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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2020

Ein toller Reihenauftakt

Shalom Berlin
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„Shalom Berlin“ ist ein ungewöhnlicher Krimi. Er beschäftigt sich mit dem wieder aufflackernden Antisemitismus. Nicht, dass der jemals weg war, aber derzeit scheint es wieder en vogue zu sein, sich in ...

„Shalom Berlin“ ist ein ungewöhnlicher Krimi. Er beschäftigt sich mit dem wieder aufflackernden Antisemitismus. Nicht, dass der jemals weg war, aber derzeit scheint es wieder en vogue zu sein, sich in antisemitischen Äußerungen zu üben.

Alain Liebermann ist Beamter beim Staatsschutz und Mitglied einer weit verzweigten jüdischen Familie. Der Krimi beginnt mit der Schändung eines Grabes auf dem jüdischen Friedhof worüber Hannah Golden, eine engagierte Journalistin berichtet. Dieser Artikel setzte eine antisemitische Spirale der Gewalt in Gang, in die auhc Alain und seine Familie verwickelt werden.

Doch bald kommen dem Ermittler erste Zweifel. Handelt es sich wirklich um echten Antisemitismus oder ist das nur vorgeschoben, um von anderen Machenschaften abzulenken?
Alain Liebermann ist beinahe jedes Mittel Recht, um diesen komplexen Fall zu lösen. So balanciert er immer wieder am Rande der Legalität und erhält nicht immer die Unterstützung seiner Vorgesetzten

Meine Meinung:

Michael Wallner ist ein vielschichtiger Krimi gelungen, der durch einen ungewöhnlich anspruchsvollen und interessante Schreibstil besticht.

Die Verflechtung Politiker in diverse Malversationen ist zwar nichts Neues, doch der Autor hat dies sehr geschickt in den Krimi verpackt. Hier ist wenig so, wie es scheint. Gut gelungen ist dem Autor darzustellen, wie weit verbreitet Antisemitismus noch immer (oder schon wieder?) ist. Die alte Nachbarin, die dem Metzger die Flucht ermöglicht, der ein Zimmer mit Nazi-Devotionalien ausgestattet hat, ist ein erschreckendes Beispiel. Bei so alten Menschen kann dieses Gedankengut vielleicht noch eher toleriert werden, sind sie doch mit der Gehirnwäsche der Nazi-Propaganda aufgewachsen, aber den Jungen? Was treibt diese Menschen an? Neid auf Leute, die aus ihrem Leben etwas machen?

Interessant zu lesen ist, wie Alains 90-jährige Großmutter als U-Boot die Shoa und den Krieg in Berlin überlebt hat. Ihre Weisheit und ihre Gabe zuzuhören bringt Alain einen neuen Ermittlungsansatz. Der Einblick in jüdisches Leben hat mir auch gut gefallen.

Alain Liebermann ist ein ziemlich straighter Charakter, der auch manchmal zu ungewöhnlichen Mitteln greift, wenn er glaubt, so zu einem Erfolg zu kommen. Allerdings ist er dabei manchmal unvorsichtig, wie dieser Krimi zeigt. Er ist ein guter Teamleiter und scheut sich nicht, Drecksarbeit selbst zu machen.

Die Auflösung dieses komplexen Krimis ist schlüssig. Ich freue mich auf einen weiteren Fall für Alain Liebermann.

Fazit:

Ein toller Auftakt für eine ungewöhnliche Krimi-Reihe. Gerne gebe ich hier 5 STerne.

Veröffentlicht am 17.03.2020

Hat mich nicht ganz überzeugt

Der Gin des Lebens
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Carsten Sebastian Henn ist in der Krimiszene als Schöpfer des „kulinarischen Krimis“ bekannt. Die Kriminalfälle sind sind zwischen Weingütern und Kochtöpfen angesiedelt. Der vorliegende Fall beschäftigt ...

