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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2021

Harte Stunden der Entscheidung

Dreieinhalb Stunden
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Und zwar DER Entscheidung, wie es denn im jeweilgen Kopf so aussieht im Hinblick zur DDR-Treue.

Denn dieser Zug fäjrt am 13.08.1961 von München nach Berlin. Und zwar bis zum Ostbahnhof. Manche wissen ...

Und zwar DER Entscheidung, wie es denn im jeweilgen Kopf so aussieht im Hinblick zur DDR-Treue.

Denn dieser Zug fäjrt am 13.08.1961 von München nach Berlin. Und zwar bis zum Ostbahnhof. Manche wissen es schon, andere erfahren es über Radio: Es entsteht gerade eine Mauer durch Berlin, rüber in den Westen zu machen ist schon jetzt kaum mehr möglich!

Wir schauen in die Köpfe verschiedener Personen, bspw. einer Familie, in der die Frau überzeugt ist von der DDR, sie will dieser auf keinen Fall den Rücken kehren. Und einer jungen Rockband.

Es ist ein ausgesprochen spannendes und eindringliches Thema: wer geht, wer bleibt?

Und tatsächlich ereignet sich die ein oder andere unerewartete Szene. Es ist alles sehr emotional, auch wenn man nicht unbedingt sagen kann, dass es so richtig unrealistisch ist.

Ein tolles Thema - nur leider ist dieser Roman ein bisschen sehr formell und erricht mich nur ab und zu. Und er kann mich stellenweise auch nicht so recht erreichen .

Veröffentlicht am 20.08.2021

Viel Schmerz

Die Überlebenden
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Ja, in dem Familiengefüge von Benjamin, Pierre und Niels sowie ihren Eltern läuft wenig ohne Schmerz ab - sei es seelischer oder körperlicher. Denn die Grundstimmung ist stehts eine recht aggressive; ...

Ja, in dem Familiengefüge von Benjamin, Pierre und Niels sowie ihren Eltern läuft wenig ohne Schmerz ab - sei es seelischer oder körperlicher. Denn die Grundstimmung ist stehts eine recht aggressive; die Eltern, beides "erfahrene Trinker" setzen sich bewusst von den Kindern ab, als diese noch recht jung sind. Und zwar nicht durch Entzug ihrer Anwesenheit, sondern sie entziehen ihnen ihre Aufmerksamkeit und ihre Liebesbeweise sehr häufig..

Und zeigen ihnen deutlich häufiger Verärgerung oder Überdruss anstelle von Zuneigung. Obwohl es auch diese herzlichen Momente gibt, aber entweder sind sie schnell vorbei oder vermengen sich schon, während man sie durchlebt, mit etwas Unangenehmen. Eine merkwürdige Familie, in der - so verstehe ich es - eine gewisse Ruhe, eine liebevolle Stringenz fehlt.

Dennoch, wir durchleben auch schöne Momente gemeinsam mit der Familie, erleben den unterschiedlichen Umgang der Eltern mit jedem der Brüder, aber auch der Brüder untereinander. Gerecht geht es dort nicht zu, aber was ist schon Gerechtigkeit innerhalb einer Familie!

Es ist die Sicht Benjamins, aus der heraus die Geschichte entsteht und sich entwickelt - er ist derjenige, der zwischen allen Stühlen steht, der, der so gern die Familie stärker vereinen würde. Doch ist auf der anderen Seite auch derjenige, der im Mittelpunkt des traumatischen Ereignisses, das alles veränderte, stand.

Es ist kein schöner Roman, der angenehme Gefühle im Lesenden weckt, das nicht, aber ergreifender, erschütternder. Auf jeden Fall einer, der mich nicht so schnell loslassen wird!

Veröffentlicht am 15.08.2021

Leider sehr flach

Finde deinen Seelenpartner
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Wollten Sie schon mal einen Partner, der so aussieht wie ein Star, den Sie verehren? Und dann gehen sie auf eine Veranstaltung, treffen seinen Doppelgänger - in diesem Falle den von Roger Whittaker und ...

Wollten Sie schon mal einen Partner, der so aussieht wie ein Star, den Sie verehren? Und dann gehen sie auf eine Veranstaltung, treffen seinen Doppelgänger - in diesem Falle den von Roger Whittaker und - peng! - das ist es. Nach Fehlschlägen, Enttäuschungen und ewigem Frust finden Sie in diesem Mann den Seelenpartner, der Sie ein Leben lang begleitet.

Denn er spürt natürlich auch sofort, dass Sie füreinander gemacht sind, weil Sie ihrerseits aussehen wie... ich will es gar nicht wissen!

Ich gebe es zu, das war eines der extremsten, der heftigsten Fallbeispiele, die in diesem Buch, das im Übrigen das Werk eines Mentalcoaches, Bestsellerautors und Schauspielers (ein erfahrener Mensch, wie Sie sehen) ist, wiedergegeben werden, aber die anderen sind nicht weit davon entfernt.

Es gibt auch Anleitungen bzw. Verhaltenskodizes, die anzuwenden sind, wenn man sich bereits geöffnet hat, zum Studenten seines Lebens geworden ist.

Und wenn Ihr Seelenpartner ein Fischer in Alaska ist, der noch nie weg war? Keine Angst, ist er nicht, er schleicht mehr oder weniger bereits um Sie herum, genau wie Sie um ihn. Denn Sie ähneln einander in vielen Dingen, haben viele gemeinsame Vorlieben, und deswegen - nur keinen Stress - werden Sie einander begegnen, wenn die Zeit reif ist.

