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Venatrix

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Hat mich enttäuscht

Die Frauen vom Alexanderplatz
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Dieser historische Roman entführt die Leser in das Berlin von 1918. Der Große Krieg, wie der Erste Weltkrieg damals genannt wurde, ist so eben zu Ende gegangen. Die Kaiserreiche Deutschland und Österreich-Ungarn ...

Dieser historische Roman entführt die Leser in das Berlin von 1918. Der Große Krieg, wie der Erste Weltkrieg damals genannt wurde, ist so eben zu Ende gegangen. Die Kaiserreiche Deutschland und Österreich-Ungarn sind Geschichte, Wilhelm II. verjagt.

Während auf den Straßen Anarchie und Chaos herrscht, müssen sich die Frauen, die die vergangenen vier Kriegsjahre Aufgaben der Männer übernommen hatten, wieder in Haushalt und Küche verschwinden. Die heimkehrenden Männer sind krank an Körper und Seele. Einige wollen die Niederlage weder wahrhaben noch hinnehmen und machen Sozialisten und Juden dafür verantwortlich. Soweit der historische Hintergrund.

Vier Frauen Vera, Fritzi, Hanna und Cora müssen sich in der veränderten Welt erst zurecht finden.

Vera, die die Verantwortung für die Familie und den Haushalt trägt und, wie sie ihrem Vater auf dem Totenbett versprochen hat, passt auf die kränkelnde Mutter auf, derweilen Bruder Georg im Krieg ist. Statt die Schneiderwerkstatt ihres Vaters wieder eröffnen zu können, verlangt Georg, der ein Freikorps anführt, ihren Gehorsam, weil er ja nun das Familienoberhaupt sei.

Fritzi ist aus der Provinz nach Berlin gekommen, um Benno, den Vater ihrer Tochter Christel zu suchen und zu heiraten.

Hanna und Cora, zwei Hilfskrankenschwestern der Front, die eine geheime Liebesbeziehung verbindet, müssen feststellen, dass die Rückkehr in das Leben als Töchter angesehener Familien, schwerer ist, als vorher. Besonders Hanna kämpft mit allen Mitteln, um ihre Ausbildung zur Ärztin und um ihre Unabhängigkeit.

Meine Meinung:

Was in der Leseprobe eine interessante, fesselnde Lektüre versprochen schien, entpuppt sich als mittelprächtiger Roman.
Weder die politischen Ereignisse noch die Erlebnisse der vier Frauen haben mich nicht wirklich mitgerissen. Die Handlung plätschert so dahin. Mir fehlt eine gekonnte Darstellung dieser dramatischen Zeit.
Sätze wie dieser sind ein Lichtblick, jedoch leider viel zu selten:
„Automobile sind Spielzeuge für große Jungs, hat der Kaiser gesagt. Der Idiot hat auch gesagt, dass Deutschland den Krieg gewinnt. Hatte keine Ahnung der Mann.“

Stellenweise gleitet die Autorin ins Nebensächlich ab. So wird einer Zufallsbekanntschaft, die Fritzi im Zug macht, recht viel Bedeutung beigemessen. Ich habe mir ausgemalt, wie dieser Mann Fritzi bei ihrer Suche nach Benno weiterhelfen oder behindern könnte oder sie bedrängen könnte, um dann später zu erfahren, dass er ein gewöhnlicher Zechpreller ist und seine Hotelrechnung nicht bezahlt.

