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Veröffentlicht am 15.02.2019

Gebundenes Leben

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Die britische Autorin Bridget Collins entführt ihre Leser mit ihrem Roman "Die verborgenen Stimmen der Bücher" in eine fremde, gewissermaßen ursprüngliche Welt, in der die Bücher eine andere Bedeutung ...

Die britische Autorin Bridget Collins entführt ihre Leser mit ihrem Roman "Die verborgenen Stimmen der Bücher" in eine fremde, gewissermaßen ursprüngliche Welt, in der die Bücher eine andere Bedeutung hatten als diejenige, die uns bekannt ist.

Was für eine genau, das offenbart sich dem Leser erst peu à peu. Der junge Emmett Farmer, ein - Nomen est Omen - junger Farmer, erkrankt eines Tages unheilbar am Buchbinderfieber und muss den Beruf wechseln. Seine Familie schickt ihn weit fort zu einer alten Frau, nämlich Seredith. Dort soll er die Buchbinderkunst erlernen und das in einer Zeit, in alle Menschen - auch seine Eltern - Bücher aus ihrem Leben verbannt haben.

Er lernt schnell, dass Menschen gebunden werden können, doch was bedeutet das genau? Denn sie exisitieren auch danach noch und sehen genauso aus wie vorher. Aber irgend etwas ist anders an ihnen.

In Serediths Haus begegnet Emmett merkwürdigen Menschen, so auch dem ebenfalls jungen Lucien Darnay, der eine gewisse Faszination auf ihn ausübt, aber auch eine bestimmte, nicht näher definierbare Gefahr ausstrahlt - was hat es mit ihm wohl auf sich?

Schneller als gedacht, lange vor Ende seiner Ausbildung, muss Emmett Serediths Haus verlassen und begegnet einem ganz anderen, ausgesprochen befremdlichen Leben, in dem ihm klar wird, dass er sich auf niemanden verlassen kann.

Die Welt der Autorin Bridget Collins ist rund, sie ist aber auch bedrohlich und in eher dunkle Farben gewandet. Es ist spannend, sie zu erobern, doch sie beinhaltet eine ganze Menge roher Gewalt - für meinen Geschmack zu viel davon. Ein komplexes, stellenweise grausames Werk, an dessen Ende Emmett schließlich sich selbst findet.

Empfehlenswert für Leser, die gerne neue Welten kennenlernen, in denen die Uhren ganz anders ticken als in unserem "normalen" Alltag!

Veröffentlicht am 11.02.2019

Ein gewiefter Schachspieler

Das Echo der Wahrheit
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Das ist der Autor Eugene Chirovici - als virtuoser Stratege auf dem Papier, wohlgemerkt. Er spielt allerdings seine Figuren so gegeneinander aus, dass der Leser zunächst immer wieder auf das falsche Pferd ...

Das ist der Autor Eugene Chirovici - als virtuoser Stratege auf dem Papier, wohlgemerkt. Er spielt allerdings seine Figuren so gegeneinander aus, dass der Leser zunächst immer wieder auf das falsche Pferd - oder auf den falschen Buben? - setzt .

Denn Buben sind es, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen und zwar deren zwei - nämlich der Psychiater Dr. Cobb, der auch als Erzähler fungiert und auf der anderen Seite der unendlich reiche Joshua Fleischer, der Cobb für ein paar Tage zu sich einlädt und ihm - unter anderem - seine Geschichte erzählt.

Seit vielen Jahren lastet ihm etwas auf der Seele und Cobb, der vor einigen Jahren ein Erlebnis hatte, das ähnliche Empfindungen in ihm evoziert, lässt nicht locker, bis er es herausfindet. Obwohl es eigentlich gar nicht mehr nötig ist...

Eugene Chirovici spielt nicht nur mit den Rollen seiner Protagonisten (und auch der Nebendarsteller, soviel kann bereits verraten werden), sondern auch mit der Realität bzw. der Wahrheit. Denn diese ist nicht in Stein gemeißelt, sondern durchaus beweglich.

Wie sehr, das zeigt sich in diesem spannend, wenn auch stellenweise ein wenig langatmig geschriebenen Roman, der mit ebensolchem Fug und Recht auch als Krimi tituliert werden könnte. Denn es geht ganz schön zur Sache - und, nebenbei erwähnt, geographisch gesehen um die Welt bzw. zumindet über den Ozean.

Auch wenn man meint, man wäre dem Autor auf die Schliche gekommen, ist man das noch lange nicht und es macht Spaß, sich wieder und wieder neu überraschen zu lassen. Eine Empfehlung für alle Liebhaber von Spannungsromanen!

Veröffentlicht am 07.02.2019

Woher komme ich wirklich?

Die verlorene Schwester
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Das fragt sich die Züricherin Anna 2008, nachdem sie durch einen Zufall erfährt, dass sie adoptiert ist. Im Nachhinein wird ihr so einiges klar, vor allem im Hinblick auf ihre so kühle, lieblos wirkende ...

Das fragt sich die Züricherin Anna 2008, nachdem sie durch einen Zufall erfährt, dass sie adoptiert ist. Im Nachhinein wird ihr so einiges klar, vor allem im Hinblick auf ihre so kühle, lieblos wirkende Mutter.

