Profilbild von TochterAlice

TochterAlice

Lesejury Star
offline

TochterAlice ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TochterAlice über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2021

Logbuch des Lebens

Unter Deck
0

Powerfrau und Loserin zugleich: das ist Oli, aus deren Perspektive dieses Buch geschrieben ist, in dem sie die Hauptfigur gibt. Denn es geht einzig und allein um ihr Leben..

Der jungen australischen Autorin ...

Powerfrau und Loserin zugleich: das ist Oli, aus deren Perspektive dieses Buch geschrieben ist, in dem sie die Hauptfigur gibt. Denn es geht einzig und allein um ihr Leben..

Der jungen australischen Autorin Sophie Hardcastle ist ein starkes Buch gelungen, vor allem, weil sie den Mut hat, ihre Heldin Schwächen und Fehler eingestehen zu lassen. Es entstand ein sowohl stilistisch als auch inhaltlich sehr eigenwilliger Roman, der die Problematik des Frau-Seins in der heutigen Gesellschaft von allen nur denkbaren Seiten beleuchtet. Zum Beispiel, wie schnell aus einem spannenden Erlebnis ein Trauma entstehen kann: da sind andere Schuld, aber nicht nur. Auch Oli hätte von Beginn an anders, überlegter agieren müssen und das wird sowohl ihr als auch den Lesern schonungslos verdeutlicht - im weiteren Handlungsverlauf nämlich. Oli muss erkennen, dass sie bei einer Schiffsüberführung gemeinsam mit fünf Männern einfach nicht gleichgestellt ist, egal, wie sie sich auch bemüht.

Die Quittung ist mehr als schmerzhaft.

Der Roman ist unheimlich klug geschrieben, voll von Symbolik, aber auch emotional - oft zu sehr für mich. Und er ist sehr, sehr mutig, denn ich bin sicher nicht die Einzige, die nach der Lektüre rätselt, ob die Autorin sich in Oli selbst sieht.

Ich hoffe, dass nicht, vor allem was das Ende angeht, aber das werden Sie ja dann selbst sehen. Wenn Sie sich diese Lektüre zutrauen. Denn sie wird auch in Ihnen Emotionen wecken, und das nicht zu knapp . Wenn Sie bereit also sind, sich in einen Roman zu vertiefen, der Ihnen die Welt von heute (im wahrsten Sinne des Wortes) eröffnet und die Facetten der Weiblichkeit in allen und die der Männlichkeit in manchen Aspekten offen legt, dann sind Sie hier richtig. Aber nicht meckern hinterher, wenn es doch zu heftig wurde. Es ist nämlich nicht so, dass ich Sie nicht davor gewarnt hätte!

Veröffentlicht am 07.06.2021

Lizzie und die Männer

Wetter
0

Flöhe hüten ist leichter als drei Männer - in ihrem privaten alltäglichen Leben hat Lizzie es mit genau drei Exemplaren zu tun: ihrem Mann Ben, ihrem Sohn Eli und ihrem Bruder Henry, der aus meiner Sicht ...

Flöhe hüten ist leichter als drei Männer - in ihrem privaten alltäglichen Leben hat Lizzie es mit genau drei Exemplaren zu tun: ihrem Mann Ben, ihrem Sohn Eli und ihrem Bruder Henry, der aus meiner Sicht ganz klar der schwierigste Brocken ist und ohne seine Schwester absolut hilflos wäre. Dabei ist er ihr nicht selten ein Klotz am Bein.

Lizzie ist Bibliothekarin und hat damit wohl nicht alle ihre Wünsche ausleben können. Aber sie hat auch im Rahmen dieses Berufes die Möglichkeit, ihrer Gedankenwelt freien Lauf zu gewähren -dadurch genießt auch der Leser ihren Blick auf die Welt und auch darüber hinaus mit zahlreichen Aufs und Abs. Wer meint, in Lizzies Welt wäre nichts los - nun, der hat sich getäuscht, zumindest aus meiner Sicht.

Für mich ist es weniger eine apokalyptische Gedankenwelt als eine Dokumentation von Lizzies alltäglichen Erlebnissen und mehr noch Empfindungen mit Höhen und Tiefen. Eine gewissermaßen krasse Art, diese darzustellen.

Ist es nun ein Roman oder nicht? Ich neige dazu, ihn als solche anzunehmen, da der Roman als fiktive Ausdrucksform dem Leser alle Freiheiten gewährt. Und derer hat sich Autorin Jenny Offill wahrlich ausgiebigst bedient!

Veröffentlicht am 07.06.2021

Absolut wertvoll!

Medical Cuisine
1

Mit diesem Buch halte ich genau das in der Hand, was ich mir erhofft habe - dass ich es erwartet habe, wäre zu vermessen.

Denn es geht mir darum, auf unkomplizierte Weise gesund, aber auch lecker ...

Mit diesem Buch halte ich genau das in der Hand, was ich mir erhofft habe - dass ich es erwartet habe, wäre zu vermessen.

Denn es geht mir darum, auf unkomplizierte Weise gesund, aber auch lecker zu kochen. Dazu ist es wichtig, dass die Rezepte knapp und klar gehalten sind - mein Mann möchte auch mittun und sieht sich selbst eher als Anfänger.

