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Veröffentlicht am 18.07.2021

vergängliche Schönheit

Die Beichte einer Nacht
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Die Beichte einer Nacht ist die Lebensgeschichte von Heleen, die sie der Nachtschwester in einer Nervenheilanstalt erzählt. Der Monolog handelt von ihrer schweren Kindheit, einem hilfsbedürftigen Vater ...

Die Beichte einer Nacht ist die Lebensgeschichte von Heleen, die sie der Nachtschwester in einer Nervenheilanstalt erzählt. Der Monolog handelt von ihrer schweren Kindheit, einem hilfsbedürftigen Vater und einer Mutter, die sich von der Geburt des jüngsten Kindes von zehn nicht mehr erholte. Mit 13 Jahren fing Heleen in einer Näherei an um für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Tagsüber nähte sie und nachts kümmerte sie sich um Lientje, dem Nesthäkchen. Völlig überfordert suchte sie nach Wegen aus ihrem Elternhaus. Als ihr eine gute Stelle als Verkäuferin in einem gehobenen Bekleidungsgeschäft angeboten wurde, sagte sie zu. Ab diesem Zeitpunkt war ihr ihre eigene Schönheit bewusst, sie kleidete und pflegte sich und war sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst. Die Männer brachten ihr jedoch kein Glück, ihre Ehe mit Charles war ein Fiasko und ihre Liebe zu Hannes….. Immer wieder spricht sie von ihrer großen Liebe, doch genaueres erfährt man erst zum Schluss ihrer Beichte. Heleen möchte mit sich selbst ins Reine kommen, sich selbst für ihre Taten verzeihen können.
Ihr Sinn nach Schönheit wurde ihr zum Verhängnis, denn auch sie alterte, fand sich nicht mehr so begehrenswert und wurde zunehmend eifersüchtig.
Der gesamte Roman aus den 30er Jahren ist ein Monolog und dennoch nicht monoton. In kleinen Einsprengseln hören wir etwas über das Leben in der Klinik, der große Krankensaal und das Leid der anderen Frauen. Vom Schreibstil und Thema ein hoch interessanter Roman.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Hilferuf eines ehemaligen Freundes

Die Verlorenen
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Zehn Jahre sind inzwischen vergangen, als für den Elitepolizisten Jonah Colley die Welt zusammenbrach. Sein vierjähriger Sohn Theo verschwand auf einem Spielplatz während er kurz eingenickt war und die ...

Zehn Jahre sind inzwischen vergangen, als für den Elitepolizisten Jonah Colley die Welt zusammenbrach. Sein vierjähriger Sohn Theo verschwand auf einem Spielplatz während er kurz eingenickt war und die Ehe zerbrach und die Freundschaft zu seinem Kollegen Gavin McKinney. Auch wenn die Leiche nie gefunden wurde ging man von einem tödlichen Unfall aus. Owen Stokes, ein tatverdächtiger Obdachloser, musste freigelassen werden.
Nun meldet sich, nach 10 Jahren Funkstille, Gavin wieder und benötigt dringend seine Hilfe an einem verlassenen Lagerhaus am Slaughter Quay, dem Schlachterkai. Dort angekommen findet Jonah in Säcken verpackte Leichen, die seines Freundes und zwei weitere Männer, eine Frau ist so gerade noch am Leben. Bevor er Hilfe herbeirufen kann wird er selbst niedergeschlagen und ringt mit dem Leben. Alles deutet auf Owen Stokes als Täter, die Suche verläuft ergebnislos und Gavin wird nicht nur von seinen eigenen Kollegen als Mittäter verdächtigt, er selbst fühlt sich verfolgt.
Sehr viel Blut und gewaltsame Morde sind auch in dieser Reihe die Hauptzutaten des Thrillers. Interessante Entwicklungen und mit den Rückblenden ergeben sich immer neue Erkenntnisse für den Leser. Manche Protagonisten werden übertrieben und stereotyp dargestellt, mehr Tiefgang in den Charakteren der Personen hätte der Handlung gutgetan, vielleicht die Spannung jedoch dadurch abgemildert. Das Ende überrascht, löst einen Teil auf und bietet genügend Ansätze für Fortsetzungen.
Ganz so packend wie die Geschichten um David Hunter ist diese Reihe - noch - nicht.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

