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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2018

Eine wahre Leseempfehlung!

Das verliebte Ich
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Wir begleiten einen namenlosen Protagonisten über einige Jahre hinweg. Nach dem Studium geht er nach Venedig, wo er die Liebe seines Lebens kennenlernt. Eines morgens ist sie jedoch spurlos verschwunden. ...

Wir begleiten einen namenlosen Protagonisten über einige Jahre hinweg. Nach dem Studium geht er nach Venedig, wo er die Liebe seines Lebens kennenlernt. Eines morgens ist sie jedoch spurlos verschwunden. Er begibt sich auf die Suche nach ihr und tritt noch ein paar Mal mit ihr in Kontakt. Dieses Schema zieht sich teilweise durch sein Leben: er trifft Menschen, die ihn über kurz oder lang wieder verlassen. So kommt es dazu, dass sich der Erzähler fragt, ob die Erinnerungen, die er an bestimmte Personen oder Ereignisse hat, tatsächlich der Realität entsprechen.

Diese Kurzgeschichte ist geprägt von Zweifel, Verwirrung, Verzweiflung, dem Gefühl wahnsinnig zu werden und sich selber nicht trauen zu können. All diese Gefühlszustände kommen sehr authentisch rüber und als Leser ist man ein Teil dieser Erlebnisse und Emotionen. Es ist als würde man diese Geschichte wirklich erzählt bekommen.

Das Buch liest sich wie ein Thriller, bei dem es nicht mit rechten Dingen zu geht. Man merkt, ebenso wie der Protagonist, dass irgendetwas nicht stimmt, kann es aber nicht recht benennen. Dies löst ein beängstigendes und bedrückendes Gefühl aus.

Als es letztendlich zur Auflösung kommt und man alles “versteht” ist dies ein wahrer Schock und kam völlig unerwartet.

Thema hier sind psychische Erkrankungen, erlebt und beschrieben aus erster Hand. Dadurch ist das Buch so eindrucks- und gehaltvoll. Es ist absolut spannend Einblicke in die Psyche eines Betroffenen zu erhalten, der sich selber dieser Erkrankung nicht bewusst ist und sich das Erlebte erstmal nicht erklären kann. Eine wahre Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.05.2018

Gelungenes Buch, das den Nerv der Zeit trifft und ihn auf charmante Art kritisiert

Arthur und die Farben des Lebens
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Eines Tages verschwinden auf mysteriöse Art und Weise alle Farben, die Welt versinkt in trostloses schwarz-weiß. Zunächst geraten die Menschen in Panik. Wo sind die Farben hin und wann beziehungsweise ...

Eines Tages verschwinden auf mysteriöse Art und Weise alle Farben, die Welt versinkt in trostloses schwarz-weiß. Zunächst geraten die Menschen in Panik. Wo sind die Farben hin und wann beziehungsweise kommen sie überhaupt zurück? Doch hat sich wirklich so viel verändert?

Arthur hat grade seinen Job in einer Buntstift-Fabrik verloren, er ist Alkoholiker. Seine blinde Nachbarin Charlotte ist Wissenschaftlerin. Sie beschäftigt sich mit Farben und deren Bedeutung. Grade sie, die nichts sehen kann, zeigt dem Leser eine ganz andere Sicht auf das Leben. Es ist fast so, als wäre man selber bisher der Blinde gewesen. Sie nimmt alles ganz anders, viel intensiver und sehr faszinierend wahr und sieht damit die wirklich wichtigen Dinge, zum Beispiel ihre kleine Tochter, die sie mit viel Liebe aufzieht.

Zusammen machen Arthur und Charlotte es sich zur Aufgabe den Menschen die Farben zurückzubringen. Dabei bekommen sie Hilfe durch einen Taxifahrer und die Bewohner eines Seniorenheims. Zusätzlich ist ihnen auch noch die chinesische Mafia auf den Fersen. All diese Charaktere sind etwas ganz besonderes und liebevoll ausgearbeitet. Es macht Spaß sie auf ihrem Weg zu begleiten.

Wie man vielleicht schon merkt ist die Geschichte ein wenig verrückt und skurril, dabei aber auch humorvoll. Sie regt zum Nachdenken an und öffnet die Augen auf unsere heutige Welt, die trotz Farbpracht dennoch teilweise sehr farb- und trostlos ist. Oft sind schwarz, weiß und grau dominierende Farben, ob bei Kleidung, Autos oder der Wohnungseinrichtung. Die Denkweise ist oft “schwarz-weiß” oder findet in sogenannten Schubladen statt.

