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Veröffentlicht am 20.12.2017

Aufräumen plus

Manchmal muss es eben Mord sein
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Elfie Ruhland räumt auf und das mit voller Überzeugung und in jeder Hinsicht. Die ältere, betuliche, immer freundlich auftretende Dame ist ganz entgegen ihrer altmodischen Art als freiberufliche Office-Managerin ...

Elfie Ruhland räumt auf und das mit voller Überzeugung und in jeder Hinsicht. Die ältere, betuliche, immer freundlich auftretende Dame ist ganz entgegen ihrer altmodischen Art als freiberufliche Office-Managerin tätig - sie wird gerufen, wenn es an der Zeit ist, Ordnung in eingefahrene Bürostrukturen zu bringen. Das tut sie auf ihre ganz persönliche Art, denn Elfie Ruhlands Stil kann man getrost als "Aufräumen plus" bezeichnen. Bürotyrannen jeglicher Art und beiderlei Geschlechts, die die Arbeitsatmosphäre vergiften und die Mitarbeiter leiden lassen, werden gleich mit aus dem Weg geräumt.

Doch Elfie hat auch ein Privatleben, das sich zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auf dem Friedhof abspielt, wo sie der jungen Kommissarin Alex begegnet. Auch Alex hat ihr Päckchen zu tragen - sie ist zwar gerade mit ihrer großen Liebe Hubert zusammengezogen, doch nicht lange danach gibt es zwei weitere Mitbewohner: Huberts Tante Lydia mit ihrem verfressenen Mops Amadeus.

Das sind die Hauptpersonen, doch wird dieser lustige und durchaus ungewöhnliche Krimi durch weitere schräge Charaktere bereichert, deren Bekanntschaft zu machen sich durchaus lohnt. Liebhabern von Krimis mit Spassfaktor, wie denen der Bochumer Autorinnen Minck & Minck um Maggie Abendroth oder der in Schwäbisch Hall spielenden Reihe um den stickenden Kommissar im Ruhestand Seifferheld wird die Lektüre wärmstens ans Herz gelegt - sie hat das Potential zu einer weiteren Lieblingsserie!

Veröffentlicht am 20.12.2017

"Eines mußte man London lassen: Es gab ziemlich viel davon."

Kapital
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Dieser opulente, vielschichtige Roman handelt vom Leben in London in den Jahren 2007 und 2008, wobei sich London hier auf die Pepys Road konzentriert, eine Straße, in der sich ein buntes, die untere bis ...

Dieser opulente, vielschichtige Roman handelt vom Leben in London in den Jahren 2007 und 2008, wobei sich London hier auf die Pepys Road konzentriert, eine Straße, in der sich ein buntes, die untere bis obere Mittelschicht repräsentierendes Sammelsurium an Bewohnern und einem Kreis von weiteren Menschen, die in unterschiedlichster Form mit ihnen zu tun haben, tummelt.

Ein wenig gemahnt dieser Roman in seinem Ansatz an den Film "Short Cuts" von Robert Altman, der allerdings in L.A. spielt. Wie dort werden fragmentarische Sequenzen aus dem Leben einiger Menschen aufgeführt und wie im Film steht hier die Stadt im Hintergrund und bildet die Kulisse zur Handlung, vielmehr zu den vielschichtigen Parallelhandlungen des Romans.

Die Rentnerin Petunia, der pakistanische Lebensmittelhändler Ahmed, der Finanzhändler Roger, das hoffnungsvolle senegalesische Fußballtalent Freddy - sie alle leben im Kreise ihrer Familien in der Pepys Road, haben Träume und hegen Hoffnungen und Wünsche... und werden von unheimlichen, regelmäßig eintreffenden Karten mit der Botschaft "Wir wollen das, was Ihr habt" belästigt, denen bald ähnlich störende Aktionen folgen, um die sich das lokale Polizeipräsidium mehr oder weniger motiviert kümmert.

Doch das Leben in der Pepys Road zieht weitere Kreise: nicht nur um diese Sendungen rankt sich die Handlung: Nein, weitere Figuren, die in Zusammenhang mit dieser Straße stehen, beispielsweise der polnische Handwerker Zbigniew, das ungarische Kindermädchen Matya, Freddys Vertrauter Mickey, um nur einige zu nennen... sie alle haben ihren Auftritt, ihren Anteil an der Geschichte.

Ein tolles, pralles und monumentales Buch, das trotz der vielen darin vorkommenden Figuren nie verwirrend ist und nicht eine Länge aufzuweisen hat. Obwohl viel Alltägliches beschrieben wird, ist die hier erzählte Story voll von überraschenden Entwicklungen - es fällt wirklich schwer, die Lektüre zwischendurch zu unterbrechen.

