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Veröffentlicht am 26.01.2021

Luftballonliebe

Jedes Jahr im Juni
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Lucas ist Emmies absoluter Traummann - und ihre ganz persönliche Luftballonliebe: hat sie ihn doch durch das "Verschicken" eines Luftballons kennengelernt, der auf der anderen Seite des Ärmelkanals landete ...

Lucas ist Emmies absoluter Traummann - und ihre ganz persönliche Luftballonliebe: hat sie ihn doch durch das "Verschicken" eines Luftballons kennengelernt, der auf der anderen Seite des Ärmelkanals landete und ausgerechnet von einem frisch nach Frankreich gezogenen Halbengländer, Lucas, nämlich gefunden wurde.

Seither - seit Jahren, ja Jahrzehnten, sie waren schließlich noch Schüler - ist Lucas ihr bester Freund, was wie die Faust auf Auge passt. Er ist nämlich am selben Tag im selben Jahr geboren und den feiern sie seitdem immer zusammen und zwar in Frankreich.

Auch zum Rest der Familie hat Emmie ein enges Verhältnis. Naja, zumindest zur englischen Mutter und zum französischen Vater. Früher war sie auch mal mit Lucas`Halbbruder Eliot eng, aber das ist lange her und hat seine Gründe.

Aber eigentlich hätte sie gern eine ganz andere Beziehung zu Lucas: als Paar nämlich, nicht nur als beste Freunde. Sie liebt ihn nämlich schon seit Ewigkeiten. Und er? Bisher war sie sicher, dass das nicht der Fall ist, doch es deutet alles darauf hin, dass er ihr jetzt, an ihrer beider 30stem Geburtstag die Frage aller Fragen stellen will. Aber...

Lesen Sie lieber selbst, zumindest wenn Sie weiblichen Geschlechts sind. Es ist ein warmherziger, manchmal ein wenig oberflächlicher Roman, der aber auf jeden Fall gute Laune macht und auf eine ganze Reihe wichtiger sozialpolitischer Themen eingeht. Unter anderem natürlich. Denn eigentlich ist es ja ein Liebesroman. Wenn auch anders als gedacht!

Veröffentlicht am 24.01.2021

Opereskes Drama

Hingabe
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Ein Roman wie eine Oper! Wie diese beginnt er mit Leidenschaft, dann kommt die Hingabe, dann die diversen Probleme und Bäng! am Ende gibt es einen Riesenknall! Also definitiv kein Roman, den man vor dem ...

Ein Roman wie eine Oper! Wie diese beginnt er mit Leidenschaft, dann kommt die Hingabe, dann die diversen Probleme und Bäng! am Ende gibt es einen Riesenknall! Also definitiv kein Roman, den man vor dem Schluss weglegen sollte - denn ohne diesen ist es eine ganz andere Geschichte.

GroßbauerTomás, der reichste Mann im Ort, ist ein animalischer Typ - auch wenn ein Einzelgänger ist und meist nur zusammen mit seinem Bedienstenen Ramón zu sehen ist, mit dem er fast etwas wie eine Familie bildet, kann er arbeiten wie ein ganzes Kraftwerk - und rasen wie ein Stier. Und als ihn in der Dorfgaststätte der Anblick der neu angekommenen Suiza mit Leidenschaft übermannt, da packt er einfach zu und schleift sie mit sich nach Hause. Sie ist Ausländerin, spricht kein Spanisch, arrangiert sich aber bald mit den Gegebenheiten und lebt sich auf ihre Art und Weise ein. Doch Tomás ist sehr krank und hat möglicherweise nicht mehr lange zu leben....

Auch wenn dieser Roman inhaltlich sehr, sehr weit von mir entfernt war, kann ich nicht umhin, die stilistischen Fertigkeiten der Autorin anzuerkennen sowie den stellenweise aufblitzenden, durchaus gekonnt in den Handlungsaufbau eingefügten Humor zu genießen. Ein Buch, dass vor allem aufgrund der archaisch rüberkommenden Rolle der Frau für mich ein harter Brocken war, doch begriff ich alsbald, dass auch dies für die Autorin ein Mittel zum Zweck war.

Wer Leidenschaften, Sex und insgesamt viel Körperlichkeit in der Lektüre liebt, der ist hier gut aufgehoben!

Veröffentlicht am 24.01.2021

Das Leben neu leben

Die Mitternachtsbibliothek
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Ab einer bestimmten Stelle, einer maßgeblichen Wendung im Leben alles noch einmal ändern, neu vorgehen - was würde dann passieren? Wer hat nicht schon mal überlegt, ob er an einem bestimmten ...

Ab einer bestimmten Stelle, einer maßgeblichen Wendung im Leben alles noch einmal ändern, neu vorgehen - was würde dann passieren? Wer hat nicht schon mal überlegt, ob er an einem bestimmten Scheideweg im Leben nicht einen Fehler gemacht hat? Ob sein Leben nicht schöner, sinnvoller, erfüllter, glücklicher gewesen wäre, wenn er zu dem Zeitpunkt eine grundlegend andere Entscheidung getroffen hätte?

Mit eben diesem Gedanken spielt der britische Autor Matt Haig in seinem Roman "Die Mitternachtsbibliothek": Nora Seed, eine Frau Anfang Dreißig empfindet ihr Leben als verpfuscht und in einem Moment, in dem alles schief geht, entschließt sie sich, diesem ein Ende zu setzen.

