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Veröffentlicht am 22.07.2018

Zauberberg in Thriller-Manier

Himmelstal
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Daniel und Max sind eineiige Zwillinge, die jedoch außer den Genen nicht allzu viel gemeinsam haben: sie sind die meiste Zeit getrennt aufgewachsen und während Daniel zunächst als Dolmetscher und später ...

Daniel und Max sind eineiige Zwillinge, die jedoch außer den Genen nicht allzu viel gemeinsam haben: sie sind die meiste Zeit getrennt aufgewachsen und während Daniel zunächst als Dolmetscher und später dann als Lehrer arbeitet, hat Max psychische Probleme und verbringt weite Teile seines Erwachsenenlebens in psychatrischen bzw. psychosomatischen Kliniken. In eine solche lädt er eines Tages Daniel als Gast ein und da dieser gerade ziemlich abgebrannt ist und die Klinik sich zudem in der malerischen Schweiz befinden, ist es leicht, ihn dazu zu überreden. Und weiter geht es mit den Überredungskünsten des Bruders: der ist klamm, will sich "draußen" Geld besorgen und tischt Daniel eine wilde Mafia-Geschichte auf. Daniel soll ihn für ein paar Tage in der Klinik "vertreten".

Das Ende vom Lied: Danie bleibt in Himmelstal zurück. Und es wird richtig, richtig heftig. Und zwar ganz anders als erwartet. Die Entwicklungen sind spannungsreich und aktivitätsgeladen, es gibt diverse eigenartige Begegnungen, sowohl mit Patienten als auch mit dem Personal. Die Entwicklung und die Überraschungen steigern und steigern sich, werden immer rasanter - jedoch nicht ganz bis zum Ende des Buches. Ein toller, mit gekonnter Feder gestrickter literarischer Thriller, der den Ansprüchen, die man als Leser nach dem Genuss des ersten Teiles aufbaut, jedoch nicht ganz bis zum Schluss gerecht bleibt. Leider flaut die Handlung zum Ende hin stark ab, verschiedene Stränge werden nicht bis ganz zum Ende verfolgt, was der Geschichte ein wenig ihren Reiz nimmt.

Trotzdem ist das Niveau dieses durchaus originellen Romans generell so hoch, dass ich ihn von Herzen weiterempfehlen kann: sowohl für Liebhaber der Zauberberg'schen Atmosphäre als auch für die Freunde spannender Überraschungen.

Schließlich und endlich muss man im Leben immer wieder und noch an ganz anderen Stellen als am Ende von Romanen mit Krimiqualitäten Abstriche machen...

Veröffentlicht am 22.07.2018

Ein neuer Glattauer - und zwar in jeder Hinsicht

Ewig Dein
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Daniel Glattauers neuer Beziehungsroman "Ewig Dein" spielt nicht im Internet, sondern im ganz normalen Leben: statt mit Emmi und Leo haben wir es mit Judith und Hannes zu tun, mit ihrer sich sehr langsam ...

Daniel Glattauers neuer Beziehungsroman "Ewig Dein" spielt nicht im Internet, sondern im ganz normalen Leben: statt mit Emmi und Leo haben wir es mit Judith und Hannes zu tun, mit ihrer sich sehr langsam entwickelnden Liebesgeschichte - Hannes stösst Judith im Supermarkt an den Hacken und wird prompt zum treuen bzw. beharrlichen Bewunderer, der so weit möglich, nicht von ihrer Seite weicht und somit flott zum Begleiter mutiert. Lange wartet er auf den ersten Körperkontakt, geriert sich verbal jedoch bereits als fester Freund, der sich nur zu gern im Bekanntenkreis vorstellt.

Glattauer schreibt gut und wortgewandt, mit österreichischem Charme und Esprit und entwickelt behutsam eine stringente, doch nicht allzu spannungsreiche Story. Doch die Wendungen, die die Geschichte so nimmt, lassen den Leser am Ball bleiben, um die nächste unerwartete Entwicklung nicht zu verpassen.

Glattauer ist immer für Überraschungen gut – keine Frage! Und so nimmt die Geschichte um Judith und den beharrlichen Hannes ein Ende, das den Leser überrascht aufschrecken lässt. Ein Glattauer mit Biss, der mich wesentlich mehr als die beiden romantischen, leicht süßlichen Geschichten um Emmi und Leo anspricht! Für Freunde schwarzen Humors ein gefundenes Fressen!

