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Veröffentlicht am 27.07.2018

Abgründe tun sich auf

Nebelkind
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Bei den Mordermittlungen um einen leitenden Mitarbeiter der Asylbehörde tun sich alsbald Abgründe auf - nichts ist mehr so, wie es war oder schien. Ist die Gattin, die ein ordentliches Päckchen zu tragen ...

Bei den Mordermittlungen um einen leitenden Mitarbeiter der Asylbehörde tun sich alsbald Abgründe auf - nichts ist mehr so, wie es war oder schien. Ist die Gattin, die ein ordentliches Päckchen zu tragen hatte, tatsächlich die Täterin? Und was hat der Halbbruder des Opfers mit dem Ganzen zu tun? Aber es gibt auch noch weitere, unerwartete Baustellen, mit denen die Ermittler und natürlich die Leser konfrontiert werden.

Durchaus spannend, wenn auch nicht unbedingt dramatisch gestalten sich die Ermittlungen in diesem Fall, der zur Abwechslung mal nicht in Stockholm, sondern in Norrköping, einer kleineren Stadt im mittelschwedischen Östergötland angesiedelt ist. Die junge schwedische Autorin Emelie Schepp schreibt eindringlich und originell, wenn auch mit Längen, gerade wenn es darum geht, Charaktere einzuführen. Man erfährt über das durchaus vielschichtige Team der Ermittler so einiges und obwohl es definitiv kleiner ist als bspw. das A-Team bei Arne Dahl, hätte hier ein wenig Dahlscher Pragmatismus kein bisschen geschadet. Wobei die Dynamik dennoch ausgesprochen treffend beschrieben ist, vor allem die Rolle der jungen Staatsanwältin Jana Berzelius sowohl innerhalb des beruflichen Umfelds als auch im Fall selbst. Soziale Differenzen, gesellschaftspolitische Probleme und die Asylpolitik sind Themen, die eine Rolle spielen, Themen, die gerade jetzt auch in Deutschland, ja, überall in Europa von brennender Relevanz sind und eine Reflexion der diesbezüglichen Situation im eigenen Umfeld geradezu bedingen.

Ein brennend aktueller Krimi, dessen Autorin ihre Begabung der Figurenbeschreibung ein wenig zu sehr in den Vordergrund rückt, wodurch die Schilderungen stellenweise zu umständlich werden und an Spannung einbüßen. Auch wenn der Rezipient einen langen Atem braucht, lohnt sich die Lektüre dieses Krimis - denn das ist Emelie Schepps Werk aus meiner Sicht viel eher als ein Thriller - mit etlichen Alleinstellungsmerkmalen definitiv!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein sehr ernstes Thema - überaus emotional präsentiert

Fünf Tage, die uns bleiben
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Mara leidet an Huntington - einer Krankheit, deren Verlauf den qualvollen Verlust von Kontrolle und Gedächtnis mit sich bringt, bevor es mit dem Patienten zu Ende geht. Also in etwa das furchtbarste, was ...

Mara leidet an Huntington - einer Krankheit, deren Verlauf den qualvollen Verlust von Kontrolle und Gedächtnis mit sich bringt, bevor es mit dem Patienten zu Ende geht. Also in etwa das furchtbarste, was man sich vorstellen kann!

Das möchte sie nicht in allen Etappen erleben und noch weniger möchte sie das ihrem Mann und ihrer Tochter, mit denen sie bisher ein sehr glückliches Leben teilte, zumuten - also hat sie vor, sich in einer bestimmten Phase des Krankheitsverlaufs ein Ende zu setzen. Noch fünf Tage sind ihr geblieben, um auf ihre eigene Art und Weise mit allem abzuschließen und sich zu verabschieden, letzte "Duftmarken" im Leben ihrer Lieben zu hinterlassen.

Ein brutales, ein hartes, ein ungewöhnliches Thema? Ja, sicher, aber durch die uramerikanische Erzählweise kommt es dann doch recht "weichgespült" rüber, was ich ziemlich schade finde, zumal ein weiterer Lebensweg mit dem ihrigen verknüpft wird, was aus meiner Sicht nicht sein musste. Dadurch verliert sich aus meiner Sicht der rote Faden, die Handlung ist nicht mehr auf den Punkt gebracht - Maras Schicksal und der mögliche eigene Umgang damit - ein überaus relevantes Thema - steht nicht mehr so uneingeschränkt im Mittelpunkt, wie dieser Erzählstrang, dieses so ernste Thema es eigentlich verdient hätte und verliert sich dadurch ein bisschen. Muss nicht sein aus meiner Sicht - ich zumindest habe den Roman daher nicht ganz so ernst genommen, wie er es meiner Ansicht nach verdient hätte. Ziemlich schade, finde ich!

Eigentlich ein Buch für Fans von Jojo Moyes, Rowan Coleman und auch Lisa Genova - wobei es diesen aus meiner Sicht nicht so recht das Wasser reichen kann.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Italienische Nächte sind lang

Italienische Nächte
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Vor allem dann, wenn man wie Clare seinem Mann in den frühen 1920er Jahren nach Apulien folgt, ohne eine genaue Vorstellung von den Lebensumständen zu haben und dann voll und ganz auf ihn angewiesen ist. ...

Vor allem dann, wenn man wie Clare seinem Mann in den frühen 1920er Jahren nach Apulien folgt, ohne eine genaue Vorstellung von den Lebensumständen zu haben und dann voll und ganz auf ihn angewiesen ist. Boyd ist beruflich dort - er ist als Architekt verpflichtet worden. Keine glückliche Ehe, die die beiden führe, denn Boyd ist nicht ganz offen zu seiner Frau - und dazu kommt die Konfrontation mit dem kargen Gebiet in Italiens Süden, mit seinen Einwohnern, vielen neuen, teilweise schockierenden Eindrücken. Clare ist einsam, zudem scheint irgend etwas im Busch zu sein zwischen Boyd und seinem Auftraggeber Leandro Cardetta.

