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Veröffentlicht am 05.04.2021

VerLOCKend?

Lockvogel
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Nein, verlockend ist für Toni gerade absolut gar nix im Leben. Hat ihr Traummann sie doch ausgeraubt und sich sang- und klanglos abgesetzt.

Und dabei geht es nicht um Kleinkram, sondern um das ...

Nein, verlockend ist für Toni gerade absolut gar nix im Leben. Hat ihr Traummann sie doch ausgeraubt und sich sang- und klanglos abgesetzt.

Und dabei geht es nicht um Kleinkram, sondern um das gesamte Vermögen der Großmutter - einige Hunderttausende Euro und dazu noch Schmuck. Sie steht vor dem Nichts, dabei muss sie doch weiterkommen in ihren Schauspielstudien.

Egal, erstmal muss das Geld wieder her und Toni hat auch schon eine Idee, wie: Mithilfe eines Detektivs. Zufällig gerät sie an Edgar Brehm, der sie allerdings ohne Geld nicht als Klientin annehmen will - irgendwie logisch, oder?

Bei ihrem Abgang hört Toni zufällig, wie die Gattin eines, nein: des berühmten Filmemachers Alexander Steiner Brehm einen Auftrag gibt, bzw. auf dem besten Weg dazu ist: er soll ihren Gatten der Untreue überführen.

Eines kommt zum anderen: auf jeden Fall sieht sich Toni irgendwann als Brehms Assistentin, genauer gesagt: als Lockvogel - im Gegenzug will Brehm den diebischen Galan dingfest machen.

Auch wenn die beiden aus unterschiedlichen Welten kommen und sich als Team erstmal finden müssen, sind sie in gewisser Hinsicht einfach unschlagbar: nämlich als literarische Unterhaltung.

Theresa Prammer beweist einmal mehr, dass sie im Genre Krimi mit Humor die Nase vorne hat - aber sowas von! Ich liebe die von ihr entworfenen Charaktere, die immer für eine Überraschung gut sind, aber auch im Hinblick auf Setting und Abläufe wird hier einiges geboten.

Ich gebe zu, dass Fans harter Thriller hier möglicherweise nicht ganz auf ihre Kosten kommen - aber falls sie mal was ganz anderes lesen möchten, ist dies auch für sie möglicherweise ein Lesespaß! Ich empfehle ihn jedenfalls uneingeschränkt!

Veröffentlicht am 02.04.2021

Alice und ihr Macher

Die Erfindung von Alice im Wunderland
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Der Macher Lewis Carroll, der in Wirklichkeit Charles Dodgson hieß und Naturwissenschaftler in Oxford war, hatte die Geschichte lange vor ihrer Veröffentlichung tatsächlich an kleinen Mädchen getestet, ...

Der Macher Lewis Carroll, der in Wirklichkeit Charles Dodgson hieß und Naturwissenschaftler in Oxford war, hatte die Geschichte lange vor ihrer Veröffentlichung tatsächlich an kleinen Mädchen getestet, nämlich an den Töchtern seines Rektors an Christ Church, unter ihnen auch Alice.

Über deren Rezeption der Darbietungen sind nur Bruchstücke bekannt, aber wie auch immer, es dürfte ihnen gefallen haben. Auch einige andere Gestalten aus dem wahren Leben des Autors dürften Eingang gefunden haben in die Figurenwelt - was nicht immer sonderlich schmeichelhaft für die Gemeinten ausfiel.
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Im Gegensatz zu den Abenteuern der Alice entbehrt diese Geschichte eines roten Fadens, was sie nicht sehr leicht lesbarmacht. Ich habe den Eindruck, dass Peter Hunt, der Autor des vorliegenden Sachbuchs, unglaublich viele Informationen hatte und sich daran schwertat, diese knapp zusammenzufassen.

Dagegen ist die Bebilderung - auch einige Fotografien sind dazwischen, ebenso großzügige wie vielseitige. Aus meiner Sicht sehr schade - wenn er diese Bilder und den Text in einen Guss gegossen hätte, wäre dies ein tolles und einzigartiges Werk geworden - so ist es eher ein wenig langweilig. Ich habe mich beim Lesen nicht sonderlich gut in das Geschriebene hineinfinden können. Schade!

