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Veröffentlicht am 20.12.2017

Prag in Touristenhand

Wintersterne
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Naja, das ist es eigentlich immer, aber diesmal wird Prag aus der Sicht englischer Touristen, korrekter: Touristinnen geschildert. Hope und Megan, beide mit Männern, mit denen sie unterschiedliche Beziehungen ...

Naja, das ist es eigentlich immer, aber diesmal wird Prag aus der Sicht englischer Touristen, korrekter: Touristinnen geschildert. Hope und Megan, beide mit Männern, mit denen sie unterschiedliche Beziehungen verbinden, unterwegs, treffen im Hotel die junge Sophie, die irgendwie nicht von dieser Welt zu sein scheint. Allerdings ist sie die einzige, die Prag wie ihre Westentasche kennt.

Nicht nur die Frauen, sondern auch ihre Mitreisenden Charlie und Ollie spielen eine Rolle und ich habe mehrfach gedacht: denen würde ich als Touristen nicht gern begegnen. Alkohol spielt bei den meisten Stadtbummeln dieser Briten eine sehr große Rolle, so dass meine diesbezüglichen Vorurteile durchaus bestätigt werden, ist dieses Buch doch von einer Britin geschrieben, die es wissen muss!

Nun, in diesem Roman erleben wir ein großes Auf und Ab mit durchaus charmanten Protagonisten (na gut, teilweise mit ein paar Abstrichen, was aber gar nicht stört), die eine sehr realistische Version typisch britischer Touristen verkörpern und dem Leser den Reiseklassiker Prag auf eben diese Weise rüberbringen. Von Prag bekommt man nicht allzuviel mit. Wohlgemerkt, es werden zwar viele Orte und Stätten erwähnt, aber es geschieht eher im Sinne von Abhaken, eine wahre Atmosphäre entsteht nicht.


Es werden schon sehr viele Klischees rübergebracht, muss ich sagen. Insgesamt ist dies aber eine nette Geschichte mit sympathischen Figuren, die alle ein ordentliches Päckchen zu tragen haben, wie sich nach und nach herausstellt. Wie so oft in der Realität sollte man mit diesen Typen ein bisschen Zeit verbringen, um festzustellen, dass sie einem beim Lesen doch so ziemlich ans Herz gewachsen sind.


Ja, ich muss gestehen, dass ich bei diesem Buch hin und her geworfen bin, was ein endgültiges Urteil angeht. Einerseits war es sehr klischeehaft, andererseits gab es durchaus atmosphärische Momente und grundlegende Überlegungen und vor allem: tolle Protagonisten. Insgesamt also doch ein positives Urteil, zumal die Autorin Isabelle Broom mich bis zur letzten Seite zu fesseln vermag.


Auf jeden Fall etwas für den Urlaubskoffer, wobei Pragreisende eher enttäuscht sein dürften. Aber als warmherzige Urlaubslektüre für den Liegestuhl in welcher Ecke der Welt auch immer ist das Buch sehr passend.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Eine leichtsinnige Anwältin, dazu noch tot

Durst
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das ist Elise, der wer trifft sich schon mit Online-Bekanntschaften zwecks Beziehungsaufbau, wenn er genau im dem Bereich bereits berufliche Erfahrungen gesammelt hat. Was sie, die im Bereich von Sexualstraftaten ...

das ist Elise, der wer trifft sich schon mit Online-Bekanntschaften zwecks Beziehungsaufbau, wenn er genau im dem Bereich bereits berufliche Erfahrungen gesammelt hat. Was sie, die im Bereich von Sexualstraftaten gearbeitet hat, ja wohl hinreichend getan hat! Doch das ist erst der Beginn, denn es folgt eine ganze Reihe von Serienmorden - die Leser dürfen gespannt sein!

Und Harry Hole wird mal zum Lösen des Falles rekrutiert- obwohl es ihm immer noch nicht richtig gut zu gehen scheint! Zumindest körperlich - seelisch strebt er ein stabiles, ruhiges Leben an der Seite von Rakel und Oleg an.

Ein neuer Nesbo der Hole-Reihe: mal wieder ausgesprochen spannend! Zumindest so etwa ab der Hälfte, denn zugegebenermaßen gestaltet sich der Start ein wenig schleppend. Aber als wahrer Harry-Hole-Fan verzeihe ich das seinem Autor Nesbo gern, zumal es diesmal ausführliche Einblicke ins - wie immer nicht undramatische - Privatleben des Protagonisten gibt. Nicht einer der besten, aber dennoch ein wahrer Harry Hole und die können nur gut sein!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Schicksalhafte Entwicklungen in Oxfordshire

Die Schatten von Ashdown House
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im kleinen Dorf Ashdown und auf gleich drei zeitlichen Ebenen - das ist wirklich spannend und packend! Die junge Holly bricht nach einem Hilferuf ihrer erst sechsjährigen Nichte, Hals über Kopf aus London ...

im kleinen Dorf Ashdown und auf gleich drei zeitlichen Ebenen - das ist wirklich spannend und packend! Die junge Holly bricht nach einem Hilferuf ihrer erst sechsjährigen Nichte, Hals über Kopf aus London auf, um ihr beizustehen - deren Vater, Hollys Bruder Ben, dem sie sehr nahe steht, ist nämlich nicht aufzufinden. Und das bleibt auch erstmal so.

