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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2023

Ein schräger Wien-Krimi

Wiener Anwaltsterben
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Autor Reinhardt Badegruber hat wieder einen etwas schrägen Krimi geschrieben. Es ist, nach „Canalettos Geheimnis“ der zweite mit dem Gruppeninspektor Frank Karl.

Frank Karl ist ein etwas desillusionierter ...

Autor Reinhardt Badegruber hat wieder einen etwas schrägen Krimi geschrieben. Es ist, nach „Canalettos Geheimnis“ der zweite mit dem Gruppeninspektor Frank Karl.

Frank Karl ist ein etwas desillusionierter Beamter bei der Wiener Polizei, der gerne während der Dienstzeit ein (oder mehrere) Bierchen zwitschert, was auch seinem Vorgesetzten nicht verborgen bleibt.

Ein solches genehmigt er sich gerade, als er nach einem mysteriösen Einsatz voll Blut aber ohne Leiche eine Pause braucht, und dabei erstens von seinem Chef gemaßregelt und zweitens Ohrenzeuge eines mutmaßlichen Verkehrsunfalls wird, bei dem ein Mann vor einen Kleinlaster gestoßen worden ist. Der Tote ist Rechtsanwalt Dr. Paul Kammereder, ein Strafverteidiger, der lt. Werbung jeden Unterweltler verteidigt (hat). Eine Abrechnung unter Ganoven?

Doch statt sich diesem Mord widmen zu können, muss sich Frank, der ein ausgesprochen Faible für Literatur hat, mit dem schlüpfrigen Lesestoff einer sechsten Klasse eines Gymnasiums beschäftigen.

Dabei stolpert er (sprichwörtlich) über seine eigenen Füße in das Bett eben jener Deutschprofessorin, die ihre Schülerinnen und Schüler zum Lesen sexistischer Weltliteratur angehalten hat.

Meine Meinung:

Schon das Cover deutet an, dass es hier nicht nur um Schüsse, sondern auch Sex geht - Sex & Crime also.

Die Protagonisten sind schrullig bis derb und keine richtigen Sympathieträger.

Die Neigung des Gruppeninspektors ständig Weltliteratur zu zitieren, hat mir ganz gut gefallen, seine Art mit Menschen und besonders mit Frauen umzugehen, weniger.

Etwas irritierend ist der Beginn des Krimis. Frank Karl und das Tatortteam wird zu einer Luxuswohnung gerufen, die scheinbar Ort eines Verbrechens war, denn es bietet sich zwar ein Bild des Grauens, weil das Abbild einer an die Wand geklatschten Frau und jede Menge Blut zu sehen ist. Doch die Leiche fehlt. Karl wird an die Schüttbilder des Künstlers Hermann Nitsch erinnert,

Hier wird anfangs viel Aufhebens gemacht, eine minimalistische Lösung angeboten und nie wieder darüber gesprochen.

Doch das ist nicht die einzige Irritation. Es gibt zwar, wie in einem Krimi üblich, einige Leichen, jedoch wenig Ermittlungsarbeit, denn Frank Karl beschäftigt sich viel lieber mit anderem: Mit Sex, Drugs (in dem Fall Alkohol) und statt Rock’n’roll eben Literatur. Die sexistischen und derben Sprüche sind selbst für mich als Wienerin stellenweise zu viel. Ja, es gibt sie vereinzelt, die Leute die so die solche und ähnliche Sprüche klopfen. Aber, unseren Bundespräsidenten zu zitieren: „Wir sind nicht so“.

Für Leser, die mit dem Wienerischen nicht so vertraut sind, bringen zahlreiche Fußnoten Erklärung und Übersetzung.

Reinhardt Badegruber ist gebürtiger Oberösterreicher, in Kärnten aufgewachsen und hat in Wien studiert - also ein österreichischer Kosmopolit. Er ist selbst Journalist und liebt den Wiener Dialekt. Daher ist seine Sprache rau und voll von Wiener Ausdrücken, die für viele Leser gewöhnungsbedürftig sind.

