Ein Computerexperte auf neuen Wegen
Eine vorläufige Theorie der LiebeNerds sind einsam, haben Probleme mit zwischenmenschlischen Beziehungen - so auch der Mittdreißiger Neill Bassett Jr., der nach seiner Scheidung einen Neuanfang sucht. Beruflich hilfreich, aber nicht gerade ...
Nerds sind einsam, haben Probleme mit zwischenmenschlischen Beziehungen - so auch der Mittdreißiger Neill Bassett Jr., der nach seiner Scheidung einen Neuanfang sucht. Beruflich hilfreich, aber nicht gerade aufbauend - und faszinierend sowohl für ihn als auch für den Leser - ist dabei das 5000 Seiten lange Tage Buch aus dem Nachlass seines Vaters, der früh Selbstmord begangen hat. Eine Selbst- und Partnerfindung mit einem Wechselbad von Gefühlen, die nur teilweise fasziniert, andererseits aber durchaus auch mit Längen aufzuwarten weiß.
Das Buch geht mit dem Thema des einsamen Protagonisten ein bisschen in Richtung des "Rosie-Projekts" von Graeme Simmons, ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen, könnte auf der anderen Seite aber auch aufgrund der Nerd-Thematik und der virtuellen Welten in einem Atemzug mit "Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra" von Robin Sloan genannt werden, dem es wiederum aus meiner Sicht weit überlegen ist. Also ähnlich Büchern, die ungefähr zeitgleich erschienen sind, folgt der Autor Scott Hutchins hier einem dem Zeitgeist entsprechenden Trend und reiht sich - so sehe ich es - in eine Moderichtung ein. Eine, deren Zielgruppe eher jüngere, computeraffine Menschen sind und nicht Damen mittleren Alters mit einer Liebe für schöne Worte - die hier aber durchaus vorkommen - wie ich es bin. Deswegen - Daumen hoch in Richtung der coolen Generation, Daumen eher waagerecht, wenn es um Literaturfreunde mittleren oder älteren Semesters geht, auch wenn das Thema - Geschiedener mit mißlungenem Neuanfang, Einsamkeit - sie durchaus anlocken mag.