Carsten Sebastian Henn ist in der Krimiszene als Schöpfer des „kulinarischen Krimis“ bekannt. Die Kriminalfälle sind sind zwischen Weingütern und Kochtöpfen angesiedelt. Der vorliegende Fall beschäftigt sich mit dem neuen Modegetränk Gin:

Benoît Lerchenfelds Leben hat schon bessere Zeiten gesehen. Seine Freundin Annika hat ihn verlassen und seine, auf Oldtimer spezialisierte Reparatuwerkstatt steht kurz vor der Pleite. Grund genug, eine Flasche Gin, die ihm sein Vater hinterlassen hat zu köpfen. Der Gin schmeckt außergewöhnlich und als das noch ein bekannter Barkeeper bestätigt, ist für Benoît, den alle nur Bene nennen, klar, dass dieses Getränk der Grundstein zu neuem Wohlstand sein muss. Also begibt er sich auf die Spuren des Vaters, die ihn nach Plymouth, in das Bead & Breakfast von Cathy Callaghan führen. Doch dort ist er nicht der einzige, der auf der Suche nach dem Rezept dieses phänomenalen Getränks ist.

Cathy Callaghan ist ebenfalls auf der Suche nach der Rezeptur des Gins. Wie es der Zufall, bzw. der Autor will, ist Benes Vaters bei seinen Aufenthalten in Plymouth immer dort abgestiegen und hat sich mit Cathys Vater angefreundet. Der Einstieg in Cathys Geschichte ist blutig: Sie findet in ihrem Garten die Leiche eines stadtbekannten Obdachlosen - erstochen. Die Ermittlungen leitet ausgerechnet jener Beamte, mit dem Cathys Familie seit Jahren im Clinch liegt. Will man Cathy etwas anhängen? Wenn ja, wer und vor allem warum?


Meine Meinung:

Der Krimi hat mich ein wenig zwiegspalten zurück gelassen. Zuerst dauert es (fast) ewig, bis Bene endlich in Plymouth eingetroffen ist. Das Geplänkel mit Annika hätte ruhig gestrafft werden können.
Dann unterbrechen die Auszüge aus Archie‘s Tagebuch den Lesefluss mehrmals abrupt. Diese Infos, die durchaus interessant sind, hätten ein wenig subtiler den Leser nähergebracht werden können.

Gut gefallen mir die zum Gin passenden Sprüche bekannter Persönlichkeiten wie Mark Twain oder Dean Martin (obwohl ich beide eher der Whisky-Fraktion zugeordnet hätte).

Erst recht spät nimmt die Krimi-Handlung Fahrt auf. Dazu gibt es jede Menge eigenmächtige Schnüffeleien von Cathy und Bene, den rachsüchtigen Polizisten und allerlei zwielichtige Gestalten. Nicht zu vergessen Cathys Bruder Matt, ein schwerer Alkoholiker, der von Flasche zu Flasche lebt und ihr Onkel, der wieder zum Bürgermeister gewählt werden will und sehr auf seine weiße Weste bedacht ist. Schließlich taucht auch noch Benes Mutter auf, wozu eigentlich? Die familiären Verwicklungen sind undurchsichtig und zugleich ziemlich durchsichtig. Hier hat, so scheint es, jeder Dreck am Stecken, die Väter Callaghan und Lerchenfeld inklusive.

Hier kann man nur Arthur Schopenhauer zitieren: „Wer sich in Familie begibt, kommt darin um“.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen. Genau richtig für einen Urlaubskrimi. Allerdings wirken einige Szenen einfach zu konstruiert. An manchen Stellen wäre weniger, mehr gewesen.
Witzig finde ich, dass die Hunde königliche Namen tragen. Die skurrilen Pensionsgäste sind doch ein wenig zu schräg.

Das informative Glossar und die verschiedenen Rezepte im Anhang haben mich dann doch ein wenig versöhnt.

Fazit:

Ein netter Urlaubskrimi, der sich mit Gin beschäftigt. Also passend zum derzeitigen Hype um das neue, alte Lebenselixier. Mehr als 3 Sterne kann ich leider nicht vergeben.

Veröffentlicht am 16.03.2020

Statistik einmal anders - humorvoll

Statistisch gesehen
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Klemens Himpele, ein nach Wien eingewanderter Deutscher und Leiter der Wiener Magistratsabteilung Wirtschaft, Arbeit und STatistik, erzählt in diesem Buch, amüsante Geschichten von Deutschen und Österreichern. ...

