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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2020

Eine etwas andere Familiengeschichte

Die Bagage
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Der Leser taucht ein in das Jahr 1914. Es ist der erste Weltkrieg. In einem kleinen Bergdorf wird Josef eingezogen, seine Frau Maria muss er mit ihren 4 Kindern zurücklassen. Von allen wird diese Familie ...

Der Leser taucht ein in das Jahr 1914. Es ist der erste Weltkrieg. In einem kleinen Bergdorf wird Josef eingezogen, seine Frau Maria muss er mit ihren 4 Kindern zurücklassen. Von allen wird diese Familie als „Die Bagage“ bezeichnet, die Dorfbewohner meiden sie. In dieser schweren Zeit lebt Maria mit ihren Kindern von der Gunst des Bürgermeisters. Währenddessen darf ihr Mann Josef zweimal zum Heimaturlaub nach Hause kommen. Als ihr Bauch beginnt zu wachsen, gerät sie ins Visier der Dorfbewohner. Sie ist schwanger mit Grete, die Mutter der Autorin. Monika Helfer erzählt die Geschichte ihrer Familie. Von ihrem Großvater, der Tante, den Geschwistern und ihrer schönen Mutter. Sie bezeichnet sie selbst als keine „heilige Familie“. Mir hat bei diesem Buch der rote Faden gefehlt. Es bleiben viele Fragen offen. Ja, Josef hat anscheinend nie mit Grete gesprochen, weil er davon ausging, sie sei nicht von ihm. Wo blieben die Gedanken und Gefühle von Grete und dem Rest der Sippe? Manche Situationen blieben mir unschlüssig, was dort wirklich passierte, fiel mir gedanklich schwer nachzuvollziehen. Obwohl der Schreibstil so klar zu folgen war, wurde ich von diesem kurzen Roman doch etwas enttäuscht. 3,5/5 Sternen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2018

Verworrene Handlungsstränge

Deine letzte Stunde
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„Die letzte Stunde“ von Carlos Montero handelt von der jungen Aushilfslehrerin Raquel, die für 7 Monate eine Vertretung im Galizischen Novariz antritt. Der Literaturkurs in einer 12. Klasse birgt viele ...

„Die letzte Stunde“ von Carlos Montero handelt von der jungen Aushilfslehrerin Raquel, die für 7 Monate eine Vertretung im Galizischen Novariz antritt. Der Literaturkurs in einer 12. Klasse birgt viele Geheimnisse. Ihre Vorgängerin Viruca wurde ertrunken aufgefunden. Raquel erlebt auch Mobbing in ihrem Kurs. War es eventuell doch kein Selbstmord und was haben Virucas Schüler damit zu tun? Als sie schließlich einen Zettel mit der Aufschrift „und wann stirbst du wohl“ auffindet, fängt sie an eigenständig zu ermitteln und findet sich in einem Sumpf voller Lügen wieder, der für sie selbst bald zur Gefahr wird.
Dieses Buch hat mich anfangs mitgerissen. Die Handlung, der Schreibstil, alles war stimmig und machte Lust auf mehr. Das Problem entwickelte sich dann in der Mitte der Handlung. Einige unrealistische Wendungen, falsche Fährten, die offensichtlich gelegt wurden und dann das Ende, das das volle Potenzial dieses Buches überhaupt nicht ausgeschöpft hat. Ich konnte mit keinem der Charaktere so wirklich sympathisieren, dafür waren mir ihre Beweggründe immer viel zu naiv oder unglaubwürdig. Raquel zum Beispiel, hatte mehrere Möglichkeiten die Sache durch die Polizei zu beenden. Stattdessen begibt sie sich in Gefahr und lügt alle an. Sympathisch ist anders. Das Buch auch.

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Veröffentlicht am 08.10.2018

Große Gefühle, Leidenschaft und die ganz große Liebe

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Avery Stowe braucht dringend einen Neuanfang und zieht mit ihrer autistisch veranlagten Tochter Hailey zu ihrer Mutter nach Redwood. Gleich zu Beginn bringen die beiden einen gefundenen und schwer verletzten ...

