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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2021

Der Tanz auf dem Vulkan geht weiter

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
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Im zweiten Band der Reihe um Magda Fuchs, der Polizeiärztin, erleben wir wieder hautnah das Berlin der 1920er Jahre. Langsam klettert die Inflation unaufhörlich in die Höhe. Wer jetzt weder Arbeit noch ...

Im zweiten Band der Reihe um Magda Fuchs, der Polizeiärztin, erleben wir wieder hautnah das Berlin der 1920er Jahre. Langsam klettert die Inflation unaufhörlich in die Höhe. Wer jetzt weder Arbeit noch Sachwerte hat, die eingetauscht werden können, muss sich bei den Armenausspeisungen anstellen oder sich entweder prostituieren oder kriminell werden. Gleichzeitig tanzen die Vermögenden den Tanz auf dem Vulkan, auf dem ein gewisses weißes Pulver eine Rolle spielt. Das muss auch Celia erleben, die nun (wieder) mit einem reichen Mann zusammenlebt. Wiederholt sich hier die Vergangenheit, die sie abgestreift zu haben glaubt?

Magda Fuchs erlebt mit ihrem Kollegen Kuno ein zweites Glück, das allerdings auch nicht frei vom Tagesgeschehen ist. Immer wieder muss sie sich der Frage stellen, ob sie dem Hippokratischen Eid folgen oder nicht doch den Frauen ihrer unmittelbaren Umgebung, die durch die xte Schwangerschaft in Not gertane sind, helfen soll.

Meine Meinung:

Das Dilemma in dem Magda steckt, ist gut heraus gearbeitet. Sie scheint in ihrem Entschluss zu schwanken, als sich Doris mit der Bitte, ihre ungewollte Schwangerschaft zu unterbrechen an sie wendet. Dass sie den Eingriff dann doch verweigert, hat für Doris schwerwiegende Folgen.

Neben ihrer Praxis arbeitet sich nach wie vor bei der Polizei und kommt gemeinsam mit Kuno einem Kinderhändlerring auf die Spur. Eine nicht ganz ungefährliche Geschichte.

Der Roman ist gut in die „Goldenen Zwanziger Jahre“, die für die meisten so golden gar nicht waren, eingebettet. Magdas Erlebnisse bei ihrem Ausflug in das Scheunenviertel gibt einen kurzen Vorgeschmack auf die kommenden Aufmärsche der Rechten und die Verfolgung der Juden und anders Denkender.

Aus der Figur von Polizeikommissar Ernst Wagner hätte man noch ein wenig mehr herausholen können. Bei diesem Charakter gibt es immer wieder Andeutungen, doch bleibt er ein wenig blass. Sein Mitarbeiter Adolf Lamour hingegen, gewinnt ein wenig an Profil.

Fazit:

Ein gelungene Fortsetzung, der ich wieder vier Sterne gebe.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Regt zum Nachdenken an

Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen
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Achim Doerfer, Jude und Nachkomme von Überlebenden der Shoa geht in diesem Buch einem verdrängten Kapitel der Erinnerungskultur nach: Dem jüdischen Widerstand und dem Wunsch nach Rache und Vergeltung.

Das ...

Achim Doerfer, Jude und Nachkomme von Überlebenden der Shoa geht in diesem Buch einem verdrängten Kapitel der Erinnerungskultur nach: Dem jüdischen Widerstand und dem Wunsch nach Rache und Vergeltung.

Das Buch gliedert sich nach einem Prolog in drei Teile:

Teil 1 Jüdischer Widerstand und Rache
Teil 2 Das Versagen der deutschen Politik und Justitz nach 1945
Teil 3 Das Märchen von der deutsch-jüdischen Versöhnung

Den meisten Menschen ist nur der Aufstand im Warschauer Ghetto als jüdischer Widerstand bekannt. Dennoch gibt es zahlreiche Aktionen von Jüdinnen und Juden dem NS-Terror Paroli zu bieten. Leider sind nur wenige schriftlichen Zeugnisse darüber erhalten. Achim Doerfer listet nun diese Widerstands- und Rachegeschichten auf, um dem Vorwurf „die Juden hätten sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen“, aufzuräumen. Denn mit diesem Vorwurf sind die Überlebenden der Shoa bei ihrer Ankunft in Palästina/Israel von den dort bereits ansässigen Juden konfrontiert. „Warum habt ihr euch nicht gewehrt?“

Zunächst berichtet Doerfer vom wohl bekanntesten jüdischen Widerstandskämpfer und Partisanen, dem Gründer der Organisation „Nakam“ (=Rache) Abba Kovner (1918-1987), der 6 Millionen Deutsche mittels vergifteten Trinkwasser töten wollte. (Das heizt den ewigen Vorwurf der „Juden als Brunnenvergifter“ wieder an.)

