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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2022

Mut zur Veränderung

Der Geschichtenbäcker
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Was tun, wenn du das, was du liebst und worüber du dich selbst definierst, nicht mehr tun kannst? Diese Frage muss sich auch Balletttänzerin Sofie nach einer Verletzung stellen. Sie fällt in ein schwarzes ...

Was tun, wenn du das, was du liebst und worüber du dich selbst definierst, nicht mehr tun kannst? Diese Frage muss sich auch Balletttänzerin Sofie nach einer Verletzung stellen. Sie fällt in ein schwarzes Loch, schottet sich ab, sieht keinen Sinn in einem Leben ohne tanzen, wodurch letztendlich auch ihre Ehe kriselt. Den Job in der Bäckerei will sie eigentlich überhaupt nicht, doch dann berührt Bäcker Giacomo mit seinen Ratschlägen und Lebensweisheiten etwas in ihr.

Das Buch ist eine Hommage ans Bäcker-Handwerk, es stellt eine relativ unspektakuläre Tätigkeit als etwas sehr besonderes dar. Dabei lernen wir ebenso besondere Charaktere kennen. Den gutmütigen Giacomo, der immer ein wenig in sich gekehrt und melancholisch wirkt. Seine Verkäuferin Elsa, die stets mürrisch, herrisch und verbittert die Kunden zu verschrecken droht. Die kleine Anouk, die sich selber für die Jungfrau Maria hält. Und natürlich Sofia, die sich vor allem mit sich selbst und ihrem Verlust beschäftigt. Darunter hat auch ihr Mann zu leiden, welcher versucht ihre Beziehung mit allen Mitteln zu retten.

Es geht um den Mut zur Veränderung und Neuanfänge. Dazu gibt es allerlei kluge und philosophische Gedanken. Teilweise war das Ganze schon ziemlich emotional, dennoch konnte es mich leider nicht so sehr packen wie „Der Buchspazierer“, was ja ein absolutes Highlight für mich war. Toll fand ich aber, dass Schascha und Buchhändler Carl einen kleinen Gastauftritt hatten.

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Wenn das Leben andere Pläne hat

Gleichung mit zwei Unbekannten
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Cate liebt Zahlen, Ordnung und behält gerne die Kontrolle. Ihre Mitmenschen, allen voran ihre Kollegen, bereiten ihr dagegen Kopfzerbrechen. Diese scheinen sie ständig falsch zu verstehen und nur das Schlechte ...

Cate liebt Zahlen, Ordnung und behält gerne die Kontrolle. Ihre Mitmenschen, allen voran ihre Kollegen, bereiten ihr dagegen Kopfzerbrechen. Diese scheinen sie ständig falsch zu verstehen und nur das Schlechte in ihr zu sehen. Daher konzentriert sie sich vollkommen auf ihre Karriere in der Bank und ihr Ziel Mitglied des Vorstands zu werden. Als plötzlich ihre Cousine unangekündigt vor der Tür steht, wirbelt sie Cates Leben ganz schön durcheinander und erinnert sie außerdem an ihre schmerzhafte Vergangenheit, welche sie am liebsten vergessen würde. Als sie dann auch noch Matthis kennenlernt, ist das Gefühlschaos vorprogrammiert.

Zu Beginn ist Cate wirklich eine schwierige und anstrengende Person. Sie ist distanziert, mürrisch, überheblich, ungerecht, besonders in ihrer Führungsposition auf der Arbeit. Da wundert es einen nicht, dass ihre Mitarbeiter nicht gut auf sie zu sprechen sind. Schnell bemerkt man jedoch, dass vieles ein Schutzmechanismus ist und aus Erlebtem resultiert. Zum Glück erkennt auch Cate selber ihre Schwächen und möchte sich verändern. Von Seite zu Seite wurde sie mir sympathischer, auch wenn ich persönlich einige Reaktionen nicht ganz nachvollziehen konnte und recht unfair fand. Doch man kann seine Persönlichkeit eben nicht von heute auf morgen umkrempeln und Traumata nicht von jetzt auf gleich überwinden. Daher ist ihr Verhalten wahrscheinlich durchaus authentisch. Ich mochte ihre Entwicklung auf jeden Fall gerne.

