche Szenen einen schönen Bogen zum Anfang zog, und ich war erfüllt von den herzerwärmenden Worten der Autorin.


Fazit:
Mein erstes Buch von Brittainy C. Cherry hat mich vor allem durch ihren anschaulichen und gefühlvollen Schreibstil überzeugt. Die Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten ist absolut romantisch und berührend, während alle anderen Charaktere leider sehr blass bleiben und auch die Musik immer mehr in den Hintergrund rückt.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Sehr langwierig

Das Haus an der Herengracht
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Das Buch beginnt mit Theas 18. Geburtstag. Die gewohnten Geburtstagsrituale sind ihr zu kindisch geworden und sie will endlich selbst über ihr Leben bestimmen und dies mit ihrer großen Liebe Walter verbringen. ...

Das Buch beginnt mit Theas 18. Geburtstag. Die gewohnten Geburtstagsrituale sind ihr zu kindisch geworden und sie will endlich selbst über ihr Leben bestimmen und dies mit ihrer großen Liebe Walter verbringen. Zum Geburtstag bekommt Thea einen Theaterbesuch geschenkt, den sie heimlich hinter den Kulissen bei Walter ausdehnt, und muss am Abend einen großen Ball besuchen, auf dem sie auf den Advokaten Jakob trifft, der eine gute Partie wäre.

Thea ist halb schwarz und wurde unehelich geboren, doch ihr Vater und ihre Tante haben sie so gut es geht von dem Spott der Amsterdamer Gesellschaft abgeschottet. Über ihre verstorbene Mutter und weitere Verwandte wird geschwiegen. Somit wächst Thea überbehütet auf und träumt von einem größeren Leben, während sie für die grundlegenden Dinge im Leben sehr naiv ist. Das Haus an der Herengracht ist nach außen hin zwar eine angesehene Adresse, doch innendrin wird es nicht nur durch die verkauften Gemälde immer leerer. Wie auf dem wunderschönen Cover in dem Puppenhaus angedeutet, hat jede/r von ihnen einen eigenen Platz und Willen, was die Familienmitglieder oft entzweit. Eine Familie voller Geheimnisse. Eine verarmte Familie, die auf die ungewisse Zukunft ihres jüngsten Sprösslings blickt, während diese von einer Zukunft mit ihrem Liebsten träumt.

"Sag etwas, denkt Thea. Sie wünscht sich, dass er diesen seltsamen Zauber bricht mit Worten, die sie aus diesem Raum in die Welt hinaus führen.", S. 104

Diese Geschichte trägt eher einen zauberhaften Touch, als ein spannender historischer Roman zu sein. Der Schreibstil ist sehr ausschweifend, denn die Autorin beschreibt das Geschehen nicht nur mit oft schönen, sondern auch vielen Worten. Dadurch zieht sich die Handlung immer mehr, wodurch ich die Geschichte zwar nicht langweilig, aber doch sehr langwierig fand. Ich konnte das Buch schnell und flüssig lesen, aber es hat mich nicht immer gefesselt und die Lust darauf ist mir zunehmend vergangen. Vor allem am Schluss war es durch das Geschehen klar, wie es endet, aber genau diese Handlung wurde noch sehr lang und breit beschrieben. Außerdem ist Thea sehr wohlbehütet aufgewachsen, wodurch sie anfangs arg naiv ist. Sie wächst in einer Zeit auf, in der Geld und Ansehen eine große Rolle spielen. Schlimmer noch, ihre Familie ist eigentlich schon verarmt, doch Thea ist so naiv und egoistisch, dass sie stets besserwisserisch auf die große Liebe pocht. Theas Charakter hat mich dadurch anfangs etwas genervt (wurde besser), aber genau dieser Gegensatz ihrer verliebten Träume und der bedrückenden Situation ihrer Familie ist der Kernpunkt der Geschichte und von der Autorin sehr gut dargestellt. Ein weiteres bezauberndes Detail der Geschichte sind die Miniaturen, die auf der Türschwelle an der Herengracht auftauchen. Die kleinen Figuren werden von einer Miniaturistin gefertigt, die Theas Tante Nella herbeisehnt, doch ihre Köchin fürchtet. Warum dem so ist, wurde leider nie ganz aufgeklärt und ich musste erkennen, dass dieses Buch eine aufbauende Fortsetzung von „Die Magie der kleinen Dinge“ ist, in dem es um die junge Nella und deren Puppenhaus und Miniaturen geht. Dadurch konnte ich den Teil der Geschichte nie greifen, die Vergangenheit von Nella und Otto (Theas Vater) wurde jedoch im Laufe der Geschichte genügend erwähnt.


