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Venatrix

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Ein penibel recherchierter hist. Krimi

Mord im Lainzer Tiergarten
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Mit diesem Krimi verlässt Autor Beppo Beyerl sein übliches Genre des historischen Sachbuches und taucht in das aufgeheizte Klima von Wien in der Zwischenkriegszeit ein. Diesmal geht es um einen Mord im ...

Mit diesem Krimi verlässt Autor Beppo Beyerl sein übliches Genre des historischen Sachbuches und taucht in das aufgeheizte Klima von Wien in der Zwischenkriegszeit ein. Diesmal geht es um einen Mord im Lainzer Tiergarten mit weitläufigen Ermittlungen.

Kurz nachdem im Lainzer Tiergarten Schüsse gefallen sind, die aber angesichts des Jagdreviers keiner meldet, wird eine Frauenleiche entdeckt, deren Identität lange nicht klar ist. Erst die Veröffentlichung eines Fotos ihrer sogenannten Moulage, eines Wachsmodells ihres Gesichts, sowie die Ausforschung ihres Zahnarztes, gibt e den Namen der Toten preis.

Doch wer ist der Täter? Etwa der Ehemann, der in Triest mit dem Schmuggel von Diamanten beschäftigt ist? Oder doch der gierige Liebhaber, der kurz nach dem Mord den Schmuck des Opfers verkauft hat? Beim Prozess im Wiener Landesgericht wird ihr Liebhaber freigesprochen. Wer war der Mörder?

Als der Druck des Wiener Polizeipräsidenten Dr. Schober auf die Ermittler immer größer wird , nimmt sich zumal die Kontakte mit dem faschistischen Italien recht gepflegt werden. Da nimmt sich unser Kriminalinspekteur Max Mitschek Urlaub und fährt alleine nach Triest.

Meine Meinung:

Der Mord an der Frau, der bis heute ungeklärt ist, ist Fakt. Die Ermittlungen, die sich bis Karlsbad und an die Obere Adria erstrecken, sind es auch teilweise. Die eine oder andere Lücke dazwischen hat Beppo Beyerl mit seiner Fantasie ein wenig aufgefüllt.

Ich mag historische Krimis, die in Wien bzw. in den alten Kronländern spielen und die penibel recherchiert sind. Beppo Beyerls historische Stadtspaziergänge sind legendär, deshalb habe ich voll Erwartung zu diesem Krimi gegriffen.

Leider bin ich nicht ganz zufrieden damit, denn die Spannung lässt ein wenig zu wünschen übrig. Gut getroffen ist die Stimmung in Wien nach dem Brand des Justizpalastes von 1927. Die Obrigkeit und ihre Vertreter (Polizei und Justiz) werden als Feind gesehen, in deren Netz man sich tunlichst nicht verfängt. Sozialisten, Kaisertreue, Faschisten und Nationalisten begegnen einander mit Wut und oftmals mit Fäusten.

Beppo Beyerl ist Meister der Recherche und so trägt er für seinen Krimi zahlreiche Fakten der damaligen Zeit zusammen. So hat Polizeipräsident und Kanzler Johannes Schober einen kurzen Auftritt. Auch die Polizeiarbeit ist ziemlich authentisch dargestellt - wer hierzu noch etwas mehr wissen will, sollte bei einem Wien-Aufenthalt unbedingt das Wiener Kriminalmuseum aufzusuchen. Hier findet man die angesprochenen Moulagen, jene Rekonstruktionen von Körperteilen bzw. Gesichtern, um die Opfer zu identifizieren.

Fazit:

Für die penible Recherche gibt es glatte 5 Sterne, einen muss ich für die fehlende Spannung wieder abziehen - daher 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Sein Ruhm eilt ihm voraus

Bretonischer Ruhm
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Georges Dupin hat endlich seine Claire geheiratet und sind auf Hochzeitsreise. Wie es sich für die beiden Gourmets gehört, spielen die französische Küche und der passende Wein eine große Rolle. So flittert ...

