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Veröffentlicht am 17.09.2021

Mal ganz was Neues von Brigitte Glaser!

Bühlerhöhe
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Köln und der Schwarzwald beziehungsweise Baden - das sind die Lieblingskulissen der Autorin Brigitte Glaser, die sie bereits häufig in ihren Krimis um die Kölner Köchin Katharina Schweitzer eingesetzt ...

Köln und der Schwarzwald beziehungsweise Baden - das sind die Lieblingskulissen der Autorin Brigitte Glaser, die sie bereits häufig in ihren Krimis um die Kölner Köchin Katharina Schweitzer eingesetzt hat.

Diesmal spielt die Handlung im Schwarzwald, nämlich im vornehmen Hotel Bühlerhöhe und was uns hier erwartet, ist kein lupenreiner Krimi, sondern sehr viel mehr: nämlich ein historischer Roman mit zahlreichen Spannungselementen, in dem auch das Rheinische nicht zu kurz kommt und zwar nicht allein deswegen, weil der erste Bundeskanzler in Nachkriegsdeutschland, Konrad Adenauer, im Mittelpunkt steht.

Nein, nein - eine Hauptfigur ist er nicht, doch man kann ihn durchaus als Dreh- und Angelpunkt des Geschehens bezeichnen! Denn er reist 1952 in den Schwarzwald, um dort seinen wohlverdienten Kurzurlaub zu verleben - und das ruft eine Menge von Akteuren auf den Plan, so auch die Jüdin Rosa Silbermann, Kölnerin wie Adenauer, die rechtzeitig ins gelobte Land emigriert ist und Mitarbeiterin des Geheimdienstes ihres Landes ist. Sie soll ein Attentat gegen den Bundeskanzler verhindern und zwar ausgerechnet eines, das von ihren Landsleuten geplant wird, einer revolutionären Organisation, die die ersten Annäherungs- und Wiedergutmachungsversuche der Bundesrepublik verhindern will.

Eine ganze Reihe faszinierender Charaktere - Figuren sind definitiv eine Stärke der Autorin und hier hat sie aus meiner Sicht ihr Meisterstück abgeliefert - geben sich hier quasi die Klinke in die Hand und gestalten das spannungsreiche Geschehen, dessen wesentlicher Ausgang sich ein kleines Bisschen zu früh abzeichnet. So ahnt der geneigte Leser bereits, wie der gewaltige Showdown enden wird, doch ist die Geschichte so dicht, spannend und mitreißend, dass dies meine Begeisterung nur ganz geringfügig geschmälert hat.

In einem Punkt ist sich die Autorin absolut treu geblieben - ihren Figuren wird nie ein uneingschränktes Glück beschert. Doch das ist nicht als Kritik gedacht, obwohl ich das gerade Rosa, die aus meiner Sicht durchaus eine Sympathieträgerin ist, von Herzen gegönnt hätte.

Insgesamt bin ich absolut begeistert von diesem faszinierenden und außergewöhnlichen Roman und hoffe sehr, dass Brigitte Glaser sich von diesem für sie neuen Genre - dem historischen Roman - nicht so schnell verabschieden wird!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Es brennt in der Camargue

Brennender Midi
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Capitaine Roger Blanc, der eigentlich gegen seinen Willen in die Camargue versetzt wurde, hat einen neuen Fall und zwar einen sehr aktuellen. Es geht um den Mord an einem Piloten in Ausübung seiner Tätigkeit, ...


Capitaine Roger Blanc, der eigentlich gegen seinen Willen in die Camargue versetzt wurde, hat einen neuen Fall und zwar einen sehr aktuellen. Es geht um den Mord an einem Piloten in Ausübung seiner Tätigkeit, also des Fliegens. Und dann stirbt auch noch ein Landarbeiter, ein Nordafrikaner? Hängen die Fälle zusammen? Womit haben sie zu tun? Umweltfragen?

Sie kommen beide auf dem Grundbesitz eines absoluten Ekels zu Tode - was hat dieser Umstand mit dem Mord zu tun? Blanc - der sich im Übrigen bei diesem seinem bereits 3. Fall erst seit 9 Wochen in der Provence befindet, beginnt, wie üblich, auf unkonventionelle Art zu ermitteln und gerät - auch das nicht unüblich - rasch ins Kreuzfeuer unterschiedlicher Interessen.