Ein Märchen? Nein, der neueste Ratgeber vor Pierre Franckh, der für mich eher in Richtung eines Albtraumes navigiert....


Veröffentlicht am 15.08.2021

Die Spannkraft einer Ehe

Der Brand
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und zwar der von Rahel und Peter Wunderlich, steht im Zentrum des Romans. Ihretwegen kommt alles so, wie es eben so kommt. Nämlich, dass sie beide beschlossen haben, gemeinsam einige Wochen in ...

und zwar der von Rahel und Peter Wunderlich, steht im Zentrum des Romans. Ihretwegen kommt alles so, wie es eben so kommt. Nämlich, dass sie beide beschlossen haben, gemeinsam einige Wochen in der Einsamkeit zu verbringen, um zu sehen, was bei ihnen noch da ist. Was noch so läuft. Vielmehr will Rahel das austarieren, Rahel, die Psychologin.

Dass ihnen ein abgebranntes Haus und die erwachsenen Kinder - mit und ohne Nachwuchs - ins Gehege kommen, damit haben sie nicht gerechnet.

Für das Ferienhaus finden sie rasch Ersatz und fahren statt nach Bayern in die Uckermark, um ihrer mütterlichen Freundin Ruth unter die Arme zu greifen und ihren kleinen Hof zu bewirtschaften, während sie bei ihrem Mann Viktor weilt, der nach einem schweren Schlaganfall in der Reha ist.

Dort finden sie zunächst wenig Ruhe, zumal ihre Tochter Selma mit den Enkeln, vor allem aber mit ihren eigenen Problemen einfällt.

Doch nach und nach gibt es ein Miteinander und auch ein Zueinander, das in einer Tragödie mündet, die - wie soll man sagen - zwar mit ihnen zu tun hat, aber auf eine eher mittelbare Art und Weise. Oder auch nicht.

Wie ich es schon von Daniela Krien kenne, lässt sie Frauenfiguren auftreten, die ihre innere Zerrissenheit zelebrieren, jede auf ihre eigene Art. In diesem Fall sind es die Frauen aus Rahels Familie: sie selbst, ihre Tochter Selma, ihre längst verstorbene Mutter Edith. Im Vergleich zu "Die Liebe im Ernstfall" gelingt es der Autorin hier aus meiner Sicht deutlich besser, die verlorenen Chancen, Träume und Ideen in witzige, spritzige oder auch tiefgründige oder tragische Zusammenhänge zu stellen.

Auch wenn dieses Thema mir auf die Dauer etwas zu anstrengend wird, habe ich dieses Buch, in dem Daniela Krien durchaus auch Humor einsetzt, recht gerne gelesen. Ich bin allerdings immer noch weit entfernt davon, es als leichtfüßig zu bezeichnen.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Überleben in der Hackordnung von Harlem

Harlem Shuffle
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Ray Carney hat es geschafft - nicht in allen, aber doch in wesentlichen Aspekten. Er lebt im Gegensatz zu seinem verstorbenen Vater ein mehr oder weniger ehrenhaftes Leben als Möbelhändler und hat ein ...

Ray Carney hat es geschafft - nicht in allen, aber doch in wesentlichen Aspekten. Er lebt im Gegensatz zu seinem verstorbenen Vater ein mehr oder weniger ehrenhaftes Leben als Möbelhändler und hat ein Mädchen aus der Oberklasse geheiratet - sehr zum Verdruß von deren Eltern. Aber Elisabeth hält zu ihm, sie sind inzwischen sogar Eltern. Carver gibt sich Mühe, seine kleinen kriminellen Kuhhandel von seiner Frau fernzuhalten, deren Eltern sich ihrerseits bemühen, ihn zu demütigen, ohne es die Enkel spüren zu lassen.

Diesmal hat Colson Whitehead, ohne von seinem Anspruch, das (Über)leben der Afroamerikaner in den USA vergangener Zeiten in all seinen Facetten schonungslos und offen zu vermitteln, abzulassen, einen überaus stilvollen Unterhaltungsroman geschrieben.

Einen, der zwar stellenweise sehr wehtut, aber bei dem man auf der anderen Seite nicht selten das Gesicht zum Lächeln verzieht.

Die Story spielt im Harlem der frühen 1960er Jahre und einige der Benachteiligten haben Mechanismen entwickelt, um nicht ganz so benachteiligt zu sein wie ihre Schicksalsgenossen.

Als eines der Qualitätsmerkmale gilt es, hellere Haut als andere zu haben, im Idealfall sogar gelegentlich für einen Weißen gehalten zu werden, ein äußeres Merkmal, dessen sich beispielsweise Carneys Schwiegermutter Alma rühmen kann - ganz im Gegensatz zu ihm selbst, was sie ihn nicht selten spüren lässt.

Doch neue Zeiten sind im Anmarsch, nicht nur dadurch, dass Martin Luther King und seine Gesinnungsgenossen ihre Stimme immer lauter erheben.

Wie auch immer, jedenfalls schaffen es auch Dunkelhäutige, Weißen und nicht ganz Weißen ein Schnippchen zu schlagen. Vielleicht ja sogar mehrere? Gewissermaßen hat Colson Whitehead, ohne sein Können in irgendeiner Form einzuschränken, hier einen Schelmenroman geschaffen. Mit ernstem Hintergrund natürlich! Aber mit nicht nur einem Augenzwinkern!