Georges Dupin hat endlich seine Claire geheiratet und sind auf Hochzeitsreise. Wie es sich für die beiden Gourmets gehört, spielen die französische Küche und der passende Wein eine große Rolle. So flittert man an der Loire und besucht Weingut um Weingut. Beiden tut es gut, sich vom Alltag zu lösen, bis, ja bis Brian Katell, der Ex-Mann von Cécile, Claires Freundin und Weingutbesitzerin, mit einem Schrotgewehr erschossen aufgefunden wird. Der zuständige Kommissar geht anfangs von einem Jagdunfall aus und schießt sich wenig später auf Cécile ein, als sich herausstellt, dass sie das Weingut ihres Ex-Mannes erben wird.

Cécile bittet Georges um Unterstützung. Der will aber nicht so recht. Zum einem, weil er in Ruhe seine Hochzeitsreise genießen will und zum anderen, weil die Loire weit ab seines Zuständigkeitsbereiches liegt. Das ist allerdings eine billige Ausrede, denn von „zuständig oder nicht“, hat er sich bislang noch nie von Ermittlungen abhalten lassen. Doch als es einen zweiten Toten gibt und Claire damit droht, notfalls nur mit Cécile alleine Recherchen anzustellen, beginnt Georges seine Fühler auszustrecken.

Dem ermittelnden Kommissar ist das natürlich so gar nicht recht, doch Dupins Ruhm ist ihm zu Ohren gekommen. Als dann Georges und Claire selbst in Lebensgefahr geraten, ist Dupins bretonisches Team, wenn auch im Hintergrund, wieder gefragt.

Meine Meinung:

In diesem 12. Fall tritt der Krimi anfangs ob der kulinarischen Hochzeitsreise ziemlich in den Hintergrund. Es dauert eine geraume Zeit, bis der Kriminalfall so richtig in Gang kommt.

Interessant ist die „Job-Umkehr“, denn nicht Georges ist diesmal die treibende Kraft, sondern Claire. Sie darf diesmal eine größere Rolle spielen, die ich ihr allerdings nicht ganz abnehme. Die intensive Freundschaft zu Cécile, die Claire veranlasst, hier selbst tätig zu werden, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich kann mich nicht erinnern, ihren Namen in einem der Vorgänger gelesen zu haben.

Die Story selbst ist, wie wir es vom Autor gewöhnt sind, gut strukturiert, enthält alle Elemente, die einen Krimi spannend machen wie Sackgassen, Kompetenzgerangel und ein bzw. mehrere (Familien)Geheimnisse. Dieser 12. Fall für Georges Dupin reiht sich nahtlos an seine Vorgänger an, wenn ich auch sein bretonisches Team ein wenig vermisse.
Auffallend ist, dass Dupin seit einiger Zeit weniger flucht und sein gewohntes „So ein Scheiß“ nicht mehr so oft vorkommt. Der Drang nach starkem Kaffee ist allerdings ungebrochen.

Fazit:

Ein etwas anderer Dupin-Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Salzburger Saitenstich
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In ihrem dritten Krimi kommt Arzthelferin Rosemarie Dorn, die einst als Baby auf den Stufen einer Kapelle abgelegt worden ist, ihrem brennenden Wunsch, zu erfahren, wer ihre Eltern sind, ziemlich nahe. ...

In ihrem dritten Krimi kommt Arzthelferin Rosemarie Dorn, die einst als Baby auf den Stufen einer Kapelle abgelegt worden ist, ihrem brennenden Wunsch, zu erfahren, wer ihre Eltern sind, ziemlich nahe. Leider ist das Ergebnis nicht so, wie sie erhofft hat.

Doch von Beginn an:

Hypochonder und Dauergast in der Arztpraxis, der Rettenbacher, wird tot aus dem nahen Almkanal gefischt. Fremdverschulden ja oder nein? Doch die Überraschung ist gleich noch einmal größer, denn zum einen gibt es den Rettenbacher noch einmal, allerdings lebendig, und zum anderen findet sich ein Duplikat jenes Anhängers, der dem Findelkind Rosemarie ins Baby-Körbchen gelegt worden ist. Zuerst gar kein Vater, dann gleich zwei Kandidaten?

Rosemarie ermittelt wieder auf eigene Faust, wird aber von ihrem Ehemann diesmal zumindest mental unterstützt. Ihre Recherchen führen sie in die Welt der Musiker und deren beinharten Konkurrenzkampf.