Veröffentlicht am 22.07.2018

Ein Mann verschwindet

Meerjungfrau (Ein Falck-Hedström-Krimi 6)
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Ein Mann verschwindet und da es sich um Magnus Kjellner, einen glücklichen Familienvater handelt, in dessen Vita auch nach detaillierter Untersuchung keine dunklen Flecken gefunden wurden, geht das Polizeiteam ...

Ein Mann verschwindet und da es sich um Magnus Kjellner, einen glücklichen Familienvater handelt, in dessen Vita auch nach detaillierter Untersuchung keine dunklen Flecken gefunden wurden, geht das Polizeiteam von Fjällbacka vom Schlimmsten, also von einem Todes- oder gar Mordfall aus. Auch drei Monate nach dem Ereignis gibt es noch keine Leiche, aber das ändert sich dann leider...

Doch Camilla Läckberg wäre nicht Camilla Läckberg, wenn nicht gleich mehrere spannungsreiche Erzählstränge nebeneinander laufen würden: auch Christian Thydell, der Autor eines vielversprechenden Erstlingswerks der unsympathische Unternehmer Erik und dessen Kompagnon Kenneth, der aufopferungsvoll seine todkranke Frau pflegt, werden eingeführt. Sie alle kennen sich untereinander und sie erhalten Drohbriefe ... und auch Magnus war ihnen wohlbekannt.

Erika Falk, eine der Heldinnen der Läckberg-Krimis, bekommt mit dem Fall zu tun, da sie eine Freundin von Christian ist und ihm als Schriftstellerkollegin bei seinem Erstling unter die Arme greift. Auch hier gibt es Neues: Erika und ihre Schwester Anna sind hochschwanger, Erika sogar mit Zwillingen - wie immer sorgt die Story um die Familie und um die Kollegen von Erikas Mann Patrik von der Polizeistation für die unterhaltsame, ja fröhliche Komponente

Ich bin ein Riesenfan der Autorin Läckberg und habe die Bände der Erika-Falk-Reihe allesamt verschlungen - dieses Buch war dabei keine Ausnahme!

Camilla Läckbergs Krimis sind für mich wie ein erfrischendes Glas Prosecco: genussvoll perlend, anregend... und man ist betrübt, wenn sie zur Neige gehen! Ein Beweis dafür, dass skandinavische Krimis nicht düster sein müssen, sondern auch locker, leicht und lebensfroh daherkommen können. Allerdings ist es nicht so, dass sie ganz frei von düsteren Elementen sind - gerade die "Meerjungfrau" ist durch geheimnisvolle Einschübe in die Handlung durchgehend von einer gewissen Düsternis durchdrungen. Und dann endet sie noch mit einem Cliffhanger, den ich in der Form der Autorin gar nicht zugetraut hätte.

Dieser Krimi ist also wie alle der Läckberg-Serie sehr zu empfehlen, wobei mich diesmal die Auflösung des Falls ziemlich enttäuscht hat. Doch solange dies nicht häufiger vorkommt und Camilla Läckberg mich weiterhin mit ihrem spritzigen Erzählstil bei Laune hält, werde ich ein Fan ihrer Reihe bleiben und auch gern jederzeit die (Werbe)Trommel für diese charmanten, von jeglicher Norm skandinavischer Kriminalromane -falls es denn eine solche gibt - abweichenden Werke rühren!

Veröffentlicht am 22.07.2018

Ein Krimi, der aus der Kälte kommt

Im Eis
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Edie Kiglatuk ist eine Reiseleiterin der besonderen Art: sie führt Touristen, vor allem Jäger, durch die kanadische Hocharktis. Nicht leicht: wird doch ihre Kompetenz in Frage gestellt, weil sie eine ...

Edie Kiglatuk ist eine Reiseleiterin der besonderen Art: sie führt Touristen, vor allem Jäger, durch die kanadische Hocharktis. Nicht leicht: wird doch ihre Kompetenz in Frage gestellt, weil sie eine Frau ist. Und die männliche Konkurrenz ist groß und beäugt sie überaus kritisch, ohne bislang einen nennenswerten Schwachpunkt, an dem man sie packen könnte, gefunden zu haben. Doch nun wird ein amerikanischer Tourist angeschossen und erliegt seinen schweren Verletzungen.