Holly fühlt sich von der Stätte ihrer Kindheit stark berührt und bleibt erstmal dort, wobei nicht nur die Umgebung, sondern auch der faszinierende Mark sie zu fesseln vermag. Bald schon wird ihr klar, dass das Verschwinden ihres Bruders mit einem Buch und einem Spiegel - beides Relikte aus längst vergangenen Zeiten - zusammenhängen könnte.

Damit stoßen wir vor auf die weiteren Erzählebenen des Romans, die die Winterkönigin Elizabeth von Böhmen und deren aus Oxfordshire stammenden Gefolgsmann William Craven im 17. und - in Form von Tagebuchauszügen - die Prostituierte Lavinia Flyte im frühen 19. Jahrhundert betreffen. Wie hängen alle diese Personen und deren Leben mit der Gegenwart, mit Holly selbst zusammen?

Die Autorin Nicola Cornick holt hier in jeder Hinsicht sehr weit aus, wobei ihr vor allem die historischen Passagen gut gelungen sind. Dazu lässt sie jede Menge Übersinnliches und - aus meiner Sicht - stellenweise auch Überflüssiges (in Form von zu vielen Informationen, zu vielen Handlungssträngen) einfließen, was aus meiner Sicht eindeutig des Guten zu viel ist.

Dennoch ein spannendes und empfehlenswertes Buch, vor allem daher, weil es der Autorin exzellent gelingt, am Ende alle Handlungsstränge logisch und nachvollziehbar zusammenzuführen, so das der Rezipient auf ein in jeder Hinsicht rundes Leseerlebnis zurückblicken kann. Ich hatte, ehrlich gesagt, zwischendurch immer mal wieder dran gezweifelt. Auch die Stimmungen im Dorf und in den historischen Settings sind wirklich gelungen eingefangen.

Ein Buch für Leser, die gern etwas Süffiges lesen, dennoch an weiterführenden - in diesem Falle vor allem historischen - Fakten interessiert sind.

Veröffentlicht am 27.06.2024

Es geht weiter mit der Hausboot-Detektei

Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Stoff
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Nun bereits in deren drittem Fall. Denn: He still lives on a house boat, down on the river, nämlich Arie, ehemaliger Polizist. Inzwischen leidet er nicht mehr ganz so sehr unter den vergangenen ...

Nun bereits in deren drittem Fall. Denn: He still lives on a house boat, down on the river, nämlich Arie, ehemaliger Polizist. Inzwischen leidet er nicht mehr ganz so sehr unter den vergangenen Lasten; der Trennung von seiner Frau und dem Verlust seines Jobs kurz vor einer entscheidenden Beförderung.

Sein zündender Gedanke, nämlich die Gründung einer Detektei mit ähnlich jämmerlichen Kreaturen wie ihm selbst ist durchaus von Erfolg, wenn auch nicht von Reichtum gekrönt. Die fünf bauen sich mehr und mehr gegenseitig auf und ihr Wissen über Kriminalfälle aus. Auch haben sich anderhalb Pärchen sowie ein großes und ein kleines Haustiergefunden.

Der dritte Fall ist der Mord an einem angesehen Geschäftsmann, der von einem der Fünf beobachtet wird - mehr weiß man aber noch nicht.
Wieder basiert der Plot auf einer tollen Idee, doch leider ist die Ausführung aus meiner Sicht immer noch nicht ganz auf den Punkt gebracht, es wabert alles nämlich ein wenig vor sich hin, gerät auch mal aus dem Fluss (beziehungsweise aus den Grachten - wir befinden uns ja in Amsterdam=

Sicher, Humor ist vorhanden (wenn auch der manchmal etwas treffender sein könnte), aber die Spannung bleibt irgendwie so ziemlich aus.

Da geht doch noch was, gerade bei so vielen tollen Ideen!

Veröffentlicht am 19.06.2024

Eher Famiienroman als Thriller

Das Waldhaus
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Wobei mich dieser Aspekt überhaupt nicht stört, lese ich doch nur sehr ausgewählte Thriller und gern - soweit im Vorfeld entsprechend bestimmbar - solche mit tieferem Hintergrund, was hier definitiv ...

Wobei mich dieser Aspekt überhaupt nicht stört, lese ich doch nur sehr ausgewählte Thriller und gern - soweit im Vorfeld entsprechend bestimmbar - solche mit tieferem Hintergrund, was hier definitiv der Fall ist

So entwickelt sich die Story um Hannah, die als Enddreißigerin ins Elternhaus zurückkehrt, um den dementen und längst verwitweten Vater zu versorgen, zunächst auch sehr vielversprechend - Familiengeheimisse und -zerwürfnisse inklusive. Vor allem geht es um den Tod der Mutter vor vielen Jahren - was das doch kein Selbstmord wie vielfach vermutet? Welche Rolle spielt der längst entronnene Bruder, der sich zu einem recht bekannten Fernsehschauspieler entwickelt hat. Und welche die Nachbarn, mit denen die Familie früher mal sehr eng war, jetzt aber gar nicht mehr?

Fragen über Fragen! Hätte sich alles sehr spannend und eindringlich entwickeln können, doch leider ist daraus eine langatmige, kleinteilig erzählte Geschichte geworden, die gut um ein Drittel hätte kürzer sein können.