Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2023

Hat mir gut gefallen

Jil Sander. Eine Annäherung
0

Das Cover zeigt Jil Sander, wie wir sie und ihre Mode kennen: Dunkler Hosenanzug und weiße Bluse. Eine Art Uniform für toughe (Geschäfts)Frauen, die sie in den 1950er und 1960er-Jahren entworfen hat. In ...

Das Cover zeigt Jil Sander, wie wir sie und ihre Mode kennen: Dunkler Hosenanzug und weiße Bluse. Eine Art Uniform für toughe (Geschäfts)Frauen, die sie in den 1950er und 1960er-Jahren entworfen hat. In einer Zeit, in der der Mann das Oberhaupt der Familie war und seiner Frau das Arbeiten erlauben oder häufig verbieten konnte und über den Familienwohnsitz entscheiden konnte. Mit diesem Kleidungsstil steht sie den damaligen Modeschöpfern wie Dior, die auf Wespentaille, Opulenz und Tüll setzen, diametral gegenüber.

Mit Respekt und Bewunderung nähert sich die Journalistin Maria Wiesner der als Heidemarie Jiline „Jil“ Sander 1943 geborenen Designerin an. Schon als Kind zeigt Sander, dass sie Kleider nicht mag und lieber Hosen trägt. Von ihrer Mutter wird sie ihre Credo lernen:

„Wer billige Kleidung kauft, zahlt am Ende mehr, da sie schneller verschleißt, schneller aus der Form gerät und letzten Endes mit mehr Aufwand für die Pflege der Garderobe beziehungsweise kostenintensiven Neuanschaffungen verbunden ist.“

Jil Sanders klare Mode ist nach wie vor zeitlos. Mit einem schwarzen oder dunkelblauen Hosenanzug, einem gleichfarbigen oder weißen Oberteil ist frau immer gut angezogen. Für ihre minimalistischen und schlichten Entwürfe erhält sie von der Presse Beinamen wie „Queen of less“ (also „Königin des Weglassens“) bzw. für ihre Vorlieb für exquisite Stoffe den Titel „Kaschmir-Queen“.

Dass nur jene Kleidungsstücke in Produktion gehen, die sie selbst aus- und anprobiert sowie auf ihre Tragtauglichkeit geprüft hat, ist das Markenzeichen von Jil Sander. Schlecht sitzende Sakkos oder kneifende Hosen gibt es bei Jil Sander einfach nicht. Da ist sie Perfektionistin. Herrenschneiderhandwerk ist ihr Zauberwort.

Sie sieht sich von der Bauhaustradition inspiriert. „Form follows Function“ und in Anlehnung dazu „Form folgt Material“. Nicht jeder Schnitt kann für jedes Material verwendet werden.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist, wie schon der Titel sagt, „nur“ eine Annäherung, denn Jil Sander gibt wenige Interviews und schon gar keines zu ihrem Privatleben. Anders als ihre männlichen Designer Mitbewerber lässt sie sich auch auf ihren Modeschauen nicht groß feiern. Ein beinahe schüchternes Winken, mehr nicht.

Um das Leben und Schaffen der Modeschöpferin darzustellen, hat die Autorin zahlreiche Weggefährten interviewt und in Archiven gestöbert.

Ein grober Schnitzer ist mir aufgefallen: So werden die Lebensdaten der französischen Designerin Madeleine Vionnet mit 1876 - 1875 angegeben. Richtig muss es 1975 heißen, denn die Grande Dame der Pariser Couture ist mit 99 Jahren gestorben.

Dieses Buch ist keine Biografie im üblichen Sinne, sondern eine ausführliche Recherche über eine Person, über die beruflich und privat nicht wirklich viel bekannt ist.

Was von Jil Sander bleiben wird?

Klassische, puristische Mode die keinen Modetrend mitmacht, sondern zeitlos ist. Deren Modelle von toller Qualität sind, die, bei guter Behandlung, ein Leben lang tragbar sind und daher als Vintage-Modelle hohe Preise erzielen.

Fazit:

Diesem Buch über eine Visionärin, die ihresgleichen sucht, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.11.2023

Die indische Küche entdecken

Easy Indien
0

Dieses Kochbuch aus dem Verlag Graefe & Unzer verspricht Rezepte zu einer leicht nachzukochenden indischen Küche.