Außerdem habe ich viel mehr Lokalkolorit und politische Aktionen erwartet. Die Zeit, in der der Roman spielt, ist hochexplosiv. Es kommt ja zu Bürgerkriegsähnlichen Zuständen (auch wenn keiner die Kampfhandlungen so nennen mag)

Der Roman viel versprechend begonnen, aber wenig gehalten. Der Schreibstil ist leicht lesbar. So richtige Spannung kommt aber meiner Ansicht nach nicht auf.
Auch die Charaktere könnten akkurater geschildert sein. Die Stelle, an der Hanna ihren vermutlich zukünftigen Stiefvater, erpresst, um von ihm das Studium in der Schweiz finanziert zu bekommen, hätte Potential gehabt. Das Aufflackern ist kurz. Warum will er, als Teil der Abmachung, dass Hanna als Ärztin nach Berlin zurückkommt und in einem Armenviertel praktiziert? Eher unüblich für einen reichen Geschäftsmann.
Was hat Georg im Krieg erlebt, dass er so fanatisch im Freikorps kämpft? Diese und ähnliche Fragen, die den Figuren mehr Tiefe geben könnten, bleiben unbeantwortet.

Gut gelungen finde ich die Abschriften aus dem Ehestandsregister und dem Handelsregister auf den letzte beiden Seiten, der Rest des Romans kann ich nur mit als „nett, aber wenig tiefgründig“ bezeichnen. Da habe ich schon einige wesentlich dramatischer angelegte historische Roman aus dieser Zeit in Berlin gelesen.

Der Titel gebende Alexanderplatz kommt so gut wie gar nicht vor. Daher erschließt sich mir der Titel nicht, schade.

Fazit:

Dieser historische Roman hat mich leider enttäuscht, daher gibt es nur zwei Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Juni 53
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Der fünfte Fall für den unbeugsamen Kriminalbeamten Max Heller führt uns in den Juni 1953. Die Polizei und die Parteifunktionäre der SED sind in höchster Alarmbereitschaft: Die Arbeiter, die auf Grund ...

Der fünfte Fall für den unbeugsamen Kriminalbeamten Max Heller führt uns in den Juni 1953. Die Polizei und die Parteifunktionäre der SED sind in höchster Alarmbereitschaft: Die Arbeiter, die auf Grund von verfehlter Politik seit Monaten unter Lohnkürzungen, aber mit Erhöhung von Arbeitsnormen leiden, streiken. Sofort wird das sozialistischen Agitatoren aus dem Westen in die Schuhe geschoben, denn die gelten in der DDR als faschistisch. Das Ministerium für Staatssicherheit kocht auch noch sein eigenes Süppchen und macht Jagd auf echte oder vermeintliche Nazis sowie auf Menschen, die einfach unbequem sind - wie z.B. Max Heller.

In diesem geschichtlich dramatischen Umfeld muss Max Heller, der sich nach wie vor um keinen Preis verbiegen lassen will, den Lynchmord an Martin Baumgart, dem Leiter des „Volkseigenen Betriebs VEB Rohrisolation“, der in einen Silo gestoßen und mit Glaswolle erstickt worden ist, aufklären. Obwohl, so richtig aufklären soll er den Tod ja nicht, denn die Täter stehen ja bereits fest, wenn man den Obrigkeiten Glauben schenken soll. Heller kann es einfach nicht lassen und entdeckt einen geheimen Bericht, dass in dem Betrieb zahlreiche Arbeiter an schweren Atemwegserkrankungen litten bzw. leiden. Außerdem soll es auch eine Liste mit den Namen sowjetischer Zwangsarbeitern, die unter der NS-Zeit in diesem Betrieb Schwerstarbeit leisten und Misshandlungen erdulden mussten, geben. Doch bevor sich Heller diese Liste näher ansehen kann, ist sie verschwunden. Genauso verschwunden, wie zahlreiche Bürger der jungen DDR, die die Repressalien und die Ernährungskrise nicht mehr aushalten und in den Westen fliehen. Auch Heller und seine Frau Karin denken immer häufiger daran, zu ihrem Sohn Erwin in die BRD zu gehen, selbst um den Preis, den anderen Sohn Klaus, der ein glühender Patriot der DDR ist, nie wieder zu sehen ...

