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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2020

innere Zerrissenheit

Ada
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Anfang der 90er Jahre geht Ada auf die 50 zu. Sie ist mit sich im Unreinen, sie benötigt die Hilfe eines Therapeuten und hat sogar Selbstmordgedanken. Von ihrer Familie hat sie sich distanziert. Doch wie ...

Anfang der 90er Jahre geht Ada auf die 50 zu. Sie ist mit sich im Unreinen, sie benötigt die Hilfe eines Therapeuten und hat sogar Selbstmordgedanken. Von ihrer Familie hat sie sich distanziert. Doch wie ist es dazu gekommen? Als Kleinkind zieht ihre Mutter mit ihr nach Argentinien, Ada wächst dort unter schwierigen Bedingungen auf und doch gibt es dort Freiräume, die sie nach der Rückkehr nach Berlin vermisst. Die ersten Jahre lebte sie ohne Vater und nun präsentiert ihr die Mutter gleich zwei Männer, die ihr Vater sein könnten. Sie darf entscheiden. Ob es wirklich ihr leiblicher Vater ist wird sie nie erfahren. Ihre Mutter, die sie katholisch erzogen hat, verschweigt ihr, dass sie eine Jüdin ist. Als ihr kleiner Bruder geboren wird und sie als 12-jährige für ihn mitverantwortlich ist und alles falsch macht ist das Leben in der Familie eine Qual für sie.
Literarisch hochinteressant arbeitet Christian Berkel Teile seiner eigenen Familiengeschichte auf. Auch wenn es die Person Ada nicht gegeben hat, so ist das Leben zwischen Argentinien, Paris und Deutschland, die beiden möglichen Väter wie auch der überstülpte Katholizismus statt des Judentums real. Dieses macht die Handlung glaubwürdig und nachvollziehbar. Beim Lesen läuft häufig ein "Film" mit ab.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

bedingungslose Liebe

Wo du nicht bist
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Durch die Schwangerschaft ihrer Schwester Martha lernt die Stoffverkäuferin des Kadewe Irma Weckmüller den Arzt Dr. Erich Bragenheim Anfang der 30er Jahre in Berlin kennen. Nach und nach wird aus der Sympathie ...

Durch die Schwangerschaft ihrer Schwester Martha lernt die Stoffverkäuferin des Kadewe Irma Weckmüller den Arzt Dr. Erich Bragenheim Anfang der 30er Jahre in Berlin kennen. Nach und nach wird aus der Sympathie eine innige Liebe. Nach ihrer Verlobung reisen sie nach Venedig und verleben dort eine unbeschwerte Zeit. Zurück in Berlin weht ihnen ein rauer Wind entgegen. Erich hat immer weniger Patientinnen und Irma wird nahegelegt, sich von dem Juden Erich zu trennen, andernfalls würde sie entlassen. Doch die Liebe ist zu groß, sie bleibt bei Erich. In ihrem Umfeld und Erichs Familien- und Freundeskreis wird die Abneigung gegenüber Juden immer dramatischer und sichtbarer. Einige verlassen Deutschland, doch Erich, der sich als Deutscher fühlt, im ersten Weltkrieg ausgezeichnet wurde, kann sich nicht vorstellen, dass die Nazis lange das Sagen haben werden. Er bleibt, er wird schikaniert, zu Zwangsarbeit gezwungen und nach Theresienstadt deportiert. Gleich nach seiner Ankunft in Auschwitz wird er vergast. Für Irma bleibt Erich immer ihr Mann und dieses möchte sie mit allen Mitteln durchsetzen. An ihrem Hochzeitstag mussten die Beiden das Standesamt wieder verlassen, eine Trauung wurde als Rassenschande angesehen und durfte nicht erfolgen. Nun, nach Ende des zweiten Weltkrieges setzt sie alles daran, Erichs Ehefrau zu werden.
Der Roman nach einer wahren Geschichte ist gleichzeitig ein Plädoyer für die bedingungslose Liebe wie auch ein Mahnmal, was den Menschen, insbesondere der jüdischen Bevölkerung angetan wurde. Der Roman ist extrem emotional geschrieben, mal löst er Freude, mal blankes Entsetzen aus. Schade ist, dass man über die weitere Lebensgeschichte Irmas nichts erfährt.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

alter Feind

Baskische Tragödie
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Bereits seit der Zeit, als Luc Verlain von der Pariser Polizei zurück in seine Heimat gezogen ist und nun leitender Commissaire bei der Police nationale in Bordeaux ist, bekommt er seltsame, handgeschriebene ...

