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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2021

Zurück ins Damals

In der ersten Reihe sieht man Meer
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Von tochteralice
Zurück ins Damals, in seine frühe Jugend in den 1980ern und damit in den Familienurlaub nach Italien wird Alexander Klein - inzwischen um die 40, Werbefachmann und selbst gestandener ...

Von tochteralice
Zurück ins Damals, in seine frühe Jugend in den 1980ern und damit in den Familienurlaub nach Italien wird Alexander Klein - inzwischen um die 40, Werbefachmann und selbst gestandener Familienvater auf dem Sprung in den Sommerurlaub in den Süden - katapultiert, indem er sich auf einmal im Elternhaus wiederfindet, in seinem - so sieht er es - gänzlich unattraktiven, dicklichen Jungskörper. Mit dabei: seine Eltern, aber so, wie sie eben in den 1980ern waren und seine große Plage dieser Zeit: Alex' ältere Schwester Nicole, im Umgang mit ihm nicht gerade zimperlich.Auch Oma wird abgeholt und dann geht es zu fünft im Auto über den Brenner - der Sonne entgegen

Was wichtig ist: Alex ist zwar unfreiwillig wieder in seinen Jungskörper geschlüpft, trägt jedoch weiter sein Wissen und seinen Verstand aus dem 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts mit sich herum. Was mich gewundert hat - um seine neue Familie macht er sich kein bisschen Sorgen, nein, er taucht voll ein in das Hier und Jetzt seiner Jugend, in der ihn - mit dem Wissen der Zukunft - so einiges stört. Zum Beispiel der Sichtweise seiner Eltern in bezug auf Italiener und Neger, die man damals tatsächlich noch so nannte. Jedenfalls in der Familie Klein. Und das Essen - stets wird deutsch gekocht, das Italienische wird gemieden und außerdem hat man natürlich seinen Stammplatz am Meer, der mit Muscheln markiert wird.

Witzig ist sie auf jeden Fall, die Idee der zeitlichen Rückreise, wenn auch alles andere als neu. Und so fehlen mir hier doch einige - bzw. mehr - innovative Elemente. Mir hat die Reise in die Vergangenheit in Ina Rakis "In einem Land vor meiner Zeit", wo sich eine 14 im Körper ihrer Mutter ebenfalls in den 1980ern wiederfindet, wesentlich besser gefallen, die Italienschilderungen aus deutscher Sicht hat Jan Weiler wesentlich besser drauf als seine schwäbischen Kollegen. Finde ich jedenfalls.

Dennoch hatte ich durchaus meinen Spaß an dieser nicht allzu spektakulären Lektüre, wobei vieles - wie die Essgepflogenheiten - dann doch eher in die 1970er passte. In den 1980ern waren selbst in Deutschland und seinen Küchen zumindest Tiramisu, Pizza und diverse Nudelgerichte keine unbekannten Größen mehr. Am Ende gibt es eine kleine Überraschung, aber die hat es dann auch nicht mehr gerissen. Eine sehr nette Lektüre für zwischendurch, aber mehr auch nicht. Für mich jedenfalls nicht.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Einst vereint, dann lange getrennt

The other Girl
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Das waren Lois und Carly May, die als Kinder entführt und gerettet wurde. Das furchtbare Ende der Entführung, das für beide abzusehen war, ist nicht eingetroffen. Sie fühlten sich einander auf seltsame ...

Das waren Lois und Carly May, die als Kinder entführt und gerettet wurde. Das furchtbare Ende der Entführung, das für beide abzusehen war, ist nicht eingetroffen. Sie fühlten sich einander auf seltsame Art verbunden, dann aber auch wieder von einander abgegrenzt - auf eine gewisse Art wie Konkurrentinnen. Nach der Entführung nahm das Schicksal bei beiden einen anderen Lauf, die Eltern - von Herkunft und Art her einander völlig fremd - taten ein übriges dazu, dass die beiden sich nie mehr wiedersahen.

Jahre später ist Lois eine erfolgreiche Literaturprofessorin, Carly May Schauspielerin - unter Pseudonym, wie auch Lois unter Pseudonym einen Krimi über die damalige Entführung verfasst hat. Doch bei ihr bleibt der Erfolg aus, sie schlägt sich so durch. Bis sie auf einmal die - fiktive - Kommissarin in Lois' Verfilmung spielen soll. Eine Wiedervereinung der Mädchen, die zu Frauen geworden sind, steht an, doch ist sie überhaupt möglich?