Avery Stowe braucht dringend einen Neuanfang und zieht mit ihrer autistisch veranlagten Tochter Hailey zu ihrer Mutter nach Redwood. Gleich zu Beginn bringen die beiden einen gefundenen und schwer verletzten Welpen zu den Redwood Tierärzten. Die drei Brüder Fynn, Cade und Drake O’Grady haben eine Tierarztpraxis vor Ort und sind durch ihre Attraktivität auch hoch im Kurs bei der Frauenwelt. Als Avery das erste Mal auf Cade trifft, hält er sie für eine verantwortungslose Tierbesitzerin, was ihm im Nachhinein sehr leidtut. Zwischen Cade und Avery ist von Anfang an eine besondere Anziehungskraft vorhanden. Da Cade in dem Örtchen Redwood als Frauenheld verschrien ist, hat Avery so anfangs ihre Zweifel sich auf ihn einzulassen. Auch ihre letzte Beziehung zu ihrem Ex macht die Sache nicht einfacher…
Der locker-flüssige Schreibstil und das wunderschöne Abbild Redwoods machen diesen Roman zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis. Die Nebencharaktere, wie zum Beispiel die Praxistiere oder die schrulligen Singlefrauen, die mit den Wehwechen ihrer Haustiere und mit Aufläufen die Praxis besuchen, sind Highlights, die die Handlung auflockern und nicht langweilig machen. Was Cade und Avery betrifft, finde ich, dass Avery viel zu ängstlich ist und andere Männer dadurch schon längst ihr Interesse verloren hätten. Cade hingegen, wird durch Avery sesshaft, was durchaus realistisch ist. Seine Handlungsmotive sind mir dennoch zu sehr auf Avery fixiert. Ich hätte mir gewünscht, dass vielleicht die Sache mit seinem Vater eine noch größere Rolle hätte spielen können. Nichtsdestotrotz konnte ich dieses Buch nicht ablegen, da es sehr packend war und zum Träumen angeregt hat.
Ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten beiden Tierarztgeschichten, da das Potenzial dieser Reihe unglaublich groß ist. Der erste Band hat durch seine bildliche und humoristische Auflockerung im Hintergrund, und der großen Lovestory im Vordergrund ein sehr stimmiges Gesamtbild abgegeben. Jederzeit würde ich dieses Buch weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Funkelnde Sterne und Augen

Nebenan funkeln die Sterne
4

Emma Martins ist Webdesignerin und lebt abgeschottet von ihrer Außenwelt in einem kleinen Einzimmerappartement in London. Sie setzt kaum einen Fuß vor die Tür. Ihre große Dachterrasse ist ihr einziger ...

Emma Martins ist Webdesignerin und lebt abgeschottet von ihrer Außenwelt in einem kleinen Einzimmerappartement in London. Sie setzt kaum einen Fuß vor die Tür. Ihre große Dachterrasse ist ihr einziger realer Blick auf die Außenwelt. Doch es gab auch eine andere Zeit, mit einem festen Freund und einem guten Freundeskreis in Deutschland., die jetzt so weit entfernt scheint. Nebenbei pflegt sie ihren Instagramaccount, der wahnsinnig viele Follower anzieht, da sie dort eine Scheinwelt aufbaut, die es leider im realen Leben nicht gibt. Ihr Leben scheint völlig an der Realität vorbeizugehen, bis eines Tages ein neuer Nachbar einzieht, mit dem sie sich auch noch ausgerechnet ihre große Dachterrasse teilen muss…

Ein flüssiger Schreibstil, eine moderne Welt und lebendige Charaktere machen diese Geschichte zu einem definitiven Lesehighlight. Gerade die Verknüpfung zu Instagram trifft den Nerv der heutigen Zeit. Emma wird dadurch sehr modern dargestellt und viele Leser können sich auch mit ihr identifizieren. Ein hellblaues Cover mit funkelnden Sternen steht im Einklang zum Inhalt und dem Titel des Buches. Mir kommt das Gesamtwerk dadurch sehr stimmig vor. Das letzte Drittel des Romans hätte noch etwas detaillierter und ausführlicher abgehandelt werden können. Auch die Gedankengänge einiger Charaktere kommen mir im letzten Teil zu kurz.