Kann das Versprechen gehalten werden? Ja, es kann! Das liegt vor allem an (TV)Koch und ...

Dieses Kochbuch aus dem Verlag Graefe & Unzer verspricht Rezepte zu einer leicht nachzukochenden indischen Küche.

Kann das Versprechen gehalten werden? Ja, es kann! Das liegt vor allem an (TV)Koch und Autor Alex Wahi, dessen Vater Inder und Mutter Deutsche ist. Alex Wahi plädiert für Kreativität in der Küche. Er fordert seine LeserInnen dazu auf, ihre eigenen Vorlieben in die Rezepte einzubringen und auf das eigene Gefühl zu vertrauen. Weniger Schärfe, mehr Süße, Schwein statt Fisch oder ganz vegetarisch.

Gleich zu Beginn gibt es die Anleitungen zu den drei wichtigsten Ingredienzien der indischen Küche: Ghee, Currypaste und Paneer-Käse. Dann folgen weitere Rezepte und Vorschläge:

Grundrezepte
Snacks & Streetfood
Beilagen
Fleisch & Fisch
Vegetarisch & Vegan
Drinks & Sweets

Alex Wahli adaptiert seine Rezepte so, dass ortsübliche Gewürze ihre Anwendung finden können. Doch ein kleiner Querschnitt an typisch indischen Gewürzen sollte in keiner Küche fehlen: Koriander, Kreuzkümmel, Ingwer und Fenchel.

Natürlich tragen die tollen Fotos dazu bei, das eine oder andere Gericht sofort ausprobieren zu wollen. Die Bilder sind ein regelrechter Augenschmaus!

Ich bin noch eine Anfängerin in Sachen indischer Küche und werde mich anhand dieses Buches langsam auf diese kulinarische Entdeckungsreise begeben. Vor allem bei der Schärfe der Gerichte muss ich ein wenig aufpassen.

Fazit:

Einige Rezepte aus "Easy Indien - Lieblingsrezepte aus meiner zweiten Heimat" wird unseren Speisezettel bereichern. Das Buch erhält 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.11.2023

Wie alles begann

Perchtoldsdorfer Todesrausch
0

Dieser 4. Teil der Reihe um die Ex-Polizistin Charlotte Nöhrer erzählt, wie ihre Karriere bei der Wiener Polizei ein abruptes Ende genommen und wie sie ihre große Liebe gefunden hat.

Das Prequel ist in ...

Dieser 4. Teil der Reihe um die Ex-Polizistin Charlotte Nöhrer erzählt, wie ihre Karriere bei der Wiener Polizei ein abruptes Ende genommen und wie sie ihre große Liebe gefunden hat.

Das Prequel ist in einen nochmaligen Urlaub in Schladming eingebettet. Lydia, eine neugierige Reporterin will die Geschichte rund um die „Koks-Planai“ aus dem Vorjahr genau wissen und interviewt Charlotte und Andrea auf einer Skihütte. Dass die beiden die Journalistin ziemlich auf der Schaufel haben, ist nur ein witziges Detail am Rande. Lydia muss nämlich die Zeche, die während des Interviews aufläuft, bezahlen, Schampus inklusive.

Charlotte erzählt frisch von der Leber weg, was sich damals ereignet hat.

Nach dem Eklat in der Polizeiinspektion und den Jobs im Bewachungsgewerbe findet es Charlotte an der Zeit, sich einen Urlaub zu gönnen. Also schnappt sie ihre jüngere Schwester Flora und fährt nach Schladming, um dort in einen etwas speziellen Kriminalfall zu geraten. Denn einmal Polizistin, immer Polizistin.

Was ist passiert?

Flora und Charlotte sind wie zahlreiche Touristen auf der Piste zum Nachtskifahren auf der Hochwurzen, als eine Gruppe betrunkener Deutsche mehrere Sterne und zwei der Skifahrer stehen nicht mehr auf - tot. Während die Pistenrettung schon unterwegs ist, entdeckt Charlotte, dass die beiden Toten Schaum vor den Mund und blutunterlaufene Augen haben. Nicht Tod IM Schnee, sondern DURCH Schnee, wenn auch von der besonderen Sorte. Da sich die örtliche Kripo ein wenig desinteressiert anstellt, beginnt Charlotte ihre eigenen Erkundigungen anzustellen. Hilfreiche Tipps erhält sie dabei Joe von, der Barkeeper des „Schneeweißchen“, der nebenbei noch andere Jobs hat sowie von einer Dame des horizontalen Gewerbes.

