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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Die Taten der Toten
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Das ist mein erster Krimi des deutsch-schwedischen Autoren-Duos Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsen.

In ihrem achten gemeinsamen Krimi rund um die Kommissarinnen Stina Forss und Ingrid Nyström behandeln ...

Das ist mein erster Krimi des deutsch-schwedischen Autoren-Duos Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsen.

In ihrem achten gemeinsamen Krimi rund um die Kommissarinnen Stina Forss und Ingrid Nyström behandeln sie Schwedens größtes Trauma: Den Mord am Ministerpräsidenten Olof Palme im Jahre 1986.

Da dieser Mord nach wie vor nicht restlos aufgeklärt worden ist und der damals präsentierte Täter bereits verstorben ist, bietet sich dieses Verbrechen auch nach 34 Jahren perfekt für einen rasanten Krimi an, der an der Grenze zum Thriller balanciert.

Die beiden Kommissarinnen Stina Forss und Ingrid Nyström entdecken eine neue Spur in diesem politischen brisanten Mordfall. Mit Hilfe ihrer Teammitglieder beginnen sie inoffiziell zu recherchieren. Als mehrere Anschläge auf Stina verübt werden, täuscht diese ihren Selbstmord vor, denn es ist Stina und Ingrid klar, dass sie dem Täter sehr nahe gekommen sind.
Immer wieder führen Indizien zu Stinas Vater. Ist er Palmes Mörder? Was haben die jungen Männer, die er in einer geheimen Mission ausgebildet hat mit dem Mord an Olof Palme zu tun? Oder haben die damit gar nichts zu tun, sondern wurden von ihm für eine ganz andere Mission ausgebildet?

Nyström belastet ihr Team bis aufs Äußerste und schreckt auch nicht davor zurück, ihre Kontakte spielen zu lassen und Gefälligkeiten einzufordern bzw. in geheime Datenbanken einbrechen zu lassen.

Meine Meinung:

Es ist wohl ein ziemlicher Zufall, dass gerade einmal zwei Wochen nach Erscheinen dieses Buches ein (angeblicher) Abschlussbericht der schwedischen Polizei zum Mordfall Olof Palme veröffentlicht wird. Ein Abschlussbericht nach 34 (!) Jahren? Ich persönlich glaube ja nicht wirklich an Zufälle und das zeitliche Zusammentreffen der beiden Ereignisse wirkt schon ein wenig seltsam auf mich. Denn, so wie im Buch beschrieben, gab es jede Menge Ermittlungspannen der echten Polizei. Olof Palme war mehreren Gruppen (auch in seinen eigen Reihen) ein Dorn im Auge.

Die im Krimi angedachten Szenarien von Verschwörungen innerhalb Schwedens und das Mitwirken ausländischer Geheimdienste klingen glaubhaft.
Es scheint, als führte jeder Ermittlungsansatz zu einer Lösung und gleichzeitig in eine Sackgasse. Der Leser kann sich hier selbst eine Lösung aussuchen, denn wie singt schon Rainhard Fendrich so schön „Alles ist möglich, nix ist fix“.

Der Schreibstil ist rasant und packend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die raschen Perspektivenwechsel erhöhen die Spannung, denn die Autoren schwenken immer dann zu einer anderen Sichtweise, wenn es gerade besonders brenzlig wird. Die Spannung dreht sich in einer immer schneller drehende Spirale, in deren Zentrum Stina und ihr Vater stehen. Die einzelnen Ermittlungsansätze nähern sich asymptotisch an und erreichen in der dargebotenen Auflösung einen Höhepunkt.

Das Autoren-Duo verwebt gekonnt Fakten mit Fiktion. Wie hoch der jeweilige Anteil ist, ist von mir schwer zu beurteilen.

Fix ist, dass ich mir die anderen Krimis mit Stina Forss und Ingrid Nyström ansehen werde.

Fazit:

Ein informativer und fesselnder Krimi, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 27.06.2020

Die Provence im Schnee

Verlorenes Vernègues
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Dieser 7. Fall für Capitaine Roger Blanc ist ein wenig ungewöhnlich. Zum einem spielt der Krimi im Winter, nicht, weil das Verbrechen Winterurlaub macht, sondern weil wir es gewöhnt sind, uns in der sommerlichen ...