Einen weit größeren Teil des Buches nimmt die beschämende Haltung sowohl der Alliierten als auch dann der deutschen Nachkriegspolitiker den Opfern gegenüber ein. Sowohl Politiker als auch Justiz und Exekutive sind sehr lasch bei der Verfolgung der Täter. „Persilscheine“ werden am laufenden Band ausgestellt und plötzlich „will keiner dabei gewesen sein“, „Keiner etwas gewusst haben“ etc..
Penibel listet Achim Doerfer auf, wie den Opfern Gerechtigkeit vorenthalten wurde. Sie mussten ihre Ansprüche auf Restitution von geraubten Wertsachen mühevoll einklagen und oft haben sie nichts zurückerstattet bekommen. Denn die Täter von damals sind in ihren Posten wieder bestätigt worden oder oft sogar aufgestiegen. Der einhellige Tenor der Politik (auch in Österreich): Man war dafür, alles in die Länge zu ziehen, bis der letzte Überlebende nicht mehr ist.

Der Wunsch der Überlebenden der Shoa nach Bestrafung der Täter ist legitim.

Fazit:

Achm Doerfer leistet mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur, in dem er das Bild der „Juden, die sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen ließen“, zurecht rückt. Gerne gebe ich diesem wichtigen Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Guter Überblick

Intelligenz
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„Die gemeinsame Schnittmenge von Begabung, Klugheit und Weisheit lässt uns der Einordnung von Intelligenz näherkommen.“ (S. 42)

Jakob Pietschnig arbeitet an der Uni Wien im Bereich „Differentielle Psychologie ...

„Die gemeinsame Schnittmenge von Begabung, Klugheit und Weisheit lässt uns der Einordnung von Intelligenz näherkommen.“ (S. 42)

Jakob Pietschnig arbeitet an der Uni Wien im Bereich „Differentielle Psychologie und psychologische Diagnostik“ am Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung und beschäftigt sich von Berufswegen mit der Intelligenz.

Hier, in seinem ersten Buch, erklärt er den interessierten Lesern, was die Psychologie so unter Intelligenz versteht. Seine Ausführung sind leicht verständlich und haben durchaus einen Anflug von Humor. Das Buch ist in folgende Kapitel gegliedert:

Wo Intelligenz passiert?
Was Intelligenz wirklich ist
Wie man Intelligenz misst
Zwischen Genie und Wahnsinn
Ist Intelligenz erblich?
Der Flynn-Effekt - wird die Menschheit schlauer?
Der Anti-Flynn-Effekt - oder warum man nicht bei jeder schlechten Nachricht in Panik verfallen sollte
Mythen über Intelligenz
Was wir für unsere Intelligenz tun können oder vermeiden sollen

Interessant ist die Geschichte der Intelligenztests zu lesen.
Das Kapitel „Zwischen Genie und Wahnsinn“ sollten sich alle allzu ehrgeizige Eltern zu Herzen nehmen, die in ihren lieben Sprösslingen kleine Einsteins erkennen wollen. Die Kids mit Tests zu traktieren, um eine „Hochbegabung“ feststellen zu lassen, dient eher der Eitelkeit der Eltern als den Kindern.

Ob die Menschheit schlauer oder dümmer wird? Manchmal habe ich schon den Eindruck, dass die Fähigkeit im täglichen Leben zu bestehen, abnimmt. Das hat aber meiner Einschätzung nach wenig mit Intelligenz zu tun, sondern eher mit der Ich-Bezogenheit der heutigen Menschen.

Fazit:

Dieses Buch gibt einen guten Überblick über das Thema „Wie intelligent sind wir wirklich?“. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Fesselnd bis zur letzten Seite

Schwarze Sterne
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Als die Programmiererin Daniela nach einem lautstarken Streit mit ihrer Tochter Jasmin ermordet in der gemeinsamen Wohnung aufgefunden wird, scheint vorerst für die Kriminalbeamten Robert Worschädl und ...

Als die Programmiererin Daniela nach einem lautstarken Streit mit ihrer Tochter Jasmin ermordet in der gemeinsamen Wohnung aufgefunden wird, scheint vorerst für die Kriminalbeamten Robert Worschädl und Sabine Schinagl alles klar. Die Tochter, gewaltbereit und in schlechter Gesellschaft, ist flüchtig.

