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Venatrix

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Veröffentlicht am 29.09.2019

Quo vadis, Italia?

Von Mussolini zu Salvini
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Seit ich mich erinnern kann, ist Italien das Land der Regierungskrisen. Kaum ein Jahr, in dem nicht eine oder mehrere Regierungen ihren Platz räumen musste. Waren es früher Namen wie Aldo Moro, der von ...

Seit ich mich erinnern kann, ist Italien das Land der Regierungskrisen. Kaum ein Jahr, in dem nicht eine oder mehrere Regierungen ihren Platz räumen musste. Waren es früher Namen wie Aldo Moro, der von den Roten Brigaden entführt und ermordet wurde, Giulio Andreotti oder Bettino Craxi, so sind in der jüngsten Vergangenheit nach Silvio Berlusconi nun die von Beppe Grillo und Matteo Salvini.
Dass diese recht eigenwillige Koalition von Nationalpopulisten und der Antisystem-Bewegung „Movimento 5 Stelle“ gescheitert ist, ist nicht verwunderlich.

Woran krankt es in Italien?

Einerseits ist der Faschismus unter Mussolini nie aufgearbeitet worden, sodass sich das Gedankengut bewahrt hat. Denn anders als Hitler hatte Mussolini keine
Rassenwahnideologie im Kopf sondern „nur“ Rhetorik.

„Der Ur-Faschismus kann in seiner unschuldigsten Form Verkleidung wieder auftreten. Wir haben die Pflicht, ihn zu entlarven und jedes seiner neueren Beispiele kenntnlich zu machen - an jedem Tag, an jedem Ort der Welt.“ (Umberto Eco, S. 97)

Andererseits ist niemals ernsthaft versucht worden, die Gräben zwischen Nord- und Süditalien zu überbrücken. Im Gegenteil, in den letzten Jahren sieht es so aus, als ob sich dieses wirtschaftliche Auseinanderdriften noch beschleunigt hat. Bei einer Jugendarbeitslosigkeit von 32% im Norden bzw. 50% im Süden, ist es nur logisch, dass hier Zukunftsängste bekräftigt werden. Die rechtspopulistischen Parteien schüren mit ihrer Propaganda diese Furcht noch extra: Gegen die sogenannten Eliten, gegen Intellektuelle, gegen die EU, gegen Ausländer und Flüchtlinge.

Dass der größte Teil des Übels hausgemacht ist, verschweigen Parteien wie die Lega geflissentlich. Sie profitieren von der Korruption, der Bürokratie und auch der langsamen Justiz, der Personal an allen Ecken und Enden fehlt.

Ich kann Lorenz Gallmetzer hier nur zustimmen, wenn er meint, dass sich auch die nächste Regierung nicht dazu entschließen wird, mit Korruption und Bürokratismus aufzuräumen.
Auch wenn Salvini derzeit nicht in der Regierung sitzt, zieht er fleißig im Hintergrund an den Fäden, denn viele seiner Getreuen sind nach wie vor im Parlament vertreten.

Ich fürchte, ähnlich wie der Autor, dass einer Rückkehr Matteo Salvinis wenig entgegenstehen wird. Es sei denn, die aktuelle Regierung schafft es in kurzer Zeit, die wichtigsten Reformen wenigstens einzuleiten.

"Die großen Reformen zur Bekämpfung der Bürokratie und der Korruption, zur Sanierung der maroden Infrastruktur, zur Modernisierung des Landes sind jedenfalls nicht in Sicht." (S. 189)

Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein gelungener Auftakt einer Krimi-Reihe

Nordseenebel
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„Nordseenebel“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um Rapahel Freersen von Krimi-Autorin Heike Denzau.

Raphael Freersen, knapp über dreißig, ist das schwarze Schaf der Familie des sogenannten ...

„Nordseenebel“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um Rapahel Freersen von Krimi-Autorin Heike Denzau.

Raphael Freersen, knapp über dreißig, ist das schwarze Schaf der Familie des sogenannten „Kaffee-Königs“. Er ist das Gegenteil seines Zwillingsbruders Johannes. Während der als Pastor seine Familie mit Stolz erfüllt, hat Raph nur Wein, Weib und Autos im Kopf. Nachdem er nun die letzte Chance, im Familienunternehmen Fuß zu fassen, versemmelt hat, dreht ihm der Vater und Firmenchef den Geldhahn zu.
Da kommt ihm das Erbe seines Onkels Georg Rickmers, eine kleine Detektei und ein halbes Haus (die andere Hälfte erhält Johannes) gerade recht. Zwar würde er angesichts des Chaos in Haus und Büro beides gerne verkaufen, doch dann weckt ein ungelöster Fall sein Interesse.

