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Veröffentlicht am 08.12.2021

Schicksalsgemeinschaft

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Die Literaturagentin des Exmannes der Kommissarin Pia Sander vermisst ihre Freundin Heike Wersch. Diese wurde erst vor kurzem als Programmleiterin des Winterscheid Verlages entlassen und liegt nun mit ...

Die Literaturagentin des Exmannes der Kommissarin Pia Sander vermisst ihre Freundin Heike Wersch. Diese wurde erst vor kurzem als Programmleiterin des Winterscheid Verlages entlassen und liegt nun mit diesem in einem unschönen Rechtsstreit. Sie selbst wollte einen eigenen Verlag gründen und hat Autoren wie auch Mitarbeiter erfolglos abwerben wollen, ebenso scheiterte sie bei der Geldbeschaffung. Wenig später finden Pia und ihr Chef, Oliver von Bodenstein, die Leiche von Heike Wersch in einem Waldstück und wenig später einen geständigen Täter, der Autor Severin Velten mit Schreibproblemen, der von seiner Lektorin massiv unter Druck gesetzt wurde und zuschlug. Doch wie kam die Leiche in den Wald? Bei der Befragung im Verlag gab der neue Programmleiter Literatur, Alexander Roth zu, nach jahrelanger Abstinenz nun wieder Alkoholiker geworden zu sein. Wenig später ist er selbst tot. Die beiden Toten wie auch der Hausmeister, die Literaturagentin, eine Buchhändlerin und ein Buchdrucker kennen sich seit der Jugend, sind zusammen zur Schule gegangen und haben ihre Ferien auf einer französischen Insel verbracht. Dort kam es 1983 zu einem tragischen Unglücksfall. Götz Winterscheid ertrank laut Aussage aller Freunde im Meer. Durch diesen Vorfall wurden sie eine verschworene Gemeinschaft, jeder hatte gegen jeden etwas in der Hand. Ist die Vergangenheit der Grund für die Morde in der Jetztzeit?
Vom Spannungsaufbau ganz hervorragend geschrieben und trotz der Vielzahl an Personen, der Verschachtelungen und der Rückblenden kam man dem Geschehen mühelos folgen. Ein zusätzlicher Pluspunkt dieses Kriminalromans sind die persönlichen Probleme der Ermittler, die einem durch mehrere Bände hindurch bereits nahe gegangen sind. Insgesamt ein außergewöhnlich guter Kriminalroman.

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Einblicke in unterschiedliche Milieus

Revolution der Träume
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Aus der Sicht Carl Friedländers erleben wir ein Berlin kurz nach dem ersten Weltkrieg. Im November 1919 ist er auf der Suche nach seinen Freunden Artur und Luise, genannt Isi. Isi ist zur Revolutionärin ...

Aus der Sicht Carl Friedländers erleben wir ein Berlin kurz nach dem ersten Weltkrieg. Im November 1919 ist er auf der Suche nach seinen Freunden Artur und Luise, genannt Isi. Isi ist zur Revolutionärin geworden, sie sieht das Unrecht und die Ungleichheit, die Armut und den Reichtum der ehemals Adligen und findet durch ihre Schönheit und Unverfrorenheit Mittel, dort einzugreifen. Artur, dem das halbe Gesicht fehlt und daher mit seiner Maske Menschen in Furcht versetzt baut sich mit gestohlenem und ergaunerten Geld ein Entertainmentimperium auf. Er schafft sich Zugang zu wichtigen, wohlhabenden und einflussreichen Menschen, zu Polizei und Justiz. Das hat er auch bitter nötig, denn die neuen Ringvereine in Berlin, nichts anderes als Gangsterbanden, neiden seinen Einfluss und Vermögen. Carl selbst macht sein Hobby als Fotograf zu seinem Beruf, er findet eine Anstellung bei der UFA und trifft mit den Größen der Filmbranche zusammen. Und er findet eine neue Liebe in Marlies, die sich ihm jedoch immer wieder entzieht. Als er herausfindet warum, ist es für eine gemeinsame Zukunft bereits zu spät. Auch Isi findet ihr Glück, ausgerechnet in dem adligen Aldo von Torstayn. Kann diese Kombination gutgehen?
Es ist der zweite Band um die drei Freunde und obwohl ich den ersten nicht kenne kam ich gut in die Handlung und die Vorgeschichte hinein. Da die Drei in sehr unterschiedlichen Milieus zu Hause sind, ist der Roman sehr vielschichtig und interessant. Auch erfährt man viel, teilweise auch Neues, über die Nachkriegszeit und den Beginn des Nationalsozialismus.