Meine Meinung:

Wie schon in den Vorgängerbänden wird die aktuelle politische Lage hinreichend genau geschildert. Max Heller wird auch diesmal auf der „Verliererseite“ stehen, wenn es um den Zugang zu einer ordentlichen Wohnung, ein Auto oder einfach eine gesicherte Versorgung mit Lebensmitteln geht. Auch eine Beförderung wird ihm das DDR-Regime genauso verweigern wie die Nazis. Warum? Weil er sich nicht verbiegen lassen will. Er will sich keinem Regime andienen und die Gesetze in deren Sinne auslegen.

Doch diesmal ist es fast soweit, dass er doch der SED beitritt. Frau Marquart, in deren Haus sie seit Kriegsende leben, gleitet immer mehr in die Demenz und kann nun nicht mehr alleine gelassen werden. Karin Heller, erhält kaum Unterstützung und deshalb müssen sie sich um einen Pflegeplatz, die ohne Parteizugehörigkeit aber nicht zu bekommen ist, bemühen. Außerdem fürchten sie, ihre Unterkunft zu verlieren. Zudem ist Anna, das Adoptivkind, in der Schule, Gemeinheiten ausgesetzt. Nach und nach reift auch in Max Heller, der einerseits zwischen der Liebe zu seiner Familie, einem freien Leben und Pflichtgefühl als Polizist aufgerieben wird, der Gedanke, die DDR zu verlassen.

Wie wir es von Frank Goldammer gewöhnt sind, haben seine Figuren Ecken und Kanten. Der unversöhnlich Hass von Hellers Sohn Klaus auf den Westen, lassen ihn ähnlich verblendet sein, wie seinerzeit die Nazis. Gut ist auch Karins Verzweiflung und Überlastung mit der Pflege von Frau Marquat beschrieben.

Der fiese Cliffhanger am Ende des Buches lassen auf einen weitern Fall für Max Heller hoffen (und gleichzeitig um ihn bangen).

Fazit:

Wieder ein toller Krimi, der uns einen Blick auf die junge DDR und ihre Bewohner werfen lässt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.01.2020

Ein interessanter Ansatz Allergien loszuwerden

Allergien - Spiegel der Seele
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Dass Stress, Sorgen, Ärger und Umweltbelastungen Allergien auslösen können, ist hinreichend erforscht. Weniger gut ist durch klinische Studien belegt, was den von Allergien Geplagten hilft, ohne gleich ...

Dass Stress, Sorgen, Ärger und Umweltbelastungen Allergien auslösen können, ist hinreichend erforscht. Weniger gut ist durch klinische Studien belegt, was den von Allergien Geplagten hilft, ohne gleich mit schwerem Geschütz wie Antihistaminen aufzufahren. Dieses Buch der Kinesiologin Kris Krenn, zeigt eine Möglichkeit auf. Ob es wirklich sanft ist, sich emotionalen Konflikten zu stellen, kann vermutlich erst im nachhinein gesagt werden.

Nach einer Einleitung erklärt sie in Teil I, was „Kinesiologie“ überhaupt ist und welche Rolle die Psyche bei Allergien spielt. Ein interessanter zweiter Abschnitt ist die Erklärung, dass Emotionen als Auslöser für Krankheiten gelten. Die Emotionen sind bestimmten inneren Organen zugeordnet. Das erinnert sehr an die traditionelle chinesische Medizin. Das Kapitel „Methoden der Selbsttestung“ beschließt Teil I.

Außerdem werden Beispiele aus der Praxis berichtet. Es finde es interessant folgendes zu lesen: „Es meldete sich die Niere (die Leber, der Dünndarm, Dickdarm etc.) mit dem Hauptgefühl Angst (S.63).“ Durch weitere Fragen an Hand des „Gefühlsmandalas“ kommt die Therapeutin dem (oft längst vergessenen) Konflikt auf die Spur und kann ihn „entkoppeln“.

