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Veröffentlicht am 02.05.2022

Sehr emotional: mal tragisch und ungerecht, dann wieder herzerwärmend und berührend

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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Postbote Albert Entwistle ist 64 Jahre alt und steht kurz vor der Pensionierung. Die letzten Jahrzehnte hat er jeden Kontakt zu seinen Kollegen und Mitmenschen auf das nötigste beschränkt. Doch jetzt wird ...

Postbote Albert Entwistle ist 64 Jahre alt und steht kurz vor der Pensionierung. Die letzten Jahrzehnte hat er jeden Kontakt zu seinen Kollegen und Mitmenschen auf das nötigste beschränkt. Doch jetzt wird ihm klar, dass er künftig ganz schön einsam sein wird. Als dann auch noch seine Katze stirbt, beschließt er, dass sich schleunigst etwas ändern muss. So beginnt er sich Stück für Stück zu öffnen und auf andere zuzugehen. Zudem nimmt er all seinen Mut zusammen und macht sich auf die Suche nach seiner Jugendliebe George.

Das Buch spielt in zwei Zeitebenen. Es beschreibt, wie Albert und George sich kennengelernt haben, ebenso wie die Probleme und Vorurteile mit denen Homosexuelle in den 1970er Jahren zu kämpfen hatten. Zwar war Homosexualität ab einem Alter von 21 Jahren mittlerweile legal, aber gesellschaftlich absolut nicht anerkannt. Dementsprechend haben die beiden sich immer heimlich treffen müssen und hatten ständig Angst entdeckt zu werden.

In der Gegenwart gibt es neben Alberts Perspektive auch noch die Sicht der jungen alleinerziehenden Mutter Nicole, welche mit ihrer kleinen Tochter an der Armutsgrenze lebt. Sie macht eine Ausbildung zur Kosmetikerin und ihre Wohnung befindet sich auf Alberts Post-Runde.

Sämtliche Charaktere sind sehr liebenswert, ihre Schicksale haben mich gefesselt und mitgerissen. Mir tat Albert unheimlich Leid, ich habe sowohl früher als auch heute mit ihm mitgefiebert und gelitten. Dabei geht es vor allem um Scham und Mut, Selbstverleugnung und -akzeptanz. Umso schöner war natürlich, was passiert ist als er den Entschluss gefasst hat, sich endlich zu zeigen wie er wirklich ist. Es ist nie zu spät sein Leben zu ändern, ein Abenteuer zu beginnen und um zweite Chancen zu kämpfen. Die Geschichte ist zart, einfühlsam, emotional, mal tragisch und ungerecht und dann wieder unheimlich herzerwärmend und berührend.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2022

Wenn das Leben andere Pläne hat

Gleichung mit zwei Unbekannten
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Cate liebt Zahlen, Ordnung und behält gerne die Kontrolle. Ihre Mitmenschen, allen voran ihre Kollegen, bereiten ihr dagegen Kopfzerbrechen. Diese scheinen sie ständig falsch zu verstehen und nur das Schlechte ...

Cate liebt Zahlen, Ordnung und behält gerne die Kontrolle. Ihre Mitmenschen, allen voran ihre Kollegen, bereiten ihr dagegen Kopfzerbrechen. Diese scheinen sie ständig falsch zu verstehen und nur das Schlechte in ihr zu sehen. Daher konzentriert sie sich vollkommen auf ihre Karriere in der Bank und ihr Ziel Mitglied des Vorstands zu werden. Als plötzlich ihre Cousine unangekündigt vor der Tür steht, wirbelt sie Cates Leben ganz schön durcheinander und erinnert sie außerdem an ihre schmerzhafte Vergangenheit, welche sie am liebsten vergessen würde. Als sie dann auch noch Matthis kennenlernt, ist das Gefühlschaos vorprogrammiert.

Zu Beginn ist Cate wirklich eine schwierige und anstrengende Person. Sie ist distanziert, mürrisch, überheblich, ungerecht, besonders in ihrer Führungsposition auf der Arbeit. Da wundert es einen nicht, dass ihre Mitarbeiter nicht gut auf sie zu sprechen sind. Schnell bemerkt man jedoch, dass vieles ein Schutzmechanismus ist und aus Erlebtem resultiert. Zum Glück erkennt auch Cate selber ihre Schwächen und möchte sich verändern. Von Seite zu Seite wurde sie mir sympathischer, auch wenn ich persönlich einige Reaktionen nicht ganz nachvollziehen konnte und recht unfair fand. Doch man kann seine Persönlichkeit eben nicht von heute auf morgen umkrempeln und Traumata nicht von jetzt auf gleich überwinden. Daher ist ihr Verhalten wahrscheinlich durchaus authentisch. Ich mochte ihre Entwicklung auf jeden Fall gerne.