Gemeinsam mit Ava und Imme, den beiden Bürokräften der Detektei beginnt er zu „ermitteln“. Dazu bedient er sich erstens dem seit Kindheit an gepflegten Spiel, dass Zwillingsbrüder die Rollen tauschen, und manche nicht ganz Gesetzes konforme Recherche.

Kaum ist eine Frage halbwegs beantwortet, tauchen zwei neue auf. Als Tüpfelchen auf dem I, entdeckt er, wie skrupellos sein Vater sein kann, wenn es um die Firma oder die Familie geht.

Meine Meinung:

Mit Raphael Freersen hat die Autorin einen Ermittler geschaffen, der alles andere als perfekt ist. Ohne Kenntnisse der Materie eine Detektivbüro zu übernehmen erscheint waghalsig. Zu Beginn ist Raph ja so gar nicht davon überzeugt, in Onkel Georgs Fußstapfen zu treten. Doch langsam entwickelt sich so etwas wie Ehrgeiz, den offenen Fall aufzuklären. Wie lange das anhält, oder ob das Ganze nur eine Art Strohfeuer ist, wird die Zukunft zeigen. Denn bisher scheint Raph, trotz seines Alters, ziemlich unbekümmert durchs Leben zu gehen. Nun lernt er Menschen wie Ava kennen, denen das Schicksal übel mitgespielt hat.
Zu Beginn ist mir der Schnösel ein wenig unsympathisch gewesen, doch das hat sich im Laufe des Lesens geändert. Die Figur ist gekonnt blauäugig, zeitweise tollpatschig dargestellt. Doch das Aufschlagen in der Realität des Geld für den Lebensunterhalt verdienen zu müssen, setzt bislang unvermutete Eigenschaften frei.
Dabei helfen ihm verschiedene andere Mitwirkende. Da sind zum einen Imme und Ava zu nennen, oder auch Sina oder die beiden Putzfrauen, die ziemlich skurril wirken. Ha, da fällt mir auf, dass es hauptsächlich Frauen sind, die Raph in seiner Charakterentwicklung unterstützen.

Nachdem es sich hier um den Auftakt einer Krimi-Reihe handelt, sind noch nicht alle Geheimnisse rund um die Zwillingsbrüder gelüftet.

Die Handlung enthält kleinere und größere Rätsel, die es zu entschlüsseln gilt. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, so dass dem Leser nicht langweilig wird.

Der Schreibstil ist locker und flüssig.

Fazit:

Für diesen Reihen-Auftakt, der mich gut unterhalten hat, gebe ich gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Höchst vergnügliche Lesestunden mit Sepp & Co.

Kärntner Kesseltrieb
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Mit den harschen Worten „Schnackseln könnts meinetwegen in den Brombeerstauden, wenns euch ka Hotel leisten könnts!“ (S. 10) vertreibt Aufsichtsjäger Sepp Flattacher ein vermeintliches Liebespaar von seinem ...

Mit den harschen Worten „Schnackseln könnts meinetwegen in den Brombeerstauden, wenns euch ka Hotel leisten könnts!“ (S. 10) vertreibt Aufsichtsjäger Sepp Flattacher ein vermeintliches Liebespaar von seinem Hochsitz. Dass es sich hierbei um ein mittelalterliches Ehepaar aus Deutschland handelt, das sich vor einem vermeintlichen Angriff eines Braunbärens in Srcherheit gebracht hat, kratzt ihn wenig. ER weiß ja, dass in seinem Revier keine Bären vorkommen (Schwarzbeeren ausgenommen).

Doch damit noch nicht genug, findet er gemeinsam mit Reini einen halbtoten, jungen Mann, dessen gestammelte Nachricht „Klapperschlange“ selbst den wackeren Jäger das Gruseln lehrt. Kreuzottern im Kärntner Forst ja, Klapperschlange nein, oder doch? Hier schafft ein Besuch im Klagenfurter Reptilien Zoo von Helga Happ für Klarheit.