In Teil II wird in 5 Schritten „die kinesiologische Selbstbehandlung“ erklärt. Diese sind:

1. Ermittlung der Hauptallergene
2. Zweiwöchige Karenz
3. Austesten des Allergie verursachenden KOnflikts
4. Entkoppeln des Konflikts
5. Abschließende Karenz

Ich finde die Idee recht ansprechend. Denn es muss nicht immer Chemie eingesetzt werden. Doch ohne professionelle Anleitung würde ich mir weder Diagnose noch Selbstbehandlung zutrauen.
Nicht abschätzen kann ich, wie lange das Verfahren dauert. Bei einigen Klienten scheinen sich mehrere Konflikte zu überlagern. Die werden erst nach und nach erkannt und aufgelöst.

Fazit:

Ein durchaus interessanter Ansatz zur Beseitigung von Allergien, ohne den Körper durch Desensibilisierung anfangs weiter zu schwächen. Gerne gebe ich für dieses Buch 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.01.2020

Trotz des erschütternden INhalts eine unbedingte Lesempfehlung

Rückkehr nach Birkenau
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Um es gleich vorwegzunehmen - dieses Buch, das gerade rechtzeitig zur 75 Jahre der Befreiung der Konzentrationslager und dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschienen ist, ist nichts für Zartbesaitete. Es ...

Um es gleich vorwegzunehmen - dieses Buch, das gerade rechtzeitig zur 75 Jahre der Befreiung der Konzentrationslager und dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschienen ist, ist nichts für Zartbesaitete. Es zeigt den schonungslosen Überlebenskampf im KZ-Alltag des KZs Auschwitz-Birkenau.

Die 19-jährige französische Jüdin wird 1944 gemeinsam mit ihrem Vater, dem Neffen und dem gerade einmal 12-jährigen Bruder Gilbert nach Birkenau deportiert. Ohne es zu wissen oder auch nur zu ahnen, liefert sie ihre männlichen Verwandten der sofortige Ermordung in der Gaskammer aus, weil sie ihnen rät, den bereitstehenden Lastwagen zu besteigen. Noch 70 Jahre später, wird sie sich deswegen Vorwürfe machen.

Die grausame Behandlung, die schwere Arbeit, der ewige Hunger und das Absprechen jeder Menschenwürde lässt die Autorin ihre Leser durch die einfache, schnörkellose Sprache hautnah miterleben. Auch der Übersetzerin gebührt hier großes Lob, denn diese erlittenen Qualen adäquat zu übersetzen, ist eine Meisterleistung.

Nach der Befreiung des KZ Birkenau und der Rückkehr nach Frankreich, findet sie ihre Mutter und die Schwestern wieder. Doch die frühere Vertrautheit will sich nicht mehr einstellen. Ginette kann über ihre Erlebnisse nicht sprechen. In nüchternen Worten erzählt sie, wie hilflos Mutter und Schwestern ihr gegenüber stehen. Wie soll man einem Menschen, der dieses Martyrium überlebt hat, begegnen?

Jahrelang hat sie diese schrecklich Zeit für sich behalten. Selbst ihrem Ehemann, auch ein Überlebender der Shoa, verheimlicht sie ihre Erfahrungen. Doch als Stephen Spielberg für seinen Film „Schindlers Liste“ nach Zeitzeugen sucht, schließt sie sich einer Gruppe Überlebender an. Sie beginnt Führungen für Schulklassen abzuhalten und kehrt nach Birkenau zurück. Das Wiedersehen dieses Orts des Grauens löst keinen Flashback aus. Sie versucht, falsche Überlieferungen zu korrigieren: Die Mär, dass alle die gestreifte Sträflingskleidung tragen mussten, ist so eine. Denn so erzählt sie: „Wir waren es nicht wert, diese gestreifte Sträflingskleidung zu tragen. Für uns mussten Lumpen genügen.“

Auch mit der Ausstellung in Auschwitz geht sie hart ins Gericht: „Ich mag Auschwitz nicht, diese leicht voyeuristische Anhäufung. Ich habe das Gefühl, dass dort alles zum Mitleid bewegen soll. Das hat mich nie beeindruckt.“

Aufwühlend und nicht von der Hand zu weisen, ihr Appell an die Schüler, den sie jedem einzelnen mitgibt:
„Wenn ihr hört, wie Eure Eltern, Verwandten oder FReunde rassistische, antisemitische Äußerungen von sich geben, fragt sie warum. Ihr habt das Recht zu diskutieren, sie von dieser Meinung abzubringen, ihnen zu sagen, dass sie sich täuschen.“

Dem ist wohl wenig entgegen zu setzen.