Kein Wunder also, dass sie für die Reize des zunächst sehr zurückhaltenden Ettore, eines Neffen Cardettas, der schwer verletzt bei seinem Onkel unterkommt, überaus empfänglich ist, denn dieser ist völlig anders als Boyd - und er hat Zeit für sie!

Eine Schmonzette ist es, die Katherine Webb hier vorlegt, doch es ist ein Schmöker allererster Sahne im Stil von Barbara Wood, einer in dem der Leser durchaus einen Einblick in das Leben der Menschen in der Epoche und die Umstände in dem Land erhält. Man hat nicht den Eindruck, in Seichtigkeit zu ersticken, zumal der Stil der Autorin einen ausgesprochen eigenen, individuellen Charakter aufweist. Und Apulien ist ja auch nicht gerade ein Landstrich, dem wie Rom, Venedig oder der Toskana reihenweise literarische Ergüsse gewidmet sind. Nein, Katherine Webb hat durchaus einen Blick fürs Besondere.

Ihre Leserinnen werden - mit kleinen Abstrichen in Bezug auf Längen und punktuell überzogene Rührseligkeit - auch diesen neuen Roman mit Begeisterung aufnehmen. Ich schreibe "Leserinnen", denn es ist eindeutig ein Buch für Frauen, eines, während dessen Lektüre man mit der Protagonistin fühlt und leidet - und das ist ganz eindeutig Sache der Frauen. Trotz seines Umfangs - es handelt sich um eine über 500 Seiten lange Hardcover-Ausgabe - eignet es sich sehr als Urlaubslektüre. Ganz besonders natürlich im Land, wo die Zitronen blühen und das Thema dieses Romans ist!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Achtung, hier kommt Miles Murphy

Miles & Niles - Hirnzellen im Hinterhalt
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der frechste, ach was, der allerallerfrechste Schüler aller Zeiten. Oder? Nein, denn in Yawnee Valley, wohin es ihn und seine Familie verschlägt, gibt es bereits einen und der steht ihm in nichts nach. ...

der frechste, ach was, der allerallerfrechste Schüler aller Zeiten. Oder? Nein, denn in Yawnee Valley, wohin es ihn und seine Familie verschlägt, gibt es bereits einen und der steht ihm in nichts nach. Eine Konkurrenz entsteht, bis klar wird - nur gemeinsam sind wir stark, gemeinsam sind wir Miles und Niles!

Wer Gregs Tagebuch mag bzw. seine eigenen mehr oder minder frechen kleinen Jungs damit zum Lesen animieren will, muss sich klar machen, dass das nicht unbedingt heißt, dass er auch Miles & Niles gut finden wird. Ich jedenfalls empfand die Sprache mitunter als recht behäbig, die Streiche als wenig originell, dafür bisweilen geschmacklos - werden sie doch zu gerne auf Kosten anderer ausgetragen und ob ich will, dass sich echte Jungs davon inspirieren lassen, ist fraglich.

Aber es gibt auch nette Geschichten und die Zeichnungen sind recht nett und unterhaltsam, wenn man sowas mag, ich würde diesem Buch also ein solides Mittelmaß bescheinigen. Ob jemand sowas auf seine Söhne loslassen mag - nun, das sollte er selbst entscheiden!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Kraft- und eindrucksvoll, wenn auch nicht ganz ohne Längen

Glut und Asche
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Wer auf die Fortsetzung der "Regengötter" von James Lee Burke gewartet hat, wird nun reich belohnt - in einer ebenso ausführlichen Variante führt Burke die Geschicke seines Helden an der mexikanisch-texanischen ...

Wer auf die Fortsetzung der "Regengötter" von James Lee Burke gewartet hat, wird nun reich belohnt - in einer ebenso ausführlichen Variante führt Burke die Geschicke seines Helden an der mexikanisch-texanischen Grenze, Sheriff Hackberry Holland, der seinen siebzigsten Geburtstag bereits hinter sich, nichts destotrotz aber noch einiges auf Scheibe hat, fort: Diesmal geht es um einen Mord gleich an der Grenze, der von einem ziemlich windigen Typen beobachtet wurde - und wie immer bei Burke öffnet sich dadurch ein ganzes Fass, eine ebenso umfangreiche wie vielschichtige Geschichte der amerikanischen Spannungsliteratur - das Buch als reinen Thriller abzustempeln, würde ihm aus meiner Sicht nicht gerecht werden. Der Leser darf sich also auf so einiges gefasst machen - sowohl inhaltlich als auch stilistisch.

Ja, James Lee Burke kann schreiben, kann Bilder mit Worten malen, die sich tief im Herzen des Rezipienten einschließen und die diesem Lust machen, weiterzulesen und zu sehen, wie es den Protagonisten - in diesem Falle vor allem Sheriff Hackberry Holland, dem sowohl charismatischen als auch eckigen Ermittler dieser Reihe - so ergeht. Doch er muss - so finde ich - doch auch einiges an Längen über sich ergehen lassen, auch wenn sie natürlich bei Burke um einiges erträglicher sind als bei anderen Autoren, werden sie doch - wie alles bei diesem Autor - überaus gekonnt dargeboten. Aus meiner Sicht hätten diesem großartigen Buch jedoch so etwa zweihundert Seiten weniger alles andere als geschadet. Trotzdem ein mehr als empfehlenswerter, spannungsreicher Lesestoffe, den genauer einzuordnen ich mich hüte!