zu viel Herzschmerz

Die Bildhauerin
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Bereits als Kind entsprach Camille Claudel nicht den Konventionen eines Mädchens, sehr zum Unwillen ihrer Mutter, die sie gut verheiraten wollte. Camille machte sich lieber mit Tonerde schmutzig und formte ...

Bereits als Kind entsprach Camille Claudel nicht den Konventionen eines Mädchens, sehr zum Unwillen ihrer Mutter, die sie gut verheiraten wollte. Camille machte sich lieber mit Tonerde schmutzig und formte daraus Figuren. Der Vater erkannte ihr Talent und förderte sie soweit, dass sogar ein Umzug der Familie nach Paris beschlossen wurde. Im Jahr 1881 fing für die nunmehr 17-jährige Claudel dort ein neues Leben an. Frauen als Bildhauerinnen waren nicht gern gesehen, schon gar nicht, wenn sie es nicht nur als Hobby betrieben. Es gab wenige angesehene Bildhauer, die auch Frauen unterrichteten. Um finanziell über die Runden zu kommen fand Claudel mit drei Freundinnen ein Atelier, dass sie sich teilten. Dort wurde Auguste Rodin auf Claudels Werke und anschließend auch auf sie selbst aufmerksam. Er verschaffte ihr Arbeit in seinem eigenen Atelier und sie behauptete sich in einer Männerdomäne. Nicht nur sie lernte von Rodin, zunehmend wurden Rodins Werke von ihrem Einfluss geprägt. Rodin, obwohl deutlich älter, hatte eine enorme Anziehungskraft auf sie und mit der Zeit wurde sie seine Geliebte. Rodin war nicht verheiratet, doch in einer Beziehung mit der Mutter seines Sohnes. Claudel wollte ihn für sich allein, mit ihm verheiratet sein, auch wenn die Bildhauerei in ihrer beider Leben das Wesentliche war.
Wir erleben das Paris der Boheme, Claudel trifft auf Persönlichkeiten wie Claude Debussy und Toulouse-Lautrec, sie sieht, wie auf dem Marsfeld der eiserne Turm von Gustave Eiffel gebaut wird. Wir erleben ihren Wunsch nach künstlerischer Entfaltung, die ihr als Frau verwehrt wird, wie sie sich mit ihrer Familie auseinandersetzt, weil sie sich nicht verhält wie sie sollte. Wir erleben sie als Muse und Geliebte Rodin, die dabei selbst zugrunde geht.
Vieles wird angesprochen in diesem nach einer realen Person geschriebenen Roman. Was mir fehlt ist die Ausarbeitung der Charaktere, vieles ist zu plakativ, es geht mehr um Herzschmerz als um die Kunst.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

taffe Frauen

Die Karte
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Lennart Wolff hat mal wieder Stress mit seiner Frau. Er geht vor die Tür um seine Nachbarinnen, das lesbische Paar Eva Probst und Laura Windmüller durch ihre großen Scheiben zu beobachten. Doch er sieht ...