Der Schreibstil ist poetisch, teilweise aber auch voller Sarkasmus und an einigen Stellen leicht überzogen. Dies lässt die Geschichte zwar kurzweilig erscheinen, doch sie gibt dem Leser so viel mit und ist auf ihre eigene Art und Weise sehr gehaltvoll und lässt das eigene Leben reflektieren.

Man erfährt zudem viel über Farblehre. Bestimmte Farben begünstigen beispielsweise die Emotionen: grün die Hoffnung, gelb den Neid, rot steht für Leidenschaft und Aggression.

Zusätzlich wird das Buch durch einige liebevolle und detaillierte Illustrationen aufgewertet, die sich vor jedem Kapitel befinden.

Ein sehr gelungenes Buch, das den Nerv der Zeit trifft und ihn auf charmante Art kritisiert. Absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 04.05.2018

Etwas völlig neues - toll!

Palace of Glass - Die Wächterin
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Rea ist eine Magdalena. Diese können durch bloße Berührung in den Geist der Menschen eindringen und ihn manipulieren. Deshalb sind Berührungen jeglicher Art verboten, Magdalenen werden gejagt. Rea verstößt ...

Rea ist eine Magdalena. Diese können durch bloße Berührung in den Geist der Menschen eindringen und ihn manipulieren. Deshalb sind Berührungen jeglicher Art verboten, Magdalenen werden gejagt. Rea verstößt gegen das Gesetz in dem sie an Straßenkämpfen teilnimmt. Dadurch zieht sie die Aufmerksamkeit des britischen Geheimdienstes auf sich, der sie als Leibwächterin des Kronprinzen rekrutiert, denn auf ihn wurde bereits ein Attentat verübt.

Das Szenario des Buches ist sehr interessant und hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Eine Welt, die auf der einen Seite fortschrittlich und modern ist, aber bezüglich der Kleidung sehr rückständig. Man kleidet sich züchtig, möglichst farblos und nahezu jeder Zentimeter der Haut wird bedeckt.

Das Buch ist aus Reas Sicht geschrieben. Sie wirkte sehr authentisch, ich konnte mich gut in sie hinein fühlen. Sie ist zwiegespalten, weil sie sich einerseits zum Prinzen hingezogen fühlt und mit ihm ganz neue Seiten an sich entdeckt. Auf der anderen Seite steht der Prinz beziehungsweise das Königshaus aber für alles, wogegen sie eigentlich kämpfen sollte und ist damit ihr größter Feind. Sie leidet unter ständiger Haut- und Geistgier, es geht ihr also schlecht, wenn sie über längere Zeit keinen Hautkontakt hatte. Außerdem lebt sie in der ständigen Angst, dass ihr größtes Geheimnis aufgedeckt wird. Ich habe mit ihr gelitten, geliebt, gekämpft und konnte sie so gut verstehen.

Doch es gibt noch andere interessante Charaktere. Der Prinz ist beispielsweise sehr mysteriös und man weiß nicht woran man bei ihm ist. Er ist teilweise schroff und unnahbar und verbirgt etwas. Ninon ist eine Freundin der Krone und eine sehr faszinierende Persönlichkeit. Sie kleidet sich skandalös, farbenfroh und sehr provokant. Bei ihr war ich mir nie sicher auf welcher Seite sie steht.

Zu Beginn wird relativ viel erklärt, was den Einstieg und das Verständnis für die Welt und die Geschichte erleichtert hat. Der Schreibstil ist flüssig und schnell zu lesen. Es passiert immer etwas und es gibt einige Wendungen, die völlig unerwartet kamen.

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite hat mich diese Story über das zukünftige England absolut überzeugt. Szenario, Handlung, Charaktere, Spannungsbogen, Idee und Umsetzung sind einfach toll und etwas völlig neues. Ich freue mich auf die nächsten beiden Bände, die zum Glück auch dieses Jahr erscheinen werden.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Viel Liebe, wenig Thriller, wo ist die Leichenteilmafia?

Blutroter Frost
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Julie ist 35 Jahre alt, Anästhesistin und völlig überarbeitet. Deshalb kündigt sie ihren Job, macht mit ihrem Freund Schluss und nimmt sich danach erstmal eine Auszeit. Als sie zurück kommt lernt sie Spencer ...

Julie ist 35 Jahre alt, Anästhesistin und völlig überarbeitet. Deshalb kündigt sie ihren Job, macht mit ihrem Freund Schluss und nimmt sich danach erstmal eine Auszeit. Als sie zurück kommt lernt sie Spencer kennen, den Bruder eines Freundes. Dieser ist anfangs verschlossen und schroff, aber schnell wird klar, dass zwischen den beiden die Funken sprühen. Julies Traum ist es, eine operative Tagesklinik zu eröffnen, allerdings gerät sie dabei unbeabsichtigt mit der Leichenteilmafia in Verbindung.