Fazit:

Ein erschütterndes Buch, das unbedingt gelesen werden sollte. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.01.2020

Einige wichtige Stationen fehlen

Auf Napoleons Spuren
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Historiker und Journalist Thomas Schuler begibt sich mit seinen Lesern auf eine Reise durch Europa und wandelt auf den Spuren Napoleons. Seine Stationen dabei sind:

Sankt-Bernhard-Pass
London
Regensburg
Venedig
Paris
Berlin
Moskau ...

Historiker und Journalist Thomas Schuler begibt sich mit seinen Lesern auf eine Reise durch Europa und wandelt auf den Spuren Napoleons. Seine Stationen dabei sind:

Sankt-Bernhard-Pass
London
Regensburg
Venedig
Paris
Berlin
Moskau
Kaub
Waterloo


Zu jeder dieser Station weiß der Autor einiges zu berichten.

Die Weltgeschichte wäre eine andere geworden, hätte der Maultierführer Napoleon und sein Maultier nicht vor dem Absturz auf dem St. Bernhard-Pass bewahrt.

Doch Napoleon in London? Dort war er doch nie, werden die Kenner von Napoleons Geschichte aufschreien. Dennoch finden sich Spuren des „Petite Caporal“ an vielen Orten. Apropos „petite“: Gebetsmühlenartig muss daraufhin gewiesen werden, dass Napoleon mit 1,68m eine durchschnittliche Körpergröße aufzuweisen hatte. Die unterschiedlichen Größenangaben basieren zum Teil auf den verschiedenen Einheiten der Längenmaße ich Europa. Jeder Herrschaftsbereich hatte andere Angabe zu „Fuß“. Und das berühmte „Petite Caporal“ hat nichts mit der Körpergröße zu tun, sondern damit, dass sich Napoleon zu Propagandazwecken als „einfaches“ Mitglied der Truppe bezeichnet hat.

Regensburg, Venedig, Paris, Berlin, Moskau, Waterloo - alle diese Stationen sind den meisten Lesern wohlbekannt, aber Kaub? Wo zur Hölle liegt dieser Ort und warum ist er hier in diese Liste aufgenommen?
Also, Kaub (damals noch Caub geschrieben) liegt am rechten Rheinufer zwischen Mainz und Koblenz. In der Silvesternacht 1813/1814 überquert General „Vorwärts“ Blücher mit seiner Armee den Rhein, um gemeinsam mit seinen, in der 6. Koalition gegen Napoleon, Verbündeten Richtung Frankreich zu ziehen. Der Düsseldorfer Maler Wilhelm Camphausen hat dieses Ereignis 45 Jahre später in einem Monumentalbild festgehalten.

In jedem der genannten Ort begibt sich der Autor in Museen, die oft ein Napoleon gewidmetes Zimmer oder Devotionalien aufbewahren. Er besichtigt Gedenkstätten, die den Gegnern gewidmet sind und zieht Querverbindung zu einem anderen Despoten, der sich als neuer Napoleon wähnt. Schuler verknüpft historische Zahlen, Daten Fakten mit seinen eigenen Gedanken und nimmt manchmal die Hilfe von Nachfahren von Mitstreitern (Nicolaus von Leuchtenberg, Nachfahre von Josephine de Beauharnais) in Anspruch. Er beleuchtet die historische Gestalt Napoleon in Zusammenhang mit dem genannten Ort.

Es gäbe vermutlich noch eine Reihe anderer Orte an denen Napoleon seine Spuren hinterlassen hat, die in diesem Buch keine Erwähnung findet.

