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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2021

Um einiges intensiver

Das Leben ist ein Fest
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als andere Menschen: so lebt Frida Kahlo. Dazu so impulsiv und eigen wie es nur ihr zu Gesicht steht:

Die Malerin und hingebungsvolle Liebende, die Mexiko ein neues Selbstverständnis sowohl in der Selbstwahrnehmung ...

als andere Menschen: so lebt Frida Kahlo. Dazu so impulsiv und eigen wie es nur ihr zu Gesicht steht:

Die Malerin und hingebungsvolle Liebende, die Mexiko ein neues Selbstverständnis sowohl in der Selbstwahrnehmung wie auch im internationalen Miteinander schenkte, zelebrierte jedes Ereignis in ihrem Leben, sowohl Freud wie auch Leid, wobei sie gerade von Letzterem bereits in frühen Jahren eine ganze Wagenladung abbekommen hatte.

Unterkriegen ließ sie sich davon nicht: im Gegenteil, sie kreierte ihren eigenen, vorher in dieser Form nie dagewesenen Stil in der Malerei wie auch im Design ihrer Kleidung und ihrer Wohnräume.

Frida war eine Frau, die gewissermaßen außerhalb der Zeit lebte, sie fuhr immer ihren ganz eigenen Stiefel und wurde somit auch nie unmodern. Bis heute nicht.

Ihre Achillesferse war Diego Rivera, der große, schwere Mann, der ihr in Begabung und Leidenschaft in nichts nachstand und ihr nur deswegen in einigem voraus war, weil er deutlich früher als sie geboren wurde - wegen ihm genoss und litt sie. Auch hier vermutlich war Leid häufiger angesagt als Freud.

Doch Frida ließ nicht locker, trotz allem blieb sie eines: sie selbst, die einzigartige Frida Kahlo.

Autorin Claire Berest vermag es, die Kraft, Intesität, Impulsivität und Emotionalität dieser ganz besonderen Frau in jeder Hinsicht so wiederzugeben, dass man meint, man sähe einen Film. Ihr Roman ist ebenso prall und farbig wie die Person Frida Kahlo selbst es war. Allerdings nicht von der Figur her, die zart und klein war und blieb. Nein, es war ihr Charakter, der wieder und wieder Überhand nahm und ihr Leben zu einem unbequemen werden ließ. Aber ich bin mir fast sicher, dass Frida nichts bereut hat.

Wenn auch Sie nicht bereuen wollen, rate ich Ihnen, zu diesem Roman zu greifen, mit dem Sie außerordentlich intensive Stunden verleben werden.

Veröffentlicht am 15.06.2021

....Fire in the Sky....

Luftgitarrengott
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Die Chords hierzu konnten Bastian und Schwester Lisa von klein auf - zumindest auf der Luftgitarre. Dafür hatte der Vater gesorgt. Und alsbald bildeten sich eigene musikalische Interessen heraus, auch ...

Die Chords hierzu konnten Bastian und Schwester Lisa von klein auf - zumindest auf der Luftgitarre. Dafür hatte der Vater gesorgt. Und alsbald bildeten sich eigene musikalische Interessen heraus, auch solche kreativer Natur.

Genauer gesagt: Bastian war der Kopf, Lisa die Stimme des Sounds. Bis sie sich auf einmal alleine den Vertrag schnappte und nach den Sternen des Ruhms zu greifen begann: allerdings mit Bastians Sound. Auch wenn das zunächst niemand wusste.

Bastian blieb Tischler und Freizeitmusiker - für lange Zeit. Doch seinen Traum von der Bühne, den behielt er bei. Auch dann noch, als er seine Jugendliebe Susi geehelicht hatte und mit ihr zwei Kinder großzog.

Oh Bastian, ich konnte Deine Pein in Bezug auf die kleine Schwester sooo gut nachvollziehen. Auch wenn sie mir in Sachen Musikalität meilenweit voraus war, gab und gibt es genug Bereiche, wo das Ego hervorblitzen kann.

Der Stil war nicht immer ganz mein Fall, der Inhalt umso mehr. Auf jeden Fall ist dies ein sehr besonderes Buch mit einem ebenso besonderen Sound - ach was! Mit so einigen ganz speziellen Sounds. Eben für jeden etwas, wie es sich ein einer funktionierenden (naja, weitestgehend jedenfalls) Familie eben gehört!

Veröffentlicht am 14.06.2021

Dr. Siri auf einem internationalen Event

Dr. Siri und die Spiele der Rattenfänger
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Moskau 1980: aufgrund des Boykotts vieler westlicher Staaten werden die sozialistischen Bruderstaaten, darunter natürlich auch Laos, ganz besonders gepempert.

Siri wird die Ehre zuteil, medizinischer ...

Moskau 1980: aufgrund des Boykotts vieler westlicher Staaten werden die sozialistischen Bruderstaaten, darunter natürlich auch Laos, ganz besonders gepempert.

Siri wird die Ehre zuteil, medizinischer Berater der laotischen Mannschaft zu werden´ Natürlich mit allem Zipp und Zapp, wie es sich gehört. Und das will er genießen, hat er doch zusammen mit seiner Gattin Madame Daeng die Trickkiste ausgepackt, damit dies gelingt.

Obwohl eigentlich nur koschere und zigmal überprüfte "Sportler" mitfahren dürfen, kommt schon bald der Verdacht auf, dass ein Mitglied der laotischen Delegation nicht derjenige ist, für den er sich ausgibt...