Ihre Cousine Joanne und auch Matthis habe ich direkt ins Herz geschlossen. Joanne ist quirlig, extrovertiert und ständig auf Achse. Zudem ist sie für Cate da und das obwohl diese nicht immer nett zu ihr war. Matthis ist liebevoll, hilfsbereit, spontan und lässt sich von Cates Marotten nicht abschrecken. Einfach ein toller Typ. Außerdem erwähnenswert: Kater Whiskey, der gerne noch eine größere Rolle hätte spielen können.

Insgesamt wird es sehr emotional, es gibt einige Ungerechtigkeiten, aber natürlich auch viele schöne Momente. Außerdem können wir ein paar interessante Orte entdecken, denn die Geschichte spielt in Hamburg, aber auch teilweise am Meer, was mir echt gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Rasant, chaotisch und actiongeladen

Die magischen Buchhändler von London
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Susan hat vor nach London zu ziehen, weil sie dort in Kürze ihr Studium beginnen wird. Vorher möchte sie allerdings gerne ihren Vater finden. Ihr einziger Hinweis führt sie zu Onkel Frank, doch dort angekommen ...

Susan hat vor nach London zu ziehen, weil sie dort in Kürze ihr Studium beginnen wird. Vorher möchte sie allerdings gerne ihren Vater finden. Ihr einziger Hinweis führt sie zu Onkel Frank, doch dort angekommen tun sich einige Komplikationen auf. Buchhändler Merlin rettet sie und eröffnet ihr damit eine bisher unbekannte Welt voller Magie und allerlei furchteinflößender Wesen. Während Susan ihrem Vater immer näher kommt, scheint auch Merlin endlich Rache am Mörder seiner Mutter nehmen zu können.

Die magischen Buchhändler Londons gehören einem Geheimbund an und haben spezielle Fähigkeiten: Abhängig davon, ob sie Links- oder Rechtshänder sind, nutzen sie ihr kämpferisches Talent oder ihr Wissen, ihren Geist und Beschwörungen, um die Menschheit vor der übernatürlichen Welt zu schützen.

Man wird von der ersten Seite an direkt ins Geschehen geworfen. Die Handlung ist rasant, chaotisch und actiongeladen. Die Charakter sind definitiv etwas besonderes: Susan selbst ist stark, mutig und findet sich ziemlich schnell mit den neu gewonnenen Erkenntnissen ab. Merlin ist eine charmante, kluge und skurrile Persönlichkeit mit fragwürdigem Kleidungsstil. Auch seine Schwester Vivien schließt man direkt ins Herz. Die Drei sind ein tolles Trio, bei deren Unterhaltungen immer wieder ein schräger britischer Humor voller Sarkasmus durchkommt. Es gibt auch eine kleine Liebesgeschichte, die aber eher am Rand eine Rolle spielt und die ich persönlich jetzt nicht so sehr gefühlt habe.

Es ist ein wilder Ritt, der einfach Spaß gemacht und mich sofort gefesselt hat. Schade, dass es wahrscheinlich ein Einzelband bleiben wird.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Wechselbad der Gefühle

Ich kann dich fühlen
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Kat startet voller Elan in ihr Studium. Dabei will sie vor allem nicht unnötig auffallen und ihre Prüfungen möglichst gut bestehen. Sie erhofft sich durch diesen Neustart außerdem endlich ihre schmerzhafte ...

Kat startet voller Elan in ihr Studium. Dabei will sie vor allem nicht unnötig auffallen und ihre Prüfungen möglichst gut bestehen. Sie erhofft sich durch diesen Neustart außerdem endlich ihre schmerzhafte Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch gleich am ersten Abend durchkreuzt Frauenheld Carter ihre Pläne und wirbelt ihr unscheinbares Leben ganz schön durcheinander. Er lockt sie aus ihrer Komfortzone, weckt längst vergessene Gefühle in ihr. Grade als sie glaubt, sich einem anderen Menschen wieder öffnen zu können, wird ihr Vertrauen auf eine harte Probe gestellt.