Ihre Cousine Joanne und auch Matthis habe ich direkt ins Herz geschlossen. Joanne ist quirlig, extrovertiert und ständig auf Achse. Zudem ist sie für Cate da und das obwohl diese nicht immer nett zu ihr war. Matthis ist liebevoll, hilfsbereit, spontan und lässt sich von Cates Marotten nicht abschrecken. Einfach ein toller Typ. Außerdem erwähnenswert: Kater Whiskey, der gerne noch eine größere Rolle hätte spielen können.

Insgesamt wird es sehr emotional, es gibt einige Ungerechtigkeiten, aber natürlich auch viele schöne Momente. Außerdem können wir ein paar interessante Orte entdecken, denn die Geschichte spielt in Hamburg, aber auch teilweise am Meer, was mir echt gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Wechselbad der Gefühle

Ich kann dich fühlen
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Kat startet voller Elan in ihr Studium. Dabei will sie vor allem nicht unnötig auffallen und ihre Prüfungen möglichst gut bestehen. Sie erhofft sich durch diesen Neustart außerdem endlich ihre schmerzhafte ...

Kat startet voller Elan in ihr Studium. Dabei will sie vor allem nicht unnötig auffallen und ihre Prüfungen möglichst gut bestehen. Sie erhofft sich durch diesen Neustart außerdem endlich ihre schmerzhafte Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch gleich am ersten Abend durchkreuzt Frauenheld Carter ihre Pläne und wirbelt ihr unscheinbares Leben ganz schön durcheinander. Er lockt sie aus ihrer Komfortzone, weckt längst vergessene Gefühle in ihr. Grade als sie glaubt, sich einem anderen Menschen wieder öffnen zu können, wird ihr Vertrauen auf eine harte Probe gestellt.

Diese Geschichte ist hauptsächlich aus Kats Sicht geschrieben, einige wenige Kapitel legen aber auch Carters Gedanken- und Gefühlswelt offen. Für mich die perfekte Mischung. Er ist zwar äußerst charmant und fürsorglich, ohne diese Perspektivenwechsel hätte ich ihn aber wahrscheinlich weniger sympathisch gefunden, weil er oft ziemlich distanziert wirkt und von jetzt auf gleich „dicht macht“. So konnte ich mich gut in die Protagonisten hineinversetzen. Beide haben einiges zu verarbeiten und tun sich damit doch eher schwer. Auch Kats Unsicherheiten und Hoffnungen waren gut nachvollziehbar. Durch Carter und ihre neue Mitbewohnerin Vic wächst ihr Wunsch aus sich herauszukommen, ihre Ängste zu überwinden und ihr Leben wieder zu leben.

Auch das Setting hat mir gefallen: Uni-Alltag, Vorlesungen, das Leben im Wohnheim und auf dem Campus, Studentenverbindungen und Partys. Es ist einerseits locker und leicht geschrieben, manchmal humorvoll und herzerwärmend und dann wieder ernst, tiefgründig, herzzerreißend und sehr emotional. Mich hat „Ich kann dich fühlen“ direkt in seinen Bann gezogen und dann mit einem relativ fiesen Cliffhanger zurückgelassen. Natürlich sind noch einige Fragen offen, die beispielsweise ihre Familie betreffen oder auch die Ereignisse, die sie zu der gemacht haben, die sie heute ist. Zum Glück müssen wir nicht so lange auf den zweiten Band warten, dieser erscheint bereits im Mai.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Eine Freundschaft, die mich begeistert

Sommerträume auf Sylt
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Vier Mädchen lernen sich im Ferienlager kennen und freunden sich an. Sie schließen einen Pakt, der besagt, dass sie sich immer gegenseitig helfen werden ihre Träume zu erfüllen. 25 Jahre später hat sich ...

Vier Mädchen lernen sich im Ferienlager kennen und freunden sich an. Sie schließen einen Pakt, der besagt, dass sie sich immer gegenseitig helfen werden ihre Träume zu erfüllen. 25 Jahre später hat sich zwar viel verändert, ihre Freundschaft bleibt aber weiterhin bestehen. Lucy hat ihr eigenes Blumencafé und möchte endlich ihren Freund Vince heiraten. Rieke liebt es zu fotografieren, reist sehr gerne und viel, möchte aber dennoch irgendwo ankommen. Mado ist eine erfolgreiche Scheidungsanwältin und wünscht sich einen heißen One-Night-Stand, während die dreifache Mutter und Hausfrau Sonja einfach nur Zeit für sich braucht. Kurzerhand beschließt das Quartett, den Schwur zu erneuern und nochmals gemeinsam Urlaub auf Sylt zu machen, um dort ihre Träume wahr werden zu lassen.