Wenn man - wie ich - diese Spiele kritisch aus der Ferne beobachtet hat, ist dies ein köstlicher Spaß, bei dem mir nur manchmal die ständige Tollpatschigkeit des laotischen Teams auf die Nerven ging. Ansonsten ist Dr. Siri erfrischend schräg und unterhaltsam wie eh und je!

Veröffentlicht am 13.06.2021

Eine Kämpferin

Sturmvögel
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Das war Emmy zeitlebens - und sie ist es noch in hohem Alter. In tiefer Armut auf einer Nordseeinsel aufgewachsen, hat sie das Schicksal schon früh nach Berlin verschlagen - und zwar als Dienstmädchen. ...

Das war Emmy zeitlebens - und sie ist es noch in hohem Alter. In tiefer Armut auf einer Nordseeinsel aufgewachsen, hat sie das Schicksal schon früh nach Berlin verschlagen - und zwar als Dienstmädchen. Ihre jüngeren Geschwister wurden anderweitig untergebracht und sie sah sie niemals wieder - das war damals eben so.

Emmy arrangierte sich sehr gut bei der neuen Herrschaft, zumal sie in der Köchin gleich von Beginn an eine Vertraute hatte.

Eine eigene Familie gründete sie auch, auch das war nicht gerade leicht: sie hatte sich sozusagen hochgeheiratet, was mehr oder weniger dem Zufall geschuldet war - dennoch wurde es ihr zeitlebens vorgehalten, vor allem von der Schwiegermutter, für die das ein unglaublich beschämender Zustand war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand sie ohne Mann, aber mit drei Kindern da und so langsam relativierte sich das alles mit den Ständen und den Schichten.

Und Emmy blieb, was sie zeitlebens gewesen war: bodenständig, eine gute Menschenkennerin - und denen, die es nötig hatte, war sie immer bereit, unter die Arme zu greifen. Aber eines kam gar nicht infrage: sich wie eine Weihnachtsgans ausnehmen zu lassen.

Deswegen sollte ein Teil ihrer Kinder auch ganz schön ins Staunen kommen, als es um die Verteilung der Besitztümer ging.

Ein spannender Roman, in dem es aus meiner Sicht teilweise zu verwegen zugeht. Aber oft ist das Leben ja um einiges überraschender als jeder Roman - daran musste ich immer wieder denken in diesem Roman, der die Stärke der Frau feiert.

Nicht jeder Frau natürlich, sondern nur der, die Herz und Verstand an der richtigen Stelle hat. Das wird in vorliegendem Roman immer wieder und in jeder Generation deutlich!

Veröffentlicht am 10.06.2021

Emanzipation im wilden Westen

Zu Befehl, Frau Doktor!
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Hand aufs Herz: der Wilde Westen des späten 19. Jahrhunderts ist nicht gerade als Hort der Emanzipation bekannt. Nein, ganz im Gegenteil: Frauen mussten gerettet werden, waren Hausmütterchen, Bedienstete ...

Hand aufs Herz: der Wilde Westen des späten 19. Jahrhunderts ist nicht gerade als Hort der Emanzipation bekannt. Nein, ganz im Gegenteil: Frauen mussten gerettet werden, waren Hausmütterchen, Bedienstete oder Halbseidene, die im Saloon oder gleich im Bordell arbeiteten.

In vorliegendem Roman begegnen wir der Ärztin Josephine Burkett, Doc Joe genannt, die es zu einer eigenen Praxis in einer texanischen Kleinstadt und zu einigem Ansehen gebracht hat. Von einem Hausmütterchen ist bei ihr nichts zu spüren, statt dessen geht sie nicht zimperlich mit schwierigen Patienten und vor allem: mit deren Begleitung um.

Eines Tages landen bei ihr auch vier "Hangers Reiter", eine Vereinigung von vier ehemaligen Soldaten unter Hauptmann Matthew Hanger, die nach etlichen traumatischen Erlebnissen nicht mehr töten (bzw. nur im Notfall), sondern helfen will - als eine Art Söldner für die gute Sache, womit sie sich bereits einen Ruf gemacht haben.

Da einer von seinen Männer bei einem Einsatz schwer verletzt wurde, landet Matthew Hanger bei Jo, nichts ahnend, dass es sich bei ihr um eine attraktive Frau handelt. Obwohl beide nicht gerade als sanfte Wesen bezeichnet werden können, kommen sie sich etwas näher - und bald schon braucht Jo die Unterstützung von "Hangers Reitern".

Es handelt sich dabei um eine Sache, die mit ihrem leichtsinnigen Bruder - strengere Gemüter würden ihn durchaus auch als nichtsnutzig bezeichnen - zu tun hat. Diese wird heftiger als erwartet und bald schon geraten Jo und die Reiter in ziemliche Schwierigkeiten.

Doch sie vertrauen auf Gottes Hilfe!

Ich liebe die Romane der Autorin, da sie ein Herz für Frauen hat und ihre Darstellung der weiblichen Charaktere in ihren meistenteils mit 19. Jahrhundert spielenden Romanen eine durchaus ungewöhnliche ist. Bei ihr stehen die Frauen aus unterschiedlichen Gründen und in den verschiedensten Situationen stets ihren Mann.

All das wird in spannende Geschichten mit viel Charme und noch mehr Humor verpackt, wobei letzterer im zweiten Teil des vorliegenden Romans leider etwas knapp ausfiel.

Dennoch habe ich ihn wieder mit Freude gelesen und mit Genuss ein paar Stunden im wilden Westen verbracht. Ja, Karen Witemeyer vermag das Thema "Emanzipation im Wilden Westen" auf luftig-leichte Art, dennoch mit Tiefgang rüberzubringen!