Mit sich und der Welt im Reinen
Ein letzter Flugist die frisch emeritierte Musikprofessorin Wilhemina Bowen. Denkt sie jedenfalls, denn sie hat ja Gott an ihrer Seite, hat den christlichen Glauben von jeher gelebt. Sie ist mit ihm aufgewachsen, er hat ...
ist die frisch emeritierte Musikprofessorin Wilhemina Bowen. Denkt sie jedenfalls, denn sie hat ja Gott an ihrer Seite, hat den christlichen Glauben von jeher gelebt. Sie ist mit ihm aufgewachsen, er hat sie durchs Leben geführt. Doch jetzt, ohne ihren Beruf, der ihr auch Berufung war, fühlt sie sich unausgefüllt, weggedrängt und weiß nicht, was sie mit dem Rest ihres Lebens machen soll, obwohl sie gesund ist, jede Menge Zeit und auch genug Geld hat. Ja, die Voraussetzungen sind gegeben, aber doch - ohne ihre Position als Professorin macht nichts Spaß, auch nicht ihre freiwillige Aktivität in der Krebshilfe, in der sie viele totgeweihte Menschen kennen lernt.
So auch den Piloten Mike, der Kriegsveteran und Witwer ist und nach dem Erhalt seiner Krebsdiagnose nur noch kurz zu leben hat. Doch er ist immer noch fröhlich, teilt sein Leben mit seinem Sohn, seinen Enkeln - und ein bisschen auch mit Wilhelmina, die für ihn nur Willymina ist. Und - unglaublich! - er will seinem Leben selbst ein Ende setzen, denn er will aktiv sterben, nicht langsam dahinvegetieren. Und er hat vor, den Zeitpunkt dafür selbst zu setzen - mit einem letzten Flug.
Selbstmord also! Ein Gedanke, den Wilhelmina als Christin nicht mittragen kann und so sieht sie ihre Aufgabe darin, ihn davon abzubringen. Doch sie kommt nicht dazu - nicht dass Mike nicht für sie da ist, doch er zieht sie mit hinein in seine Aktivitäten, in sein prall gefülltes Leben voller Enkel und Flugzeuge . Wird sie dazu kommen, ihn davon zu überzeugen, das er sein Leben - und auch dessen Ende - in Gottes Hand geben soll?
Ein kluges und zudem sehr unterhaltsames Buch, das ich
"in einem Rutsch" runtergelesen habe und an dem ich viel Freude hatte. Und die wird mir bleiben, denn es ist ein ganz besonderes Buch, das ich lange in Erinnerung behalten werde.
Ja, Gott ist groß! Aber wie kann jemand der an ihn glaubt, so unzufrieden und oft auch traurig sein? Und ein anderer, in dessen Leben er kaum Platz hat, so erfüllt vom Leben, so reich beschenkt durch sich selbst und seine Lieben? Dass man in Bezug auf diese und andere "große" Fragestellungen des Lebens und Glaubens nicht vorschnell urteilen, sondern auch und gerade hinter die Fassade blicken sollte, das zeigt uns Lynn Austen in diesem sowohl klugen als auch warmherzigen Buch, dem ich viele Leser wünsche!