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Veröffentlicht am 23.10.2020

Der Weihnachtszwölf im Schnee

Vida und der Weihnachtself
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Ein Bilderbuch, das von einem kleinen Mädchen mit durchaus eigenem Willen handelt, nämlich von Vida. Sie fährt in der Vorweihnachtszeit mit ihrem großen (aber objektiv gesehen ebenfalls kleinen) Bruder ...

Ein Bilderbuch, das von einem kleinen Mädchen mit durchaus eigenem Willen handelt, nämlich von Vida. Sie fährt in der Vorweihnachtszeit mit ihrem großen (aber objektiv gesehen ebenfalls kleinen) Bruder Karl aus der Stadt aufs Land, den Opa besuchen. Was ein Wochenende dauern soll, verlängert sich aufgrund eines Schneesturms, der einfach alles leerfegt. Der Opa macht das Beste draus und erledigt alles mit Pferd und Schlitten - die Kinder sind natürlich immer mit dabei. Irgendwann fällt Vida vom Schlitten und bleibt ganz allein im Wald zurück. Aber nicht lange, denn sie trifft auf einen Elf, der im Schnee feststeckt. Nach seiner Befreiung stellt sich heraus, dass dieser ganz schön im Stress ist, denn er muss einige Aufgaben erfüllen, die König Winter ihm und den anderen Elfen auferlegt hat. Wenn er das nicht bis Weihnachten schafft, muss er bis zum nächsten Dezember draußen bleiben.

Vida wird zu seiner Gehilfin und nimmt ihn - als Opa und Karl sie schließlich finden, mit zum Opa, wo er in ihrer Schublade unterkommt - ganz geheim natürlich. Und die beiden machen sich, während Vida und Karl auf ihre Eltern warten, ans Werk.

Was ein wundervolles Bilderbuch hätte werden können, ist leider in die Hose gegangen. Nein, falsch, denn es ist immer noch ein wundervolles Bilderbuch mit herrlichen, liebevollen und witzigen Zeichnungen. Aber der Text! Erst einmal wird die Geschichte in abgehackten Schüben erzählt, man erfährt wenig von der Rahmenhandlung wie vom Hintergrund des Elfen, der Person des Königs und vielem anderen. Überhaupt der Elf! Er verschwindet so unmittelbar wie er kommt und man weiß nichts über die Elfen! Einfach völlig losgelöst von allen anderen Geschehnissen! Deswegen heißt er bei mir auch Zwölf, weil er so wenig Elfisches in die Geschichte einbringt.

Außerdem haben die Menschen - vor allem Karl - hier ein Mundwerk, das man kleinen Kindern lieber nicht vorführen möchte. Und auch anderes ist nicht so. wie man es gerne hätte. Als Vorleser - das Buch ist für Kinder ab 5 gedacht - gerät man rasch in Erklärungsnot.

Was ein ganz besonderer Adventskalender zum Lesen - die Geschichte spielt sich in 24 kurzen Kapiteln ab - hätte werden können, ist leider gründlich in die Hose gegangen. Schade eigentlich!

Veröffentlicht am 17.10.2020

Das Leben ist ein Fluss

Das Haus in der Claremont Street
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In diesem Falle ein unruhiger, zudem einer von bedingter Länge. Zumindest für Toms Eltern, seine Mutter Mona und seinen Vater Russell, der zunächst zu Monas Mörder wird, bevor er sich selbst ...

In diesem Falle ein unruhiger, zudem einer von bedingter Länge. Zumindest für Toms Eltern, seine Mutter Mona und seinen Vater Russell, der zunächst zu Monas Mörder wird, bevor er sich selbst umbringt. Übrig bleibt der neunjährige Tom - und Monas Geschwister - die gut organisierte Sonja mit dem unerfüllten Kinderwunsch, die chaotische Rose und Will, eine Art moderner Peter Pan, der nie erwachsen werden will - oder es aus Versehen einfach nicht geworden ist.

