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Veröffentlicht am 01.03.2023

Der Versuch einer Erklärung

Da komm ich von wech!
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DER RUHRPOTT – DER VERSUCH EINER ERKLÄRUNG
Vorweg: Markus Krebs hat mich nicht abgeholt. Gar nich. War das erste Drittel noch halbwegs ok, hier erläutert er so einige markante ruhrpöttische Besonderheiten ...

DER RUHRPOTT – DER VERSUCH EINER ERKLÄRUNG
Vorweg: Markus Krebs hat mich nicht abgeholt. Gar nich. War das erste Drittel noch halbwegs ok, hier erläutert er so einige markante ruhrpöttische Besonderheiten und erklärt durchaus humorig sprachliche und dialektische Feinheiten („Hau wech die Scheiße“ anstelle von „Prost“) – so verliert er sich in der Folge in den darauffolgenden Passagen in mittelmäßigen Erzählungen und persönlichen Anekdoten, die weder durch besondere Pointe geschweige denn nennenswerte Kalauer punkten können. Comedy? Also, weisse …!

Freilich, wäre das ein Reiseführer, könnte man die Hinweise auf alle möglichen Einkaufszentren, Parks oder Kneipen im Großraum Essen, Gelsenkirchen, Oberhausen, Duisburg etc. als solche verorten und einen kleinen Notizzettel anlegen, wo es denn die beste Currywurst gibt – sofern das ein eigenes Buch wert ist.

Ob aber Markus Krebs schon vor großem Publikum stand oder nicht (mir war er kein Begriff) und ob es auf einem Karnevalswagen nun eine besondere Ehre sein mag, wenn von unten jemand meinen Namen ruft, ist freilich für den Betroffenen von Mehrwert, für den Leser hingegen?

Der Hinweis auf „viele (!?) Fotos und die besten Rezepten von Mutter Doris“ verleitet zu der Annahme, dass man „viele Fotos“ und „beste Rezepte“ findet. Ich muss einräumen, die (insgesamt sechs !) Rezepte nicht nachgekocht zu haben, wenngleich in drei Fällen die Zubereitungszeit mit jeweils 10, 20 bzw. 30 Minuten angegeben wird, mindestens eines der handschriftlich rein kopierten Rezepte war ohnehin kaum leserlich. Die vielen Fotos sind blasse, nichts sagende SW Bilder, die keinerlei Informationsgehalt besitzen, ein Umstand, den ich so manchem Kapitel ebenfalls attestieren würde.

FAZIT:
Sorry, bei allem guten Willen. Zwei Abende Lesezeit – ich mag den „Pott“ ich find den Dialekt richtig klasse, aber so silbensparend die Sprache, so entbehrlich für meine Bibliothek diese 152 Seiten. Kein Stern.

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Spannend bis zum Schluss

Die Fesseln des Bösen
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Der Autor war mir neu. Weihnachte machte es möglich, also ran ans Buch in dieser sogenannten "stillen" Zeit.

Der Auftakt war mich, der kein Frankreich-Superfan ist, etwas mühsamer, Strassennamen und ähnliches ...

Der Autor war mir neu. Weihnachte machte es möglich, also ran ans Buch in dieser sogenannten "stillen" Zeit.

Der Auftakt war mich, der kein Frankreich-Superfan ist, etwas mühsamer, Strassennamen und ähnliches in dieser Sprache ecken im Kopf manchmal an, aber das ist nur mein Thema und letztlich war diese "Hürde" sehr schnell genommen.

Corso ist der Protagonist der Handlung. Im Zentrum stehen eiskalte und recht grausame Morde. Auch verschont der Autor die Gemüter nicht. Sexuelle Praktikten, auch unappetitlichere, werden beschrieben und man empfindet dabei schon manchmal etwas Beklemmung. Dennoch ist sowohl der Schreibstil als auch die Handlung stet spannend, kurzweilig. Die Kapitel von angenehmer Länge. Die Personen allesamt authentisch und nahezu lebensecht charakterisiert.

Die Recherchen führen Corso und sein tolles Team zu einem (vermeintlichen?) Täter, der ein perfektes Alibi hat - Widersprüche werden sichtbar, dann wieder schlüssig erklärt, man glaubt, jetzt ist alles klar, hat aber noch 300, 200, 100 (von 600) Seiten vor sich ...

Faszinierend, wie sich die Aufklärungsversuche von Corso scheinbar immer wieder wenden, an einer Sackgasse stehen und trotz aller Haken, die Jean Grange fortwährend schlägt, stet plausibel bleiben.

Als der mutmaßliche Täter schließlich auf der Anklagebank sitzt, erwächst auch noch ein Gerichtsroman aus diesem Thriller. Und auch hier, die verbleibenden Seiten zeigten: das war es wohl noch nicht. Da kommt noch was.

Und es kam noch was. Lest selbst

Fazit:
Spannend, im Wortsinn, bis zur letzten Seite. Ein - und ich verwende den Begriff wirklich nicht oft - Pageturner. An manchen Stellen etwas "gruselig", aber die gesamte Story 100% glaubwürdig und sehr lesenswert. 5*

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