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Veröffentlicht am 03.07.2021

Allein auf weiter Flur

Die fremde Spionin
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So fühlt sich Ria, seit sie im Alter von zehn Jahren aus ihrer Familie gerissen und in die Obhut von Adoptiveltern gegeben wurde. Ihre Eltern galten als Regimegegner und "verschwanden" ohne jede Spur; ...

So fühlt sich Ria, seit sie im Alter von zehn Jahren aus ihrer Familie gerissen und in die Obhut von Adoptiveltern gegeben wurde. Ihre Eltern galten als Regimegegner und "verschwanden" ohne jede Spur; von ihrer kleinen Schwester wurde sie getrennt.

Ab dann führt sie ein DDR-konformes Leben, ganz und gar nicht nach Westen orientiertes Leben und startet nach Beendigung der Schule ihre berufliche Laufbahn im Ministerium für Außenhandel - als Sekretärin für niemand geringeres als Alexander Schalck-Golotkowski, der damals, zu Beginn des Jahres 1961, allerdings erst am Anfang seiner Karriere steht.

Ria wird vom BND angeworben, von der Stasi, bzw. eigentlich von beiden Seiten beobachtet - es folgt ein buntes Hin und Her beider Geheimdienste mit Ria im Zentrum des Interesses, die acht geben muss, nicht zwischen den Mühlsteinen Ost und West zermahlen zu werden. Ich muss sagen, hier konnte ich der Handlung nicht immer so recht folgen, mir war das bunte Treiben etwas zu tollkühn - auch wenn ich nicht den geringsten Zweifel daran hege, dass auch real nicht immer alles in geordneten Bahnen verlief.

Ria ist noch sehr jung, als sie in das Blickfeld beider deutscher Geheimdienste gerät - zunächst als potentielle Mitarbeiterin, nicht als Opfer, aber obwohl dies ein unglaublich wichtiger und auch spannender Teil der deutschen Geschichte ist, wobei es auch immer wieder um ihr persönliches Leben, ja, auch um ihr persönliches Glück geht.

Da Rias Lebensgeschichte als Dreiteiler angelegt ist, verwundert es nicht, dass vieles (noch) offen bleibt - das soll sicher die Neugierde auf die weiteren Teile wecken, doch bin ich erst einmal etwas verwirrt.

Veröffentlicht am 29.06.2021

Zeit des Sammelns

Auszeit
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Henriette hat ein schlimmes Erlebnis zu verarbeiten. Doch weiß sie gar nicht, ob das die Krux ist oder aber der Umstand, dass sie generell nicht mit ihrem Leben zu Potte kommt.

Seit einer gefühlten Ewigkeit ...

Henriette hat ein schlimmes Erlebnis zu verarbeiten. Doch weiß sie gar nicht, ob das die Krux ist oder aber der Umstand, dass sie generell nicht mit ihrem Leben zu Potte kommt.

Seit einer gefühlten Ewigkeit schreibt sie eine Dissertation über Werwölfe. Warum eigentlich? Wenn sie das je gewußt hat, hat sie es längst vergessen - oder verdrängt.

Bis ihre Freundin Paula, die ihr seit Kindertagen zur Seite steht, sie nach Bayern in einen verschlafenen Ort zu einer Auszeit mitnimmt. Die starke Paula, die immer weiß, wo es langgeht. Vor allem für Henriette.

Aber kann es sein, dass sie auch nicht mehr so wissend ist wie es mal der Fall war?

Eine Zeitreise durch das Leben von Henriette und Paula, ein Rückblick, auch ein Blick in die Zukunft. Es ist ein stiller, zeitweise sehr trauriger Roman, an dessen Ende sich bestätigt, was Henriette schon immer vermutete: Paula kennt sie deutlich besser als sie sich selbst. Von je her.

Teilweise störte mich die Leere, die transportiert wird - andererseits ist selbst mir natürlich sonnenklar, dass das die Absicht der Autorin ist. Die Verlorenheit einer gewissen Generation aufzuzeigen. Und deren sich finden. Und zwar betrifft das ihre eigene Generation, die der in den 1980ern geborenen.

Nicht, dass es dieses Verlieren, das Finden in anderen Generationen nicht existiert. Doch darüber gibt es andere Romane. Oder es wird sie geben. Wenn Sie eine Art innere Entwicklung in schöner Sprache genießen möchten, wäre dies ein Roman für Sie.

Veröffentlicht am 15.06.2021

....Fire in the Sky....

