Mysteriös und düster
Die Bibliothek von EdinburghDie 14jährige Ropa hat die Schule abgebrochen, um Geistersprecherin zu werden: sie redet mit den Toten und überbringt den Lebenden deren Botschaften. Dies tut sie mitnichten aus reiner Nächstenliebe, sondern ...
Die 14jährige Ropa hat die Schule abgebrochen, um Geistersprecherin zu werden: sie redet mit den Toten und überbringt den Lebenden deren Botschaften. Dies tut sie mitnichten aus reiner Nächstenliebe, sondern um ihre Familie über Wasser zu halten, welche nur noch aus ihrer kleinen Schwester und ihrer Großmutter besteht. Letztere ist blind und benötigt zusätzlich teure Medikamente. Normalerweise ist ihr Job recht harmlos, doch dann verschwinden plötzlich Kinder. Manche haben das „Glück“ zurückzukehren, allerdings scheinen sie dann nur noch leere Hüllen zu sein.
Ropa übernimmt eher widerwillig die Aufgabe nach dem vermissten Sohn einer verzweifelten Geisterfrau zu suchen, schließlich kann diese sie nicht bezahlen. Erst später entwickelt sie wirkliches Interesse für den Fall und setzt alles daran die Kinder zu finden. Auf mich wirkt Ropa doch recht kalt und gleichgültig auf mich, so dass sie mir leider insgesamt nicht besonders sympathisch wurde. Natürlich wäre die Last, welche auf ihren Schultern liegt, schon für jeden Erwachsenen schwer zu tragen und sie ist schließlich erst 14! Die Familie ist arm, hungert und lebt ständig in der Gefahr ihr Zuhause zu verlieren. Ropa ist die einzige, die überhaupt Geld verdienen kann - sehr viel Verantwortung für ihr Alter. Dennoch finde ich ihr Verhalten gegenüber ihren Kunden und somit den hilfsbedürftigen Geistern oft einfach gemein. An dieser Stelle möchte ich gerne Ropas Sidekick, eine Fuchs-Dame erwähnen! Sowas liebe ich ja 🦊
Die Geschichte wird aus Ropas Sicht erzählt. Daher ist der Schreibstil ziemlich umgangssprachlich, jugendlich und manchmal ganz schön rotzig. Das ist bestimmt gewöhnungsbedürftig, passt aber gut zur Protagonistin.
Das Setting eines dystopischen Edinburgh, welches nach einer dem Leser unbekannten Katastrophe definitiv wohl schon bessere Zeiten gesehen hat, hat mir gut gefallen. Magie und paranormale Phänomene sowie den Umgang damit gehören zum normalen Alltag und unterliegen strengen Regeln. Diese phantastischen Elemente fand ich mega spannend, ebenso Ropas spezielle afrikanisch-schottischen Magie. Gerne hätte ich über alles noch mehr erfahren! Schade, dass die titelgebende (okkulte) Bibliothek kaum eine Rolle spielt.
„Die Bibliothek von Edinburgh“ ist ein mysteriöser und düsterer Auftakt, der uns mit einem grausamen und schockierenden Ende überrascht.