Lilly Adams schafft es, ein modernes Märchen im Herzen Londons ins Leben zu rufen. In einer heutzutage immer schneller werdenden und in die Anonymität versinkenden Welt, ist diese Geschichte wieder ein Anreiz ins Träumen zu geraten. Durch diese sehr moderne Liebesgeschichte werden beim Lesen die Sterne für viele sehr hell funkeln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 29.09.2018

Eine tiefgreifend prägende Bildungsgeschichte, die einem die Sprache verschlägt

Befreit
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Lange habe ich überlegt, wie ich das Gelesene in Worte fassen soll. Das Cover und die eigene Meinung zu diesem Buch sind eigentlich sekundär. Wichtig sind die gelesenen Zeilen, die mich zum Teil sprachlos ...

Lange habe ich überlegt, wie ich das Gelesene in Worte fassen soll. Das Cover und die eigene Meinung zu diesem Buch sind eigentlich sekundär. Wichtig sind die gelesenen Zeilen, die mich zum Teil sprachlos gemacht haben.

Vorweg muss ich etwas zum Titel „Befreit- Wie Bildung mir die Welt erschloss“ mitteilen. Als ich zum ersten Mal diesen Titel las, dachte ich an ein Sachbuch, eine Art Anleitung, die mir helfen könnte die Welt zu verstehen. Weniger an eine tiefgreifende Autobiographie. Vergleicht man diesen Titel mit dem englischen Original, so ist er mit dem Inhalt des Buches nicht ganz stimmig: „Educated“ hat die Bedeutung, sich Wissen anzueignen. Daraus resultiert die Übersetzung „gebildet“. „Befreit“ widerum erschließt sich mir aus dem vorhergehenden Status des Gefangenseins und eines neuen Lebens, das daraus beginnen kann. Dabei dominiert meines Erachtens eher die körperliche Gefangenschaft, anstatt die geistige.

Tara Westover lebt mit ihren Eltern und Geschwistern auf einem Berg Idahos. Sie wächst in einer Familie auf, die streng mormon lebt. Wobei es im Laufe der Geschichte viele Aspekte gibt, die dies widerlegen. Ihr Vater, bipolar gestört, ihre Mutter eine illegale Hebamme, die ihr Geld mit heilerischen Ölen verdient und ein Bruder, der gewalttätig ist. Jede heikle und problematische Situation, wird mit ihrem Glauben erklärt. Unfälle und Verletzungen werden nicht vom Arzt behandelt, sondern mit Mutters Tinkturen. Alles ist gottgewollt. Tara geht nicht zur Schule und muss auf dem Schrottplatz ihres Vaters aushelfen. Bildung ist ihr fern, alles was ihr Vater sagt, ist Gesetz. Eigentlich ist sie sich sicher, dass sie bald einen Mann heiraten wird, der sich in dieser Familie miteinbringt und sie mit ihrer Mutter weiter als Hebamme arbeiten wird. Mit großen Schritten kommt dann jedoch alles anders. Sie schafft es aufs College, dann nach Cambridge. Ein Sprung, der nach und nach das Bild, das sie von ihrer Familie hatte, sprengen lässt.

Viele Passagen dieses Werkes muss man gelesen haben. Gerade auch die Beziehungsgeflechte und Handlungen, die meistens so gar nicht nachzuvollziehen sind, haben mich oft nachdenken lassen, was Menschen bewegt, so zu handeln. Tara, die bis zum Ende ihre Familie trotz allen Geschehnissen nicht aufgeben wollte, ist zu bewundern. Manchmal ist es doch besser, mit Familie zu brechen, als andauernd eine Last mit sich rumzutragen, die wie in ihrem Fall, auch zur Gefahr werden kann. Ich bin erstaunt über so viel Kraft, Mut und Ausdauer. Danke für dieses Buch. Es ist so wichtig, solche Geschichten aufzuschreiben, denn es gibt auf dieser Welt Menschen, dessen Geschichte wir lesen müssen. Einfach um daraus lernen zu können.

Und nochmal zum Titel: Tara ist während dieser Geschichte nie wirklich gefangen. Nur ungebildet. Natürlich befreit sie sich durch Bildung aus ihrem alten Leben. Das Gewicht und der Fokus sollten dennoch auf Bildung liegen. Denn dieser ist nun mal der Schlüssel zu Taras Befreiung.