Soweit so gut. Das Thema Leichenteilmafia hat mich auf dem Klappentext direkt angesprochen und es war klar, dieses Buch möchte ich lesen. Ich war so gespannt darauf mehr Hintergründe, mögliche Opfer und Vorgehensweisen zu erfahren und war neugierig wie die Autorin dies umsetzen würde. Nun ist das Buch aber ein Ladythriller, es wird also Liebesgeschichte mit Thriller beziehungsweise Krimi gemixt.

Man muss sagen, dass der Fokus hier definitiv auf der Liebesgeschichte liegt. Die ersten 120 bis 150 Seiten geht es nur um die Beziehung zwischen Julie und Spencer, wie sie zueinander finden, ihre Höhen und Tiefen. Das Thema Mafia wird eigentlich noch nicht mal wirklich angeschnitten. Dann passiert in der Mitte der Geschichte etwas, worauf Julie meiner Meinung wirklich sehr komisch beziehungsweise überhaupt nicht adäquat reagiert, wo ich mich schon gefragt habe, was das jetzt soll. Danach hat sich die Sache auch schon fast wieder erledigt. Am Ende geht es noch mal kurz zur Sache, aber so richtig überzeugen konnte mich dieses Thriller- oder Krimielement leider nicht.

Die Beziehung zwischen Julie und Spencer habe ich doch teilweise als eher anstrengend empfunden. Ständig kam es zu Missverständnissen, weil sie einfach nicht vernünftig kommuniziert haben. Zudem hat Spencer ein eher geringes Selbstwertgefühl, weshalb er sich des öfteren als unzureichend empfindet und die Fehler bei sich sucht. Dennoch herrscht zwischen ihnen aber knisternde Erotik und diese Liebesgeschichte ist definitiv lesenswert.

Leider ist der Klappentext wirklich eher irreführend und verrät zudem auch zu viel. Wer das Buch aufgrund der Thematik Leichenteilmafia lesen möchte, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Wer Lust auf eine leicht kitschige Liebesgeschichte hat, greift hier zum richtigen Buch.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Liebe und Erotik, aber leider wenig Krimi

Blutpsalm
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Jonathan ist Pastor in einer kleinen Gemeinde. Der Großteil der 800 Seelen dort ist engstirnig, gradlinig und verhält sich vermeintlich tadellos. Dass sich der junge Pastor ausgerechnet in eine Prostituierte ...

Jonathan ist Pastor in einer kleinen Gemeinde. Der Großteil der 800 Seelen dort ist engstirnig, gradlinig und verhält sich vermeintlich tadellos. Dass sich der junge Pastor ausgerechnet in eine Prostituierte verliebt wird deshalb natürlich gar nicht gerne gesehen. Als wäre das nicht genug, wird Sommerburg dann auch noch von einer Mordserie heimgesucht.

Es handelt sich hierbei um einen Ladythriller, es wird also Liebesgeschichte mit Thriller beziehungsweise Krimi gemixt. Man muss sagen, dass der Fokus definitiv auf der Liebesgeschichte liegt. Es ist nicht wie in herkömmlichen Krimis so, dass man Einblick in Ermittlungen oder ähnliches erhält. Es kam mir fast schon so vor als wären die Morde eher nebensächlich.

Die Liebesgeschichte zwischen Jonathan und der Prostituierten Marlene kommt sehr plötzlich daher und obwohl der Pastor eigentlich bestimmte Prinzipien hat, wirft er diese sehr schnell – für mich zu schnell - über Bord und lässt sich verführen. Jeder der beiden hat seine eigenen Geheimnisse aus der Vergangenheit, die nach und nach aufgedeckt wurden. Dies war recht spannend und interessant.

Der Leser erhält teilweise auch Einblicke in die Gedankenwelt des Mörders, was aber leider, ebenso wie die Morde und Ermittlungen an sich, etwas zu kurz kam. Hierüber hätte ich gerne noch mehr gelesen. Was aber für mich äußerst überraschend kam, war die Aufdeckung, wer denn nun der Täter ist. Damit habe ich so überhaupt nicht gerechnet. Generell enthält die Geschichte einige unerwartete Wendungen und das finde ich toll.

Blutpsalm enthält viel Liebe, Gefühl, Erotik, leider aber wenig Krimi. Wer nicht zu viel Thrill erwartet und eher Lust auf eine leicht kitschige Liebesgeschichte hat, wird sicher nicht enttäuscht werden.