Als er noch zu guter Letzt eine Hanfplantage und bei Reini seltsame blaue Tabletten mit dem Logo „MiM“ findet, ist Schluss mit lustig. Wer will aus dem beschaulichen Mölltal eine Drogenhölle machen?

Obwohl er nicht immer ein echter Freund der Exekutive ist, meldet er die Funde Martin Schober, dem Polizisten mit dem er schon einige Fälle aufgeklärt hat. Immerhin ist Martin mit Reinis Schwester verbandelt. Da ihm der vermeintliche, mangelnde Enthusiasmus der Polizei auf die Nerven geht, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei hängt ihn sein liebster Feind, Nachbar Heinrich Belten, wie ein Klotz am Bein.

Noch wissen weder der Sepp noch der Martin, dass ihnen das größte, gemeinsame Abenteuer noch bevor steht ....

Meine Meinung:

Auch im 4. Flattacher-Krimi läuft der grantelnde Aufsichtjäger wieder zu seiner Höchstform auf, auch wenn er manchmal an sich zweifelt und sich versöhnliche Töne einschleichen. Ob er langsam alt wird? Herrlich, wie er die Leute mit seinen ehrlichen, aber meist unüberlegten Aussagen vor den Kopf stößt. So nennt er Frauen, die sich die Haare färben „Schastrommeln, die nicht in Würde altern können“ und bedenkt nicht, wie seine angebetete Irmi, die be diesem Ausspruch daneben steht, zu ihrem rabenschwarzes Haar kommt.

Köstlich auch die Episode, in der Heinrich Belten und er Hanf-Kekse verkosten und ein wenig zu viel davon abbekommen. Doch am besten hat mir der Sepp als Ratgeber für den Reini gefallen. Ausgerechnet er gibt dem schüchternen Jagdgehilfen Nachhilfeunterricht beim Anbandeln.

Wie wir es von Alexandra Bleyer gewöhnt sind, kommt der Kärntner Dialekt nicht zu kurz. Für die, die diesen nicht verstehen, gibt es am Ende des Buches ein ausführliches Glossar.
Mit viel Humor und Lokalkolorit bringen Flattacher & Co. die Bösewichte zur Strecke. Da bleibt kaum ein Auge trocken. Lachen musste ich auch, als Martin Frau Happ erklärt, sie dürfe die Zahlen in runden Schilder am Straßenrand getrost ignorieren. Er würde sich um jeden einzelnen Strafzettel persönlich kümmern. Immerhin ist Klagenfurt und der Reptilienzoo rund 100 km entfernt. Extra für Kerstin hat unsere Autorin einen netten alleinstehenden Drogenfahnder ins Boot, äh, nach Obervellach geholt. Ob daraus etwas wird?

Mit großer Spannung erwarte ich den nächsten Flattacher und die Verfilmung des ersten Falls „Waidmannsdank“. Spätestens dann wird Obervellach zum Mekka der Flattacher-Fans. Für alle diejenigen, die gerne neue Ferienziele ausprobieren wollen, kann ich Obervellach und das Lokal „Grillkunst“ nur empfehlen.

Fazit:

Ein Krimi, der die Lachmuskel kaum erschlaffen lässt und dennoch ein Körnchen Ernst beinhaltet. Selbst das Mölltal ist keine Insel der Seligen mehr, den Junkies gibt es überall. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Ein Krimi aus dem Hamburg der Nachkriegszeit

Im Haus der Lügen
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Dieser Krimi aus dem Hamburg der Nachkriegszeit ist meine erste Begegnung mit Wilhelm Berger, dem Polizisten aus dem Nachkriegs-Hamburg. Der Kriminalfall erstreckt sich über mehrere Jahre zwischen 1947 ...

Dieser Krimi aus dem Hamburg der Nachkriegszeit ist meine erste Begegnung mit Wilhelm Berger, dem Polizisten aus dem Nachkriegs-Hamburg. Der Kriminalfall erstreckt sich über mehrere Jahre zwischen 1947 bis 1955.

Doch von Beginn an:
1947 wird in einem Teich nahe Hamburg die nackte Leiche eines Mannes aufgefunden. Noch ganz im Banne des sogenannten „Trümmermörders“ liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um ein fünftes Opfers des Serienmörders handelt, den man niemals fassen konnte.