Und gleich vorweg, es wird nicht bei den beiden Toten im Schnee bleiben. Wie es weitergeht, müsst ihr schon selbst lesen ...

Meine Meinung:

Passend zum Nachtslalom von Schladming ist der Krimi in drei Abschnitte geteilt: 1. und 2. Durchgang sowie Zieleinlauf.

Charlotte, Andrea und Flora sind mir ja seit dem ersten Fall („Perchtoldsdorfer Schweigen“) gut bekannt. Die Andeutungen, warum Charlotte den Dienst bei der Polizei quittiert hat, werden nun aufgelöst.

Außerdem erfahren wir, woher Flora den Luca kennt, der doch in einem der anderen Krimis eine Rolle spielt.

Gut gelungen ist die Beschreibung von Schladming. Ich kenn ja den Ort noch aus den 1970er-Jahren, wo es noch halbwegs beschaulich zugegangen ist. Lediglich mit einer Vierergondel auf die Planai und frierend auf dem Doppelsessellift auf die Hochwurzen. Und ja, die Andeutungen mit den ehemals berühmten Namen - gleich erkannt, um wen es da geht. Zur Heim-WM 1982 hat man ja groß umgebaut und aufgerüstet.

Der Schreibstil ist wie bekannt, locker und der Krimi lässt sich gut lesen. Die Charaktere sind gut gelungen. Was mir auch schon in den anderen Krimis ein wenig missfällt, ist ihr doch heftiger Alkoholkonsum. Vielleicht sollte sie, nachdem ihr Leben ja inzwischen gut geordnet ist, damit aufhören.

Ein bisschen unglaubwürdig ist, dass die Dealer das so hoch konzentrierte Koks einfach so verpulvert haben.

Im Anschluss an den Krimi erzählt Christian Schleifer, wie er überhaupt zur Figur der Charlotte Nöhrer gekommen ist. Außerdem deutet er an, dass es einen 5. Band geben, der auf einem Maskenball spielen wird. Auf die Fortsetzung freue ich mich schon.

Fazit:

Ein gelungenes Prequel, das die Wartezeit auf den nächsten Krimi mit Charlotte, ohne e bitte, verkürzt. Gern gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.11.2023

Beste Krimi-Unterhaltung!

Wiener Todesmelodie
0

Dieser zweite Kriminalfall für Felix Grohsmann und sein Team beginnt, wie es sich für einen Musik-Krimi gehört, mit einem Paukenschlag.

Grohsmann besucht ein Klavierkonzert im Stadtpalais der Kunstmäzenin ...

Dieser zweite Kriminalfall für Felix Grohsmann und sein Team beginnt, wie es sich für einen Musik-Krimi gehört, mit einem Paukenschlag.

Grohsmann besucht ein Klavierkonzert im Stadtpalais der Kunstmäzenin Marie Rettenbach. Kaum hat er das Konzert verlassen, wird er auch schon wieder zurückgerufen. Im Kofferraum der jungen Konzertpianistin Dorothea Zauner, deren Klavierspiel noch eben gelauscht wurde, wird eine Leiche entdeckt. Schnell wird sie als ihr Freund Mariusz Lión identifiziert. Der junge Mann ist ein besonders begabter Pianist, dem eine große Karriere vorgesagt worden ist.
Er sei auch, vor allem bei der Damenwelt, sehr beliebt und ein virtuoser und begnadeter Franz-Liszt-Interpret gewesen.

Felix Grohsmann und sein Team, zu dem mit Ursula Manz eine neue Kollegin stößt, ermitteln fieberhaft in alle Richtungen. Mit der angehenden Kriminalpsychologin Nicky Witt hat Grohsmann ein weiteres Atout im Ärmel. Doch die Ermittlungen gestalten sich als schwierig. Nicht nur weil Dorothea Zauner eine eigenwillige Persönlichkeit ist, sondern vor allem deswegen, weil ihre Mutter die Tochter von der Welt abschottet. Daher beginnt Joe Kettler, Felix‘ Mitarbeiterin, wie schon im ersten Fall („Mexikoplatz“) auf eigene Faust zu recherchieren.