Eigentlich werden die drei - wie ich finde, unverdientermaßen - zu den Hauptdarstellern - sie übernehmen die Verantwortung für Tom und es geht vor allem um die Gemengelage unter ihnen, um ihre Familiengeschichte, zu der ja bis vor kurzem auch Mona gehörte. Und natürlich Tom, aber der wird irgendwie zur Nebensache, obwohl es ja eigentlich um ihn geht.

Oder zumindest gehen sollte - denn so traurig es ist, auch in der Realität wird in solchen Situationen ja das Kind, um welches es geht, zur Nebensache. Wobei das hier aber nicht oder nur am äußersten Rande problematisiert wird.

Zudem hat die erzählte Geschichte in meiner Wahrnehmung kein Charisma, das eigentlich Bedeutsame - so empfinde ich - wird zum Randgeschehen degradiert und außerdem fehlt ihr der Pfiff. Irgendwie nicht meins. Nein, ganz und gar nicht!

Veröffentlicht am 17.10.2020

Unterhaltsam und vielseitig

Uri Buri - meine Küche
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Dazu garniert mit tollen Fotos führt Uri Jeremias aka Uri Buri in die Geheimnisse der Fischküche ein - und auch, wenn diese sich in Israel um einiges von der hiesigen unterscheidet, gibt es für europäische ...

Dazu garniert mit tollen Fotos führt Uri Jeremias aka Uri Buri in die Geheimnisse der Fischküche ein - und auch, wenn diese sich in Israel um einiges von der hiesigen unterscheidet, gibt es für europäische Leser eine Menge zu erfahren, zu lernen und vor allem: nachzukochen.

Denn nach dem mehr als ausführlichen Einführungsteil kommt die Belohnung: tolle Rezepte mit und - für mich überraschenderweise - auch ohne Fisch. Neben Fischgerichten gibt es tolle Hauptgerichte, Beilagen und sogar Nachtische zum Nachkochen. Sogar Fleischgerichte enthält das Buch, wenngleich sie eine ausgesprochen untergeordnete Rolle spielen.

Ich habe mich von Uris Begeisterung für Fisch bereits anstecken lassen - zumal nicht nur Israel Küche darin eine Rolle spielt, sondern auch die seiner Vorfahren, von denen einige auch aus Polen stammen, also gar nicht so weit von uns entfernt und ich generell nach einem kurzen Check der Ansicht bin, dass sich da was machen lässte, nämlich gerade auch hinsichtlich der Zutaten. Ich liebe sowieso Fisch und bin sehr gespannt auf meine nach Uris Rezepten bereiteten Gerichte, wobei ich gestehen muss , dass ich mit Sicherheit nicht die Fischrezepte als erstes nachkochen werde, sondern eine Kiwisuppe zum Nachtisch! Andere Rezepte - sowohl mit als auch ohne Fisch - sind ähnliche Mischungen zwischen innovativ und vertraut und lassen mich mehr als gespannt auf weitere Versuche werden!

Veröffentlicht am 16.10.2020

Der Tod als verbindendes Element

Das Geschenk des Lebens
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Eigenartig, was für eine große Rolle der Tod in diesem Roman mit dem so lebensbejahenden Titel spielt! Eine Geschichte, die in drei Erzählsträngen, auch in drei Epochen erzählt wird: Eine unbekannte Wasserleiche ...

Eigenartig, was für eine große Rolle der Tod in diesem Roman mit dem so lebensbejahenden Titel spielt! Eine Geschichte, die in drei Erzählsträngen, auch in drei Epochen erzählt wird: Eine unbekannte Wasserleiche in der Seine in Paris, die uns ihre eigene Geschichte erzählt, die in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts spielt.

Dann Pieter in Norwegen, der in den 1950er Jahren ein tragisches Erlebnis hat, aus dem Jahre später etwas geboren wird, eine Entdeckung, die bis heute in der Medizin, speziell im Rettungsdienst, von großer Relevanz ist.