Fazit:

Wer gerne schräge Krimis mit Wiener Lokalkolorit lesen will, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.04.2023

Komplexe Familienverhältnisse

Nur ein paar Nächte
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Das Buch beginnt gleich turbulent mit zwei Sequenzen, die weitreichende Auswirkungen haben: Zum einen entdeckt eine junge Frau, dass sie ungewollt schwanger ist, und zum anderen erfährt Ben, dass sein ...

Das Buch beginnt gleich turbulent mit zwei Sequenzen, die weitreichende Auswirkungen haben: Zum einen entdeckt eine junge Frau, dass sie ungewollt schwanger ist, und zum anderen erfährt Ben, dass sein Vater fremdgegangen ist. Noch bevor er diese Nachricht seiner Mutter verarbeitet hat, steht nicht nur der Vater mit seinem Gepäck vor der Tür, um „ein paar Nächte“ hier zu wohnen sondern auch die Polizei, die Bens Tochter Mia nach Hause bringt.

Nach und nach enthüllt sich den Lesern die gesamte Familiensituation. Von Althippies, die eine offene Beziehung gelobt haben, einer jungen Frau, die niemals ein Kind wollte, einem jungen Mann, der nach einer Kinderkrankheit als zeugungsunfähig gilt, aber dann doch ein Kind zeugt und ja von genau jenem Kind, Mia, ist zu lesen.

Dieser Roman ist die Geschichte von unerfüllten Sehnsüchten und erfüllten Ängsten, von Höhen und Tiefen in Beziehungen, die sich nicht nur auf der (Ehe)Paar- sondern auf Eltern/Kind-Ebene abspielen.

„Das Leben ist niemals eindeutig, die Wahrheit liegt nie in der Mitte und jede Entscheidung schlägt ein Loch in die Wand, durch das sowohl Regen als auch Sonne kommen.“ S. 109


Heimlicher Star dieser Geschichte ist Mia, die zwölfjährige Tochter Bens, die mit Trisomie 21 geboren wurde und von ihrem Vater allein aufgezogen wird.

Der Schreibstil ist flüssig und das Buch lässt sich gut lesen. Die Charaktere haben so alle ihre Ecken und Kanten, bzw. Stärken und Schwächen und wirken daher wie aus dem wahren Leben gegriffen.

Fazit:

Eine interessante Beziehungs- und Familiengeschichte, in der wenig miteinander und über Gefühle gesprochen wird. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.03.2023

Philosophische Gedanken zur Serenissima

Venezianische Spaziergänge
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Autor Mike Markart lässt seine Leser an seinen philosophischen "Passeggiate" (Spaziergänge, Bummeleien) teilhaben.

Dabei geht es nicht so sehr um das wahre Venedig, sondern eher um ein Gedankenspiel. ...


Autor Mike Markart lässt seine Leser an seinen philosophischen "Passeggiate" (Spaziergänge, Bummeleien) teilhaben.

Dabei geht es nicht so sehr um das wahre Venedig, sondern eher um ein Gedankenspiel. So lässt er, in seinem 19. Spaziergang die Vaporetti ein Eigenleben wie Menschen entwickeln. Monatelang fahren sie wie ihnen durch den Fahrplan vorgegeben ist, und plötzlich, schert das eine oder andere aus, und fährt störrisch seines Weges. Nicht immer zum Gaudium der Fahrgäste! Aber keine Angst, das sind nur Gedanken des Autors, der Venedig anders sieht.

Solche und ähnliche Gedankenbilder erwarten die Leserschaft.

Die schwarzweiß-Bilder, die häufig kleine Details zeigen passen gut zu den philosophischen Splittern.

Veröffentlicht am 12.03.2023

Unterhaltsamer Krimi

Diva del Garda
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Katharina Eigner, bekannt durch ihre beiden Salzburg-Krimis, hat nun den Schauplatz eines Verbrechens an den schönen Gardasee verlegt.

Rosina, eine Restauratorin, die sich in der Vergangenheit immer in ...