Bereits seit der Zeit, als Luc Verlain von der Pariser Polizei zurück in seine Heimat gezogen ist und nun leitender Commissaire bei der Police nationale in Bordeaux ist, bekommt er seltsame, handgeschriebene Postkarten aus San Sebastian im Baskenland. Die letzte Meldung verstört ihn zutiefst, er soll Vater einer Tochter aus einer flüchtigen Bekanntschaft sein, ein Vaterschaftstest bestätigt dieses. Um seine Tochter aufzusuchen fährt er nach San Sebastian und gerät dort ins Drogenmilieu. Vor seiner Abreise wurden an der südfranzösischen Atlantikküste Drogenpakete angeschwemmt, ein kleiner Junge probierte davon und liegt seither im Koma. Und nun soll Luc selbst als Drogenkurier tätig werden, sonst stirbt seine Tochter und deren Mutter. Luc lässt sich darauf ein, denn die örtliche Polizei kann er nicht um Hilfe bitten, die meisten von ihnen wurden geschmiert.
Dieses Mal geht es ins Baskenland und neben der eigentlichen Handlung erfahren wir einiges über das Land und die Besonderheit der baskischen Bevölkerung, immer mit viel Liebe und Sachkenntnis geschildert. Beim Lesen des Kriminalromans lief vor meinem geistigen Auge ein Film ab, bei dem Luc Verlain auch an seine körperlichen Grenzen stieß und, entgegen seiner bisherigen Einstellung, sogar an vorsätzliche Tötung seines Kontrahenten und alten Feindes dachte. Man fiebert mit dem Kommissar mit, wie er es wohl schaffen kann, aus dieser ausweglosen Situation wieder heraus zu kommen. Kleine Hinweise zu den Kollegen oder vergangenen Fällen helfen beim Lesen, falls man die Vorgängerbände nicht kennt.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

starke Frau

Das Erbe der Päpstin
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Freyas Mutter wurde im 9. Jahrhundert von den Dänen entführt. Sie lebte seitdem als Sklavin und auch ihre beiden Töchter Asta und Freya wurden wie Sklaven behandelt. Als ihr eigener Vater die hübsche Asta ...

Freyas Mutter wurde im 9. Jahrhundert von den Dänen entführt. Sie lebte seitdem als Sklavin und auch ihre beiden Töchter Asta und Freya wurden wie Sklaven behandelt. Als ihr eigener Vater die hübsche Asta vergewaltigen wollte und die Mutter getötet wurde, flüchteten die beiden jungen Frauen. Ein beschwerlicher Weg führte sie in den Heimatort ihrer Mutter in der Hoffnung, dort auf ihren Großvater zu treffen. Freya hatte sich bereits auf der Flucht für Männerkleidung entschieden und diese Verkleidung half ihr in einer von Männern dominierten Welt weiter. Dadurch lernte sie lesen und schreiben. Ihr Weg führte weiter nach Rom, wo sich ihr Großvater befinden sollte. Bei ihrem Besuch dort traf sie auf die Päpstin Johanna, die sich ihr als Frau offenbarte. Die Begegnung war nur kurz, doch für Freya sehr nachhaltig, da sie medizinische Ratgeber geschenkt bekam. Ihre Reise führte sie immer weiter, nach Frauenchiemsee und Paris, teilweise freiwillig, meistens jedoch auf der Flucht vor Feinden.
Der historische Roman beruht auf wenige Fakten, die Geschichte an sich ist mehr ein Liebesroman und ein Roman über eine starke Frau, die sich von den Männer ihr Leben nicht vorschreiben lassen will. Das der Titel an den erfolgreichen Roman die Päpstin erinnert lässt die Verkaufszahlen sicherlich ansteigen, der Inhalt hat jedoch herzlich wenig damit zu tun. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und mit den zu bestehenden Abenteuern auch spannend.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

optischer Hochgenuss

Wonderlands
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Eine Reise durch verschiedenste Arten von Literatur verspricht das Buch Wonderlands. Es beginnt mit alten Mythen und Sagen, wie die Nibelungensaga oder die Odyssee, tausendundeine Nacht ist genauso vertreten ...

Eine Reise durch verschiedenste Arten von Literatur verspricht das Buch Wonderlands. Es beginnt mit alten Mythen und Sagen, wie die Nibelungensaga oder die Odyssee, tausendundeine Nacht ist genauso vertreten wie Don Quijote. Chronologisch nach Erscheinungsjahr setzen sich die sehr informativen Handlungszusammenfassungen und Hintergründe eines Werkes fort. Über 20.000 Meilen unter dem Meer über Peter Pan und der kleine Prinz geht es bis in Zukunftsszenarien und Fantasy wie per Anhalter durch die Galaxis, Hüter der Erinnerung und Harry Potter. Jedes Werk ist reich bebildert, was diesen Band zu etwas Besonderen macht.
Ausgesucht habe ich dieses Buch um mehr über Hintergrundwissen über mir bekannte Geschichten zu erhalten. Beim Lesen stellte ich fest, dass gerade die mir unbekannten Werke hoch interessant sind und meine Neugierde auf das komplette Buch geweckt haben. Vieles war mir nur als Film oder Serie bekannt, wie z. B. Game of Thrones oder die Tribune von Panem und habe es genossen, mehr darüber zu erfahren. Rund herum eine gelungene Mischung.

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