Niki und Lu
Für ein LebenZwei sich parallel entwickelnde Handlungsstränge über zwei interessante Frauen: Niki, Hippietochter, aufgewachsen u.a. in einem Ashram, vor allem jedoch in Mexiko und Lu Berlinerin mit Multikulti-Hintergrund ...
Zwei sich parallel entwickelnde Handlungsstränge über zwei interessante Frauen: Niki, Hippietochter, aufgewachsen u.a. in einem Ashram, vor allem jedoch in Mexiko und Lu Berlinerin mit Multikulti-Hintergrund und einem mehr als komplexen Vater bewegen sich lange aufeinander zu, bis die Frauen endlich zusammenkommen. Da auf dem Weg dahin (und auch während des Weges) auch andere Menschen, die über kurz oder lang eine größere Rolle für eine der beiden Frauen spielen, auftauchen, gibt es eine Menge Biographien, die im Handlungsverlauf zu erlesen sind - man kann sich im Eifer des Gefechts auch leicht vertun! Ich hatte bereits einige Bücher des Autors gelesen, die mir gut gefallen haben und freute mich daher sehr über die Möglichkeit, dieses Buch zu lesen und zu rezensieren.
Es ist deutlich länger als andere mir bekannte Bücher von Ulrich Woelk und das hat auch eigentlich überhaupt nichts mit der Qualität zu tun. Doch im Vergleich zum bspw. von mir sehr geschätzten "Der Sommer meiner Mutter" gibt es einen riesengroßen Unterschied: in vorliegendem Roman kommen immer wieder erhebliche Längen vor - ein stilistisches Instrument, mit dem ich Woelk bisher so gar nicht in Verbindung gebracht habe.
So eindringlich und intensiv er seine Figuren zeichnet, so sehr verheddert er sich in zahlreichen Nebenschauplätzen und -figuren. Gelegentlich entstand während der Lektüre der Eindruck, dass er immer mehr "Nasen" auflaufen lässt, weil ihm diese Art der Darstellung liegt.
Und dann der viele Sex! Ich hatte leider das Gefühl, dass so manche Beziehung - und in diesem dicken Roman gab es ganz schön viele unterschiedlicher Art - durch Sex oder eben auch durch dessen Fehlen definiert wird.
Für mich interessantere Aspekte wie das Stadtbild Berlins zu Zeiten der Wende bleiben dadurch auf der Strecke.
Keine Frage, auch dieser Roman ist, wie alle mir bisher bekannten "Woelks" ausgesprochen süffig zu lesen und der Autor macht es dem Leser leicht, am Ball zu bleiben. Trotzdem war ich froh, als ich diese Lektüre beendet hatte!