Veröffentlicht am 31.03.2021

Manche Menschen werden von vielen geliebt

Das Glück meiner Mutter
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Und nein, nicht der Protagonist und Ich-Erzähler des Romans, der neunundvierzigjährige Phillip Dorn, ist der
Glückliche, sondern seine vor zwei Jahren verstorbene Mutter Marion. Auch Phillip ist sich ...

Und nein, nicht der Protagonist und Ich-Erzähler des Romans, der neunundvierzigjährige Phillip Dorn, ist der
Glückliche, sondern seine vor zwei Jahren verstorbene Mutter Marion. Auch Phillip ist sich - zumindest jetzt, im Nachhinein - des Glückes bewusst, dass er mit ihr und durch sie hatte.

Doch im Nachhinein wird auch deutlich, dass es viele verpasste Gelegenheiten gab - in Marions Leben, in Phillips - vor allem jedoch in dem anderer Menschen, die nicht so viel Marion in ihrem Leben hatten, wie sie es sich gewünscht hätten. Und zeitlebens darunter litten.

Charisma, Güte und Warmherzigkeit, das sind nur drei Attribute, die mir zu Marion einfallen, die die Handlung im Übrigen gar nicht so dominierte, wie es den Anschein haben könnte.

Nein, sie blitzt immer wieder hinein in den Verlauf, als Prägende, als Gebende, Schenkende, aber mehr noch als ein Verlust. Wobei Phillip nicht nur durch sie lebt, aber es ist wohl sie, die ihn gelehrt hat, andere Frauen wertzuschätzen. Wobei dies aus meiner Sicht eine stellenweise sehr erotische Komponente erhält, auch wenn es nur an einer Stelle klar um Sex geht (dann aber mit allem Zipp und Zapp). Ich hätte mich gefreut, wenn gerade der feinsinnige Thommie Bayer ohne dies ausgekommen wäre, das hätte diesen Roman mit den so klug verteilten Petitessen, den Überraschungen und warmherzig aufblitzenden Lichtern aus meiner Sicht perfekt gemacht.

Auch wenn es nichts daran ändern, dass ich dieses Buch mit einem wirklich wohligen Gefühl zuklappe. Ich bin mir aber sicher, dass ich es nicht - wie andere Werke des Autors - wieder und wieder lesen werde - tief in mir drin tragen werde Phillips Geschichte aber durchaus!

Veröffentlicht am 29.03.2021

Latein und Mathe

Der große Sommer
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Daran scheitern Friedrichs Pläne für den Sommerurlaub mit der Familie am Meer - dem 16jährigen droht eine Ehrenrunde, wenn er die Nachprüfungen nicht besteht und das wäre schon die zweite!

Deswegen nimmt ...

Daran scheitern Friedrichs Pläne für den Sommerurlaub mit der Familie am Meer - dem 16jährigen droht eine Ehrenrunde, wenn er die Nachprüfungen nicht besteht und das wäre schon die zweite!

Deswegen nimmt er den Vorschlag der Familie (oder ist es gar eine Anweisung), über die Sommerferien zu den Großeltern zu ziehen, wo der Großvater, ein Medizinprofessor, der noch praktiziert, mit ihm lernen wird. Der Strengste in der ganzen Familie: weil er der Stiefgroßvater ist, mussten Friedrich und seine Geschwister ihn über Jahre hinweg siezen und auch jetzt ist er noch superstreng und versteht keinen Spaß. Gut, dass Friedrichs nur wenig jüngere Schwester Alma - allerdings freiwillig - auch in der Stadt bleibt und auch sein bester Freund Johann die meiste Zeit zu Hause sein wird. Und dann gibt es noch Beate, die er erst vor ein paar Tagen kennengelernt hat.

Friedrich weiß noch nicht, dass er mit diesem Sommer auf eine bittersüße Weise das Ende von Etwas, von seinen unbeschwerten Kinder- und Jugendtagen erleben wird- er wird sich sozusagen entpuppen, einiges wird zu Ende gehen, während anderes neu beginnt.

Und nicht zuletzt wird er den Großvater, wie er ihn nennen muss, völlig neu kennenlernen!