Dieser 7. Fall für Capitaine Roger Blanc ist ein wenig ungewöhnlich. Zum einem spielt der Krimi im Winter, nicht, weil das Verbrechen Winterurlaub macht, sondern weil wir es gewöhnt sind, uns in der sommerlichen Hitze und der von Touristen überlaufenen Provence aufzuhalten. Zum anderen dauert es diesmal einige Zeit bis die erste Leiche auftaucht.

Allerdings, und das macht den Krimi für mich sehr spannend, greift Cay Rademacher ein derzeit brandheißes Thema auf: Die Rückkehr der Wölfe, die zwar den Naturschützern, nicht aber den Schäfern Freude macht.

So muss sich Roger Blanc in der stillen Zeit nach dem Jahreswechsel um gerissene Schafe kümmern. Die Wölfe spalten Vernègues in zwei Lager und zwischen den Fronten schleichen Sonderlinge durch den Wald und die Ruinen des von einem Erdbeben zerstörten Vieux Vernègues. Da ist zum einen die Seismologin, die in den Trümmern des alten Dorfes ihre geophysikalischen Messungen vornimmt und ihr Ex-Mann, der sich vom seriösen Astrophysiker zum Ufologen entwickelt hat und mittels Hightec-Drohne auf ein Zeichen außerirdischen Lebens hofft sowie ein Experte für Nostradamus‘ Prophezeihungen, der im Auftauchen der Wölfe und des drohenden Erdbebens die Ankündigung des Endes dieser Welt sieht.
Und tatsächlich gibt es dann auch ein menschliches Opfer.

Capitaine Blanc und Lieutenant Tonon alle Hände voll zu tun, die schießwütigen Bürger des Ortes von ihrem Rachefeldzug gegen die Wölfe abzuhalten ...

Meine Meinung:

Mit hat der Ausflug in die winterliche Provence gut gefallen. Das Leben ist retardiert, leise, gedämpft durch Kälte und Schnee. Herrlich ist beschrieben, wie wenig die Menschen auf diese Straßenverhältnisse vorbereitet sind. Nur ein Dienstauto der Polizei hat Winterreifen und so schlittern wir mit Roger Blanc über vereiste Straßen.
Das Thema „Wolf“ wird derzeit von einigen Autoren aufgegriffen. Rund um diese Tiere lassen sich herrlich mörderische Konflikte der Gegner und Befürworter der Wiederansiedlung spinnen. Cay Rademacher flicht auch immer wieder gehörte/gelesene Vorurteile ein.
Die Mär vom blutrünstige Werwolf, der Menschen reißt hält sich hartnäckig und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sowohl in Krimis und Romanen als auch in Wirklichkeit Jagd auf die Wölfe gemacht wird, obwohl diese äußerst intelligenten Tiere die Menschen meiden. Natürlich entstehen durch Wolfrisse Schäden am Weidevieh, doch rechtfertigt das die abermalige AUsrottung der Tiere? Wer mehr über Wölfe und ihre Lebensweise erfharn will, dem sei das Buch „Er ist da - Wölfe kehren zurück“ von Klaus Hackläder empfohlen.

Cay Rademacher versteht es wunderbar, dieses untypische Stimmungsbild der Provence einzufangen und lässt das Team um Roger Blanc auch im kalten Winter wie gewohnt ermitteln.

Fazit:

Ein spannendes und humorvolles Lesevergnügen, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 27.06.2020

Hat mich gut unterhalten

Bretonische Spezialitäten
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Commissaire George Dupin wird zu seinem Leidwesen zu einem Seminar in St. Malo abkommandiert. Ziel der Fortbildung: Engere Zusammenarbeit der bretonischen Départements. Widerwillig kommt er dem Befehl ...

Commissaire George Dupin wird zu seinem Leidwesen zu einem Seminar in St. Malo abkommandiert. Ziel der Fortbildung: Engere Zusammenarbeit der bretonischen Départements. Widerwillig kommt er dem Befehl nach. Das einzige was ihn an St. Malo und Umgebung reizt, sind die örtlichen Spezialitäten, die kredenzt werden.

Doch schon bald wird aus der Theorie Ernst, denn während eines Spziergangs durch die dortigen Markthallen passiert unmittelbar vor seinen Augen ein Mord. Die Täterin kann vorerst fliehen unf wird bald darauf festgenommen. Ihre Identität steht gleich fest: Es ist die Schwester des Opfers. Schwestermord auf St. Malo?