Und findet sich nicht in der Hölle, auch nicht an der Himmelspforte, sondern in einer Bibliothek. In der sie eine alte Bekannte aus vergangenen Zeiten trifft: nämlich Mrs. Elm, die Bibliothekarin ihrer früheren Schule: einer der wenigen Menschen in ihrem Leben, der uneingeschränkt gut zu ihr war, eine, die immer das Richtige gemacht hat, selbst in der dunkelsten Stunde in Noras Leben.

Von ihr erfährt sie, die ihre Tat zu bereuen gibt, dass es für sie eine Möglichkeit zur Rückkehr ins Leben gibt: in ein anderes Leben und sie hat sogar die Wahl. Und zwar zwischen vielen, vielen Leben, je nachdem, an welchem Wendepunkt sie sich neu orientiert.

Sie springt quasi in ein Buch und ist schwupp - an einer anderen Stelle ihres Lebens angelangt, an einer, die es in der Form nie gegeben hat. Die es aber gegeben haben könnte.

Eine wirklich tolle Idee, finde ich. Eine, auf die nur Matt Haig kommen kann. Matt Haig, der so tolle Bücher wie "Wie man die Zeit anhält" geschrieben hat. Ich war voller Vorfreude und Erwartung und konnte nicht schnell genug an dieses Buch kommen.

Das sich in der Tat ausgesprochen süffig las. Aber: sowohl beim Aufbau der Bibliothek als auch bei der Gestaltung von Noras zahlreichen möglichen Leben hat der Autor eine Menge Potential verschenkt. Meiner Meinung nach. Da hätte einiges mehr kommen, das Geschehene dichter gestaltet werden können. Auch so hatte ich meinen (Lese)Spaß. Aber nicht so wie erhofft, leider! Beim nächsten Haig-Roman dann wieder!

Veröffentlicht am 18.01.2021

Ein schweres Schicksal

Helenes Versprechen
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Im Mittelpunkt des Romans von Beate Rösler steht die Kinderärztin Helene Bornstein - sie erlebt ihre Jugend im Frankfurt der Weimarer Republik, einer Zeit der Bewegung. Ihr Vater ist selbst Kinderarzt, ...

Im Mittelpunkt des Romans von Beate Rösler steht die Kinderärztin Helene Bornstein - sie erlebt ihre Jugend im Frankfurt der Weimarer Republik, einer Zeit der Bewegung. Ihr Vater ist selbst Kinderarzt, hat eine Praxis im eigenen Haus und Helene folgt ihm in den Beruf. Als Hitler an die Macht kommt, arbeitet sie in einer Klinik, doch ebenso wie für ihren Vater ändert sich für sie alles - die Familie ist jüdischen Glaubens und wird quasi über Nacht von angesehenen Frankfurter Bürgern zu Geächteten.

Helenes arischer Mann Viktor steht zunächst zu ihr, doch er erweist sich als nicht stark genug - trotz des gemeinsamen Sohnes Moritz wendet er sich von ihr ab und damit auch von Moritz, der als Halbjude auch in Gefahr ist. Helene gelingt es, ihn nach England zu schicken, doch selbst will sie in Deutschland bleiben, um ihre Familie zu beschützen so gut es geht. Das gelingt ihr nur teilweise, aber dafür schafft sie es, auf andere Weise dem nationalsozialistischen Regime die Stirn zu bieten.

Nach dem Krieg bricht die traumatisierte Frau im wahrsten Sinne des Wortes zu neuen Ufern auf, um ein ebenso neues, komplett anderes Leben zu beginnen.

Autorin Beate Rösler ist ein fesselnder, dramatischer Roman gelungen, den ich nicht aus der Hand legen konnte. Dabei hat sie sich von der wahren Geschichte der jüdischen Kinderärztin Antonie Sandels inspirieren lassen. Doch es sind auch Momente aus der eigenen Familiengeschichte und natürlich Fiktion - es ist ja schließlich ein Roman - daran verewigt. Doch jede Seite kommt so lebendig, so anschaulich rüber, dass zumindest ich keinen Zweifel daran hatte, dass es so hätte ablaufen können. So oder ähnlich.

Veröffentlicht am 18.01.2021

Eher ein Krimi

Trauma – Kein Entkommen
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als ein Thriller ist dieser erste Fall der Münchner Ermittlerin Katja Sand, die dabei ist, sich sowohl gegenüber ihrem Vorgesetzten als auch ihrem Assistenten zu positionieren, so mein Eindruck. Jedenfalls ...

als ein Thriller ist dieser erste Fall der Münchner Ermittlerin Katja Sand, die dabei ist, sich sowohl gegenüber ihrem Vorgesetzten als auch ihrem Assistenten zu positionieren, so mein Eindruck. Jedenfalls gerät sie an zwei Tote, von denen einer im See ertrunken, der andere im Kühlschrank erstickt ist.

Bei beiden käme Suizid in Frage, doch Katja ist überzeugt, dass das nicht zutrifft. Die Spur führt auf ein Marineschiff und auf eine dort vergewaltigte und gefolterte junge Frau. Wie hängt das alles zusammen, kann es überhaupt passen oder gibt es doch noch ein paar Umwege?

Insgesamt ein gefälliger Krimi, allerdings mit ein paar Längen. Trotzdem, das Team aus Katja Sand und ihrem Assistenten Rudi Dorfmüller scheint sympathisch, auch wenn es sich noch ein wenig genauer positionieren müsste.

Wie auch die Handlung - auch wenn es nicht unspannend war, gelang es Autor Christoph Wortberg leider nicht, mich durchgehend am Ball zu halten, dass merke ich daran, dass ich bereits kurz nach Abschluss der Lektüre beginne, bestimmte Details zu vergessen....