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Veröffentlicht am 08.12.2021

der Rechte Weg

Reality Show
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Der Rechte Weg, die Partei, die in einem Deutschland der nahen Zukunft das Sagen hat. Es gibt eine zunehmende Ungerechtigkeit, die Spalte zwischen arm und reich wird immer größer und das Leben für die ...

Der Rechte Weg, die Partei, die in einem Deutschland der nahen Zukunft das Sagen hat. Es gibt eine zunehmende Ungerechtigkeit, die Spalte zwischen arm und reich wird immer größer und das Leben für die meisten Menschen zunehmend schwieriger. Eine bezahlbare Wohnung ist der Traum vieler. Die Freunde Erich, Julian und Philip und noch weitere, die im Laufe der Zeit dazu kommen, wollen etwas ändern. Nur wie? Ein paar Jahre später kann ihr Plan fertig. An Heiligabend schaffen sie es, alle Fernsehsender auf ihr spezielles Programm umzuschalten, auf die Reality Show. Zehn reiche Menschen, die ihr Geld mit unlauteren Mittel erworben haben, werden in ihrem eigenen Umfeld gefangen genommen und öffentlich vorgeführt. Der Zuschauer kann über das Strafmaß abstimmen und aus dem Vermögen der Verurteilten selbst gewinnen. Dabei läuft jedoch nicht alles so ab wie es sein sollte, Elisabeth will ihren Peiniger von einst töten.
Aus der Sicht der Kidnapper und angeblichen Gutmenschen, von den Reichen, den Zuschauern und der Polizei wird abwechselnd auf das Geschehen geblickt. Es fängt mit der Reality Show an mit immer wieder eingestreuten Rückblenden auf die Planung. Was bezwecken die Freunde wirklich und wie schaffen sie es, nicht inhaftiert zu werden? Immer wieder neue Überraschungen erwarten den Leser und man kann nicht anders, als die Planung zu bewundern. Ähnlich wie die Ocean-Filme gibt es viele Finten. Einzig die vielen Personen, bei denen man zeitweise die Orientierung verliert, mindern das Lesevergnügen ein wenig.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

vom Suchen und Finden

Die Enkelin
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Nach dem Tod seiner Frau Birgit findet Kaspar in ihren Unterlagen ein Fragment ihres Lebens vor. Birgit schreibt seit Jahren an einem Roman, den er nicht zu lesen bekam. Nun findet er ihre Gedanken und ...

