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Veröffentlicht am 14.03.2022

deutsch-französische Freundschaft

Kaiserstuhl
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Im Jahr 1962 sind die Schrecken des 2. Weltkrieges so langsam verwunden. Für ein gutes Miteinander beschließen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle die Gründung einer deutsch-französischen Freundschaft. ...

Im Jahr 1962 sind die Schrecken des 2. Weltkrieges so langsam verwunden. Für ein gutes Miteinander beschließen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle die Gründung einer deutsch-französischen Freundschaft. Besonders die Jugend soll damit angesprochen werden. Zur Unterzeichnung des Vertrages soll ein ganz besonderer Champagner gereicht werden, ein Vossinger von 1937 der damals von der Gestapo für Hitlers Weinlager aus der Champagne abtransportiert wurde. Eine dieser Flaschen soll Paul Duringer, gebürtiger Elsässer, besorgen. Viele Jahre zuvor wollte er die Freiburg Weinhändlerin Henny heiraten, doch dazu kam es nicht. In Hennys Besitz befindet sich die Flasche, doch bevor er sie an sich nehmen kann, ist sie verschwunden. Es gibt einige Menschen, die ein Interesse daran haben. Neben Kasper, Hennys Ziehsohn, sind Dobler und Rohl, beide im Weingeschäft tätig und beide mit einer Nazivergangenheit versehen, stark hinter genau dieser Flasche her. Warum interessieren sich plötzlich so viele an einer Champagnerflasche, die höchstwahrscheinlich noch nicht mal trinkbar ist? Für Henny ist es eine Aufarbeitung mit ihrer eigenen Vergangenheit, ihrem Verrat während des Krieges und ihrem Verrat an Paul.
Die geschichtlichen Hintergründe sind gut recherchiert und stimmig in die fiktive Geschichte um Henny und Paul verwoben. Gerade, weil nicht alles am Ende gelöst wurde, hat man auch nach dem letzten Satz die Geschichte weiterhin im Kopf und kann sie für sich selbst weiter erzählen.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Wunsch nach Glück und Liebe

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Michael Hartung möchte ein ruhiges, bescheidenes Leben führen, mit seinem Freund Bernd Bier trinken und alte Filme gucken. Nach vielen beruflichen Fehlschlägen ist er nun, im Jahr 2019, Inhaber einer Videothek. ...

Michael Hartung möchte ein ruhiges, bescheidenes Leben führen, mit seinem Freund Bernd Bier trinken und alte Filme gucken. Nach vielen beruflichen Fehlschlägen ist er nun, im Jahr 2019, Inhaber einer Videothek. Wie nicht anders zu erwarten, steht er vor der Insolvenz. Gerade zu diesem Zeitpunkt hat der erfolglose Journalist Alexander Landmann die Hintergründe einer Flucht vor über 30 Jahren aus Ostberlin ausfindig gemacht. In einem Zug vom Bahnhof Friedrichstraße gelangten über 100 Menschen aus dem Osten die Flucht in den Westen Berlins. Und Michael Hartung war der Eisenbahner, der die Weiche gestellt hat. Michael selbst weiß, dass war nur seiner Stümperhaftigkeit zu verdanken, es war keine geplante Aktion und fast alle aus versehen Geflüchtete kehrten wieder in die DDR zurück. Für die Presse war es nun ein gefundenes Fressen. Und für Michael gab es Geld und Ruhm, seine Tochter meldete sich wieder bei ihm. Und er traf auf Paula, die als Kind im Zug saß und in die er sich verliebte. Dafür konnte man schon ein wenig lügen. Irgendwann wird die Geschichte schon vergessen werden. Doch dem war nicht so, immer mehr anfragen kamen, ein Buch, ein Film und dann sogar eine Rede vor dem Bundestag sollten folgen. Wie konnte er nur aus dieser falschen Geschichte wieder herauskommen?
Sehr lebensnah und mit einem sehr guten Schreibstil versehen erleben wir die Geschichte eines ganz normalen Mannes, der zum Helden stilisiert wird. Seine Ängste und Untersicherheit, sein Wunsch nach Glück und Bestätigung, seine Tochter endlich richtig kennenzulernen und die Liebe seines Lebens zu behalten. Die Unterschiede in der Sichtweise der Menschen aus Ost und West, das Zuhören können, sind ein großes Thema in diesem fiktiven Roman. Trotz, oder gerade wegen, aller Gegensätzlichkeiten gut zusammen zu leben werden hier zur Sprache gebracht.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Schweizer Nationalheld

Tell
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Die Geschichte von Wilhelm Tell ist uns durch Schiller bestens bekannt. Hier wird sie erneut erzählt, auf eine ganz besondere Art und Weise. Wir erleben Wilhelm im Kreise seiner Familie, seine Mutter und ...