Fazit:
„Das Haus an der Herengracht“ ist eine eher zauberhafte Geschichte über eine verarmte Familie, die die junge Thea in sicheren Händen wissen will, die derweil aber von der großen Liebe träumt. Die Geschichte wird sehr anschaulich und beschreibend dargestellt, doch oft auch grundlos ausgeschmückt und in die Länge gezogen. Die Handlung ist recht gut gefüllt, doch irgendwann zieht es sich beim Lesen. Und ich hatte den Eindruck, mir hat das Gefühl und Wissen für die Handlung gefehlt, da ich den vorherigen Band um die Amsterdamer Miniaturistin nicht gelesen habe.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Von der Autorin ungewohnt überhastet und wenig emotional

Verlorene Herzen auf Blackrish Castle (Träume von Irland)
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Die Kunsttherapeutin Vicky erstickt an der Trauer über den Selbstmord ihrer Schwester, schließlich weiß ihre Familie nicht einmal, warum diese es getan hat. Somit ergreift Vicky die Chance und bewirbt ...

Die Kunsttherapeutin Vicky erstickt an der Trauer über den Selbstmord ihrer Schwester, schließlich weiß ihre Familie nicht einmal, warum diese es getan hat. Somit ergreift Vicky die Chance und bewirbt sich für einen Künstleraustausch in Irland. Dort lebt sie mit drei anderen Künstler/innen, die alle unterschiedliche Medien verwenden, in einem alten Castle. Kurz nach ihrer Ankunft findet Vicky einen verletzten Mann am Strand. Brendan (so nennt Vicky ihn) hat sein Gedächtnis verloren und zieht bald darauf bei ihr im Castle ein. Als sie herausfinden wer er ist, scheint die Gegenwart und Vergangenheit unvereinbar zu sein.

Die Geschichte beginnt sehr emotional mit dem Prolog, in dem Vicky ihre Gefühle auf der Beerdigung ihrer Schwester schildert. Ihre Dumpfheit, die Wut, den Schmerz… leider ist dies für mich der berührendste Moment in der Geschichte. Danach konnte ich Vicky immer weniger verstehen. Ihre Gefühle werden teilweise noch beschrieben, was sie mir leider nicht sympathischer gemacht hat, aber die anderen Charaktere gehen hinter der Liebesgeschichte unter und bleiben immer flach. Beim Künstleraustausch nehmen drei weitere internationale Kreative teil, die jedoch kaum eine Rolle spielen. Die Künstler-WG bildet nur die Rahmenbedingung, spielt kaum eine Rolle und ist unrealistisch. Hieraus hätte man viel mehr machen können. Auch der Grund für Brendans Gedächtnisverlusts wird kaum thematisiert. Allgemein fehlt dem Roman ein bisschen Füllung, die Geschichte hätte viel mehr ausgearbeitet werden müssen: Handlung sowie Emotionen. Die Geschichte bietet viel Potenzial, aber andere Charaktere oder Situationen als Vickys und Brandons Liebesbeziehung finden kaum Raum.

>>Für die besonderen Ereignisse im Leben muss man den Verstand ausblenden und seinem Bauchgefühl folgen, denn Gefühle fragen niemals, ob es gerade passt. Wenn man sie jedoch unterdrückt, entgehen einem womöglich unzählige lebendige Stunden. Wir wissen nicht, was morgen ist, darum sollten wir jeden Tag willkommen heißen.<< 93 %

Auch der typische Schreibstil von Josefine Weiss, der die Emotionen der Protagonisten wunderschön beschreibt und optimal vermittelt, hat mir gefehlt. Manchmal blitzte die wunderschöne und emotionale Wortwahl der Autorin auf, wie im Prolog und einem Brief eines Charakters. Jedoch konnte mir Josefine Weiss diesmal nicht die Gefühle der Protagonisten verständlich nahe bringen und ich bin enttäuscht. Die Autorin kann es definitiv besser und ich freue mich schon auf die nächste Geschichte von ihr, die mich (hoffentlich) wieder mitten ins Herz trifft.