Katharina Eigner, bekannt durch ihre beiden Salzburg-Krimis, hat nun den Schauplatz eines Verbrechens an den schönen Gardasee verlegt.

Rosina, eine Restauratorin, die sich in der Vergangenheit immer in Windeseile verliebt (natürlich in ein Windei), hat auch mit dem letzten Lover kein Glück, denn der bringt sie um ihr Haus. Allerdings lässt sie sich nicht entmutigen und residiert von nun an in einem schicken Wohnmobil. Freundin Cara, aus deren Perspektive der Krimi erzählt wird, ist eher das Gegenteil: vorsichtig und misstrauisch.

Nun stolpern die beiden über den Diebstahl eines wertvollen Bildes von Artemisia Gentileschi. Rosina leckt Blut und beginnt zu ermitteln. Dabei werden sie tatkräftig von einem Ex-Kardinal und einem Ex-Schweizer Gardisten unterstützt.

Die Polizei kann der Bestohlene, Signore Martinelli, nicht einschalten, da das Bild unbekannter Provenienz ist ...

Meine Meinung:

Dieser Krimi gehört fraglos in die Kategorie „Cozy-Crime“, denn wirklich ernsthaft ermittelt mit Polizei und so, wird hier nicht. Die Polizei ist nur eine Randerscheinung, die in Garda Strafzettel verteilt. Aber, das macht gar nichts, denn hier geht es um das Savoir Vivre in einer schönen Umgebung und, ja. um ein bisschen Liebe. Dazwischen wird, wie es sich in Italien gehört, gekocht und gespeist und das eine oder andere Gläschen Wein aus der Region gezwitschert.

Der Kriminalfall tritt ziemlich in den Hintergrund, was so manchen eingefleischten Krimi-Fan enttäuschen wird. Doch die sind ohnehin nicht unbedingt die Zielgruppe der Autorin. Locker, flockig und mit Humor vermittelt Katharina Eigner einige Kenntnisse über Kunstgeschichte.

Fazit:

Wer eine Geschichte in einer wunderschönen Umgebung mit Urlaubsflair und ein paar Herzerln in den Augen lesen will, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 12.03.2023

Gute Unterhaltung

Winterküsse unterm Nordstern
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Dieses Buch entführt uns nach Lappland, das Land der Mythen und Legenden. Dort findet Charlotte einen Job im Dorf des Weihnachtsmannes und führt als Weihnachtselfe verkleidet, Touristen durch Rovaniemi.

Charlotte ...

Dieses Buch entführt uns nach Lappland, das Land der Mythen und Legenden. Dort findet Charlotte einen Job im Dorf des Weihnachtsmannes und führt als Weihnachtselfe verkleidet, Touristen durch Rovaniemi.

Charlotte hat sich das karge Lappland für ihren Neuanfang gewählt, weil sie den Rat ihres Großvaters beherzigt, immer dem Nordstern zu folgen, wenn sie sich verlaufen hat. Charlotte hat sich zwar nicht verlaufen, aber durch die toxische Beziehung mit Henning, ihre Orientierung verloren.

Als sie von Eveliina, einem kleinen Mädchen, zwei Briefe für den Weihnachtsmann erhält, weiß sie noch nicht, dass sich ihr Leben wieder einmal komplett ändern wird ...

Meine Meinung:

Ich bin ja weder ein Weihnachtstyp noch ein Fan von Liebesgeschichten. Doch hin und wieder darf es auch für mich eine solche geben.

Heimliche Stars neben Eveliina sind die Rentiere, die hier leben. Und natürlich „Hottie“, der gut aussehende Rentierzüchter, der zum Leidwesen zahlreicher weiblicher Fans, zurückgezogen lebt.

Natürlich darf es Küsse, Zweifel und ein Happy End geben - die Geschichte spielt ja im Weihnachtsdorf.

Fazit:

Das richtige Buch für einen trüben (Winter)Tag, um mit Keksen und heißer Schokolade für entspannte Lesestunden gerüstet zu sein. Gerne gebe ich für die lockere Unterhaltung 4 Sterne.