Klemens Himpele, ein nach Wien eingewanderter Deutscher und Leiter der Wiener Magistratsabteilung Wirtschaft, Arbeit und STatistik, erzählt in diesem Buch, amüsante Geschichten von Deutschen und Österreichern. Worin sich die beiden Länder unterscheiden und was sie trotz der trennenden, weil gemeinsamen Sprache, vereint.

Das Buch beginnt - wie sollte es anders sein - mit einem Vorwort, das ein wenig über Statistik, Zufälle und Zusammenhänge berichtet.

Das Buch selbst ist in drei große Abschnitte und darunter in viele kleine Kapitel geteilt

Teil I - Piefke und Ösis
Teil II - Eine Reise durch Österreich
Teil III - Wien, Wien, nur du allein

Während im ersten Teil u.a. deutsche und österreichische Städte gegenüber gestellt werden, begeben wir uns im zweiten Teil auf eine Reise durch meine schöne Heimat. Ganz entzückend habe ich die Idee gefunden, den Text unserer Bundeshymne als Aufhänger zu nehmen.

Im dritten Teil beschäftigt sich der Autor mit der Bundeshauptstadt Wien und seiner Bevölkerung, die beide als „anders“ beschrieben wird. Nämlich als besonders grantig (= missmutig), nörgelnd und zu weilen als ausländerfeindlich, obwohl ein echter Wiener ja zumindest eine böhmische Großmutter haben muss. Alles nicht war! Es stimmt, dass für uns das Glas eher halb leer als halb voll ist, doch das gilt, wenn man diese Buch hier aufmerksam liest, auch für den Rest von Österreich.
Es stimmt allerdings, dass „der Tod ein Wiener sein muss“, denn nirgends gibt es so eine skurrile Beziehung zum Sterben wie in Wien. Das beginnt schon damit, dass der Wiener Zentralfriedhof neben Hamburg-Ohlsdorf der zweitgrößte Friedhof Europas ist, den Hamburger aber mit mehr als 330.000 Grabstellen übertrifft. Um den Anwohnern im 19. Jahrhundert die lange Reihe von Leichenfuhrwerken zu ersparen, haben der Architekt Josef Hudetz und der Ingenieur Franz von Felbiger eine Rohrpostanlage zum Leichentransport ersonnen. Mit rund 27 km/h sollten die Leichen an ihren letzten Bestimmungsort gebracht werden. Nun, wie viele bahnbrechende Ideen kreativer Köpfe wurde sie nicht verwirklicht. Aber, ein Bestattungsmuseum gibt es, in der „Langen Nacht der Museen“ darf man hier sogar in einem Sarg „Probe liegen“. Und mit „Es lebe der Zentralfriedhof“ hat Austro-Popper Wolfgang Ambros eine Ode an diese Oase der Ruhe geschaffen. Hier sagen sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht. Seit neuestem gibt es eine Jogging-Route durch den Friedhof, was nicht von jedem goutiert wird. Jener Teil, der Berühmtheiten beherbergt, ist ein Anziehungspunkt sowohl von Einheimischen, Zuagrasten und Touristen.

Im Ranking der „Lebenswertesten Städte der Welt“ hat Wien im nun Melbourne den Rang abgelaufen. Net schlecht! Doch was raunzt (motzt) der Wiener? Man habe ja nur die Manager, die sich nur wenige Tage in Wien aufhalten befragt, die eigentlichen Bewohner aber nicht. Doch Klemens Himpele kann mit Zahlen untermauern, dass der erste Platz für Wien durchaus gerechtfertigt und plausibel ist.
Vor allem beneiden uns Großstädte wie Hamburg oder Berlin um unseren sozialen Wohnbau. Über 220.000 Gemeindewohnungen befinden sich im Eigentum der Stadt und stellen günstigen Wohnraum für die Bevölkerung zur Verfügung. Davon können andere Städte nur träumen! Auch das klaglose Funktionieren der Müllabfuhr, die Versorgung mit bestem Hochquellenwasser oder Fernwärme, Gas und elektrischer Energie ist ein Pluspunkt der knapp an der 2 Millionen Einwohner zählenden Stadt.