Die Landschaft und Besonderheiten Irlands werden von der Autorin gut beschrieben und in das Geschehen eingeflochten. Durch Vickys Vorträge über ihre Lieblingsbildhauerin kommt sie auf der Insel herum und es werden Orte und Feste besucht und beschrieben, von denen ich noch nie gehört habe. Dies und die typischen irischen Details haben ein wunderbares Setting ergeben.



Fazit:
„Verlorene Herzen auf Blackrish Castle“ hat mich auch leider kurz nach dem Prolog verloren. Diesem Roman fehlt so vieles, was ich bisher von Josefine Weiss gewöhnt bin. Die Geschichte beinhaltet zu wenig von ihrer Rahmenhandlung der Künstler-WG, der gefühlvolle und emotionale Schreibstil der Autorin fehlt und somit auch die Bindung zu den eher flachen Charakteren. Ich bin enttäuscht, da ich von der Autorin bereits sehr ergreifende Geschichten kenne. Das Setting in Irland hat mir wunderbar gefallen und viel Input für mein Traumreiseziel gegeben.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Besonders: Besonders raffiniert geschrieben, besonders viele Themen und besonders unnötig gehypt

Morgen, morgen und wieder morgen
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Sam und Sadie lernten sich als Kinder kennen, als beide im Krankenhaus waren. Sam hatte durch einen Autounfall mehrere Knochenbrüche in seinem Fuß und Sadie war wegen der ernsten Krankheit ihrer Schwester ...

Sam und Sadie lernten sich als Kinder kennen, als beide im Krankenhaus waren. Sam hatte durch einen Autounfall mehrere Knochenbrüche in seinem Fuß und Sadie war wegen der ernsten Krankheit ihrer Schwester oft zu Besuch. Zusammen haben sie die öden Stunden beim Spielen von Super Mario verbracht und sich über Videospiele besser kennen gelernt. Das Buch steigt nun ein, als die beiden Protagonisten studieren und sich zufälligerweise an der U-Bahn-Station wiedertreffen. Sadie gibt Sam eine Diskette mit ihrem selbst entwickelten Spiel und bald darauf erstellen sie zusammen ihr erstes gemeinsames, das der Anfang ihrer erneuten Freundschaft und (gemeinsam mit Sams Freund Marx) Karriere in der Gaming-Branche ist. Beginnend in den 90ern begleiten wir Leser/innen die beiden bzw. drei Freunde über mehr als 10 Jahre durch die Höhen und Tiefen des Lebens.

Gabrielle Zevin hat hier einen umfassenden Roman über eine Freundschaft geschaffen, eine realistische, enttäuschende, erfolgreiche und traurige Freundschaft. Gekonnt wird zunächst von Sam und Sadies Wiedersehen und deren Kennenlernen erzählt und, während von der Gegenwart berichtet wurde, schrittweise immer mehr darauf aufgebaut. Es gibt viele Sprünge in die Vergangenheit und Situationen, in denen vergangene Momente nochmals aufgegriffen und genauer erläutert werden, wodurch das Geschehen immer mehr gefüllt wurde. So hat Zevin sehr raffiniert eine vielschichtige Freundschaft bzw. Geschichte geschaffen, was für mich eine der Königsdisziplinen von Autor/innen ist. Trotzdem hat manches auch gestört, weil Dinge aufkamen, z. B. Sams Hund, bei denen ich zunächst sehr viele Fragen im Kopf hatte, diese aber erst viel später wieder aufgegriffen werden und ich bis dahin unsicher war, was dies nun zu bedeuten hatte. Manches jedoch ist nur ein kleines Detail im großen Ganzen und spielte später keine weitere Rolle mehr, auch eigentlich große Ereignisse im Leben, wie der erste Erfolg und die Firmengründung deswegen, gehen oft unter. Anderes bringt einfach nur Symbolik ins Geschehen, wie die Autobahnen. Dies machte mich zunehmend unsicher und ich konnte vieles nicht mehr einschätzen. Gabrielle Zevin erzählt die Geschichte überwiegend aus den beiden Perspektiven von Sadie und Sam, manchmal auch wie ein auktorialer Erzähler, wenn sie z. B. mal auf Situationen vor- oder zurückgreift. Einige Kapitel sind aber auch aus der Sichtweise anderer Charaktere oder sogar durch Computerspiele erzählt, was das Geschehen nochmals spannender und intensiver macht.

