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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2020

Britische Miner und reinste Poesie

Offene See
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Das scheint so wahnsinnig weit voneinander entfernt zu sein wie nur was und überhaupt nicht zusammen zu passen. Doch Autor Benjamin Myers schafft es, die Geschichte seines Protagonisten in einem unheuer ...

Das scheint so wahnsinnig weit voneinander entfernt zu sein wie nur was und überhaupt nicht zusammen zu passen. Doch Autor Benjamin Myers schafft es, die Geschichte seines Protagonisten in einem unheuer poetischen, dabei klaren und kraftvollen Stil zu vermitteln. Wobei das Buch selbst eher eines der stillen Wasser ist.

Nicht im Bergwerk arbeiten wie seine Vorfahren - das ist der Wunsch des 16jährigen Robert, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er vieles er-, durch-, vor allem aber überlebt hat, sowohl körperlich als auch geistig weiter und weiter von Elternhaus und Heimat entfernt. Allerdings nur auf Zeit. Denn trotz seiner Ideen und Wünsche scheint ihm ein eigenes Leben fern vom Bergbau unrealisierbar.

Doch auf Zeit klappt es ganz gut: Vor allem durch seine Bekanntschaft mit Dulcie, einer wesentlich älteren Frau, die um einiges fortschrittlicher denkt und handelt als alle Leute, die er bisher getroffen hat. Dadurch verändert sich bei ihm so einiges nachhaltig, nicht zuletzt seine Wertvorstellungen und Erwartungen ans eigene Leben. Wie er dies mit seiner eigenen Person, seinem eigenen Leben in Einklang bringt - immer mit Dulcie an seiner Seite, versteht sich - das erzählt Benjamin Myers auf ausgesprochen faszinierende Art und Weise: Sprache und Stil des Autoren sind so wunderschön, dass ich nicht genug davon bekomme!

Veröffentlicht am 09.04.2020

Ausgesprochen speziell

Ayurvedische Wohlfühlküche
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und lohnenswert!

Ich bin kein Kostverächter und mag vor allem gerne diverse Gemüse, Getreide etc., aber auch Fisch. Alles eigentlich nicht ungesund - ganz im Gegenteil. Seit einiger Zeit bemerke ich ...

und lohnenswert!

Ich bin kein Kostverächter und mag vor allem gerne diverse Gemüse, Getreide etc., aber auch Fisch. Alles eigentlich nicht ungesund - ganz im Gegenteil. Seit einiger Zeit bemerke ich jedoch, dass ich immer weniger von diesen guten Sachen vertrage. Gerade erst von einer Reha zurückgekehrt, in der ich mich an der abendlichen Rohkostplatte mit reicher Auswahl lediglich an Möhren bedienen konnte und auch vieles andere nicht vertrug, stürzte ich mich voller Erwartungen und mit großer Begeisterung in dieses vielversprechende Kochbuch und machte mich daran, die Rezepte darin zu erforschen.

Sehr positiv aufgenommen habe ich zunächst die umfassende Einführung in die unterschiedlichen Ernährungstypen des Ayurveda. Allerdings kann ich mich keinem der drei bedingungslos zuordnen, aber es gibt einen Typ, zu dem ich mit realitiv großem Übergewicht tendiert. Doch oje: passen die empfohlenen Rezepte wirklich alle zu mir? Sie beinhalten eine Menge Gemüse, aber auch anderes wie Linsen, die ich so gar nicht vertrage! Ich habe beschlossen, mich erstmal vorsichtig über die "sicheren" Rezepte anzunähern und bin schon sehr gespannt. Ein ungewöhnliches Kochbuch, für das man viel Zeit braucht - doch ist aktuell coronabedingt ausnahmsweise in vielen Fällen zur Genüge vorhanden!

Veröffentlicht am 09.04.2020

Michka bröckelt

Dankbarkeiten
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Vor allen Dingen tut das ihre Sprache - ihr fallen keine Wörter mehr ein, sie kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. Gerade sie, für die Sprache ihr Leben lang alles bedeutet hat - oder zumindest ...

Vor allen Dingen tut das ihre Sprache - ihr fallen keine Wörter mehr ein, sie kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. Gerade sie, für die Sprache ihr Leben lang alles bedeutet hat - oder zumindest sehr, sehr viel.

Ein alltägliches Ereignis ist es also, auf das Autorin Delphine de Vigan ihre Romanhandlung aufbaut - die plötzliche Konfrontation mit dem eigenen Alter und dem seiner Lieben, die Ohnmacht in Bezug auf die Endlichkeit des Seins. Um die achtzig wird Michka sein, so erschließt es sich im Lauf der Handlung und sie möchte ihre Retter kennenlernen. Michka wurde nämlich als kleines Kind von einem Paar versteckt und zwar über mehrere Jahre hinweg. Nur dunkel erinnert sie sich daran, kennt nur noch ihre Vornamen.