Der Leser spürt, dass jede einzelne Seite wichtig und bereichernd ist - denn, um es mit Zbigniew, dem polnischen Handwerker zu sagen: "Eines mußte man London lassen: Es gab ziemlich viel davon"(S.541) - und zwar jede Menge pralles Leben, mit dem der Rezipient des Romans konfrontiert, durch das er mit allen Sinnen angeregt und mit Hilfe dessen er amüsiert wird. In diesem Sinne lege ich "Kapital" jedem ans Herz, der gerne einen sowohl anspruchsvollen als auch unterhaltsamen Roman, der gut geschrieben und ebenso gut übersetzt ist, zu genießen vermag.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Ermittlungen im Gelobten Land

Die letzte Sünde
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Die junge Autorin Katharina Höftmann bietet uns einen klassischen Whodunnit mit allem Zipp und Zapp in ungewöhnlichem Setting, nämlich in Tel Aviv, der inoffiziellen Hauptstadt und dem schillernden Zentrum ...

Die junge Autorin Katharina Höftmann bietet uns einen klassischen Whodunnit mit allem Zipp und Zapp in ungewöhnlichem Setting, nämlich in Tel Aviv, der inoffiziellen Hauptstadt und dem schillernden Zentrum des israelischen Nachtlebens. Wer packend und eloquent formulierte, atmosphärische Krimis liebt, der ist mit Höftmanns erstem Krimi gut bedient.

Worum geht es? Eine junge Frau wird tot in einer Sprachenschule aufgefunden. Kommissar Assaf Rosenthal, eine Art israelischer James Bond und ehemaliger Armeeoffizier, ganz neu im Polizeidienst, ermittelt. Dabei tun sich Abgründe auf - genauso faszinierend ist allerdings das Drumherum, sein Team und die im Zusammenhang mit dem Mord auftauchenden Figuren, von denen jede einzelne ungeheuer plastisch und authentisch rüberkommt.

Der Auftakt zu einer Serie, wie die Autorin bereits angekündigt hat. Ich für meinen Teil bin trotz kleiner Abstriche, die vor allem die sich schon recht früh abzeichnende Auflösung des Falles und den in meinen Augen etwas zu sehr in den Mittelpunkt gestellten und dadurch vom Mord ablenkenden Auftritt des Kommissars als Frauenheld betreffen, bereits jetzt ein Riesenfan der Krimis von Katharina Höftmann! Die Autorin hat mit ihrem neuen Krimi eine Lücke auf dem deutschen Krimimarkt gefüllt und kann trotz der erwähnten kleinen Schwächen bereits jetzt mit so großartigen deutschen Krimiautoren wie Nele Neuhaus oder Siegfried Langer mithalten. Ich jedenfalls fiebere dem nächsten Werk aus der Feder dieser Autorin bereits jetzt entgegen!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Echte Fründe ston zesamme,....

Sterbenswort
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so heißt es in meiner Heimatstadt Köln: wahre Freunde halten zusammen, stehn füreinander. Das haben auch die WG-Kollegen, die Studenten Kathrin, Heinrich, Erik und Amélie sowie der ständige Besucher ...



so heißt es in meiner Heimatstadt Köln: wahre Freunde halten zusammen, stehn füreinander. Das haben auch die WG-Kollegen, die Studenten Kathrin, Heinrich, Erik und Amélie sowie der ständige Besucher und gemeinsame Freund Thomas so gehandhabt - bis zu einem fürchterlichen Tag, dem Todestag von Erik, nach dem nichts mehr so wie vorher war.

Langsam, peu a peu wird die Geschichte beleuchtet und erschließt sich uns, des geneigten Lesern dieses packenden Krimis, ganz allmählich, zeitlich gesehen sowohl vor- als auch rückwärts - ein meisterhaftes Konstrukt des Autors..