Wenig später müssen sich die beiden Ermittler mit Laura Kamenko, einer Cybercrime-Expertin herumschlagen, die ihrem Chef vor die Nase gesetzt worden ist. Warum? Es scheint, als hätten sich Cyberkriminelle in das Netz der Stadt Linz gehackt und lassen Ampeln verrückt spielen. Die Stadt wird erpresst und dann führt die Spur zu just jener Firma, in der die Ermordete gearbeitet hat. Zufall?

Worschädl ist ein gerissener Ermittler, doch mit Cybercrime, Darknet & Co hat er nicht wirklich viel am Hut. Das überlässt er gerne der Kamenko und geht gemeinsam mit Sabine Schinagl seiner Arbeit nach.

Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen setzen die beiden das Bild zusammen. Doch wird das Puzzle beendet werden können bevor die Cyberattacke das Krankenhaus von Linz lahmlegt?

Meine Meinung:

Autor Thomas Baum ist wieder ein fesselnder Krimi gelungen! Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, welche dunklen Mächte hier am Werk sind. Ich hatte relativ bald einen Verdacht, der sich erhärtet hat, doch die vielen, geschickt angebrachten Wendungen in diesme komplexen Fall, haben mich dann doch hin und wieder an meiner Idee zweifeln lassen.

Robert Worschädl ist ein sympathischer Cop. Eigentlich sollte er „Sturschädl“ heißen, denn er kann vehement auf seinem Standpunkt verharren. Dabei ist er besonnen und hartnäckig. Mit Sabine Schinagl versteht er sich auch ohne Worte, was bei dem Einsatz am Linzer Hauptbahnhof bzw. Dann ein wenig später durchaus sehr, sehr nützlich ist. Was Worschädl auch auszeichnet ist, dass er Schinagl bei ihren privaten Problemen unterstützt. Schinagl ist Alleinerzieherin von zwei Kindern, die mit dem oft schwierigen Dienstplan der Mutter nicht ganz klar kommen. Besonders die pubertierende Kerstin macht es ihrer Mutter nicht ganz einfach. Trotzdem ist Schinagl stolz auf ihr Mädel, weil sie sich nicht alles gefallen lässt.

Der Spannungsbogen ist hoch und lässt bis zum Schluss nicht nach.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem lesenswerten Krimi 5 Sterne und eine Empfehlung für Fans von österreichischen Krimis.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Interessantes BUch zum Thema Bitcoin & CO

Böses Geld
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Wie schon in seinem Buch „Darknet“ versucht Cornelius Granig seiner Leserschaft die zahlreichen Begriffe zum Thema „Böses Geld“ begreiflich zu machen. Geld ist ja per se nicht böse, sondern der Verwendungszweck ...

Wie schon in seinem Buch „Darknet“ versucht Cornelius Granig seiner Leserschaft die zahlreichen Begriffe zum Thema „Böses Geld“ begreiflich zu machen. Geld ist ja per se nicht böse, sondern der Verwendungszweck ist es.

In den letzten Jahren sind Finanzdienstleister wie Pilze aus dem Waldboden gesprossen, die mitunter nur das eine Ziel haben, an das Geld von Kunden und Inverstoren zu kommen, und dieses scheinbar zum Nutzen der Kunden zu vermehren, aber letztendlich damit abtauchen.

Die bisher ungeahnten Möglichkeiten des Internets bieten eine Spielwiese für eine völlig neue Generation von Finanzgeschäften, die schnelles Geld versprechen. Die Kehrseite der Medaille ist eine intransparente Welt von Kryptowährungen, die den Anlegern das Blaue vom Himmel versprechen und dennoch nur ein Ziel haben: Schnelle Profite auf Kosten der Anleger.

Cornelius Granig schildert spektakuläre Betrugsfälle und zeigt, wie Fortschrittsgläubigkeit, Technologievertrauen und Sehnsucht nach dem schnellen Reichtum großen Straftaten verleiten und ruft zu mehr Wachsamkeit gegenüber allzu euphorischen Jubelmeldungen auf, um sich selbst vor dem Absturz zu schützen.

Der Autor weiß, wovon er spricht, ist er doch Unternehmensberater und hat die Entwicklung der neuen Finanzwelt beobachtet. Selbst den Fachleuten gelingt es nicht immer, Betrugsfälle rechtzeitig zu enttarnen.


Fazit:

Mit diesem Buch ist es für interessierte Laie möglich, das Dickicht der betrügerischen Dienstleister ein wenig zu durchschauen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.