Die Suche gibt sie trotz ihres eigenen Alters nicht auf und sie findet Unterstützung. Vor allem in der jungen Marie, der sie über Jahre hinweg sehr geholfen hat, aber auch in Jerome, ihrem Logopäden.

Trotz der mehr als knappen Form ein wirklich warmherziger Roman, der den Leser dazu auffordert, einen Blick - oder auch mehr - auf die Senioren in seiner Umgebung zu werfen, ihre Nöte, Bedürfnisse und Defizite zu sehen und sie zu unterstützen, gerade dann, wenn man ihnen nahesteht. Und das muss nicht unbedingt nur die eigene Verwandtschaft oder die des Partners betreffen. Nein, dieser Roman feiert die Wahlverwandtschaften, was ihn mir besonders sympathisch werden lässt. Und die kleinen bzw. späten Schritte im Leben. Zu beiden ermuntert die Autorin, denn: es kann sich immer noch was ergeben. Nur nicht zu früh die Flinte ins Korn werfen!

Veröffentlicht am 07.04.2020

Eine merkwürdige Liebesgeschichte

Mrs. Lewis
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ist es, die uns in diesem Roman präsentiert wird. Die beiden (sehr viel später) Liebenden leben auf unterschiedlichen Kontinenten: Joy, eine konvertierte Jüdin, als wenig erfolgreiche Autorin in den ...

ist es, die uns in diesem Roman präsentiert wird. Die beiden (sehr viel später) Liebenden leben auf unterschiedlichen Kontinenten: Joy, eine konvertierte Jüdin, als wenig erfolgreiche Autorin in den Vereinigten Staaten und C. S. Lewis, u.a. Autor der "Chroniken von Narnia" als erfolgreicher Professor in Oxford, also in Großbrittannien. In ihrer Korrespondenz geht es zunächst um den Glauben und wie man mit seinen diesbezüglichen Zweifeln umgeht.

Jahre später lernen sie sich bei einem Englandaufenthalt Jos persönlich kennen und verstehen sich gleich bestens. Joy, deren Ehe inzwischen längst nur noch auf dem Papier besteht, kann sich eine Beziehung zu Jack, wie Lewis sich in vertrauten Kreisen nennen lässt, durchaus vorstellen, aber von ihm kommen keinerlei Signale.

Auch nicht, als es endgültig aus ist mit dem Vater ihrer Kinder und sie mit beiden Söhnen ganz nach England zieht. Doch die enge Freundschaft zwischen den beiden bleibt bestehen!

Wie es dann doch zur Ehe und zur Liebesbeziehung kommt, das beschreibt Autorin Patti Callahan ebenso eindringlich wie mitreißend. Ihr ist eine ungewöhnliche und ganz besondere Romanbiographie gelungen. deren Lektüre ich mir ganz sicher in ein paar Jahren wieder gönnen werde. Und danach wieder ... und wieder. Ein teilweise harter Roman, der vor allem der geistigen Anziehung von Paaren zueinander ein ganz besonderes Denkmal setzt!

Veröffentlicht am 07.04.2020

Die Reise der ausgestopften Tiere

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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1939: Der zweite Weltkrieg kommt früh in England an - bald fürchtet man die Bombenangriffe der Deutschen auf London und es erfolgen diverse Evakuierungen - nicht nur die von Kindern und Jugendlichen, sondern ...

1939: Der zweite Weltkrieg kommt früh in England an - bald fürchtet man die Bombenangriffe der Deutschen auf London und es erfolgen diverse Evakuierungen - nicht nur die von Kindern und Jugendlichen, sondern auch von öffentlichen Einrichtungen wie bspw. Museen. So wird Hetty Cartwright, Kuratorin der Säugetiersammlung, damit betraut, große Teile "ihrer" Exponate, lauter ausgestopfte Tiere, in ein Herrenhaus, nämlich nach Lockwood Manor, zu evakuiren. Dort eröffnet sich eine neue Welt für sie - eine aus ihrer Sicht recht altertümliche. Der Lord ist ein unangenehmer Mensch, der ein eisernes Regiment führt, unter dem nicht zuletzt seine Tochter Lucy leidet, die sich schnell mit Hetty anfreundet. Dennoch: Hetty hat das Gefühl, dass ihr etwas verheimlicht wird.

Ein vielversprechender, überaus origineller Plot, der mich leider dennoch ziemlich enttäuscht hat, da sich die ganze Geschichte als relativ langatmig und umständlich dargestellt erwies und ich meine liebe Mühe hatte, hereinzukommen und bei der Stange zu bleiben. Hätte ich so nicht erwartet bei diesem so besonderen Thema. Schade, aber leider ein Roman, den ich nciht weiterempfehlen kann.