Interessant ist die Darstellung der Entwicklung der beiden Charaktere Lois und Carly May, der Wechsel von stark zu schwach und wieder zurück, das Eindringen unterschiedlicher äußerer Einflüsse auf die beiden. Eine gut geschriebene Darstellung, der gleichwohl etwas Spannung, ja Sinnhaftigkeit führt. Wo soll diese Geschichte enden, die zum Schluss dann doch noch an Fahrt aufnimmt, mich aber unbefriedigt zurück lässt. Ebenso gut hätte ich sie nicht lesen können. Nicht gerade belanglos, aber auch nichts Besonderes. Wobei die Autorin Maggie Mitchell durchaus schreiben kann und dies hoffentlich mit weiteren Werken unter Beweis stellen wird.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Eine Ruhrpottpflanze im brandenburgischen Exil

Spreewaldgrab (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 1)
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Das ist Klaudia Wagner, die es nach einer für sie sehr frustrierenden und dramatischen Trennung ins beschauliche Lübbenauer Exil verschlagen hat. Dort, zwischen Kähnen und Spreewaldgurken erkennt sie, ...

Das ist Klaudia Wagner, die es nach einer für sie sehr frustrierenden und dramatischen Trennung ins beschauliche Lübbenauer Exil verschlagen hat. Dort, zwischen Kähnen und Spreewaldgurken erkennt sie, dass es in dieser wunderschönen Landschaft auch den ein oder anderen brutalen Mordfall gibt. Und kaputte Typen, denen sie nach ihrer Flucht aus dem Ruhrgebiet eigentlich entrinnen wollte!

Ein erfolgreicher Unternehmer Ende 50 ist brutal zu Tode gekommen, eine ihm ausgesprochen zugeneigte Dame - viel jünger und nicht seine Ehefrau - ist unauffindbar, seine - beinahe schon abgelegte Gattin ertränkt sich und ihr Leid in Alkohol, der Sohn ist ein merkwürdiger Typ.

Das ist das Szenario, das sich Klaudia Wagner offenbart, die sich zunächst mit ihrem neuen Team, das ihr nur teilweise wohl gesonnen ist, zusammenraufen muss.

Und was sollen die Episoden, die die Gefangenschaft bzw. Isolation einer verzweifelten Frau darstellen?

Ein spannender Krimi in einem stimmungsvollen Setting: das hatte ich mir von diesem Buch versprochen und mich sehr darauf gefreut. Doch ganz wurden meine Erwartungen dann doch nicht erfüllt - zu lange dauerte es aus meiner Sicht, bis die Atmosphäre und die Präsenz des Spreewaldes sich mir präsentierte - der überwiegende Teil des Buches hätte tatsächlich auch an einem anderen beliebigen Ort spielen können. Da habe ich schon andere Krimis - beispielsweise "Dunkle Fluten" von Hendrik Berg gelesen, die das Setting um einiges eindringlicher wiedergaben.

Zudem hielt sich der Eindruck des Gestückelten, unzureichend Zusammengebrachten über das ganze Buch hinweg. Mir hat sich nicht die Sinnhaftigkeit aller Wendungen und Einschübe erschlossen, manch Strang brach abrupt ab oder verlief im Nichts.

Interessante Ansätze sind es, die Autorin Christiane Dieckerhoff hier bearbeitet, doch halten sie leider nicht ganz, was sie versprechen. Na, wer weiß, vielleicht müssen sich Klaudia und ihre Autorin erst noch zusammenraufen und es wird beim nächsten Krimi anders bzw. besser. Ich zumindest werde nicht verzagen ud statt dessen noch einen Anlauf wagen!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Abgrundtief böse Menschen

Die Schneelöwin (Ein Falck-Hedström-Krimi 9)
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kennt man aus dem Märchen. Eine Armada von Stiefmüttern, diverse Feen, Zwerge und andere Fabelwesen, mißgünstige Geschwister (ungerechterweise sind dies fast immer die älteren) mit eingeschlossen. Und ...

kennt man aus dem Märchen. Eine Armada von Stiefmüttern, diverse Feen, Zwerge und andere Fabelwesen, mißgünstige Geschwister (ungerechterweise sind dies fast immer die älteren) mit eingeschlossen. Und in "echt"? Nun, ich zögere nicht zuzugeben, dass ich Hitler und Stalin als abgrundtief böse empfinde und auch diverse Serienmörder - doch wie haben sie sich dazu entwickelt?

In Camilla Läckbergs "Schneelöwin" ist es das Kind Louise, das angeblich von Geburt an abgrundtief böse ist und daher von seinem Vater im Keller angekettet wurde. Kann das sein? Der Vater kann da nichts mehr zu sagen, denn er ist vor Jahren ermordet worden - von Laila, seiner Ehefrau und Louises Mutter. Diese sitzt seit Jahren im Gefängnis und wird von Erica Falk, der Autorin aus Fjällbacka, besucht, die über sie schreiben möchte. Es kommt, wie es - in Läckbergs Serie fast immer - kommen muss: Es ergibt sich eine überraschende Parallele zum aktuellen Fall von Ericas Ehemann Patrik Hedström von der Polizeidienstelle Tanum. Er untersucht einen besonders perfiden Fall, in dem es um das Verschwinden junger Mädchen geht. Eine davon taucht wieder auf - nur um direkt in den Tod zu laufen. Man stellt fest, dass sie bereits im Vorfeld brutal misshandelt worden war.