Wie sich bald herausstellt, ist diese Tat nur der Auftakt zu einer Reihe von heimtückischen Morden. Nur, wer ist jetzt der Täter? Denn die Mörderin, die beharrlich schweigt, hat das beste Alibi der Welt - sie sitzt im Gefängnis.

Dupin wird, wie andere am Seminar teilnehmenden Ermittler von der Präsenz entbunden und muss nun - als gelebtes Beispiel der guten Zusammenarbeit - als Teil des Teams arbeiten. Das ist jetzt sogar nicht im Sinn des lieber allein agierenden Ermittlers. Noch dazu muss er auf sein bewährtes Team mit Riwal, Kadeg und natürlich Nolwen verzichten. Doch die schalten sich in die Ermittlungen ein und versorgen Dupin aus der Ferne mit zahlreichen Informationen.

Als die Truppe erkennt, was hinter den Morden stecken könnte, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.


Meine Meinung:

Georges Dupin ermittelt wieder routiniert, dennoch ist die Situation anders. Statt als Chef eines Teams ist er nun „nur“ Mitglied und muss sich Madame le Commissaire Huppert unterordnen, was ihm nicht immer leicht fällt. Natürlich spinnt er seine eigenen Gedanken und eckt auch manchmal mit seinen Szenarien an.

Zwischen den oft mühsamen Recherchen kommt der kulinarische Genuss nicht zu kurz. Und hier habe ich meinen kleinen Kritikpunkt: Aklohol fließt mir diesmal ein wenig zu viel. Nicht nur ein Apero oder Rosé, nein auch Hochprozentigem in Form des ortsüblichen Rums wird hier zugesprochen. Das muss wohl nicht sein! Besonders beliebt ist diesmal der Muscadet.


Interessant finde ich die Tatsache, dass in St. Malo überhaupt Rum hergestellt wird - das verortet man ja eher mit der Karibik, ist aber, aus der historischen Geschichte heraus, gut nachvollziehbar. Apropos Geschichte - die Vergangenheit St. Malos als Piratennest, die sich lieber Korsaren nennen, spielt auch eine wesentliche Rolle.

Auch wenn einige Leser Jean-Luc Bannalec vorwerfen, mehr Reiseführer als Krimis zu schreiben, gefällt mir die Mischung recht gut.

Ich hoffe, das nächste Mal darf George Dupin wieder mit seinem Stamm-Team ermitteln, denn dessen Mitglieder sind mir diesmal ein wenig abgegangen.

Fazit:

Ein gut gelungener Krimi, der George Dupin zwingt mit anderen im Team zu arbeiten. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.06.2020

Hat mich nicht ganz überzeugt

Die Toten vom Gardasee
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Luca Spinelli ist Dokumentarfilmer und kenn den Gardasee und seine Menschen wie kein Zweiter. Außerdem hat er ein gutes Händchen für Jugendliche. Nachdem in wieder einmal zwei junge Männer spurlos verschwunden ...

Luca Spinelli ist Dokumentarfilmer und kenn den Gardasee und seine Menschen wie kein Zweiter. Außerdem hat er ein gutes Händchen für Jugendliche. Nachdem in wieder einmal zwei junge Männer spurlos verschwunden sind, ersucht die Polizei Luca um Mithilfe. Der „Teufel vom Gardasee“ soll wieder zugeschlagen haben - angeblich ein Riesenfisch, der Mensch frisst.
Gemeinsam mit Commissario Tomasio Giancarlo, mit dem ihm Jugenderinnerungen verbinden, versucht Spinelli dem Phantom auf die Spur zu kommen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist ziemlich unrealistisch. Man kann der italienischen Polizei vermutlich einiges vorwerfen, aber dass sie teilnahmslos zusieht, wie in den letzten 20 Jahren mehr als hundert junge Männer (!) im Gardasee verschwinden, klingt doch ziemlich unwahrscheinlich.

Die Auflösung ist wirkt auch ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Das Motiv des Täters ist mir nicht ganz klar geworden - Allmachtsfantasien?

Gut gelungen sind die realistischen Landschaftsbeschreibungen rund um den Gardasee. Auch das schöne Cover hilft, diesem Krimi 3 Punkte zu geben. Um es mit Shakespeare zu sagen: „Der Rest ist Schweigen!“

Veröffentlicht am 27.06.2020

Eine Aneinanderreihung von Klischees

Im Land des Roten Ahorns
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Im Land des roten Ahorns/Claire Bouvier/2 Sterne

Nach dem Tod ihres Vaters, dem Kartografen Anton Halstenbek, steht Jaqueline mehr oder weniger mittellos da. Das Haus in der Hamburger Mönckebergstraße ...