Das Setting ist natürlich wunderschön: ein atmosphärisches und familiär wirkendes Hotel, Sonne, Strand und Meer, Wind in den Haaren, kleine und süße Dörfer. Dorthin bin ich gedanklich gerne gereist. Ich war noch nie auf Sylt, konnte mir aber alles bildlich vorstellen.

Besonders toll fand ich die tiefe Bindung zwischen den Frauen, ihr Vertrauen zueinander, ihre Loyalität, das Verständnis füreinander und das obwohl sie doch so unterschiedlich sind. Das ist wirklich bemerkenswert und schön zu beobachten. Jede von ihnen wirkte authentisch, ich konnte ihre Probleme und Wünsche durchaus nachvollziehen, auch wenn ich nicht immer selbst so gehandelt hätte wie sie. Auch die Nebencharaktere haben mir gut gefallen: die einen waren etwas skurril, allesamt aber sehr sympathisch und liebenswürdig (na gut, mit einer Ausnahme).

In "Sommerträume auf Sylt" geht es um Freundschaft, Liebe, Träume, Sehnsüchte, (Selbst)Vertrauen und Selbstfindung. Es ist unterhaltsam, humorvoll, leicht und herzerwärmend, aber auch tiefgründig, manchmal etwas melancholisch und regt damit zum Nachdenken an.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Ganz besondere Aufmachung, zudem unterhaltsam und informativ

Monster auf der Couch
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Eine Psychologin verschwindet spurlos. Zurück bleiben blutbespritzte Akten von vier ihrer besonderen Patienten: Dr. Jekyll, Vampir Carmilla, Dr. Frankenstein und Dorian Gray, allesamt Schauergestalten ...

Eine Psychologin verschwindet spurlos. Zurück bleiben blutbespritzte Akten von vier ihrer besonderen Patienten: Dr. Jekyll, Vampir Carmilla, Dr. Frankenstein und Dorian Gray, allesamt Schauergestalten der klassischen Literatur.

Wer hier einen Kriminalfall oder Rätselelemente erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Dafür bietet „Monster auf der Couch“ aber interessante Einblicke in die Psyche der oben genannten sowie eine ganz besondere Aufmachung. Es beginnt mit dem Cover, welches sich bereits haptisch anfühlt wie eine echte Patientenakte und auch das Buch an sich ist so aufgebaut: Sitzungsprotokolle mit Randnotizen, fachliche Artikel, Brief- und eMail-Verkehr, Auszüge aus dem persönlichen Arbeitsbuch, welches sich mit den Patienten und dem eigenen Privatleben der Psychologin beschäftigt. Dementsprechend ist es kein fortlaufender Roman, sondern besteht aus diesen vier Sammlungen von Schriftstücken, die unabhängig voneinander gelesen werden können und dennoch kleine Bezüge zueinander aufweisen. Denn eines haben alle Patienten gemeinsam: die Probleme, Moral- und Wertvorstellungen des 19. Jahrhunderts, die sich meist drastisch von den heutigen und somit denen der Psychologin unterscheiden. Es geht also auch um veränderte Weltsichten, Geschlechterrollen, Frauenbilder, Schönheitsideale sowie Homosexualität und Polyamorie. Man lernt einiges über die Psyche und Psychotherapie, denn neben dem unterhaltsamen Faktor, wird auch viel wissenswertes erwähnt wie beispielsweise Sigmund Freuds Lehren.

Es kommt außerdem zu allerlei Missverständnissen, da Frau Psychologin die Geschichten ihrer Patienten scheinbar überhaupt nicht kennt. Was natürlich nicht schlimm ist, ich kannte auch nicht alle Vorlagen, aber man sollte meinen, dass sie sich zumindest im Verlauf mal informieren würde. Übrigens wird deren Verschwinden letztendlich nicht aufgeklärt. Im Prinzip wäre das Buch komplett ohne diese Information ausgekommen, da sie eigentlich nur unnötig für Verwirrung sorgt und Leser:innen sich am Ende selber ihren Teil denken müssen.

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