Doch zunächst zur gegenwärtigen Situation: Kathrin ist nun Ärztin und Mutter einer kleinen Tochter - alleinerziehend zwar, sieht sie sich trotzdem auf der Sonnenseite des Lebens und ist mit ihrem Dasein ausgesprochen zufrieden. Auch der Jurist Heinrich hat es gut getroffen, indem er sich quasi ins gemachte Nest gesetzt und die bestens laufende Kanzlei seines Vaters übernommen hat, eine blutjunge Ehefrau und ein Haufen Geld "an den Füßen" runden sein Leben ab. Amélie und Thomas dagegen haben es bei weitem nicht so gut getroffen, doch das erfahren die ehemaligen Freunde erst, als Erik, der doch seit mehr als zehn Jahren tot ist, sich wieder zurückmeldet. Kann das sein? Vor allem Kathrin und Heinrich empfangen Signale der unterschiedlichsten Art, die ganz klar als Bedrohung zu verstehen sind und sich immer mehr verdichten, doch auch die beiden anderen geraten mehr und mehr ins Kreuzfeuer von Erik oder jemandem, der sich für ihn ausgibt. Stehen die Freunde immer noch zusammen, vereinen sie sich in dieser Notlage?

Siegfried Langers Schreibstil ist reduziert und zurickhalten und dadurch umso sprachgewaltiger. Bis ins Mark trifft er den Leser mit jedem Schritt, den er sowohl vor- als auch zurückgeht, mit jedem neuen Detail, das sich uns erschließt. Ein eher unblutiger Berliner Krimi bzw. Thriller - aus meiner Sicht beinhaltet das Werk Elemente beider Genres und kann - ja, sollte - von Freunden des klassischen Whodunnit genauso wie von Thrillerfans genossen werden. Obwohl der Handlungsaufbau eher subtil ist, ist das Buch von einer Spannung durchzogen, die sich sukzessive steigert und verdichtet. Ich finde, dieses Buch sollte Krimi- und Thrillerfreunden, die des Deutschen nicht mächtig sind, nicht vorenthalten werden - es schreit geradezu nach Übersetzungen in die wichtigsten Sprachen Europas! Ich kann nur Daumen drücken und hoffen, dass meinen Freunde und Thriller-Liebhabern in Skandinavien, im angelsächsischen Raum und in Osteuropa dieses Werk nicht vorenthalten bleibt - gerade den Skandinaviern, die ja mit einer nicht unwesentlichen Menge an ausgezeichneter Kriminalliteratur aufwarten können, würde ich das "Sterbenswort" gerne als ein Juwel aus deutscher Feder präsentieren!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Eine Leiche im Herzen von Wien

Die Tote vom Naschmarkt
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Inmitten des Naschmarkts, einer der großen Touristenattraktionen Wiens, findet sich die Leiche der jungen, hübschen Studentin Monika.

Die ebenfalls junge Redakteurin des "Wiener Boten", Sarah Pauli, ...



Inmitten des Naschmarkts, einer der großen Touristenattraktionen Wiens, findet sich die Leiche der jungen, hübschen Studentin Monika.

Die ebenfalls junge Redakteurin des "Wiener Boten", Sarah Pauli, unter anderem zuständig für eine Kolumne zum Volksglauben und selbst hoffnungslos abergläubisch, erhält ein Paket mit drei Fingern zugeschickt - es zeigt sich, dass diese der Toten abgetrennt wurden...

Monika hat kurz vor ihrer Ermordung - denn schnell wird deutlich, dass sie so zu Tode kam - in einem Prozess einem der Vergewaltigung Angeklagten ein Alibi gegeben, auf dessen Grundlage er völlig unerwartet freigesprochen wurde. Die Anwälte beider Parteien, das Vergewaltigungsopfer, die Mitarbeiter und Gäste der Bar - sie alle spielen eine Rolle in diesem Kriminalfall. Doch welche?

Sarah ist neugierig und beginnt zu ermitteln, dabei ist sie jedoch nicht die Einzige, die neben der Polizei in die Ermittlungen eingreift: Birgit Pohn, die ebenso loyale wie leichtsinnige Freundin der Ermordeten, will ebenfalls wissen, was es mit dem Tode ihrer Freundin auf sich hat.

Brutal geht es los, doch eher gemächlich entwickelt sich die Geschichte weiter.... teilweise wird es gar zu gemütlich und die Story droht im Kleinkrieg verschiedener Beteiligter oder auch im äußerst aktiven Innenleben der Protagonistin Sarah Pauli, das hier wie auch im Vorgänger-Band "Tödliches Rendezvous" nicht zu kurz kommt, stecken zu bleiben.

Doch zum Ende wird es es wieder spannend und der Fall wird mit einer recht überraschenden Wendung abgeschlossen.

Insgesamt ein netter Krimi, in dem auch das Wiener Lokalkolorit nicht zu kurz kommt! Ich jedenfalls habe ihn trotz der kleinen Abstriche gern gelesen und freue mich schon auf den nächsten Fall, mit dem es die Journalistin Sarah Pauli zu tun bekommt!