Auch Patriks Kollegen und sein Chef, Bertil Mellberg und das restliche Team kommen wieder ins Spiel. Da ist natürlich Patriks Frau, die Autorin Erica Falk nicht weit, die sich so gern in die Polizeiarbeit einmischt - natürlich sind auch die weiteren Akteure,wie die Kinder des Paares, Patriks Mutter Kristina, Ericas Schwester Anna und Patriks Kollegen wieder mit von der Partie - gerade in diesem Buch wird den meisten von ihnen besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet. Also vor allem etwas für Kenner und Liebhaber dieser Serie, denn nicht immer werden Zusammenhänge aus früheren Büchern ausführlich aufgeklärt. Ich jedenfalls war heilfroh, bislang jeden einzelnen der Läckberg-Krimis gelesen zu haben, ansonsten wäre ich ziemlich ins Schleudern geraten. Leider ist diesem Buch nicht wie dem Vorgänger "Die Engelmacherin" ein Verzeichnis der regelmäßig auftauchenden Akteure vorangestellt, das wäre für Neueinsteiger zumindest etwas hilfreich. Ich würde allerdings komplett davon abraten, bei dieser Serie in der Mitte einzusteigen: man verpasst einfach zu viel!

Mir hat das Buch wieder gut gefallen - es fügt sich schlüssig und nahtlos in die Serie ein und ich liebe Fälle, deren Anfänge in die Vergangenheit zurückreichen, auch wenn Läckberg dieses Instrument ein bisschen sehr häufig verwendet. Diesmal fand ich den Fall ausgesprochen spannend, auch der Erzählstil der Autorin - intensiv, atmosphärisch und mit eindringlichen Personenbeschreibungen - hat wieder zum Lesegenuss beigetragen, doch leider gab es doch ein paar Enttäuschungen, die vor allem die Auflösung des Falls betrafen. Aber auch im Verlauf blieben einige wichtige Aspekte auf der Strecke ... sie wurden einfach nicht weiterverfolgt bzw. aufgelöst.

Trotzdem sehr empfehlenswert - allerdings vor allem Freunden dieser Serie oder aber solchen, die es werden wollen und sich nicht scheuen, die insgesamt acht vorherigen Bände - oder zumindest einen Teil davon - vorher zu lesen, denn ansonsten kommt an angesichts der ausgesprochen dichten Handlung sicher gelegentlich ins Schleudern. Doch wer Patriks gewohnten Alltagsstress und das Leben mit seiner Frau Erika - in diesem Band geht es für ihre Verhältnisse ausgesprochen harmonisch zu - und andere immer wieder auftauchende, den aktuellen Fall ergänzende inhaltliche Elemente schätzt und wie ich eher die nicht so harten Krimis bevorzugt - wobei man diesmal teilweise durchaus auf die Probe gestellt wird, der wird hier auf seine Kosten kommen!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Neles zweites Ausflug in den mittleren Westen

Straße nach Nirgendwo (Sheridan-Grant-Serie 2)
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Die beliebte Krimiautorin Nele Neuhaus im zweiten Teil ihres Amerikaausflugs: unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg hat sie nun nach "Sommer der Wahrheit" einen zweiten Teil mit der jungen Sheridan Grant ...

Die beliebte Krimiautorin Nele Neuhaus im zweiten Teil ihres Amerikaausflugs: unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg hat sie nun nach "Sommer der Wahrheit" einen zweiten Teil mit der jungen Sheridan Grant veröffentlicht, der seinen Anfang im tiefsten Mittleren Westen, im ländlich-abgeschiedenen Nebraska nimmt und zwar mit einem brutalen Gemetzel, das in der 2. Hälfte der 1990er Jahre auf dem Hof der Grants stattfindet und bei dem 5 Menschen ihr Leben lassen müssen. Für Sheridan ist dies der Beginn einer langen Odyssee - eine Festung der Einsamkeit, um mal mit Jonathan Lethem einen der bekanntesten US-Autoren zu zitieren, die sie mit sich herumträgt.

Im Gegensatz zum ersten Teil geht es hier richtig in die Krimihandlung, also in einen Bereich, in dem die Autorin voll und ganz zu Hause ist. Nur leider stehen trotz spannungsreicher Handlung zwei rührselige Selbstfindungsgeschichten - einmal die von Sheridan und dann noch die von Jordan, einem Polizisten, den sie im Zuge des Dramas, mit dem alles seinen Angang nimmt - im MIttelpunkt und ich muss leider sagen, dass ich beide als sehr kitschig und der eigentlich stringenten Handlung abträglich empfunden habe. Außerdem ist doch einiges extrem weit hergeholt und damit absolut unglaubwürdig. Die Schwarz-Weiß-Malerei der Figuren, die schon im "Sommer der Wahrheit" sehr auffiel, wird hier weiter vertieft.

Daher konnte ich das Buch leider nicht so wie Teil 1 genießen, obwohl Nele Neuhaus sich und ihrem atmosphärischen Schreibstil treu bleibt und Spannungselemente sind in genügender Anzahl vorhanden sind. Diesmal hat mich die Autorin leider ein kleines bisschen enttäuscht.