Was mir sehr gut gefällt: hier sind viele Klassiker der Familienküche schlanker gemacht worden. Ich selbst neige sowieso dazu, beim Kochen in diese Richtung zu gehen, weil ich Fettarmes einfach deutlich lieber mag. Meistens ist der Eigengeschmack sehr viel intensiver als bei Gerichten, die sehr gehaltvoll daherkommen.

Und auch in anderer Hinsicht wurden meine Hoffnungen absolut erfüllt: die Rezepte sind so unkompliziert wie möglich gehalten, dazu gibt es jedes Mal ein Foto, auf dem man auch optisch einen guten Einblick erhält: sieht das Selbstgekochte so ähnlich aus, wenn nicht: was kann schief gegangen sein?

Wenn es von einem Rezept zwei Varianten (mehr sind es nie) gibt, wird jede auf einer Doppelseite mit Rezept und und Foto präsentiert.

All dem sind Erläuterungen zu der Intention des Autorenteams; Mediziner Dr. Matthias Riedl und Koch Johann Lafer sowie die Vorgehensweise im Kochbuch vorangestellt. Wie finde ich die Rezepte, die zu meinem Leiden, meiner Krankheit passen? Mir Erleichterung oder Linderung verschaffen können oder zumindest dem nicht entgegenwirken?

Ich bin sehr zufrieden mit diesem Kochbuch und werde es sicher oft gebrauchen!

Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein Haus, ein Kätzchen und ein Pferd

Der französische Gast
0

Das ist zusammengefasst der materielle Verlust, der Ellen und ihren beiden Kindern droht, wenn es zum Äußersten kommt, nämlich zur Scheidung. Abgesehen vom menschlichen! Denn Ehemann und Vater Avery ist ...

Das ist zusammengefasst der materielle Verlust, der Ellen und ihren beiden Kindern droht, wenn es zum Äußersten kommt, nämlich zur Scheidung. Abgesehen vom menschlichen! Denn Ehemann und Vater Avery ist auf dem besten Weg, dem (mehr oder weniger ungebetenen) französischen Gast Louise näher zu kommen.

Oder ist es gar schon geschehen? Autorin Dorothee Whipple hat eine hinreißende Gesellschaftsstudie verfasst, die irgendwo zwischen Tragödie und Satire oszilliert. Oder ganz woanders?

Denn lange Zeit war mir nicht klar, worauf die Autorin hinaus will. Vieles schien von Beginn an festzustehen, auch die Kräfte und Mächte schienen klar verteilt.

Lange Zeit nahm ich an, etwas sehr Absehbares zu lesen und man muss auch sehr stark auf die Zwischentöne achten, um zu spüren, dass es nicht so ist.

Dafür, dass sie bereits in den 1950ern geschrieben wurde, ist sie überraschend modern, wie ich finde. Man könnte Richtung des Romans mit dem der Bücher von Vicky Baum vergleichen - nur ist er noch ein wenig spritziger, eleganter! Auch in der deutschen Übersetzung, die - soweit ich es beurteilen kann - bestens gelungen ist.

Wer sich also von einem Roman mit klar positionierten Sympathien - der Figuren, der Autorin, des Lesers - überraschen lassen will (und ich verspreche Ihnen, dass dies der Fall sein wird), sollte hier unverzüglich zugreifen.

Veröffentlicht am 04.06.2021

Eine Pandemie in der Stadt

Eine Seuche in der Stadt
0

Auch vor 78 Jahren, den Zweiten Weltkrieg bereits vor Augen, wurde versucht, Impfstoffe gegen Pandemien zu entwickeln. In diesem Falle gegen die Pest. Hier treffen wir auf den Wissenschaftler Rudolf Iwanowitsch ...

Auch vor 78 Jahren, den Zweiten Weltkrieg bereits vor Augen, wurde versucht, Impfstoffe gegen Pandemien zu entwickeln. In diesem Falle gegen die Pest. Hier treffen wir auf den Wissenschaftler Rudolf Iwanowitsch Mayer, der in der sowjetischen Provinz mit der Entwicklung eines Impfstoffes betraut ist, den er nun in Moskau vorstellen soll.

Allerdings stellt sich nach seiner Ankunft heraus, dass er selbst bereits mit dem Virus infiziert wurde. Nun folgt etwas, dass uns Pandemierfahrenen im Verlauf des vergangenen Jahres zur Routine geworden ist: es wird versucht, alle Menschen aufzutreiben, die mit Mayer zuletzt in Kontakt waren, was 1939 denkbar schwieriger war als heute.

Doch niemand ist mit dem Grundgesetz oder Ähnlichem dagegen getreten. Wie denn auch - das Land befand sich mitten in seiner totalitaristischsten Phase überhaupt, nämlich im Stalinismus. Was einige Vorgänge, wenn man es rein sachlich sehen will, auf jeden Fall vereinfacht hat.

Auf jeden Fall bleibt dem/der Rezipient*in die Erkenntnis, dass Seuchen eine Gemeinsamkeit haben: sie verbreiten sich schneller, als man "Totalitarismus" oder aber auch "Europäische Union" sagen kann!