Meine Meinung:

Auch dieser Krimi beginnt rasant, doch bald nimmt die Autorin etwas Tempo heraus, um den Lesern die Charaktere vorzustellen. Alle jene, die „Mexikoplatz“ gelesen haben, sind Felix Grohsmann, Johanna „Joe“ Kettler, Nicky Witt und der ewig maulende Gregor Kienzle sowie Felix‘ Hund Sally geläufig. Das Team der Ermittler erhält mit Ursula Manz eine neue Kollegin, die sich nach anfänglicher Zurückhaltung recht gut einfügt. Ob sie für weitere Ermittlungen im Team bleiben wird? Felix Grohsmann ist ein guter Vorgesetzter, der seine Mitarbeiter dem Vorgesetzten gegenüber in Schutz nimmt, wenn dieser die Kollegen ungerechtfertigt zusammenstaucht. Dabei erinnert er sich immer wieder an seine Anfänge bei der Polizei, wo er ebenso wie Joe den einen oder anderen nicht ganz ungefährlichen Alleingang unternommen hat.

Neben den Ermittlungen, bei denen wenig zusammenpasst und immer wieder neue Verdächtige auftauchen, muss sich Felix noch um seinen Neffen Lukas kümmern, der aufgrund der Ehekrise seiner Eltern, kurz entschlossen bei ihm einzieht. Auch Joes und Nickys Privatleben darf eine wohl dosierte Rolle spielen.

Mina Albichs Schreibstil ist fesselnd und lebendig. Dafür sorgen wienerische Ausdrücke und einige Szenen, die zum Schmunzeln einladen. Zahlreiche, vermeintlich viel versprechende Spuren erweisen sich als Sackgassen. Ein Hinweis auf ein mögliches Mordmotiv findet sich gleich zu Beginn des Krimis. Die Leser haben hier einen kleinen Wissensvorsprung. Doch wie das manchmal mit Prologen ist, wird er erst einmal ignoriert. So auch bei mir. Allerdings hat es dann doch recht bald geklingelt.

Als Wienerin gefällt es mir natürlich besonders, wenn Straßen und Plätze, die ich kenne, in Büchern eine Rolle spielen. Geschickt wird den Lesern der Unterschied zwischen modernen und alten Klavieren erklärt. Dies völlig unaufgeregt als interessanter Dialog, um den Ermittlern einen Einblick in die Welt der Klassik zu geben.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem komplexen Krimi, der zahlreiche Verdächtige und mögliche Motive enthält, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 01.11.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Revanche
0

„Revanche“ ist der siebente Teil der Reihe rund um Luc Verlain, dem Polizisten aus dem Aquitaine. Der Klappentext verheißt einen komplexen Fall:

Klappentext:

„An einem Sommermorgen mit der ersten Fähre ...

„Revanche“ ist der siebente Teil der Reihe rund um Luc Verlain, dem Polizisten aus dem Aquitaine. Der Klappentext verheißt einen komplexen Fall:

Klappentext:

„An einem Sommermorgen mit der ersten Fähre die Gironde zu überqueren, ist ein französischer Urlaubstraum. An diesem Tag aber bleibt beim Anlegen das erste Auto an Bord stehen und blockiert alle anderen. Der Fahrer, ein beliebter Malermeister, ist verschwunden, und keiner der Passagiere will etwas Verdächtiges gesehen haben. Dann findet man den Mann – tot, in der Tasche eine seltene Muschel. Commissaire Luc Verlain und sein Team ermitteln unter Hochdruck, als auch in Paris eine Leiche mit einer solchen Muschel gefunden wird. Besteht wirklich ein Zusammenhang? Oder ist alles nur Zufall, der Maler Opfer tragischer Eifersucht? Erst ein Tauchgang in die Vergangenheit bringt Licht in den rätselhaften Fall.“


Meine Meinung:

Wie wir es von Autor Alexander Oetker gewöhnt sind, sind einfache Lösungen seine Sache nicht. Kriminalistische Kleinarbeit sowie zahlreiche Überstunden für Luc Verlains Team, das sich über einen Neuzugang freuen darf, machen diesen Krimi spannend. Das Motiv des Täters reicht weit in dessen Kindheit hinein.

Daneben kommt auch das Privatleben der Polizisten nicht zu kurz.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem komplexen Krimi 5 Sterne.