Ewald Arenz hat mit leichter Feder - mir war sie stellenweise ein kleines Bisschen zu leicht - einen Roman voller Empathie, warmherzigem Humor und Klarsicht über eine scheinbar längst vergangene Zeit geschrieben. Ebenso deutlich wie die Unterschiede zu den frühen 1980er Jahren wurde jedoch das ewig Gleiche im Jungsein: die Unsicherheit, die Sehnsucht, ja, auch die Gier. Einmal mehr beweist Ewald Arenz sein ungeheures Talent in der Darstellung von Charakteren: Friedrich und seine Freunde, doch auch den Großvater und Nana, die Großmutter, sah ich während der Lektüre klar vor mir. Und fühlte mich versetzt in längst vergangene Zeiten, längst verloren geglaubte Gefühlswelten. Ein Roman, der aufwühlt und wehtut - aber lange nicht so, wie er versöhnt! Wenn man dem Autor glaubt - und ich bin bereit, das zu tun, habe ich doch meine Jugend zur gleichen Zeit wie Friedrich erlebt - dann erfährt man, dass es immer einen Weg, eine Lösung gibt und jedes Ereignis, also auch jede Tragödie immer aus mehreren Perspektiven betrachtet werden kann.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Neue Freunde machen viel Arbeit

Schach mit toter Dame
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Wobei es in diesem Falle Freundinnen sind: Cäcilie und Käthe, zwei schon deutlich ältere Semester, hatten Loretta beim letzten Fall gleich nach dem Kennenlernen im Café tatkräftig unterstützt und Loretta ...

Wobei es in diesem Falle Freundinnen sind: Cäcilie und Käthe, zwei schon deutlich ältere Semester, hatten Loretta beim letzten Fall gleich nach dem Kennenlernen im Café tatkräftig unterstützt und Loretta wäre nicht sie selbst, wenn daraus nicht gleich eine neue Freundschaft fürs Leben entstanden wäre.

Wir wollen nicht unken, aber sie wird diesmal dennoch möglichweise nicht sehr lang sein, denn Cäcilie und Käthe sind Schwestern, die sich ein Appartement in der luxuriösen Seniorenresidenz "Herbstglück" teilen. Und dort haben sie so einige Unregelmäßigkeiten inklusive eines aus ihrer Sicht nicht ganz durchsichtigen Todesfalls entdeckt. Und bald schon gibt es eine zweite Leiche - eine junge Servierkraft, die unzweifelhaft ermordet wurde!

Die Damen wären nicht Freundinnen von Loretta, wenn sie nicht einen gewissen Hang zum Kriminellen - in diesem Falle eher zum Ermitteln in derartigen Fällen - hätten. Ohne dass Loretta etwas dazutun muss, findet sie sich umgehend als Ersatzkraft wieder und muss mit dem brummigen Küchenchef klarkommen. Dabei drückt sie ein Auge zu, da dieser ein ehemaliger Sternekoch ist und wir Loretta-Fans wissen genau, dass sie ebensogern kocht wie isst. Und wo Loretta is(s)t, da is(s)t der ehemalige Polizist Erwin, auch als Minipli-Mann bekannt, nicht weit!

Kenner der Reihe werden es ahnen: Es kommt noch einiges mehr und auf das altbewährte Team Erwin und Loretta zu. Man sollte nicht meinen, dass es bei den Senioren ruhig zugeht für Minipli-Man und Hornbrillen-Girl, ganz im Gegenteil. Vor allem macht Loretta einmal mehr die Erfahrung, dass Alter vor Scharfsinn nicht schützt - zumindest in manchen Fällen. In anderen hingegen ist, wie überall im Leben, eher das Gegenteil der Fall. Und natürlich läuft alles mit "a little help from my friends" ab, denn Lorettas Freunde sind wie immer nicht weit, man darf sich besonders auf ein ausführliches Gastspiel von Frank freuen, der wie immer weder mit Worten noch mit Taten geizt. Und auch Dennis, der ja mittlerweile eine größere Rolle in Lorettas Leben spielt, ist wieder ganz vorne mit dabei.

Ohne Freundschaft läuft nix - dies ist wieder einmal eine der wichtigsten Botschaftes des Buches. Nur schade, dass es schon wieder vorbei ist, denn auch dieser, bereits dreizehnte Band der Reihe, war allererste Sahne. Wer Spaß kombiniert mit viel Spannung mag, der kommt an Loretta Luchs nicht vorbei!