Im Land des roten Ahorns/Claire Bouvier/2 Sterne

Nach dem Tod ihres Vaters, dem Kartografen Anton Halstenbek, steht Jaqueline mehr oder weniger mittellos da. Das Haus in der Hamburger Mönckebergstraße und seine Fahrnisse müssen versteigert werden, um die Schulden zu decken.

Da kommen ihr die freundlichen Briefe von Alan Warwick, einem Freund des Vaters, der in Kanada lebt, gerade recht. Sie versetzt noch schnell eine Brosche und reist nach Kanada. Die Überraschung und Enttäuschung sind groß als sich der Mann als Mitgiftjäger entpuppt und nicht glaubt, dass Jaqueline mittellos ist. Er sperrt sie in sein baufälliges Herrenhaus ein, aus dem ihr dann die Flucht gelingt.

Mitten in der Wildnis wird sie dann vom Sägewerksbesitzer Connor gefunden, der sie auf eine gefährliche Reise auf die großen Seen bis nach Montreal mitnimmt. Dabei werden die beiden, die gemeinsam mit Connors Mannschaft Baumstämme flößen ständig von Warwick beobachtet. Natürlich kommt es zum Showdown und das ausgerechnet bei den Niagara-Fällen ...

Meine Meinung:

Ich wollte zwischen den vielen Krimis einmal etwas anderes lesen und habe mich auf einen (historischen) Roman gefreut, der in Kanada spielt.
Bekommen habe ich einen Liebesroman, der vor Klischees nur so strotzt.
Als erstes hat mich einmal gestört, dass eine Hamburger Bürgertochter ausgerechnet Jaqueline genannt wird. Wenn schon ein französicher Name, dann vielleicht Justine, Dorothée, Charlotte oder Amélie.
Doch die Unstimmigkeiten gehen weiter. Sie ist 22 Jahre alt und will nicht heiraten sondern unabhängig sein, taxiert aber die meisten Männer danach, ob sie sich vielleicht doch als Ehemann eignen. Die Beste ist ein wenig gar naiv. Ihre Kenntnis von Kanada bezieht sie aus der Lektüre von „Lederstrumpf“. Sie reist allein auf einem Dampfer nach Kanada. Immerhin kann sie sich eine eigen Kabine leisten und muss nicht im Zwischendeck reisen. Die Erwartungen sind hoch, hofft sie doch, dass Alan Warwick, der als FReund des Vaters bezeichnet wird unf feinsinige Briefe geschriben, sie unterstützt. Als was eigentlich? Es kommt, wie es kommen muss - der angeblich kultivierte Freund entpuppt sich als Rüpel, der nur auf Jaquelines Erbe aus ist und nicht kapiert, dass sie kein Geld hat. Um ihren Willen zu brechen, sperrt er sie in seinem baufälligen Haus ein. Sie entkommt, schnappt sich einen Gaul und obwohl sie noch nie auf einem Pferd gesessen ist, reitet sie wie Winnetou ohne Sattel durch die Wildnis. Wie unglaubwürdig ist denn das?

Der Retter in der Not ist natürlich hübsch und wohlhabend, leider bereits verlobt. Doch seine Noch-Nichtangetraute ist ein Ekelpaket, das als sie Kenntnis von der jungen Frau erhält, mit dem Heiratsschwindler gemeinsame Sache macht und die Ermordung von Connor und Jaqueline in Auftrag gibt.

Dazwischen gibt es noch Begegnungen mit zwei Bären und die rasante und gefährliche Fahrt auf den Flößen. Ungewöhnlich bis kaum glaubhaft, dass die Holzfäller Jaqueline einfach so als Chefin akzeptieren als Connor in den Fluss fällt.

Der Schreibstil ist leider auch nicht wirklich berauschend. Ein bisschen habe ich mich an die Westernhefte erinnert gefühlt, die mein Opa immer gelesen hat. Dazu passt auch, dass Jaqueline von Alan Warwick angeschossen wird.

Fazit:

Kann man lesen, muss man aber nicht. 2 Sterne.