(S)ein Leben für die Musik
Mariss JansonsAls am 1. Dezember 2019 das Herz von Mariss Jansons aufgehört hat zu schlagen, hat die Musikwelt einen ihrer großen Dirigenten verloren.
Markus Thiele hat mit dieser Biografie dem Stardirigenten ein ehrenwertes ...
Als am 1. Dezember 2019 das Herz von Mariss Jansons aufgehört hat zu schlagen, hat die Musikwelt einen ihrer großen Dirigenten verloren.
Markus Thiele hat mit dieser Biografie dem Stardirigenten ein ehrenwertes Andenken gewidmet. Das Buch wäre auch ohne Jansons‘ Tod erschienen, denn die beiden haben zahlreiche Gespräche miteinander geführt.
Die Biografie beginnt, wie üblich, bei der Geburt des Porträtierten. Mariss ist das einzige Kind von Arvids und Irida Jansons. Der Vater Dirigent, die Mutter Mezzosopranistin. Irida ist jüdischer Herkunft und bringt ihren Sohn 1943 heimlich in einem Versteck in Riga zur Welt, nachdem ihr Vater und Bruder im Ghetto von Riga ums Leben kommen. 1956 leben die Jansons in Leningrad (heute wieder St. Petersburg). Der musikalische Kleine „dirigiert“ schon in seiner Kindheit, was durch ein entzückendes Foto im Anhang des Buches belegt ist.
Ich möchte jetzt den weiteren Lebensweg gar länger ausführen, denn der ist Inhalt des Buchs.
Mariss Jansons zeichnet ein überdurchschnittliches Arbeitspensum. Ja, er ist das, was man einen „workaholic“ nennt. Dabei verlangt er von seinem Orchester nicht mehr als er sich selbst auferlegt. Die Ansprüche, die er sich lebst auferlegt, haben letztlich zu seiner Herzerkrankung geführt. Er lebt für die Musik. Doch nicht immer kann er sich ausschließlich auf die Musik konzentrieren. Mitunter hat er es mit organisatorischen Maßnahmen zu tun, die er so gar nicht mag. In Amerika ist es üblich, dass Kultur hauptsächlich von privaten Sponsoren finanziert wird, statt wie in Europa vom jeweiligen Staat. Das heißt, dass sich der Dirigent auch mit den Geldgebern sehen lassen muss. Abendveranstaltungen, die Mariss Jansons nicht immer sonderlich liegen.
Mir ist Mariss Jansons als Dirigent von gleich 3 Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker in Erinnerung (2006, 2012 und 2016).
Kenner der klassischen Musik werden an den Aufzählungen der gespielten Werke und ihrer fachlichen Details ihre Freude haben.
Interessant für mich war, dass Mariss Jansons immer wieder kleine Überraschungen für sein Publikum bereit gehalten hat. So lässt er eher unbekannte Stücke von renommierten Komponisten aufführen oder interpretiert manches neu. Allerdings achtet er dabei immer den Urheber.
„Ich dachte immer, dass ich stilistisch, also im SInne des jeweiligen Komponisten handeln muss.“
Fazit:
Eine respektvolle und sehr lebendige Biografie, die uns den großen Künstler, Interpreten und Menschen nahe bringt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.