Nach dem Tod seiner Frau Birgit findet Kaspar in ihren Unterlagen ein Fragment ihres Lebens vor. Birgit schreibt seit Jahren an einem Roman, den er nicht zu lesen bekam. Nun findet er ihre Gedanken und ihre Gefühle niedergeschrieben. Birgit hatte sich im Osten Berlins in den Westberliner Kaspar verliebt und ihm verheimlicht, dass sie von dem verheirateten Leo schwanger war. Mit Hilfe ihrer Freundin und Krankenschwester Paula hat sie heimlich eine Tochter zur Welt gebracht, die ihre Freundin an der Kirche aussetzen sollte. Kurz danach ist ihre Flucht in den Westen geglückt. Ihr Leben hat sich dadurch radikal geändert, sie hat mehrere Berufe angefangen und nie ihren Weg gefunden. Sie war auf der Suche nach ihrer Tochter, sie hat über Kinderheime in der DDR recherchiert und verstörendes entdeckt, doch wirklich ernsthaft hat sie die Suche nicht vorangetrieben. Kaspar, selbst kinderlos, sucht und findet nicht nur seine Stieftochter sondern auch seine Enkelin. Sie leben in einer völkischen Gemeinde und leben ihre Rechtsradikalität aus. Mit einem Trick gelingt es Kaspar seine Enkelin Sigruns für ein paar Wochen im Jahr nach Berlin zu holen, ihr eine andere Welt, besonders die Musik und das Klavierspielen zu zeigen. Er merkt, dass er bei der Jugendlichen mit Diskussionen und dem Aufzeigen der Wahrheit nicht weiterkommt, sie muss die Wahrheit selbst erkennen, doch reichen dafür die wenigen Wochen?
Die Radikalität der völkischen Gemeinde wie auch der Autonomen in Berlin wird dem geselligen Gemeindeleben, dem Zusammenhalt in ländlicher Umgebung gegenüber gestellt. Wie kann man gewaltbereite zu aufgeschlossen
Menschen umerziehen. Mit Belehrungen wird es nicht gehen, dass hat Kaspar erlebt. Nach der Lektüre kann man die Beweggründe Svenjas, Birgits Tochter, verstehen, dass sie Halt in dieser Gemeinschaft gesucht und gefunden hat. Sigrun ist noch auf der Suche nach ihrem Leben und wie es für sie weitergehen kann.
Bis auf wenige, langatmige Passagen in denen die Aufzeichnungen Birgits beschrieben werden ist es ein spannender und hochinteressanter Roman, der zum Nachdenken einlädt. Schriftstellerisch hervorragend gelungen.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

zu viele Zufälle

Das Haus der Düfte
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Mit ihrer Mutter und Henri arbeitet Anouk in der eigenen Apotheke, ihr Traum hingegen ist eine Anstellung als Parfümeurin. Seit sie mit 14 Jahren nach Paris gekommen ist und am Bahnhof einen besonderen ...

Mit ihrer Mutter und Henri arbeitet Anouk in der eigenen Apotheke, ihr Traum hingegen ist eine Anstellung als Parfümeurin. Seit sie mit 14 Jahren nach Paris gekommen ist und am Bahnhof einen besonderen Duft in die Nase bekam ist es ihr sehnlichster Wunsch. Ohne Unterstützung jedoch findet sie keine Parfümerie, die in ihre Ausbildung investieren möchte. Bis durch einen glücklichen Zufall Stephane Girard von einer hochangesehenen Parfümerie in Grasse ihr Talent entdeckt. Sie erhält Unterkunft, ein Labor und den Besuch der Schule von der Familie Girard. Horace, der mit seiner Frau Florence das Unternehmen aufgebaut hat, hält viel von Anouk, sein Sohn Antoine und Madeleine sind ihr wohl gesonnen, doch Vivienne, die bisher die Düfte entwickelte, macht ihr das Leben schwer. Von der Familie erfährt sie die Zwistigkeiten mit der Familie Bonnet, die Duftöle aus den Blüten filtern. Familie geht dort über alles. Anouk selbst hat nur ihre Mutter. Die Fähigkeit der besonderen Nase wird vererbt, von wem hat sie es? Sie begibt sich auf die Suche nach der Familie ihrer zu früh verstorbenen Vaters und erlebt einige Überraschungen.
Die Familien- und Liebesgeschichten stehen im Mittelpunkt dieses Romans über die Entwicklung von Duftstoffen. Für meinen Geschmack wird viel zu wenig auf die Geschichte und Produktion von Parfüms eingegangen. Die Verwicklungen der Familien und die Entdeckung von Anouks Vorfahren sind etwas weit hergeholt. Zu viele Zufälle um es glaubhaft zu vermitteln.

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