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Veröffentlicht am 16.09.2016

Leider zu viel erwartet...

In einer anderen Welt
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Morwenna ist Teil eines Zwillingspaares. Ihre Schwester ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, während Morwenna "lediglich" ein kaputtes Bein davon trägt. Die Flucht vor der Trauer um ihre Schwester ...

Morwenna ist Teil eines Zwillingspaares. Ihre Schwester ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, während Morwenna "lediglich" ein kaputtes Bein davon trägt. Die Flucht vor der Trauer um ihre Schwester und auch vor ihrer Mutter führt sie in ein Mädcheninternat. Dort vergräbt sie sich in Büchern und in der Magie, die sie seit jeher begleitet hat – denn diese öffnet Tore in andere Welten.

Vor dem Lesen hat mich vor allem das Cover in seinen Bann gezogen und auf das Buch aufmerksam gemacht. Als ich dann noch den Klappentext gelesen habe, wusste ich, dass ich mir diese Geschichte nicht entgehen lassen durfte. Bücher, Magie, Tore in andere Welten – das klang ganz nach meinem Geschmack. Leider wurde ich herb enttäuscht.

Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben. Morwenna berichtet detailliert von ihrem Leben und den Büchern, die sie gelesen hat oder die sie gekauft hat. Dabei zeigt sie ihre Meinung auf, spoilert auch ab und zu, was ich sehr schade finde (zum Glück hatte ich sowieso nicht vor eins der Bücher zu lesen). Der Herr der Ringe ist augenscheinlich ihr absolutes Lieblingsbuch und darum redet sich auch sehr häufig darüber. Es kommt einem schon fast wie Werbung vor.

Viel spannendes passiert eigentlich nicht in dem Buch. Es wird der Schulalltag beschrieben, Gänge zur Bibliothek oder in die Buchhandlung. Der Leser erfährt bruchstückhaft Dinge aus der Vergangenheit, allerdings kommt man sich dabei vor als würde man einen zweiten Teil lesen, ohne vorher den ersten zu kennen. Es ist so als würden ständig Bezüge auf Ereignisse gemacht werden, die man kennen müsste. Leider werden offene Fragen auch zum Ende hin nicht ausreichend geklärt. Ich frage mich zum Beispiel bis jetzt noch, warum sie eigentlich genau vor ihrer Mutter flieht. Offensichtlich hat diese irgendetwas sehr schlimmes getan, was dazu führte, dass die Zwillinge sie aufhalten wollten und eine davon dabei starb und die andere schwer verletzt war. Aber WAS und WIE und WARUM, wird nicht deutlich.

Morwenna selber ist auch eher ein schwieriger Charakter. Sie ist besessen von Büchern, hat außer ihnen keinerlei Interessen, wenig bis keine Freunde. Sie wirkt sehr von sich überzeugt, leicht arrogant, blickt auf andere herab. Sie schottet sich von den anderen ab, in dem sie ihnen erzählt ihre Mutter sei eine Hexe, damit sie Angst vor ihr haben. Insgesamt wirkt sie nicht sonderlich sympathisch und interessant.

Was mir wirklich gefallen hat, waren die Beschreibungen der Magie und der Feen. Diese waren zauberhaft und sehr liebevoll dargestellt. Ihre Art und Weise und auch körperliche Erscheinung waren mal was anderes als die Feen, die man sonst so kennt.

Leider kann das aber meine anderen Kritikpunkte nicht aufwiegen. Ich fand die Geschichte an sich einfach nicht spannend und seeehr langatmig. Es ist nicht viel passiert, gab keine Highlights bis auf ein klitzekleines Finale.

Veröffentlicht am 16.09.2016

Spannende und mitreißende Geschichte über Freundschaft, Liebe und Magie

AMANI - Rebellin des Sandes
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Amani lebt in einem kleinen Dorf in der Wüste, in dem sie als Mädchen keine Rechte hat. Als sie erfährt, dass sie mit ihrem Onkel verheiratet werden soll, beschließt sie ihren lang gehegten Traum endlich ...

Amani lebt in einem kleinen Dorf in der Wüste, in dem sie als Mädchen keine Rechte hat. Als sie erfährt, dass sie mit ihrem Onkel verheiratet werden soll, beschließt sie ihren lang gehegten Traum endlich wahr werden zu lassen. Sie wird nach Izman gehen, um dort ein neues und besseres Leben zu beginnen. Um das Geld dafür zu verdienen, nimmt sie als Junge verkleidet an einem Schießwettbewerb teil. Schießen ist das, was sie am besten kann. Sie hat es noch vor dem Lesen erlernt. Keiner der Männer dort ist eine wirkliche Konkurrenz für sie. Einzig ein Fremder, den sie "Die Schlange des Ostens" nennen, wäre in der Lage sie zu schlagen. Doch es kommt zu einem Zwischenfall und Amani muss mit dem Fremden, der in Wahrheit Jin heißt, fliehen.