Zuletzt Anouk in Kanada, in den 1990ern (und drumherum), ein Mädchen, später eine junge Frau, die an Mukoviszidose erkrankt ist - das Leben ihrer gesamten Familie ist um diese schwere Krankheit angesiedelt, die Eltern übersehen sich selbst und leider auch einander, bis es zu spät ist.

Ein eher kühler, rationaler Roman, was den Stil angeht - für mich passt das stellenweise nicht ganz zu der Emotionalität des Geschehens. Doch das ist Geschmackssache: ich kann mir vorstellen, dass viele Leser noch weitaus mehr als ich von diesem Roman erfaßt werden!

Veröffentlicht am 12.10.2020

Die Leichtigkeit des Todes

Die Gespenster von Demmin
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Larry, die eigentlich Larissa heißt, spielt schon seit Jahren mit dem Tod. Gewissermaßen. Denn ihr Karriereziel heißt: Kriegsreporterin und das wird man nicht einfach so ins Blaue hinein. Denkt Larry und ...

Larry, die eigentlich Larissa heißt, spielt schon seit Jahren mit dem Tod. Gewissermaßen. Denn ihr Karriereziel heißt: Kriegsreporterin und das wird man nicht einfach so ins Blaue hinein. Denkt Larry und trainiert schon mal für gewisse Situationen, in die sie möglicherweise geraten könnte. Vor allem Gefangenschaft inklusive Folter: darauf bereitet man sich wunderbar mit Übungen wie Kopfüber vom Baum hängen oder Waterboarding vor. Fär Einsätze unter schwierigen Bedingungen, bei denen eine gewisse Balance erforderlich, ist ein stundenlanges Auf-dem-Stuhl stehen eine gute Vorbereitung. Unter anderem. Dass ihre Mutter das nicht so sieht und am besten gar nicht mitbekommt, daran hat Larry sich längst gewöhnt. Überhaupt ihre Mutter: sie nervt durch ständig wechselnde Männerbekanntschaften, die den Mädelshaushalt gehörig durcheinander bringen. Wobei sie sich fast danach zurück sehnt: ist doch die neueste Errungenschaft offenbar etwas für länger, wenn nicht für die Ewigkeit: er zieht schon bald mit in den Haushalt ein, ohne dass Larry so richtig gefragt wird.

Ihren Vater sieht sie nur selten, der hat nämlich bereits kurz nach ihrer Geburt die Flucht ergriffen - und das nicht wegen Larry, sondern aus einem wirklich tragischen Grund: Larrys älterer Bruder verunglückte, während ihre Mutter mit ihr schwanger war: eine Tragödie, die auch Larry spürt. Und zwar bereits ihr ganzes Leben lang.

Wobei das Sterben insgesamt eine große Rolle spielt in diesem Roman, der in Demmin angesiedelt ist, einer Stadt, in der vor dem Anrücken der Roten Armee ein Massenselbstmord stattfand: vor allem Frauen mit Kindern ertränken sich im Fluss oder erhängten sich.

Es gibt einen zweiten, wesentlich kürzeren Erzählstrang aus der Sicht einer alten Dame, einer Überlebenden dieser Tragödie. Auch für sie ist der Tod ein lebenslanger Begleiter gewesen.

Auch wenn der Tod über allem schwebt und sozusagen das verbindende Element der beiden Handlungsstränge ist, erzählt Autorin Verena Keßler mit leichter Hand, die jedoch alles andere als oberflächlich wirkt. Im Gegenteil, die junge Autorin offenbart ein Talent, ihr Sujet mit knappen Worten lebendig darzustellen, das seinesgleichen sucht. Sowohl Handlung als auch Setting und Figuren wirken kraftvoll und lebendig. Es bleibt genug Raum für den Leser, um eigene Bilder zu entwickeln. Und auch, um den subtilen Humor, der sich durch den Roman zieht, zu genießen.

Ein großartiger Coming-of-Age-Roman, ebenso eindringlich wie ungewöhnlich. Eine neue Autorin, die zu begeistern vermag - mich jedenfalls!