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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2021

Was wäre die Welt ohne Karten

Mad Maps
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Landkarten über eine seltsame Faszination auf viele Menschen aus. Ob Anfänger oder hauptberuflicher Kartograf - man kann Landkarten stundenlang betrachten und sich nicht daran sattsehen. Karten begegnen ...

Landkarten über eine seltsame Faszination auf viele Menschen aus. Ob Anfänger oder hauptberuflicher Kartograf - man kann Landkarten stundenlang betrachten und sich nicht daran sattsehen. Karten begegnen uns im Alltag überall, sei es als Papierkopie oder als Grafik im Navigationssystem im Auto. Doch sie können noch viel mehr als nur die Topografie von Orten darstellen.

Geograf Simon Küstenmacher hat in diesem Buch einige sehr spezielle Karten gesammelt. Manches ist nützlich, manches doch etwas skurril.
Wie viel Trinkgeld in den verschiedenen Ländern der Erde erwartet wird, mag ja noch einen gewissen Mehrwert haben. Aber, wie die Welt aus der Sicht der Delfine aussieht - schwer zu überprüfen bzw. nachzuvollziehen.

Das stellt unsere Welt auf ungewöhnliche Weise dar. Es regt an, die Welt aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Zahlen, Daten und Fakten lassen sich in Zusammenhang mit der Erdoberfläche anschaulich darstellen.

Ein Mangel ist das Buchformat, das einige Kartenteile im Falz verschwinden lässt.

Fazit:

Was wäre die Welt ohne Karten? Diesem originellen Buch, das vermutlich eher Anfänger in Sachen Karten anspricht, gebe ich gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.12.2021

Fesselnd bis zur letzten Seite

Bei den Tannen
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Johann Grauner, Commissario bei der Polizia di Stato und Viechbauer, muss in seinem 7. Fall nicht nur gegen Hexenglauben und verschlossene Dörfler kämpfen, sondern auch gegen die Dämonen, die ihn, Silvia ...

Johann Grauner, Commissario bei der Polizia di Stato und Viechbauer, muss in seinem 7. Fall nicht nur gegen Hexenglauben und verschlossene Dörfler kämpfen, sondern auch gegen die Dämonen, die ihn, Silvia Tappeiner und Claudio Saltapepe nach dem Tod ihres Kollegen Pietro Marché heimsuchen.

Als die Herausgeberin der Gourmetzeitschrift „sette fourchette“ ausgerechnet im Sarntaler Nobelrestaurant Tan tot zusammenbricht, ist für die engstirnigen Dörfler sofort klar, dass sie von der Köchin Hedwig Jöchler vergiften worden ist. Denn die ist die Nachfahrin einer Hexendynastie, deren Ahnin Ursula Jöchler im 16. Jahrhundert nach einem aufsehenerregenden Hexenprozess auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden ist.

Noch bevor Grauner und Tappeiner Näheres in Erfahrung bringen können, geht das Restaurant in Flammen auf. Wer will hier wen ruinieren? Sind da noch Rechnungen aus früheren Jahrhunderten offen?

Meine Meinung:

Autor Lenz Koppelstätter gelingt es wieder tadellos, das Umfeld des Verbrechens bildgewaltig in Szene zu setzen. Da haben natürlich auch die Südtiroler Berge mit ihren Burgen und den eigenwilligen Bewohnern einen gewichtigen Anteil.

Ich mag den Charakter des Johann Grauner, dessen Bodenständigkeit sich nicht nur darin manifestiert, dass er neben seiner Frau Alba und seiner Tochter Sara auch seine Heimat Südtirol liebt, sondern auch bei der Auswahl seines Speisezettels. Knödel oder Schlutzkrapfen, dazu ein Glas vom Lagrein lassen ihn zufrieden sein. Schon der Genuss einer Pizza ist für ihn fremdländisch, von so überkandidelten Dingen wie Sushi ganz zu schweigen.

Die Ermittlungen führen die Südtirolerin Tappeiner und Neapolitaner Saltapepe bis nach Venedig, das beide nicht kennen. Puzzleteil für Puzzleteil setzen die Polizisten zusammen, bis sich ihnen ein Bild erschließt, das für einige Überraschung sorgt.

Interessant finde ich immer wieder die Vorurteile, mit denen sich die Mitarbeiter der Polizia di Stato und die Carabineri begegnen. OK, die einen unterstehen dem Innenministerium, die anderen dem Verteidigungsministerium. Trotzdem sollte deren oberste Priorität die Jagd auf Verbrecher sein, anstatt wie häufig in interministeriellem Kleinkrieg zu versacken. Natürlich spielt hier auch das politische Gefüge Italiens eine Rolle, das in der Vergangenheit (?) den Norden gegen den Süden (und umgekehrt) gegeneinander ausgespielt hat.

Hier, im Mikrokosmos der Ermittlungen gelingt es Commissario Grauner, die Rivalitäten hintanzuhalten, und findet mit Carabineri Luca D’Ambrosio einen, der ähnlich denkt wie er.

Fazit:

Dieser Krimi hat mich wieder bis zur letzten Seite gefesselt und in die Landschaft Südtirols versinken lassen. Gerne gebe ich Comm. Johann Grauner uns seinem Team wieder 5 Sterne und hoffe, dass er noch nicht so bald in Pension gehen wird.

Veröffentlicht am 25.12.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Finsterbusch
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Als man Oliver Herzog mit aufgeschnittenen Pulsadern tot in der Badewanne findet, ist allen, außer seiner Mutter, klar, dass sich der junge Mann aus Schuldgefühl wegen seiner Freundin Anna Ostermann umgebracht ...