Ein großes Manko ist allerdings, dass Thomas Schuler Wien auslässt. Immerhin hat er die Hauptstadt der Donaumonarchie gleich zweimal belagert, nämlich 1805 und 1809. 1805 hat man die Tore der Stadt kampflos geöffnet. 1809 hat es die erste Niederlage für Napoleon als Feldherr gesetzt, als sich Österreichs Erzherzog Karl in Aspern erfolgreich gegen die französischen Truppen zur Wehr gesetzt. Die vernichtende Niederlage Österreichs bei Wagram hat Napoleon ein zweites Mal ins Schloss Schönbrunn geführt. Wien hat für Napoleon auch noch eine private Komponente: Er erhält (quasi als Friedenspfand) Erzherzogin Marie Louise zur Frau. Sein Sohn Napoleon Franz Joseph Karl, König von Rom, später Herzog von Reichstadt, wird hier am Wiener Hof, nach Napoleons Sturz 1815, leben und 1832 sterben. Auch die Überführung des Sarkophages mit den sterblichen Überreste auf Befehl Adolf Hitlers 1940 ist dem Autor, der sonst gerne auf Hitler & Co. Bezug nimmt, keine Zeile wert.
Aber, vielleicht liegt es daran, dass in Wien sehr wenig an Napoleon erinnert. Es gibt zwar in der Lobau einen Rundgang, der an die ehemalige Stellungen erinnert sowie eine Lannesstraße (benannt nach Jean Lannes, jenem (einzigen?) Freund Napoleons, der hier von einer Kartätsche schwer verletzt wurde und der wenig später an Wundbrand verstorben ist). Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien findet Napoleon Platz im „Saal der Revolutionen“. Auf dem Wiener Heldenplatz befindet sich an prominenter Stelle das Denkmal für Erzherzog Karl. In der kleinen Kapelle neben der Kirche in Aspern ist ein Museum eingerichtet und im ehemaligen Getreidespeicher von Essling, der 1809 heiß umkämpft war, findet man ein Diorama mit der Schlacht von Aspern und Essling.

Weder Fürst Metternich noch der „Wiener Kongress“, der sich zwischen September 1814 und Juni 1815, um die Neuordnung Europas nach Napoleons Niederlage, bemüht, ist dem Autor ebenfalls eine Erwähnung wert.

Auch Warschau kommt in diesem Buch nicht vor. Immerhin hat er dort mit der Gräfin Walewska, seiner langjährigen Geliebten, einen Sohn gezeugt.

Nach welchen Kriterien Thomas Schuler die Reise zu den hier beschriebenen Orten ausgewählt hat, ist leider nicht vermerkt.

Das Buch ist leicht zu lesen, enthält es doch jede Menge Histörchen in Zusammenhang mit Napoleon. Daher ist es auch für Leser interessant, die wenig mit Geschichte am Hut haben. Apropos Hut“ Dem Zweispitz Napoleons wird natürlich eine Menge Platz eingeräumt.

Beim katastrophalen Rückzug aus Moskau scheint der Autor ein wenig der Napoleonischen Propaganda von „General Winter“ Glauben zu schenken: Nicht die taktischen Fehler Napoleons (eine wenig motivierte Armee, schlecht ausgebildet und ausgerüstet, fehlende Versorgung etc.) seien für den Tod von zig-Tausenden Soldaten verantwortlich, sondern Eis und Schnee. 150 Jahre wird sich die Katastrophe wiederholen, weil wieder einmal ein Befehlshaber, seine Fähigkeiten überschätzt.

Positiv zu vermerken ist, dass es im Anhang zahlreiche Anmerkungen und weitere Literatur zu finden sind.

Fazit:

Das Buch ist leicht zu lesen, enthält Historie und Histörchen.
Das Fehlen von Wien als Station „Auf Napoleons Spuren“ kostet einen Stern. 3 Sterne