Luftgitarrengott
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Die Chords hierzu konnten Bastian und Schwester Lisa von klein auf - zumindest auf der Luftgitarre. Dafür hatte der Vater gesorgt. Und alsbald bildeten sich eigene musikalische Interessen heraus, auch ...

Die Chords hierzu konnten Bastian und Schwester Lisa von klein auf - zumindest auf der Luftgitarre. Dafür hatte der Vater gesorgt. Und alsbald bildeten sich eigene musikalische Interessen heraus, auch solche kreativer Natur.

Genauer gesagt: Bastian war der Kopf, Lisa die Stimme des Sounds. Bis sie sich auf einmal alleine den Vertrag schnappte und nach den Sternen des Ruhms zu greifen begann: allerdings mit Bastians Sound. Auch wenn das zunächst niemand wusste.

Bastian blieb Tischler und Freizeitmusiker - für lange Zeit. Doch seinen Traum von der Bühne, den behielt er bei. Auch dann noch, als er seine Jugendliebe Susi geehelicht hatte und mit ihr zwei Kinder großzog.

Oh Bastian, ich konnte Deine Pein in Bezug auf die kleine Schwester sooo gut nachvollziehen. Auch wenn sie mir in Sachen Musikalität meilenweit voraus war, gab und gibt es genug Bereiche, wo das Ego hervorblitzen kann.

Der Stil war nicht immer ganz mein Fall, der Inhalt umso mehr. Auf jeden Fall ist dies ein sehr besonderes Buch mit einem ebenso besonderen Sound - ach was! Mit so einigen ganz speziellen Sounds. Eben für jeden etwas, wie es sich ein einer funktionierenden (naja, weitestgehend jedenfalls) Familie eben gehört!

Veröffentlicht am 25.05.2021

Alarm in Köln!

Stay away from Gretchen
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Hier beginnt für Nachrichtenmoderator Tim Monderath im Alter von 49 Jahren der Ernst des Lebens: seine Mutter Greta wird immer tüddeliger. Bisher hat sie noch allein in der ehemaligen Familienwohnung ...

Hier beginnt für Nachrichtenmoderator Tim Monderath im Alter von 49 Jahren der Ernst des Lebens: seine Mutter Greta wird immer tüddeliger. Bisher hat sie noch allein in der ehemaligen Familienwohnung in Köln-Porz, direkt am Rhein, gelebt und ist sogar noch Auto gefahren!

Doch nachdem sie sich mit ihrem Auto hunderte von Kilometern weit entfernt von Zuhause findet, ohne Benzin und völlig verwirrt, muss etwas geschehen. Auch wenn Nachbarin Helga sich kümmert und schon immer ein Auge auf Greta hatte.

Irgendwie entwickelt sich jedoch so einiges sehr, sehr merkwürdig: sie spricht über ihre Kindheit in Ostpreußen und über andere Dinge, die sie nie zuvor angesprochen hat. Das Gesagte lässt vermuten, dass sie es im und nach dem Krieg noch deutlich schwerer hatte als angenommen - und einige der Fäden weisen in eine komplett unerwartete Richtung!

Ein spannender Roman, der sich für meinen Geschmack manchmal etwas zu wild entwickelte, auch in der Entwicklung einiger Figuren schoss Autorin Susanne Abel aus meiner Sicht deutlich über das Ziel hinaus: so wurde Tom zunächst doch sehr einseitig als lebenslustiger Bonvivant dargestellt, zu dem die weiteren Entwicklungen gar nicht so recht passen wollten.

Doch einige der Punkte wie bspw. Rassismus in der unmittelbaren Nachkriegszeit trafen in ihrer Darstellung genau ins Schwarze und bewegten mich tief. Auf jeden Fall widmet sich dieser Roman auch einigen Aspekten, die im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen nicht ganz so häufig in der Literatur eine Rolle spielen! Wer sich gern mit diesem Thema beschäftigt, wird hier einige neue Impulse und Eindrücke gewinnen!

Veröffentlicht am 21.05.2021

Ein Priester bei den Ojibwe

Die Wunder von Little No Horse
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Es gibt Wunder in Little No Horse: unter anderem wird eine Frau zum Priester. Aber Louise Erdrich hat deutlich größere (Wunder)Werke erschaffen als dieses hier, das mich stellenweise sehr irritiert hat. ...

Es gibt Wunder in Little No Horse: unter anderem wird eine Frau zum Priester. Aber Louise Erdrich hat deutlich größere (Wunder)Werke erschaffen als dieses hier, das mich stellenweise sehr irritiert hat. Andererseits: es lohnt sich immer, einen Erdrich zu lesen.