Diese Geschichte ist hauptsächlich aus Kats Sicht geschrieben, einige wenige Kapitel legen aber auch Carters Gedanken- und Gefühlswelt offen. Für mich die perfekte Mischung. Er ist zwar äußerst charmant und fürsorglich, ohne diese Perspektivenwechsel hätte ich ihn aber wahrscheinlich weniger sympathisch gefunden, weil er oft ziemlich distanziert wirkt und von jetzt auf gleich „dicht macht“. So konnte ich mich gut in die Protagonisten hineinversetzen. Beide haben einiges zu verarbeiten und tun sich damit doch eher schwer. Auch Kats Unsicherheiten und Hoffnungen waren gut nachvollziehbar. Durch Carter und ihre neue Mitbewohnerin Vic wächst ihr Wunsch aus sich herauszukommen, ihre Ängste zu überwinden und ihr Leben wieder zu leben.

Auch das Setting hat mir gefallen: Uni-Alltag, Vorlesungen, das Leben im Wohnheim und auf dem Campus, Studentenverbindungen und Partys. Es ist einerseits locker und leicht geschrieben, manchmal humorvoll und herzerwärmend und dann wieder ernst, tiefgründig, herzzerreißend und sehr emotional. Mich hat „Ich kann dich fühlen“ direkt in seinen Bann gezogen und dann mit einem relativ fiesen Cliffhanger zurückgelassen. Natürlich sind noch einige Fragen offen, die beispielsweise ihre Familie betreffen oder auch die Ereignisse, die sie zu der gemacht haben, die sie heute ist. Zum Glück müssen wir nicht so lange auf den zweiten Band warten, dieser erscheint bereits im Mai.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Eine Freundschaft, die mich begeistert

Sommerträume auf Sylt
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Vier Mädchen lernen sich im Ferienlager kennen und freunden sich an. Sie schließen einen Pakt, der besagt, dass sie sich immer gegenseitig helfen werden ihre Träume zu erfüllen. 25 Jahre später hat sich ...

Vier Mädchen lernen sich im Ferienlager kennen und freunden sich an. Sie schließen einen Pakt, der besagt, dass sie sich immer gegenseitig helfen werden ihre Träume zu erfüllen. 25 Jahre später hat sich zwar viel verändert, ihre Freundschaft bleibt aber weiterhin bestehen. Lucy hat ihr eigenes Blumencafé und möchte endlich ihren Freund Vince heiraten. Rieke liebt es zu fotografieren, reist sehr gerne und viel, möchte aber dennoch irgendwo ankommen. Mado ist eine erfolgreiche Scheidungsanwältin und wünscht sich einen heißen One-Night-Stand, während die dreifache Mutter und Hausfrau Sonja einfach nur Zeit für sich braucht. Kurzerhand beschließt das Quartett, den Schwur zu erneuern und nochmals gemeinsam Urlaub auf Sylt zu machen, um dort ihre Träume wahr werden zu lassen.

Das Setting ist natürlich wunderschön: ein atmosphärisches und familiär wirkendes Hotel, Sonne, Strand und Meer, Wind in den Haaren, kleine und süße Dörfer. Dorthin bin ich gedanklich gerne gereist. Ich war noch nie auf Sylt, konnte mir aber alles bildlich vorstellen.

Besonders toll fand ich die tiefe Bindung zwischen den Frauen, ihr Vertrauen zueinander, ihre Loyalität, das Verständnis füreinander und das obwohl sie doch so unterschiedlich sind. Das ist wirklich bemerkenswert und schön zu beobachten. Jede von ihnen wirkte authentisch, ich konnte ihre Probleme und Wünsche durchaus nachvollziehen, auch wenn ich nicht immer selbst so gehandelt hätte wie sie. Auch die Nebencharaktere haben mir gut gefallen: die einen waren etwas skurril, allesamt aber sehr sympathisch und liebenswürdig (na gut, mit einer Ausnahme).

In "Sommerträume auf Sylt" geht es um Freundschaft, Liebe, Träume, Sehnsüchte, (Selbst)Vertrauen und Selbstfindung. Es ist unterhaltsam, humorvoll, leicht und herzerwärmend, aber auch tiefgründig, manchmal etwas melancholisch und regt damit zum Nachdenken an.

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