Eines weiß sie sofort - obwohl ihre Adoptivmutter nichts über ihre wirkliche Mutter weiß bzw. dies zumindest behauptet, will sie alles daran setzen, diese zu finden.

In ihren Recherchen stößt sie auf die sogenannten Verdingkinder: eines der dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte. Dort nämlich wurden Kinder, die zu Waisen geworden waren oder aus anderen Gründen aus ihren Familien genommen wurden, als Arbeitskräfte "verschachert", oft als Magd oder Knecht auf einem Bauernhof. War dies auch das Schicksal von Annas Mutter?

Etwas fürs Herz ist dieser Roman, denn es geht viel um Leidenschaften und Sehnsüchte, wobei aber die historischen Ereignisse an keiner Stelle außer Acht gelassen werden. Keine Frage, bei der Recherche hat Linda Winterberg - wie eigentlich immer - ganze Arbeit geleistet und die Geschehnisse gelungen in ihre Geschichte eingearbeitet, wenn es auch an manchen Stellen einfach zu viele sind.

Doch das ist Kritik auf hohem Niveau, denn dies ist ein überaus lesens- und empfehlenswerter Roman, einer der besten der Autorin. Ich konnte ihn nicht aus der Hand legen und empfehle ihn jedem, der Interesse hat an einem eher unbekannten schwarzen Fleck in der Geschichte Europas!

Veröffentlicht am 30.01.2019

Jeder gegen jeden

Der Patriot
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Auch in diesem Teil haben mir die Beschreibungen von Oxford am besten gefallen, obwohl es für mich durchaus noch ein paar mehr hätten sein dürfen! Der Pub "Eagle and Child" ist steinalt und deswegen (natürlich ...

Auch in diesem Teil haben mir die Beschreibungen von Oxford am besten gefallen, obwohl es für mich durchaus noch ein paar mehr hätten sein dürfen! Der Pub "Eagle and Child" ist steinalt und deswegen (natürlich auch wegen der illustren Gäste) eine Sehenswürdigkeit. Sehr große Menschen würden es sich dort allerdings schwer tun, denn die Decken sind sehr niedrig - wer weiß, wie oft sich Tolkien & Co. dort schon die Köpfe gestoßen haben. Ich habe nur einmal dort drin einen Tisch ergattern können.

Dieser Ian ist ja ein unangenehmer Typ, irgendwie erfüllt er so jedes Klischee eines sauffreudigen Engländers. Und ich kann Ella sehr gut verstehen, dass es ihr irgendwann zu viel ist.

In dem Pub mit Jamie fand ich die "Klause" sehr interessant, sowas kenne ich bisher noch nicht und will es bei meinem nächsten England-Besuch unbedingt mal erleben!

Veröffentlicht am 02.01.2019

Paarweises Sterben

Der Kommissar und das Biest von Marcouf
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Ein Paar, von dessen Existenz niemand etwas wusste - Mann und Frau waren nämlich jeweils mit anderen Partnern verheiratet, wird tot auf einer kleinen Insel aufgefunden . Ermordet, wie es sich herausstellt. ...

Ein Paar, von dessen Existenz niemand etwas wusste - Mann und Frau waren nämlich jeweils mit anderen Partnern verheiratet, wird tot auf einer kleinen Insel aufgefunden . Ermordet, wie es sich herausstellt. Und es bleibt nicht bei diesem einzigen Paar - die Polizei steht vor einem Rätsel. Ausgerechnet in der Urlaubszeit, bei dünner Personaldecke!


Als klar wird, dass es ohne Verstärkung nichts wird, wird Kommissar Lagarde - ebenso kompetent wie charismatisch, - aus dem benachbarten Polizeirevier hinzugerufen, um die Sache in die Hand zu nehmen. Bevor er jedoch erste Ergebnisse generieren kann, zeichnet sich ab, Diesmal wird er von Annie, einer jungen Polizistin, die sich gerade die ersten Sporen verdient, aber dennoch durch ihre Erkenntnisse bereits eine eigene Note in die Ermittlungen bringt, begleitet

Auch diesen Krimi aus der Lagarde-Reihe würde ich als typisches Serienwerk bezeichnen und das meine ich keinesfalls abfällig! Denn hier kommen die großen Zusammenhänge, die Rahmengeschichte vor der Spannung. Der eigentliche Fall ist nämlich mehr als je zuvor ziemlich absehbar in seiner Lösung und allzu große Überraschungen kommen auch nicht vor.


Dafür hat Lagarde seinen großen Auftritt - wie es bereits in den vorherigen Bänden der Fall war. Dazu die Normandie: die beeindruckende Landschaft, bei der in diesem Band die kleinen küstennahen Inseln im Vordergrund stehen, ist nämlich ein ebenso wichtiger Akteur. Die weiteren Charaktere abgesehen von Lagarde werden nicht ganz so eindringlich beschrieben, wie ich es mir erhofft hatte, die Ortsbeschreibung wird zwischendurch durch die Beschreibungen üppiger Mahlzeiten, die nicht nur der Kommissar, sondern auch alle anderen Akteure offenbar pausenlos zu sich nehmen, dargestellt, aber dennoch hat das Buch mich gepackt und so gefesselt, dass ich mich bereits auf den Folgeband freue und große Lust auf einen Urlaub in der Normandie habe. Aber bitte ohne Mord!