Lennart Wolff hat mal wieder Stress mit seiner Frau. Er geht vor die Tür um seine Nachbarinnen, das lesbische Paar Eva Probst und Laura Windmüller durch ihre großen Scheiben zu beobachten. Doch er sieht noch mehr, ein dunkel gekleideter Mann beobachtet ebenfalls das Haus und rennt davon. Lennart hastet hinter ihm her. Er erwischt ihn nicht, stattdessen wird er selbst angegriffen, ein Messer steckt in seinem Auge. Die Polizistin Rebecca ist mit ihrem Rollstuhl unterwegs und sieht einen seltsamen Fahrradfahrer. Es ist ein alter, drogenabhängiger und verwirrter Mann der einen abgetrennten Unterschenkel transportiert. Eva Probst möchte an diesem Abend noch eine Runde joggen, diesmal allein, da die Ärztin Laura mit dem Korrigieren von Doktorarbeiten beschäftigt ist. Sie trifft auf den Kommissar Jens Kerner, von dem sie von dem Spanner vor ihrem Haus erfährt. Er kann sie nicht vom Laufen abhalten. Kurze Zeit später wurde Eva mit einem Hundehalsband erwürgt. Vom Täter erhält Laura die Nachricht "die Zeit läuft dir davon".
Viele Dinge, die an einem einzigen Abend geschahen. Irgendwie hat die Instagram Laufgruppe, die ihre Laufwege, ihre Zeiten und viel Privates postet, mit dem ganzen zu tun denn weitere Frauen aus der Gruppe werden erdrosselt.
Parallel, scheinbar völlig von der Handlung losgelöst, wird die Geschichte eines kleinen Mädchens erzählt, deren Mutter einen Männerhass auf die Tochter überträgt.
Allen Frauen eint, dass sie taff sind, wenig ängstlich, sich ohne Männer behauptet oder bereits Männer im Beruf ausgebootet haben.
Zwischendurch wird die Sicht des Täters auf das Geschehen beschrieben, was zu einer zusätzlichen Spannung führt. Sehr vielseitig, mit einigen Nebenschauplätzen versehen, nachvollziehbarer Polizeiarbeit und viel Privatleben der Ermittler Jens und Rebecca ist es ein äußerst interessanter und spannender Thriller.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Liebe zu Georgien

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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Für Olga ist Ärztin zu sein ihr Traumberuf und ihre Berufung. Auch wenn sie erst im praktischen Jahr und noch in der Ausbildung ist hat ein Gefühl für das, was den Patienten fehlt. Auch ihr privates Glück ...

Für Olga ist Ärztin zu sein ihr Traumberuf und ihre Berufung. Auch wenn sie erst im praktischen Jahr und noch in der Ausbildung ist hat ein Gefühl für das, was den Patienten fehlt. Auch ihr privates Glück hat sie gefunden, in ihrem Kollegen Felix van Saar, der nicht nur einen klangvollen Namen sondern auch aus einem guten, wohlhabendem Zuhause stammt. ihre Familie hingegen ist aus Georgien und Griechenland in München gelandet, immer noch fremd in Deutschland und die Eltern arbeiten im Niedriglohnsektor. Die Familie hat die Sitten und Gebräuche Georgiens mitgebracht und so wird händeringend nach einem Ehemann für Olga gesucht. Von Felix, der sie heiraten möchte, hat sie ihnen noch nichts erzählt. Während einer Zugfahrt lernt sie den Alles- und Nichtskönner Jack kennen, der hartnäckig um sie wirbt. Finanziell eine schlechte Partie und so ganz anders als Felix. Als Olgas Mutter Chrysanthi gesundheitliche Probleme bekommt beschließt die Familie nach Georgien, nach Tiflis zu reisen um noch mal die alte Heimat und die Verwandtschaft zu sehen. Auch dort gehen die Kupplungsversuche weiter. Die Ereignisse überschlagen sich als Jack und Felix dort auftauchen, der eine ist Olgas Verlobter und der andere möchte es gerne sein.
Eine Frau zwischen zwei Männern, wo bei man bereits zu Beginn weiß, wer der Bessere für Olga ist. Das ist aber nur der Aufhänger der Geschichte, interessant sind die Kulturunterschiede, das Leben in Georgien, auch die Landschaft und politische wie gesellschaftliche Ereignisse werden beschrieben. Auch Negatives wird nicht ausgelassen, doch man merkt der Autorin die Liebe zu dem Land an.

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