Operation Soldatenklau
Unter BombernFritz Walter, der auch mir Österreicherin ein Begriff ist, wäre am 31. Oktober 2020 100 Jahre alt geworden. Diese Biografie zeichnet den Weg des kleinen Friedrich, der schon in jungen Jahren nichts anderes ...
Fritz Walter, der auch mir Österreicherin ein Begriff ist, wäre am 31. Oktober 2020 100 Jahre alt geworden. Diese Biografie zeichnet den Weg des kleinen Friedrich, der schon in jungen Jahren nichts anderes als kicken wollte, nach.
Aufgewachsen in Kaiserslautern, in unmittelbarer Nähe des „Betzenberges“ ist er ein Ausnahmetalent des deutschen Fußballs.
Ein ähnliches Talent ist August Klingler (1918-1944) aus Daxlanden nahe Karlsruhe.
Die Lebenswege der beiden Fußballer kreuzen sich schon 1939.
Eine große Rolle in beider Leben spielt Josef „Sepp“ Herberger, der als Reichstrainer alles daran setzte, die Spieler der Reichsmannschaft vor der Front zu bewahren. Mehrmals hat die „Operation Soldatenklau“ funktioniert und zahlreiche Fußballer vor dem Tod bewahrt.
Nur bei August Klingler ist es ihm nicht gelungen, den jungen Mann vom Reichsarbeitsdienst loszueisen und den „Roten Jägern“ einzuverleiben. Klinglers Vorgesetzte waren nicht bereit, Herberger zu unterstützen. Die „Roten Jäger“ war eine Mannschaft der besten Fußballer jener Zeit, die der fußballnärrische Jagdflieger Herbert Graf ins Leben gerufen hat. Ausgerechnet als Klingler an die russische Front abkommandiert worden ist, war Graf abgeschossen worden und schwer verletzt im Lazarett. Herberger konnte August Klingler nicht vor der Ostfront retten, wo er am 23.11.1944 gefallen ist.
Fritz Walter hat mehr Glück und spielt während des Zweiten Weltkrieges in diversen Militärmannschaften. Der Fußball rettet ihm abermals das Leben, denn als er 1945 in russische Gefangenschaft gerät, wird er erkannt und gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder vorzeitig entlassen.
Gemeinsam mit seinem Bruder Ottmar spielt er nach 1950 bis 1958 in der neu formierten deutschen Nationalmannschaft. Unvergessen ist die WM von 1954, als er die deutsche Fußball-Elf als Kapitän zum WM-Titel geführt. Österreich wurde damals Dritter.
Meine Meinung:
Autor Stefan Mayr ist er wunderbar gelungen, den Menschen und Sportler Fritz Walter zu porträtieren. Der Fußballer scheint immer mit beiden Beinen am Boden geblieben sein. Angebote, zu einem ausländischen Klub zu gehen, hat er immer abgelehnt. Seinem Klub Kaiserslautern ist er zeitlebens treu geblieben. Wenn ich mir das Gewese um die aktuellen Fußballer ansehe (Stichwort David Alabas Gagenforderung an den FCB), so kann ich nur den Kopf schütteln.
Fritz Walter ist nicht nur ein Ausnahmetalent. Davon gab es, wie man in diesem Buch lesen kann, ja mehrere. Er hat auch unwahrscheinliches Glück, den Zweiten Weltkrieg zu überleben, denn mindestens 38 andere Nationalspieler sind gestorben.
Das Buch ist penibel recherchiert und beinhaltet auch Dutzende Zitate aus der Zeitschrift „Kicker“. Ergänzt wird es durch zahlreiche Fotos.
Die Jahre des Zweiten Weltkrieges und seiner Grausamkeiten sind ungewöhnlich gut dargestellt. Der Leser kann das Geschehen hautnah miterleben.
Bei Sepp Herberger muss ich ein wenig Abbitte leisten, denn ich habe ihn eher auf der Seite der Machthaber vermutet.
Fazit:
Eine Hommage an einen herausragenden Fußballer, der ich gerne 5 Stern gebe.