>>Es ist mehr als romantisch. Es ist besser als eine romantische Beziehung. Es ist Freundschaft.<<, S. 137

Mein größter Kritikpunkt an der Geschichte ist die Entwicklung von Sams und Sadies Beziehung. Es kommen einige Dinge auf, die ich in einer Freundschaft nicht gut finde und eine/r der beiden wurde mir dadurch viel unsympathischer. Außerdem hat ihre Kommunikation auch nicht immer gepasst. Ich könnte hier mit einem Satz schreiben, was mich so an ihrer Freundschaft gestört hat, aber das wäre indirekt schon ein Spoiler… ich wurde einfach unzufrieden mit der Beziehung der beiden und da ich Sadie und Sam mit der Zeit nicht mehr gleichwertig gern hatte, konnte ich im weiteren Verlauf nicht mehr so mitfühlen wie anfangs, weil mir zunehmend das Verständnis dafür gefehlt hat. Die Autorin hat den gewissen Charakter durchgängig authentisch dargestellt, andererseits auch einen realitätsnahen Aspekt einer Freundschaft aufgezeigt, aber manchmal stört und nervt einem beim Lesen etwas sehr, wie hier mich.

Durch den großen Zeitraum, in dem die Geschichte spielt, kommen auch sehr viele wichtige Themen vor, die im Leben eine große Rolle spielen – insgesamt fast schon zu viele. Man spürt, dass das Buch in der heutigen Zeit, wo immer mehr Sensibilität für einige dieser Probleme vorhanden ist, geschrieben wurde. Einerseits ist das Leben der drei Protagonisten realistisch, andererseits erleben sie jedoch auch sehr viel. Es werden Themen wie Sexismus, (der Umgang mit) Behinderung, soziale Unterschiede, verschiedene Arten von Liebesbeziehungen und vieles mehr angesprochen.

>>Bevor ich dich kennengelernt habe, war ich einsam. Ich habe mich in meiner Familie, bei meinen Freunden und sogar in den Armen meiner Liebhaber einsam gefühlt, und irgendwann dachte ich: Zu leben bedeutet, zu akzeptieren, dass man im Grunde allein ist.“, Simon, S. 382

Durch den Zeitgeist und die Thematik der Videospiele und deren Entwicklung durch die Protagonisten, ist diese Geschichte für Fans von Computerspielen oder Kinder der 90er quasi schon ein Muss, aber trotzdem auch gut zu lesen, wenn man nicht viel Videospiele kennt. Die Autorin beschreibt die bekannten Spiele und auch die neu entwickelten von Sam und Sadie sehr gut, sodass man dem Geschehen stets folgen kann. Besonders schön finde ich auch, dass das dazu passende Cover und auch der Titel im Buch eine Rolle spielen bzw. eben genau deswegen so gestaltet wurden.


Fazit:
„Morgen, Morgen und wieder Morgen“ ist fast nur eine mittelmäßige Geschichte, die aber doch sehr raffiniert und vielschichtig geschrieben ist, was man als Autor/in können muss und Gabrielle Zevin auf jeden Fall tut. Die Freundschaft im Buch hat sich anders entwickelt, als ich mag, aber doch ist sie andererseits teilweise realistisch. Die Geschichte ist meiner Meinung nach viel zu sehr gehypt, aber eben auch eine, die definitiv lesenswert ist, auch wenn sie nicht jede/r Leser/in lieben wird.

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