Es ist eine spannende und mitreißende Geschichte über Freundschaft, Liebe und Magie, darüber sich selber und seine Kräfte zu finden und als Mädchen in einer von Männern dominierten Welt zu bestehen. Dabei besticht die Autorin mit einem sehr atmosphärischen Schreibstil, einem tollen Setting wie aus 1001 Nacht, liebenswürdigen Charakteren und viel Magie.

Amani ist ein starkes und mutiges Mädchen, dass in seinem jungen Leben schon viel erlebt und verloren hat. Ihre Eltern sind tot, darum lebt sie bei ihrem Onkel. Sie hat ein sehr loses Mundwerk und sagt was sie denkt, was sie schon oft in Schwierigkeiten gebracht hat. Sie wirkt sehr authentisch und überzeugend. Auch wenn sie anfangs aufgrund einer bestimmten Szene leicht egoistisch wirkt, so wandelt sie sich doch im Verlauf des Buches zu einer Frau, die für ihre Freunde und das, was ihr wichtig ist, einsteht.

Auch Jin ist ein besonders spannender Charakter, den einige Geheimnisse umgeben. Man weiß nicht woher er kommt oder was seine Beweggründe sind, er verbirgt eindeutig etwas. Obwohl zwischen den beiden eine zarte Liebesgeschichte entsteht, überlagert sie nicht die ganze Geschichte. Hauptaugenmerk liegt immer noch auf Amani und ihre Abenteuern.

Zauberhaft und für mich relativ neu in einer Fantasygeschichte waren die Ghule, Nachtmahre, Dschinni und magischen Pferde, die dem Buch einen mysteriösen und besonderen Touch verliehen haben. Die Handlung überzeugt durch Spannung, unerwartete Wendungen und viel Action.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein wahrhaft gelungener Thriller

Märchenwald
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Die Geschwister Max und Ellie werden von ihrer Mutter mit den Worten "Geht zu Opa" in einem Wandschrank versteckt. Dann ist sie verschwunden und hinterlässt lediglich einen Blutfleck. Max kümmert sich ...

Die Geschwister Max und Ellie werden von ihrer Mutter mit den Worten "Geht zu Opa" in einem Wandschrank versteckt. Dann ist sie verschwunden und hinterlässt lediglich einen Blutfleck. Max kümmert sich rührend um seine kleine Schwester und begibt sich auf den weiten Weg durch Berlin zu ihrem Großvater. Dabei führt er die Bewältigungsstrategie der Mutter weiter und erzählt seiner Schwester Geschichten aus dem Märchenwald, in welchem alles gut wird. Doch zwei Kinder alleine und orientierungslos in der Großstadt ziehen Probleme wie magisch an.

Dies ist nur einer von drei Handlungssträngen, die uns der Autor zu Anfang des Thrillers vorstellt. Schnell lernt der Leser auch Zoe kennen, welche ohne jede Erinnerung in einer dunklen und zugemüllten Gasse erwacht. Als sie sie auf Gee trifft und dieser sie zu kennen scheint, weiß die jedoch instinktiv, dass er nicht gut für sie ist. Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und auf der Suche nach der Wahrheit irrt auch sie orientierungslos und verängstigt, ja grade zu panisch, durch Berlin. Dabei führt ihr Unterbewusstsein sie an gefährliche Orte.

Was diese beiden Teile der Story mit Mordermittler Paul Kalkbrenner zu tun haben erschließt sich dem Leser erst nach und nach. Dieser wird zunächst zu einem Einbruch mit Todesfolge gerufen und dann zu dem Senioren Dieppe, der offensichtlich einem Herzinfarkt erlegen ist. Obwohl er damit allein nicht Teil einer Mordermittlung werden würde, so wird er es durch den Inhalt seiner Kühltruhe umso mehr.

Anfangs scheint es so, dass diese drei Handlungsstränge vollkommen unabhängig voneinander stehen, doch dem Leser wird schnell klar, dass einige zeitliche Abläufe und Schauplätze sich überschneiden. So deckt Paul Kalkbrenner im Verlauf das ganze verstörende und schockierende Geflecht um Dieppe auf. Durch kurze, aber knackige Kapitel wird die sowieso schon sehr spannende Handlung nochmals zusätzlich angeheizt, so dass das Buch ein wahrer Pageturner ist. Dabei schwankt der Leser zwischen Sympathie für die beiden Kinder, Mitleid mit der jungen Frau und Ekel und Schock bezüglich Dieppes Taten.

Es ist ein wahrhaft gelungener Thriller, der ein besonders grausames Thema behandelt und niemanden kalt lassen wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Oh wie schön ist Paris

Paris, du und ich
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Emma ist sechszehn Jahre alt und verliebt in den Austauschschüler Alain. Als er wieder zurück in Paris ist, beschließt sie ihn mit einem Besuch zu überraschen und wird bitter enttäuscht als sie feststellen ...

