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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.11.2021

Smokey ist nicht der Hit

Betongold
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Smokey ist ein Mordermittler bzw. war er es, jetzt hat er Morbus Bechterow und kriegt kaum mehr was gebacken. Wenn sie diese Krankheit vergessen - denn auf der nächsten und übernächsten Seite wird sie ...

Smokey ist ein Mordermittler bzw. war er es, jetzt hat er Morbus Bechterow und kriegt kaum mehr was gebacken. Wenn sie diese Krankheit vergessen - denn auf der nächsten und übernächsten Seite wird sie wieder erwähnt - und so geht es weiter und weiter.

Smokey hängt mit drin in dem Fall, denn der, der dran glauben musste, das war der Schani, sein Kumpel seit Kindertagen. Früher mehr, jetzt etwas weniger, denn mehr und mehr standen die beiden auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Bis Schani mitsamt seinen silbernen Cowboystiefeln in einer Baugrube lag und auf eigenen Füßen nicht mehr raus konnte. Überhaupt nie mehr irgendwohin konnte außer auf den letzten Weg.

Ich mag Bücher von Tanja Weber, einige jedenfalls und ich mag auch Regionalkrimis, gerade auch bayrische, bspw. die mit dem Eberhofer Franz. Aber beides zusammen, das kommt irgendwie nicht gut, jedenfalls nicht in dieser Aufmachung. Der Stil ist umständlich und irgendwie aufgesetzt, so dass ich schnell den Spaß am Lesen verloren habe und es für mich nur noch Pflicht war. Schade eigentlich!

Veröffentlicht am 07.11.2021

Eine europäische Tragödie

Wenn ich wiederkomme
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In einem anderen Land befindet sich Daniela und steckt dort fest, als es keine andere Möglichkeit mehr für ihre Familie gibt, zu überleben: die Rumänin ist nach Italien, genauer: nach Mailand aufgebrochen, ...

In einem anderen Land befindet sich Daniela und steckt dort fest, als es keine andere Möglichkeit mehr für ihre Familie gibt, zu überleben: die Rumänin ist nach Italien, genauer: nach Mailand aufgebrochen, um dort etwas Geld zu verdienen - das kann man nämlich zu Hause nicht mehr.

Und sie macht sich quasi zur Leibeigenen durch ihren Job als Pflegekraft bei einem alten, dementen Mann: das ist eine Arbeit, die sie rund um die Uhr fordert. Nicht anders wird es beim nächsten Job als Kindermädchen: und das, obwohl sie dort sogar einen Vertrag hat.

Geschildert wird die Geschichte aus zwei Perspektiven: aus ihrer eigenen und aus der ihres Sohnes, der noch ein Kind ist und sich komplett alleingelassen fühlt. Nicht nur von seiner Mutter, sondern auch von seinem Vater und seiner Schwester Angelica. Und dann stirbt auch noch der geliebte Opa.

Eine Geschichte von Verlorenheit, von Ausweglosigkeit, von Ohnmacht. Dies alles, also das, was die Atmosphäre ausmacht, wird aus meiner Sicht eindringlich und schlüssig präsentiert. Nicht so die eigentliche Geschichte, bei der ich oft mal ins Stolpern geriet. Sie hat mich nicht so recht erreicht, diese traurige Geschichte, die in der Europäischen Union der Gegenwart wahrscheinlich Tag für Tag hunderte von Malen durchlebt wird.

Veröffentlicht am 06.11.2021

Ein Nachruf zu früher Stunde

Die hohe Kunst der Politik
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Denn noch ist sie ja im Amt, wenn auch "nur" kommissarisch, unsere langjährige Kanzlerin Frau Dr. Angela Merkel. Ihre langjährige Weggefährtin, die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan (nicht mehr ...

Denn noch ist sie ja im Amt, wenn auch "nur" kommissarisch, unsere langjährige Kanzlerin Frau Dr. Angela Merkel. Ihre langjährige Weggefährtin, die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan (nicht mehr Dr.) hat sich auf den Weg gemacht, um Beiträge aus verschiedenen Perspektiven zur Kanzlerin zusammenzutragen.

Und tatsächlich fallen diese so unterschiedlich aus wie ihre Autoren. Unter ihnen sind Parteifreunde wie Ursula von der Leyen, Volker Kauder und der gerade etwas tief(er) gefallene Armin Laschet, Mitregenten aus Koalitionen wie Sigmar Gabriel, aber auch bzw. gerade politisch andersdenkende wie Wilfried Kretschmann und Annalena Baerbock. Dazu kommen Mitstreiter vom internationalen Parkett wie Donald Tusk und Emmanuel Macron, aber überraschenderweise sind auch Vertreter vollkommen anderer Bereiche präsent wie der Ex-Fußballer Philipp Lahm und Vertreter anspruchsvoller kultureller Genüsse wie Daniel Barenboim und Ulrich Matthes.