Als man Oliver Herzog mit aufgeschnittenen Pulsadern tot in der Badewanne findet, ist allen, außer seiner Mutter, klar, dass sich der junge Mann aus Schuldgefühl wegen seiner Freundin Anna Ostermann umgebracht hat. Er hat, so die Dorfbewohner, Anna vom Dach der Ziegelei gestoßen, weil sie sich von ihm trennen wollte. Olivers Mutter bittet den pensionierten KHK Heinrich Tenbrink, Nachforschungen anzustellen. Dazu muss er natürlich seinen Mitbewohner und ehemaligen Kollegen Maik Bertram bemühen, der eben aus der Elternkarenz zurückgekehrt ist und nur Teilzeit arbeitet. Maik macht er sich Sorgen um seine kleine Tochter Ella, deren Entwicklung ein wenig verzögert scheint.

Tenbrink, dessen zartes Privatleben eben erschüttert wird, schnüffelt ein wenig im Umfeld der Ziegelei, die an eine Künstler-WG vermietet ist und entdeckt ein paar Ungereimtheiten, in deren Mittelpunkt der Dorfcasanova Fiete Vossbülten und sein Vater stehen.
Je tiefer die beiden in der Vergangenheit wühlen, desto klarer wird, was zum Tod Annas und Olivers geführt hat.

Meine Meinung:

Auch der nunmehr 6. Fall für Tenbrink und Bertram ist Tom Finnek gut gelungen. Der Autor hat ein sympathisches Ermittlerduo geschaffen, das durchaus glaubwürdig herüberkommt, denn einmal Bulle, immer Bulle. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch im echten Leben Kriminalbeamte in ihrer Pension Anteil an Fällen in ihrer Umgebung nehmen.

Gut gefällt mir, dass diesmal ein Vater alleinerziehend. Üblicherweise bleibt diese Rolle den Müttern überlassen. Das Privatleben der beiden spielt in dieser Reihe immer eine Rolle. Diesmal hat auch Heinrich Tenbrink etwas aufzulösen. Es passt gut zu ihm, dass er lieber den Kopf in den Sand steckt, als seine Freundin direkt anzusprechen.

Der Kriminalfall ist, wie bei Tom Finnek üblich, nicht einfach zu durchschauen. Die Leser werden auf die eine oder andere falsche Spur gelockt.

Fazit:

Wer Verfolgungsjagden mit quietschenden Reifen erwartet, wird enttäuscht werden. Wer allerdings Tenbrink und Bertram bei der schlüssigen Auflösung des verzwickten Falls über die Schulter schauen will, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.12.2021

Tagebuch einer Katastrophe

Es war doch nur Regen!?
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Als es im Juli 2021 mehrere Tage ausgiebig regnet, kann noch niemand voraussagen, welche Katastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli über das Ahrtal hereinbrechen wird. Die Ahr und ihre Nebenflüsse ...

Als es im Juli 2021 mehrere Tage ausgiebig regnet, kann noch niemand voraussagen, welche Katastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli über das Ahrtal hereinbrechen wird. Die Ahr und ihre Nebenflüsse können den Starkregen nicht mehr fassen und treten über die Ufer. Die Wassermassen überfluten die beschauliche Weinregion, fordern zahlreiche Tote und lassen die Menschen verzweifeln.

Andy Neumann, Autor dieses Buches, ist selbst betroffen und Kommissar beim BKA in Wiesbaden. Daher hat seine Reportage einiges Gewicht. Er hat während der Katastrophe Tagebuch geführt. Minutiös schildert er die Tage und Nächte der Flut. Er beschreibt die tatkräftige Hilfe von Bekannten und Fremden. Allerdings spart er nicht an Kritik, wenn es um Behördenversagen und Arroganz der Versicherungen geht.

Gerne gebe ich diesem Augenzeugenbericht, der auch in höchster Not den Humor nicht verliert, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.12.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Aufmarsch
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In ihrem 4. Band rund um den Münchener Kommissar Sebastian Reitmeyer führt uns in das aufgeheizte München von 1923. Die Inflation steuert unaufhaltsam auf ihren Höhepunkt zu und die Wohnungsnot ist schier ...

In ihrem 4. Band rund um den Münchener Kommissar Sebastian Reitmeyer führt uns in das aufgeheizte München von 1923. Die Inflation steuert unaufhaltsam auf ihren Höhepunkt zu und die Wohnungsnot ist schier unerträglich. Rechte und linke Gruppen liefern sich Straßenschlachten. Die Rechten sprechen den Bewohnern Münchens mit ihrem Widerstand gegen die Besetzung des Rheinlandes und der horrenden Reparationszahlungen an Frankreich aus der Seele und rufen, nach dem Vorbild Mussolinis zum „Marsch auf Berlin“.

Doch mitten in diesen politischen Kundgebungen muss sich Sebastian Reitmeyer mit dem Kampf gegen illegales Glücksspiel sowie einem Frauenmord beschäftigen.
Mittendrin sind mit Leni und Rosmirl, zwei kleine Mädchen, die ohne Eltern aufwachsen müssen, und durch die eine oder andere Gaunerei ihr Leben fristen, bis Leni etwas beobachtet hat, das sie ihr junges Leben kostet.

Meine Meinung:

Die Autorin schafft es, die furchtbare Situation der Menschen in München nach dem Ersten Weltkrieg authentisch darzustellen. Jeder ist sich selbst der Nächste und das Verbrechen blüht. Neben den politischen Ereignissen wie den (gescheiterten) Hitler-Putsch erfahren wir über den täglichen Kleinkrieg zwischen Vermietern und ihren Zwangseinquartierten, von der Hetze auf Juden und der Armut der Bevölkerung.

Der Schreibstil ist fesselnd. Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen.

Fazit:

Die Autorin versteht es, historische Ereignisse fesselnd zu erzählen, daher erhält dieses Buch 5 Sterne.