Spannender Road Trip
GlücksdrachenzeitKlappentext:
Ihr älterer Bruder Kolja ist Nellies Ein und Alles. Gemeinsam trotzen sie der ganzen Welt – zumindest war das einmal so. Jetzt aber ist Kolja nach Frankreich abgehauen, und Nellie beschließt, ...
Klappentext:
Ihr älterer Bruder Kolja ist Nellies Ein und Alles. Gemeinsam trotzen sie der ganzen Welt – zumindest war das einmal so. Jetzt aber ist Kolja nach Frankreich abgehauen, und Nellie beschließt, dass sie was unternehmen muss. Sie macht sich auf, um ihren Bruder nach Hause zu holen. Unterwegs trifft sie die zauberhafte Miss Wedlock, die neben geheimnisvollen Plastiktüten auch noch eine traumatische Vergengenheit mit sich rumschleppt, und den ganz und gar hinreißenden Elias. In Miss Wedlocks pfefferminzgrünem Oldtimer düsen sie nach Avignon, wo sie nicht nur auf einen störrischen Kolja, sondern auch auf eine ganze Horde Drogendealer stoßen…
Meine Meinung:
Kolja ist alles was Nellie noch hat. Mama ist wieder in der Klinik, Papa geht lieber segeln – er braucht das, sagt er. Und dann verschwindet Kolja auf einmal und Nellie ist allein. Für ihn sei kein Platz mehr in der Familie, schreibt er. Wo ist er nur hin? Viktor! Viktor wird es wissen. Er muss es ihr sagen, wegen ihm ist Kolja doch von der Schule geflogen, musste Sozialdienst machen. Viktor sagt, Kolja ist in Avignon. Nellie macht sich auf den Weg, entkommt Perversen, Rockern und landet in den Armen der wundervollen Miss Wedlock und… hach, Elias. Aber was hat es mit Miss Wedlocks Tüten auf sich, die sie hütet wie einen Augapfel und was war nochmal der Grund weshalb sich Elias seinen Glücksdrachen tattowieren hat lassen? Nellie lernt schnell, dass nicht nur Kolja und sie dunkle Geheimnisse mit sich herumtragen.
Katrin Zipses Roman „Glücksdrachenzeit“ hat mir sehr gut gefallen. Nellie führt uns hier durch ihrer Abenteuer, erzählt uns viel über Kolja und ihre Familie, über sich und ihre Angstzustände. Aber man merkt schnell, dass sie dem Leser etwas verheimlicht. Für sie ist halt nur Kolja wichtig und das macht sie auch sofort klar. Das ist mir persönlich zunächst auf die Nerven gegangen, denn in ihrer teilweise naiven Art – irgendjemand wird’s schon regeln – gerät sie schnell mal in brenzlige Situationen und lässt sich retten. Wer dann glaubt sie wäre dankbar und würde ein Gespür für die Menschen um sich herum bekommen, der täuscht sich. Für sie zählt nur Kolja und dass sie ihn so schnell wie möglich zurück nach Hause holt. Denn SIE braucht ihn.
Daran ändert zunächst auch Miss Wedlock nichts. Die alte Dame rettet Nellie mit ihrem pfefferminzgrünen Oldtimer von einer Raststätte und bietet ihr an sie bis nach Avignon mitzunehmen. Miss Wedlock war mir von allen Figuren die liebste: Eine süße kleine alte Dame mit extravagantem Kleidungsstil und einem Herzen aus Gold. Trotz ihrer eigenen schwerwiegenden Probleme, welche man am Anfang der Geschichte erahnen aber noch nicht fassen kann, ist sie unglaublich hilfsbereit und uneigennützig. Einfach zum lieb haben.
Elias lesen Nellie und Miss Wedlock auf einer Raststätte in der Schweiz auf. Er will auch einfach nur Weg, nach Marokko oder noch weiter. So genau weiß es das noch nicht. Einfach nur frei sein. Aber die Narben auf seinem Körper sind Nellie unangenehm. Doch Elias geht offen mit seiner Vergangenheit um und ist ehrlich zu Nellie. Er steht zu ihr, obwohl er sie nicht mal kennt und reist mit ihr und Miss Wedlock Richtung Avignon.
Für mich waren Miss Wedlock und Elias die Gegenstücke zu Nellie und auch Kolja. Nellie begab sich in vollkommene Abhängigkeit von Kolja, weswegen dieser sich immer mehr von ihr abgekapselte – weil beide den Kontakt zum Rest der Welt verloren hatten. Miss Wedlock und Elias haben sich trotz ihrer Probleme ihre Empathie und ihr Gefühl für die Mitmenschen bewahrt. Durch ihre Hilfe geht Nellie ihrem wahren Problem auf den Grund und schafft es vielleicht sogar sich von Kolja zu lösen und ihr eigenens Leben zu leben.
„Glücksdrachenzeit“ ist ein unglaublich herzerwärmender, tiefgründiger und emotionaler Jugendroman, der mir wirklich wirklich gut gefallen hat. Zum Ende hin wurde es mir zwar ein wenig zu abenteuerlich, aber darüber kann ich bei diesen liebenswerten und sympathischen Charakteren im Buch locker hinwegsehen. Einen echte Leseempfehlung!