Emma ist sechszehn Jahre alt und verliebt in den Austauschschüler Alain. Als er wieder zurück in Paris ist, beschließt sie ihn mit einem Besuch zu überraschen und wird bitter enttäuscht als sie feststellen muss, dass er sie belogen und benutzt hat. So steht sie nun also völlig allein und voller Liebeskummer in einer ihr fremden Stadt. Zum Glück lernt sie Vincent kennen, dessen Herz ebenfalls vor kurzem gebrochen wurde. So werden sie kurzerhand Herzschmerzfreunde. Vincent ist ganz anders als Alain, er zeigt ihr die schönen Seiten von Paris und dass nicht alle Männer Mistkerle sind.

Die Autorin entführt den Leser nach Paris, beschreibt die Stadt so toll und lässt sie sehr romantisch und schön erscheinen. Das Buch macht definitiv Lust die Stadt selber einmal zu besuchen. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, die Geschichte live mit zu erleben, weil alles so plastisch und detailliert dargestellt wurde.

Vincent, der diesen Städtetrip bis ins kleinste Detail geplant hatte, führt Emma ins Herz von Paris und zeigt ihr deren wahren Zauber. Dabei kommen sich die beiden immer näher, was sehr schön zu beobachten ist, weil die zarte Pflanze der Zuneigung sich langsam immer weiter entfaltet. Die beiden gehen so liebevoll und humorvoll miteinander um, lassen sich aufeinander ein, obwohl es ihnen im Moment doch so schwer fällt zu vertrauen. Ich mag die beiden Protagonistin unheimlich gerne, sie wirken sehr sympathisch und authentisch. Besonders Vincent habe ich schnell in mein Herz geschlossen, weil er einfach ein absolut toller und einzigartiger Charakter ist. Ein weiterer grandioser Nebendarsteller ist Jean-Luc. Er ist ein alter Mann und Freund von Vincent und dermaßen goldig, dass man ihn einfach gern haben muss.

Allein auch der Schreibstil ist schon bestechend, locker und leicht führt er den Leser durch das Buch. Toll waren auch die Briefe, die Emma schreibt und diese an die Stadt Paris adressiert. Durch diese hat man nochmal einen besseren Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt erhalten.

Dieses Buch entlässt einen nach einem einzigartigen Leseerlebnis mit einem Lächeln auf den Lippen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Magisch, phantastisch und faszinierend

Wenn der Sommer endet
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Cara und ihre Familie erleben einmal im Jahr im Oktober die so genannte "dunkle Zeit". In diesem Zeitraum häufen sich Verletzungen, Unfälle, geliebte Menschen sind bereits zu Tode gekommen. Daher leben ...

Cara und ihre Familie erleben einmal im Jahr im Oktober die so genannte "dunkle Zeit". In diesem Zeitraum häufen sich Verletzungen, Unfälle, geliebte Menschen sind bereits zu Tode gekommen. Daher leben die Geschwister Cara, Alice und Sam sehr behütet auf. Teekessel und spitze Gegenstände werden aus dem Haus verbannt, Ecken und Kanten mit Luftpolsterfolie abgeklebt. Dieses Jahr prophezeit Caras beste Freundin durch ihre Tarotkarten eine besonders schwere und gefährliche Zeit. Cara fallen vermehrt mysteriöse Dinge auf. Sie sieht Dinge, die sie sich nicht erklären kann. Unter anderem stellt sie fest, dass auf all ihren Bildern, ob auf dem Handy oder in Fotoalben, ihre ehemalige Freundin Elsie zu sehen ist. Dies kann eigentlich nicht sein, weil diese bei besagten Ereignissen gar nicht dabei war. Stalkt Elsie sie etwa? Als Cara sie zur Rede stellen will, bemerkt sie, dass das Mädchen in der Schule fehlt und auch so unauffindbar ist. Auf der Suche nach ihr geschehen merkwürdige Dinge. Ihr Leben gerät immer mehr aus den Fugen, bald weiß Cara nicht mehr, was Realität oder Fiktion ist.

Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, jeder mit seinen besonderen Eigenschaften, Wünschen und Ängsten. Sie wirken sehr authentisch und real. Cara, Bea und auch ihr Halbbruder Sam, zu dem Cara eine ganz besondere Beziehung hat, sind sehr sympathisch und liebenswert. Ihre Schwester Alice, welche die "dunkle Zeit" immer ein wenig in Frage stellt beziehungsweise herunter spielt will eigentlich nur ihr eigenes Leben bestimmen. Dadurch wirkt sie allerdings an einigen Stellen recht unnahbar.

Das Buch besticht mit einem sehr metaphorischen und fesselnden Schreibstil. Es ist einfach schön geschrieben. Es ist magisch und übernatürlich angehaucht, stellenweise auch recht düster. Während des Verlaufs der Geschichte weiß man wirklich absolut nicht, worauf es am Ende hinaus läuft. Man erhält eine "logische" Erklärung für die Geschehnisse, womit sich meiner Meinung nach aber auch nicht alles erklären lässt. So jedoch kann der Leser (und Cara auch) wählen, welche Sicht der Dinge ihm besser gefällt.

Von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd, zieht das Buch seinen Leser in seinen Bann. Es ist magisch, phantastisch und faszinierend.