Bereits auf den ersten Seiten des Buches lässt sich erahnen, dass nun eine schwere Zeit für Edie und ihren Stiefsohn Joe, einen Sanitäter in Ausbildung, anbricht. Joe wurde in den Fall nur involviert, weil er Edie helfen wollte und gerät nun zusammen mit seiner Stiefmutter selbst in die Schußlinie. Doch es kommt noch viel, viel schlimmer: Edie wird sowohl in privater als auch in beruflicher Hinsicht so stark in den Fall hineingezogen, dass sie kaum noch einen Ausweg sieht. Aber sie gibt nicht auf - ihre Ermittlungen führen sie kreuz und quer durch die Arktis bis nach Grönland und sie begegnet reihenweise Figuren, die ähnlich skurril und ungewöhnlich sind wie sie selbst - allen voran Derek Palliser, dem Chef der lokalen Polizeistation.

Ein spannender Krimi mit jeder Menge Polarkreis- und Eskimo-Lokalkolorit - obwohl die Geschichte zeitweise ein bisschen behäbig daherkommt, kommen jede Menge Überraschungen auf den Leser zu. Als kleine Beeinträchtigung des Lesevergnügens erscheinen zunächst die Klischees, mit denen die kanadische Autorin Melanie McGrath ihre Darstellungen gespickt hat - Eskimos und ihr Alkoholproblem, Iglu-Bauen, exotische Gerätschaften und Speisen, die verschiedenen Sorten von Schnee - diese Thematik zieht sich geballt durchs ganze Buch, wirken sich letztlich aber doch eher bereichernd auf den Plot aus, da das Hintergrundwissen der Autorin beeindruckend groß ist. Was ein bisschen stört, sind die zahlreichen Inuit-Wörter, die nicht immer erläutert werden - hier wäre ein Glossar am Ende des Buches hilfreich gewesen. Insgesamt jedoch ein gelungener Krimi der besonderen Art mit einer absolut ungewöhnlichen Heldin - hoffentlich wird daraus eine kleine Serie!

Veröffentlicht am 22.07.2018

Verhängnisvolle "Rumspringa"

Blutige Stille
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Auch der zweite Teil der Serie um Kate Burkholder, Polizeichefin von Painter Mills, Ohio, ist wie bereits der erste "Die Zahlen der Toten" ein absolutes Kleinod der amerikanischen Spannungsliteratur. Nicht ...

Auch der zweite Teil der Serie um Kate Burkholder, Polizeichefin von Painter Mills, Ohio, ist wie bereits der erste "Die Zahlen der Toten" ein absolutes Kleinod der amerikanischen Spannungsliteratur. Nicht nur die Krimi- bzw. Thrillerelemente der Story erfüllen höchste Ansprüche - nein, auch die Rahmenhandlung, in der der hohe Anteil der Amish-Bevölkerung der Gemeinde eine nicht geringe Rolle spielt, ist der Knaller schlechthin.

Painter Mills ist Kate Burkholders Geburtsort - auch sie war eine Amish, die sich in ihrer "Rumspringa" - der Zeit, in der Spätpubertierende eine Entscheidung in bezug auf ihre religiöse Zukunft und damit auf ihr ganzes weiteres Leben treffen können - gegen das "schlichte" Leben entschieden hat.

Parallelen zu ihrem eigenen Schicksal weist der neueste, besonders tragische Fall auf, in dem die siebenköpfige Amish-Familie Plank auf brutalste Weise ermordet, teilweise gar gefoltert wurde, auf. Schnell zeigt sich, dass der Dreh-und Angelpunkt die fünfzehnjährige Mary ist, die ihre erste Liebe erlebte und drauf und dran war, sich für ein Leben "draußen" zu entscheiden.

Kate ermittelt unter alten Bekannten aus ihrem früheren Leben als Amishe, doch auch unter Fremden: Mary hat in einem Laden gejobbt: könnte das ein Hinweis sein? Doch auch Jungs aus ihrer Gemeinde haben für sie geschwärmt - könnte tatsächlich einer der pazifistischen Amish durchgedreht sein? Zudem taucht noch der älteste Sohn der Familie Plank auf - auch er ein Abtrünniger mit einer gewissen Vergangenheit und mit tiefen Wunden.

Linda Castillo schreibt fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Kleines Manko aus meiner Sicht: die Figuren werden oft nur vage skizziert - so bleibt das Wesen von Marys ebenfalls ermordeten Geschwistern völlig im Dunkeln. Doch das sind nur winzige Abstriche in einem anspruchsvollem und inhaltsreichen Thriller, den ich bedingungslos einer großen Lesergemeinde - alt und jung, Mann und Frau, Krimi- oder Thriller-Liebhaber - ans Herz legen möchte.