Wilhelm Berger und sein Kollege Pagels übernehmen den Fall, in dem wenig so ist, wie es scheint. Immer wieder wird Berger von der Vergangenheit eingeholt. Sein Vater hat dunkle Geschäfte mit einem Nazi abgewickelt. Die Ermittlungen ziehen sich bis Dänemark und nach Ostdeutschland.

Kaum ist eine Frage mehr oder weniger zufriedenstellend beantwortet, tauchen zwei neue auf. Beinahe verlaufen sich Berger und Pagels in dem Verwirrspiel um den Toten aus dem Teich. Es scheint, dass alle Zeugen die Unwahrheit sagen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist nicht min erster von Jürgen Ehlers, der es meisterhaft versteht, die Nachkriegszeit in Hamburg einzufangen. Die Besatzung durch die Engländer ist sehr glaubwürdig geraten. Wir erfahren einiges über die politische und wirtschaftliche Situation der Menschen.

Hamburg, durch die alliierten Bomben schwer beschädigt, leidet extrem unter der Wohnungsnot. So werden die wohnungslosen Menschen in halbwegs intakte Häuser einquartiert. Man arrangiert sich mehr recht als schlecht. Nicht immer weiß man, wer der Zimmernachbar ist. Das öffnet natürlich Tür und Tor jenen Menschen, die etwas zu verbergen haben- Identitätsschwindel, Verschweigen von Nazi-Vergangenheit usw. - alles ist möglich.

Die Charaktere, die Jürgen Ehlers hier zeichnet, sind Menschen mit vielen Ecken und Kanten. Manche haben mehr, manche weniger braune Flecken. Immer wieder wird das Tun oder Lassen in der NS-Diktatur thematisiert. So ist auch der sympathische Wilhelm Berger nicht ganz frei von Schuld, weil er, den Netzwerken des Vaters vertrauend, für seine Tochter lebensrettende Begünstigungen benützt hat. Kann man ihm deshalb Vorwürfe machen? Hier der besorgte Vater, der seine halbjüdische Tochter vor den Nazis retten will, dort der Nutznießer der Beziehungen, der vielleicht das eine oder andere Mal weggesehen hat. Es ist schwer, ihn zu verurteilen, wie es Pagels manchmal tut.

Dieser Krimi ist eng an einen echten Kriminalfall angelehnt, der vor Jahren unter dem Titel „Stahlnetz“ für das Fernsehen verfilmt worden ist.

Ich werden jedenfalls alle Vorgänger zu Wilhelm Berger lesen, denn er ist eine interessante Figur.

Fazit:

Ein eher ruhiger Krimi, der sich durch einen hohen Spannungsbogen und guten Sprachstil auszeichnet. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Eintauchen in die Welt der Sagen und Mythen

Sagenreiches Kremsmünster
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Viele Orte verfügen über einen reichen Schatz an Sagen und Mythen. Einer davon ist Kremsmünster, von vielen als „Mittelpunkt Österreichs“ bezeichnet, weil sich hier mit dem Gusterberg der frühere Fundamentalpunkt ...

Viele Orte verfügen über einen reichen Schatz an Sagen und Mythen. Einer davon ist Kremsmünster, von vielen als „Mittelpunkt Österreichs“ bezeichnet, weil sich hier mit dem Gusterberg der frühere Fundamentalpunkt des Koordinatenursprung der oberösterreichischen Landesvermessung von 1823-1830 befindet. Der sogenannte „Mathematikturm“ des Stiftes Kremsmünster ist weithin bekannt.

In 29 Sagen berichtet nun die Autorin mystisches aus Kremsmünster. Sie spannt dabei den Bogen von der Gründungssage bis hin zum Heiligen Florian, dem Schutzheiligen des Bundeslandes Oberösterreich.

Natürlich dürfen Sagengestalten wie Feen, Drachen, Teufel und so manches Kräuterweiberl nicht fehlen.

Wer gerne Sagen und Mythen liest und sie damit der Geschichte eines Ortes nähert, wird mit diesem Buch eine Freude haben. Als Mitbringsel ist diese A6 quer-formatige Buch bestens geeignet. Die gediegene Verarbeitung spricht für den Pustet-Verlag. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.