Cay Rademacher gibt seinen Lesern das Gefühl, sie befinden sich mitten in der Provence zwischen malerischen Landschaften, köstlichen Speisen, netten - und einigen wenigen nicht so netten - Nachbarn, Wein und Lavendel. Wer sich nicht bereits dort wähnt, der will unbedingt dorthin und beginnt im Geiste schon mit der Urlaubsplanung.

Cay Rademacher beweist, dass er sich nicht nur in Hamburg, wo seine großartigen Nachkriegskrimis um Oberinspektor Frank Stave angesiedelt sind, sondern auch in der Camargue bestens auskennt. Mir hat dieser Fall nicht ganz so gut wie der Vorgänger, "Tödliche Camargue" gefallen. Neben den vielfältigen erotischen Verstrickungen und der damit verbundenen Problematik, die aus meiner Sicht teilweise zu sehr im Mittelpunkt stand, störten mich diesmal ein paar Längen und vor allem ein Erzählstrang, der komplett im Sande verlief. Aber das wird mich nicht davon abhalten, die Fälle von Roger Blanc weiter zu lesen und zu genießen.

Insgesamt habe ich mich von diesem ruhigen, aber spannenden Krimi gut und auf hohem Niveau unterhalten gefühlt und freue mich nun schon auf den nächsten Teil dieser Serie mit einem - ich vergaß zu erwähnen - recht ungewöhnlichen Ermittlerteam mit einer ganz besonderen Dynamik!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Im heißen Rheinland

18 - Zahlen des Todes
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Im heißen Rheinland lässt Mia Winter den Auftakt ihrer Serie um das LKA-Team um Leana Meister, die frisch aus Südafrika importierte Ermittlerin, beginnen und es geht ordentlich zur Sache. Eine Reihe von ...

Im heißen Rheinland lässt Mia Winter den Auftakt ihrer Serie um das LKA-Team um Leana Meister, die frisch aus Südafrika importierte Ermittlerin, beginnen und es geht ordentlich zur Sache. Eine Reihe von Serienmorden – alle an Männern, die zunächst in keinem Zusammenhang zueinander zu stehen scheinen – findet in rascher Abfolge statt. Relativ schnell ist es sicher, dass es sich hier um eine weibliche Täterin handeln muss und ihre Beweggründe sind – das wird immer deutlicher – absolut tragischer Natur. Aber wer ist es, welche Verbindungen hat sie und wie ist sie zu stoppen? Spannung ist auf jeden Fall zuhauf vorhanden, Mia Winter baut ein Szenario auf, das beim Lesen zahlreiche Fragen aufwirft und – so war es zumindest bei mir – alsbald dazu führt, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will.

Figurenbeschreibungen sind leider keine Stärke der Autorin – das hat man bereits in ihrem vorherigen Thriller „Janusmond“ gespürt, hier ist es nicht anders: obwohl alle Charaktere sehr interessant und vielschichtig klingen, erfährt man nicht allzu viel über sie - leider gelingt es der Autorin in keinem Fall - vielleicht ansatzweise bei Leana und ihrer engsten Kollegin Natalia - ein Bild des jeweiligen Protagonisten zu vermitteln.

Dass immer wieder Erotisches vorkommt – sowohl vordergründig als auch unterschwellig, wirkt auf mich eher störend, auf der anderen Seite hätten etliche Figuren – wie bereits erwähnt - kraftvoller, ja präsenter sein können. Zudem stieß ich immer wieder Passagen, die für mich nicht recht schlüssig waren, auch wenn es immer wieder Packendes gab. Insgesamt jedoch ein gut geschriebener und spannungsreicher Start in eine hoffentlich lange Thrillerreihe. Das Buch lässt mich mit ein paar Fragzeichen über dem Kopf zurück - aber auch mit einer gewissen Faszination, die mich gespannt warten lässt auf weitere Fälle für Leana, Natalia und die anderen Kollegen!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Evie blickt zurück

The Girls
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When the moon is in the seventh houseand Jupiter aligns with Mars, then peace will guide the planets...
So wird der Beginn des Wassermannzeitalters im Musical "Hair angekündigt und Assoziationen dazu kamen ...

When the moon is in the seventh houseand Jupiter aligns with Mars, then peace will guide the planets...
So wird der Beginn des Wassermannzeitalters im Musical "Hair angekündigt und Assoziationen dazu kamen in mir bei der Lektüre dieser Leseprobe auf.