Die Geschichte von Wilhelm Tell ist uns durch Schiller bestens bekannt. Hier wird sie erneut erzählt, auf eine ganz besondere Art und Weise. Wir erleben Wilhelm im Kreise seiner Familie, seine Mutter und Schwiegermutter, seine Frau und die beiden Söhne wie auch die kleine Tochter leben alle gemeinsam auf dem Tellhof in den Schweizer Bergen. Im Dorf kennt man sich, die Fehler und Schwächen eines jeden sind bekannt. Wilhelm gilt als wortkarg und verschlossen, selbst in der Kirche lässt er sich nicht blicken, er hat eine Abneigung gegen Pastoren, auch wenn der gleichaltrige Vater Taufer ihm gerne helfen würde. Das Leben in den Bergen ist karg, um für alle genügend zum Überleben zu haben wird auch Wild geschossen. Das sieht der neue Landvogt Gessler mit seinem militärischen Gefolge gar nicht gern. Sie können Wilhelm nichts nachweisen, doch nun steht er unter ihrer Bewachung. Der kleinste Fehler seinerseits soll bestraft werden. Der Apfelschuss ist auch hier der auslösende Punkt, der eine Revolte auslöst.
Das besondere an dieser Erzählung sind die unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonisten, alle kommen zu Wort, alle haben eine Hintergrundgeschichte, warum sie so sind, wie sie sind. Keiner ist nur gut oder nur schlecht. Diese Hintergründe werden beleuchtet und lassen die Handlung in einem anderen Licht entstehen. Obwohl die Geschichte um den Schweizer Nationalhelden bekannt ist, ist es spannend geschrieben.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Konflikt zwischen Ost und West

Ein Präsident verschwindet
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Im Juli 1954 verschwindet der Bonner Verfassungsschutzpräsident Dr. Otto John. Tage später entdeckt man ihn in Ostberlin. In seiner Begleitung ist die junge Journalistin Eva Herden, die sich offen zum ...

Im Juli 1954 verschwindet der Bonner Verfassungsschutzpräsident Dr. Otto John. Tage später entdeckt man ihn in Ostberlin. In seiner Begleitung ist die junge Journalistin Eva Herden, die sich offen zum Kommunismus bekannt hat und für eine kommunistische, westdeutsche Zeitung schrieb. Sind die beiden freiwillig dort, wurde sie gekidnappt, sind sie übergelaufen? In Westdeutschland macht man sich Sorgen und beauftragt die Sicherungsgruppe mit Philipp Gerber, Klarheit in die Sache zu bringen. Philipp Gerber, ehemaliger Agent der Amerikaner und Geliebter von Eva, ausgerechnet er wird höchstpersönlich von Konrad Adenauer nach Berlin entsandt. Bevor er aufbricht möchte er mit Evas Chef sprechen. Er findet den Redakteur angeschossen und nur noch knapp am Leben vor. Wenig später ist auch seine Sekretärin Opfer des selben Täters, einem ehemaligen Soldaten der Fremdenlegion, der sich Walter nennt. In Berlin treffen Philipp und der sogenannte Walter wieder aufeinander.
Der kalte Krieg, der Konflikt zwischen Kommunismus und Kapitalismus, das geteilte, aber teilweise noch passierbare Berlin werden in teils geschichtlich korrekten, teils fiktiven Handlungen erzählt. Das Naziregime ist zwar beendet, die gleichen Personen sind jedoch wieder in wichtigen Positionen vertreten. Das Leben mit den Besatzermächten, der Wiederaufbau und die neue deutsche Politik werden interessant erzählt.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Wesen in der Erde

Der Gräber
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Die Lektorin Annika Granlund ist mit ihrem Mann Martin auf der Suche nach einem Haus in dem sie und ihre noch nicht geborenen Kinder leben können. Nur einen Keller darf es nicht haben. Als sie 6 Jahre ...

Die Lektorin Annika Granlund ist mit ihrem Mann Martin auf der Suche nach einem Haus in dem sie und ihre noch nicht geborenen Kinder leben können. Nur einen Keller darf es nicht haben. Als sie 6 Jahre alt war hatte sie Stimmen und Kratzen im Keller ihrer Tante gehört und weiß seit dem, es gibt Wesen in der Erde.
Die Kommissarin Cecilia Wreede ermittelt seit 5 Jahren im Fall des Gräbers. Jedes Jahr in der Nacht vom 5. auf den 6. November verschwindet ein Mensch durch einen Tunnel im Keller seines Hauses und außer sehr viel Blut ist nichts mehr zu finden.
Gerade zu dem Zeitpunkt, als Annikas Verlag vor dem Konkurs steht, liegt ein erdverdrecktes Manuskript vor der Tür. Darin werden im Stile Jan Appelgrens, einem Autor der seit Jahren verschwunden ist, die Taten des Gräbers beschrieben. Das Buch enthält Informationen, die die Polizei nie bekannt gegeben hat. Der Gräber selbst muss der Autor sein. Oder gibt es eine undichte Stelle bei der Polizei, ambitionierte Schriftsteller finden sich überall.
Neben den Ermittlungen um den Gräber und die Herausgabe des Buches „ich bin der Gräber“ nehmen die persönlichen Probleme der Protagonisten einen großen Raum ein. Annika, die endlich ein Kind bekommen möchte und von ihrem Haus träumt und als sie es hat, nicht glücklich ist, Cecilia, die von einer Tinderbekanntschaft zur nächsten geht, zu keiner Bindung fähig ist.
Einerseits werden einen die Personen sehr nahe gebracht, andererseits mindert es die Spannung.

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