Wien war und ist eine Einwanderungsstadt - auch wenn das der eine oder andere Politiker nicht einsehen will. Waren es im 19. Jahrhundert und bis zum Zusammenbruch der Monarchie hauptsächlich Einwanderer aus den Binnenländern, so kommen die heutigen Einwanderer aus der EU. Die zahlenmäßig größte Gruppe der Deutschen lebt übrigens in Tirol. Hier ist das Trennende der gemeinsamen Sprache nicht ganz so ausgeprägt wie in Wien. Denn „Melange“ versteht man schon in St. Pölten (ca. 100 km westlich von Wien) nicht mehr. Dort heißt das köstliche Kaffeegetränk „Verlängerter“ und schmeckt meist auch so.


Fazit:

Wer sagt, dass Statistik trocken und humorlos präsentiert werden muss? Diese Buch beweist, dass auch Zahlen ihren Charme haben. Dafür gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.03.2020

Schöne Sprache, aber nicht mein Fall

Das Andere
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Klappentext:

Jakob Waltz, ein erfolgreicher Unternehmer, beschließt nach einem Herzinfarkt, sich radikal zu verändern. In der neu gewonnenen Freiheit folgt er den Spuren des französischen Arztes und Schriftstellers ...

Klappentext:

Jakob Waltz, ein erfolgreicher Unternehmer, beschließt nach einem Herzinfarkt, sich radikal zu verändern. In der neu gewonnenen Freiheit folgt er den Spuren des französischen Arztes und Schriftstellers Victor Segalen, der vor mehr als hundert Jahren in Peking gelebt hat. Auf seinen Reisen nach China und Thailand muss Waltz jedoch feststellen, dass es nicht so einfach ist, die Vergangenheit von sich abzustreifen und seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Dabei wird ihm die Idee des Anderen, wie sie Segalen konzipiert hat, zur obsessiven Wunschvorstellung.


Meine Meinung:

Ich habe hier ehrlicherweise etwas anderes erwartet. Was genau? Rückblenden in die hektische Welt des Unternehmers in Shanghai oder so ähnlich. Stattdessen begleite ich Jakob Waltz auf seinen entschleunigt wirkenden neuen Lebensabschnitt.

Die Suche nach dem neuen Sinn im Leben des Jakob Waltz entpuppt sich sowohl für ihn als auch für den Leser stellenweise als Allegorie auf die Wirklichkeit.
Der Protagonist scheint unentschlossen und wabert ein wenig durch das Leben. Einzig die Spuren, die Victor Segalen hinterlassen hat, interessieren den ehemaligen Unternehmer. Ihnen folgt er, mehr oder weniger erfolgreich.

Der Autor Peter Simon Altmann hat hier eine elegische Erzählung geschaffen, die jetzt nicht so ganz mein Lieblingsgenre trifft.
Der Sprachstil ist elegant, feinsinnig und wirkt manchmal melancholisch.

Fazit:

Ein Ausflug in eine Welt, die sich mir (noch) nicht erschlossen hat, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 15.03.2020

Für Schleckermäuler

Das kleine Buch: Marmeladen und Gelees von klassisch bis kreativ
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Ich muss gestehen, mein Marmeladekonsum beschränkt sich auf wenige Löffel pro Jahr. Marmelade findet bei mir nur als Unterlage für Schokoglasur (Marille oder Ribisel) oder bei Wildgerichten (Preiselbeer) ...

Ich muss gestehen, mein Marmeladekonsum beschränkt sich auf wenige Löffel pro Jahr. Marmelade findet bei mir nur als Unterlage für Schokoglasur (Marille oder Ribisel) oder bei Wildgerichten (Preiselbeer) Verwendung; Manchmal, wenn ich Trüffel anfertige, dann auch Orangenkonfitüre.

Dennoch habe ich mit Interesse dieses Büchlein aus der Reihe „Das kleine Buch“ des Salzburger Servus-Verlag gelesen. Die Rezepte klingen interessant und einfach zu bewerkstelligen. Da unser Garten kaum Obst zum Einkochen hervorbringt (das wenige Obst wird vorher schon genascht) und der Verbrauch, wie oben schon erwähnt, recht gering ist, verzichte ich auf das Ausprobieren der Ratschläge.

Das Büchlein selbst ist angenehm zu lesen, das Wissen kompakt aufbereitet und erhält 5 Sterne.