Denn es kommt mir so vor, als wäre die 14jährige Evie 1969, als sie der geheimnisvoll-lässigen, ja schlampigen Suzanne und zwei anderen Mädchen, die sie im Park beobachtet hat, bis auf die verwahrloste Ranch, auf der diese bei Russell, der eine Art Guru für sie ist, wohnen, folgt, drauf und dran, in ein neues Zeitalter - vielleicht das des Wassermannes - einzutreten.

Willkommen also im Zeitalter der Hippies, ihres Gedankengutes und ihrer - teilweise durchaus kruden - Theorien, die Wahnsinnige diverser Couleur wie bpsw. Charles Manson groß werden ließen und ihnen - teilweise - die Möglichkeit gab, sie auszuleben.

Inzwischen ist eine lange Zeit vergangen und Evie, die damals ein Teil des Ganzen war, blickt zurück - nein, nicht im Zorn, sondern mit Wehmut, aber vor allem mit einer Menge Schmerz und vielen anderen Gefühlen, die künftigen Lesern des Buches noch nicht verraten werden sollen.

Es ist der pure Wahnsinn, was damals geschehen ist, quasi direkt neben Evie! Ich war gespannt darauf, es zu erfahren, in die Atmosphäre einzutauchen, die damals herrschte, Evie bedingungslos zu folgen.

Doch es blieb alles an der Oberfläche - sowohl die junge Evie von 1969 als auch die ältere der Gegenwart vermochten nicht, mich mitzunehmen in ihre Geschichte - es blieb eine Menge Unverständnis, jede Menge Fragen, auch wenn mich die Geschichte durchgehend interessiert hat. Doch sie ging nie so weit in die Tiefe wie gehofft, dümpelte leider an der Oberfläche und verlor sich leider auch mal in Klischees - solche, die es halt so gibt über die 1960er, über Hippies, Freizügigkeiten und alles, was damit so verbunden ist.

Emma Cline kratzt an einer Welt, in die sie keinen Einlass findet - so mein Empfinden.

Dass ich das Buch dennoch ganz gern gelesen habe, lag zu einem großen Teil an der grandiosen Übersetzung von Nikolaus Stingl, der u.a. Irving in die deutsche Sprache brachte - ein ganz besonderer Genuss! Die Neugierde, die Rastlosigkeit, die in mir herrschte, die Erwartung an dieses Buch: all dies konnte leider nur in Teilen befriedigt werden!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Wien-Krimi der ungewöhnlichen Art

Mörderische Wahrheiten (Ein Carlotta-Fiore-Krimi 2)
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Junge, hoffnungsfreudige Menschen, die in Serie ermordet werden. Ein sehr emotional angelegtes Ermittlerteam, bei dem der persönliche Ansatz im Vordergrund steht: allen voran Carlotta Fiore, offiziell ...

Junge, hoffnungsfreudige Menschen, die in Serie ermordet werden. Ein sehr emotional angelegtes Ermittlerteam, bei dem der persönliche Ansatz im Vordergrund steht: allen voran Carlotta Fiore, offiziell die Tochter der berühmten, leider bereits verstorbenen Opernsängerin Maria Fiore. Außerdem Hannes, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat und der erfahrene Konrad Fürst, gerade aus langem Koma erwacht. Auch er steht in sehr besonderer Beziehung zu Carlotta.

Auf der anderen Seite Alfred Riedel als Täter, der schon viel Sünde auf sich geladen hat und dessen DNA bei den Opfern gefunden wird - auch er mit einer dichten familiären Struktur.

Die Autorin Theresa Prammer schreibt toll und mitreißend und hat ein sehr ungewöhnliches Konstrukt für ihren Krimi entwickelt. Ich bin begeistert, wenn auch (noch) ein wenig ahnungslos, denn ich kenne Band 1 (Wiener Totenlieder) nicht - noch nicht, müsste man sagen, denn das ist ein Zustand, den ich sofort zu ändern beabsichtige. Denn es ist alles andere als empfehlenswert, in den zweiten Band einzusteigen - zu viele Vorinformationen fehlen. Man kann sich zwar einiges zusammenreimen, anderes jedoch fehlt.

Für meinen Geschmack geriet die Geschichte der Opfer ein wenig in den Hintergrund. Das ist aber tatsächlich der einzige Kritikpunkt an einem sowohl sprachlich und stilistisch als auch inhaltlich insgesamt sehr runden und atmosphärischen Krimi. Sehr empfehlenswert, aber starten Sie bitte unbedingt mit Band 1!