Meine Meinung:

Der rote Faden dieser Krimi-Reihe ist Rosemaries Sehnsucht nach dem Wissen um ihre Herkunft, die diesmal eine recht große persönliche Rolle spielt. Um dieses Geheimnis zu lüften, ist sie auch bereit, an der Grenze zur Legalität zu recherchieren. So bringt sie die Gerichtsmedizinerin dazu, die DNA des toten Rettenbachers und ihre eigene auf Übereinstimmung zu prüfen.

Die Charaktere sind uns schon aus den Vorgängern bekannt. Manche, wie Rosemaries Ehemann haben sich zu ihrem Positiven hin entwickelt. Auch Fr. Dr. Fleischer (herrlich dieser Name für eine Ärztin) ist meiner Ansicht ein wenig freundlicher zu Rosemarie. Gewohnt anstrengend ist Hermi, die Schwiegermutter, die nur um sich selbst kreist.

Neben all den humorvollen Passagen beschäftigt sich Katharina Eigner auch mit einem recht ernsten Thema: Pflegende Angehörige, die oft am Rande der Erschöpfung balancieren.

Die Reihe rund um Rosemarie Dorn ist in das Sub-Genre „Cosy-Krimi“ einzuordnen. Ernsthafte Polizeiarbeit darf man hier nicht erwarten, sondern eher die zufällige Aufklärung durch Rosemaries Kombinationsgabe. Der Schreibstil ist flott und der Krimi lässt sich leicht lesen. Gut gefällt mir, dass in manchen Passagen durchaus Salzburger Dialekt gesprochen wird, der für Unkundige im Glossar im Anhang erklärt wird. Aufgefallen sind mir die vielen Anglizismen, die wie „same procedure as ..“ oder „full house“ längst Eingang in unsere Sprache gefunden haben. Dass jedes der 15 Kapitel mit einer Art Zusammenfassung überschrieben ist, gefällt mir recht gut. Der Leser erhält, quasi als Aperitif eine Kurzinfo, was ihn erwartet.

Das Cover passt sehr gut zum Titel, denn Rosemaries Hobby ist, wenn sie nicht gerade ermittelt, sticken.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem dritten Krimi rund um Rosemarie Dorn, der sich perfekt als Urlaubslektüre eignet, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Ein penibel recherchierter hist. Roman

Die Elbflut
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Dieser historische Roman, der Fakten und Fiktion sehr gut verquickt, besteht aus zwei Erzählsträngen. Zum einen jenen um den Fischer Jakob, der vor dem Eisstoß auf der Elbe warnt und zum andern jenem seiner ...

Dieser historische Roman, der Fakten und Fiktion sehr gut verquickt, besteht aus zwei Erzählsträngen. Zum einen jenen um den Fischer Jakob, der vor dem Eisstoß auf der Elbe warnt und zum andern jenem seiner Tochter Luise, die davon träumt, dem kargen, aber schweren Leben der Fischer zu entfliehen und Stickerin zu werden.

Man schreibt das Jahr 1784. Der Winter ist lang und so kalt, dass die Elbe zufriert. An sich nichts Ungewöhnliches, doch diesmal wechseln sich eiskalte Wochen und einzelne warme Tage ab, sodass sich die Eisdecke bricht, wieder friert und Eisschollen vor allem im Bereich der Dresdener Brücken gefährlich stauen. Elbfischer Jakob kennt seine Elbe genau und warnt vor einem plötzlich einsetzenden Tauwetter, das eine Flutkatastrophe auslösen wird. Man müsse die Eisberge vor den Brücken umgehend sprengen, drängt er die Verantwortlichen. Doch blöderweise ist Jakob, dessen Frau seit 15 Jahren verschwunden ist, als sturer Querulant bekannt und seine Mahnungen werden nicht beachtet. Lediglich der Landvermesser und Geograf Conrad teilt Jakobs Meinung.

Als dann Ende Februar/Anfang März die Katastrophe eintritt und eine vornehm aussehende Dame gerettet und in Jakobs Fischerhütte Unterschlupf findet, glaubt Luise ihrem Ziel, eine Stickerin in Dresden zu werden, nahe zu sein. Denn die Dame spricht eine unverbindliche Einladung in ihr Haus aus, der die arglose Luise folgt. Doch der Traum von einem besseren Leben zerplatzt, als sich die vornehme Dame als nicht ganz so edel entpuppt.