So bunt wie die Liste der Autoren sind auch die Beiträge selbst, wobei sie eines gemeinsam haben. Allen ist daran gelegen (sicher liegt das auch in der Absicht der Herausgeberin) die Kanzlerin würdig zu verabschieden. Das war mir aber schon vor der Lektüre klar, ich habe nichts anderes erwartet. Wer ein kritisches Werk erwartet, dem steht eine Fülle zur Verfügung, aus der er wählen kann.

Veröffentlicht am 03.11.2021

Ein russisches Mysterium

Phon
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Zunächst einmal: ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben. Einen wahrhaft russischen Roman, einen, der die russische Seele aufleben lässt, wenn nicht sogar feiert. Einen, der die Atmosphäre des nachsowjetischen ...



Zunächst einmal: ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben. Einen wahrhaft russischen Roman, einen, der die russische Seele aufleben lässt, wenn nicht sogar feiert. Einen, der die Atmosphäre des nachsowjetischen Russland in seiner Tiefe ergründet, von Beginn an.

Es geht um ein Paar, das im westrussischen Wald lebt, bereits seit drei Jahrzehnten, Nadja und Lew. Sie sind Zoologen, beziehungsweise ist es Lew. Nadja war seine Studentin, sie hat das Studium nie abgeschlossen, sondern sich dem deutlich älteren akademischen Lehrer in die Arme geworfen - mir Erfolg. Denn er verließ sofort seine langjährige Ehefrau und zog mit ihr in die Wälder zwecks Führung eines idealistischen Lebens, das die Organisation praktischer zoologischer Sommerkurse beinhaltete. Berichtet wird aus Nadjas Sicht - es ist eine ausgesprochen subjektive Wahrnehmung, eine sprunghafte noch dazu. Wie es eben so ist, wenn man seine eigene Geschichte erinnert - man springt vom Hölzchen aufs Stöckchen und kann sich nicht immer auf sich selbst verlassen.

Dies hat die Autorin Marente de Moor - eine Niederländerin wohlgemerkt - aus meiner Sicht sehr gelungen dargestellt, wenngleich es das Lesen mitunter durchaus erschwert. Allerdings bleibt der Leser desöfteren auf der Strecke - so erging es mir zumindest: ich konnte weder den Entwicklungen noch den Emotionen der Erzählerin folgen, fühlte mich von ihr wieder und wieder allein gelassen, wenn sie bestimmte Erzählstränge - und zwar nicht wenige - ins Nichts verlaufen ließ.

Zudem kam mir es mir zum Ende hin mehr und mehr vor, als würden doch so einige Klischees aufgefahren. Dennoch: wer gerne Romane über Russland liest, in denen es auch ein wenig schräg zugeht, könnte hier an der richtigen Adresse sein!

Veröffentlicht am 29.10.2021

Eine ernsthafte Liebe in schweren Zeiten

Geliebter Dietrich
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Nein, diese Liebe war absolut kein Jokus und auch keine Romanze. Hier verfolgen wir, wie aus tiefer Zuneigung Liebe wird - in ernsten und überaus schweren Zeiten. Die besonders schwer waren für Dietrich ...

Nein, diese Liebe war absolut kein Jokus und auch keine Romanze. Hier verfolgen wir, wie aus tiefer Zuneigung Liebe wird - in ernsten und überaus schweren Zeiten. Die besonders schwer waren für Dietrich Bonhoeffer, der sich in vollem Bewusstsein gegen das nationalsozialistische Regime stellte und immer wieder todesmutig zurück nach Deutschland kehrte, obwohl es ihm, der international so viele Kontakte und dadurch auch Möglichkeiten hatte, ein Leichtes gewesen wäre, sich ins Ausland zu retten.

Hätte er es doch in den letzten Kriegsjahren getan, wollte ich wieder und wieder während dieser Lektüre ausrufen!

In dieser schweren Zeit widerfuhr ihm aber auch Schönes - die Liebe zu Maria von Wedemeyer und die Verlobung mit ihr. Das alles ist hier sehr bewegend geschildert und ist zudem sehr wirkungsvoll in den historischen Rahmen eingebettet. Das Bewusstsein, dass der gesamte Roman auf realen Unterlagen aus dem Nachlass des Paares basierte, ließ mich den Roman noch gespannter lesen.

Nur an manchen Stellen empfand ich ihn dann doch als ein bisschen zu rührselig geraten!