Meine Meinung:

Autorin Birgid Jasmund versteht es, die Lebensumstände der Menschen um 1784 sehr gut darzustellen. Es ist kaum möglich, seine Standeszugehörigkeit zu überwinden. Frauen haben noch weniger Rechte als ihre Männer.

Der Autorin ist ein interessantes Bild dieser Zeit gelungen. Es sind nur mehr fünf Jahre bis zur Französische Revolution und auch in den vielen kleinen Fürstentümern Deutschlands gärt es. Die reichen Adeligen und Bürger prassen, während die Bauern und Armen wie die buchstäblichen Fliegen des Hungers und der Kälte wegen sterben.

Ich finde die Geschichte über die Arbeit der Kommission, die die Hochwasserschäden dokumentiert und Vorkehrungen gegen eine mögliche Wiederholung zu treffen soll, sehr interessant beschrieben. Die unterschiedlichen Interessen und Ansichten sowie die Streitereien lesen sich authentisch. Immerhin, Jakob ist Teil dieser Kommission, da er mit dem einfachen Menschen spricht. Dass er sich dort nicht wirklich wohl fühlt, ist klar.

Der Schreibstil ist der Zeit gut angepasst und lässt sich gut lesen. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Bei Luise bin ich anfangs ein wenig zwiegespalten gewesen. Einerseits wird sie als intelligent beschrieben, andererseits handelt sie ziemlich naiv und fällt auf die losen Versprechungen einer Unbekannten herein. Doch im Laufe der Erzählung habe ich mich Luise wieder versöhnt. Conrad hingegen, der anfangs sympathisch wirkt und als passender Ehemann für Luise erscheint, verändert sich zu seinen Ungunsten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion ist, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens
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In ihrem 10. Fall bekommt es Isabelle Bonnet mit einem eingemauerten Skelett zu tun. Wobei, so ganz klar ist nicht, ob es sich um einen „echten Fall“ handelt. Aber nachdem in Fragolin die kriminalistische ...

In ihrem 10. Fall bekommt es Isabelle Bonnet mit einem eingemauerten Skelett zu tun. Wobei, so ganz klar ist nicht, ob es sich um einen „echten Fall“ handelt. Aber nachdem in Fragolin die kriminalistische Flaute herrscht, beschäftigen sich Isabelle Bonnet und Appolinaire Eustache mit dem Skelett.

Obwohl, es ist eher ihr Mitarbeiter ist, der die Arbeit macht, denn Isabelle ist mit ihrem Privatleben beschäftigt. Sie hat schon länger weder von Rouven noch von Nicolas etwas gehört. Mitten in diese grüblerischen Gedanken meldet sich Nicolas aus einem marokkanischen Gefängnis. Stante pede fliegt sie nach Marrakesch, aktiviert alte Kontakte und bringt Nicolas und seine bislang unbekannte Tochter nach Fragolin zurück.

Noch ist der Skelettfund nicht aufgeklärt, als sich eine überraschende Wendung ergibt: Der verschwundene Verdächtige ist nicht Täter, sondern Opfer. Heureka! Nun heißt es, den richtigen Täter zu fassen.

Meine Meinung:

Diese Idee von Täter/Opfer-Umkehr hatte ich recht bald. Mir macht es nichts aus, mehr zu wissen als die Ermittler. Ich finde, dass der Weg das Ziel ist, und vergleiche meine Erkenntnisse mit den Ermittlungen der Polizei. Auch den wahren Täter habe ich viel schneller als Isabelle ausgemacht, was natürlich daran liegt, dass ich mich nicht um meine beiden Liebhaber kümmern muss. ä

Anders als in den Vorgängern stochert Isabelle eher lustlos in diesem Fall herum, ist unaufmerksam und übersieht so einiges.

Dass dann so nebenbei Fälle von Brandstiftungen aufgeklärt werden, ist wohl ein Zufallstreffer, denn echte Ermittlung.

Außerdem fehlt mir diesmal der Wortwechsel mit der Grauen Eminenz in Paris.

Allerdings scheint es im nächsten Fall wieder ein wenig turbulenter zuzugehen, wie die Andeutungen in den letzten Zeilen suggerieren.

Fazit:

Diesmal ist Madame le Commissaire ermittlungstechnisch nicht ganz so tough, sondern eher mit ihrem komplizierten Privatleben, das ja grundsätzlich auch spannend ist, beschäftigt. Daher gibt es diesmal nur 4 Sterne.