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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2018

Ein Streifzug durch allerlei Adventbräuche

Tannenbaum und Bohnenkönig
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Dieses Buch im ungewöhnlichen Format von ca. DIN A5 quer nimmt uns auf eine Reise durch verschiedene Bräuche zur Adventzeit im deutschsprachigen Raum mit.

Wer hat gewusst, dass der Adventkranz ein recht ...

Dieses Buch im ungewöhnlichen Format von ca. DIN A5 quer nimmt uns auf eine Reise durch verschiedene Bräuche zur Adventzeit im deutschsprachigen Raum mit.

Wer hat gewusst, dass der Adventkranz ein recht junger Brauch aus den 1960ern ist?

Da gibt es die Wallfahrt „zum Christkindl“ nahe der oberösterreichischen Stadt Steyr schon länger: 1695 erwarb ein Feuerwächter aus Steyr eine Christkind-Figur aus Wachs und legte damit den Grundstein zur gleichnamigen Pfarrkirche. Heute verzeichnet das dortige Postamt mehrere Millionen Briefe und das trotz aller Unkenrufe, die Briefpost stürbe aus.

So mancher Christbaumschmuck mutet ein wenig seltsam an. Wie kommt ein Gurkerl bzw. ein Vogerl aus Glas auf den Weihnachtsbaum? Nachzulesen auf S. 148 bzw. S. 152.

Manche Bräuche vermisch(t)en sich mit heidnischen Ritualen und machen entsprechend Lärm.
Auch die Geschichte des wohl berühmtesten Weihnachtsliedes, das 2018 seinen 200. Geburtstag feiert, darf nicht fehlen.

Was es mit dem „Bohnenkönig“ auf sich hat, erfährt der neugierige Leser auf S. 227.

Meine Meinung:

Eine gelungene Mischung aus alten und neueren Bräuchen, die weder die religiöse Bedeutung des Weihnachtsfestes, noch auf die Hinwendung zu Kitsch und Kommerz vergisst.

Jeder Brauch ist mit einem passenden Foto ergänzt. Eine nette Idee, abseits von mit allerlei Ramsch bestückten Adventkalendern, die Wartezeit auf Weihnachten mit dem Vorlesen (und vielleicht ausüben) eines der Bräuche zu verkürzen. Hier haben kleine und große Kinder bestimmt Freude.

Fazit:

Kann das Warten auf das „Christkind“ verkürzen. Auch als Mitbringsel eine nette Idee. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Albtraum SChule

Dein ist die Schuld
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Als die siebzehnjährige Elena Goldschmidt tot im Foyer des katholischen Elitegymnasiums St. Sebastian in Kufstein aufgefunden wird, wird der Fall als Selbstmord klassifiziert und ungewöhnlich schnell zu ...

Als die siebzehnjährige Elena Goldschmidt tot im Foyer des katholischen Elitegymnasiums St. Sebastian in Kufstein aufgefunden wird, wird der Fall als Selbstmord klassifiziert und ungewöhnlich schnell zu den Akten gelegt. Kann es sein, dass man vertuschen will, dass die Schülerin schwanger war?

Weder die Kufsteiner Polizistin Dorothea Keusch noch der Kollege von der Mordkommission Konstantin Schmitt glauben so recht an einen Selbstmord. Keusch, die gerne in Schmitts Team wechseln würde, beginnt trotz Androhung einer Suspendierung seitens ihres direkten Vorgesetzten mit heimlichen Ermittlungen. Dabei wird sie von Schmitt unterstützt und auch ein wenig gedrängt.
Bald kommt sie eigenartigen Vorgängen in der Schule auf den Grund, zumal weder der Direktor und die Mitschüler oder Elenas Eltern Interesse haben, den Tod des Mädchens restlos aufzuklären. Als ein weiterer Schüler ermordet wird, muss sich Dorothea wohl oder übel auch ihrer eigenen Vergangenheit, die sie mit der Schule verbindet, stellen.

Meine Meinung:

Dieses Krimi-Debüt ist gut gelungen. Dorothea Keusch ist erst auf dem zweiten Bildungsweg Polizistin geworden. Eigentlich ist sie Archäologin. Doch der unklare Tod ihres Vaters hat sie, sehr zum Missfallen ihrer Mutter umsatteln lassen, die sie lieber in einem Museum sehen würde.
Die Polizistin kann sich in die Rolle einzelner Mitschülerinnen von Elena gut hineinversetzen, ist sie doch selbst während ihrer Schulzeit gehänselt worden. Und, Hand aufs Herz, wer hat nicht ungute Erinnerungen an die Schulzeit? Sei es, dass man gehänselt wurde oder sei es, dass es den einen oder anderen Lehrer gab, den man am liebsten in den Hades wünschte. Diese ambivalenten Gefühle sind sehr gut beschrieben, wie auch die sonstigen doch manchmal zwiespältigen Empfindungen von Dorothea.

Geschickt führt uns die Autorin in die Irre. Immer wieder wird der eine oder andere Verdächtige präsentiert. Die Auflösung wirkt anfangs überraschend, doch beim zweiten Hinsehen stimmig und durchdacht.

Das einzige woran ich ein wenig zweifle, sind die Suspendierungen von Dorothea und ihrer Kollegin. Ob das so mit den Bestimmungen des Beamtendienstrechts im Einklang steht? Dafür scheint mir die Suppe der Verfehlungen zu dünn zu sein. Aber natürlich kann die Bekanntschaft mit maßgeblichen Leuten im Innenministerium hier hilfreich sein.

Die Handlung ist in die malerische Kulisse rund um die Festung Kufstein eingebettet.

Ich kann mir eine Fortsetzung mit Dorothea und Konstantin gut vorstellen. Vor allem, weil eine eventuelle Annäherung der beiden für recht viel Konfliktstoff sorgen kann. Außerdem, muss doch der seltsame Freitod von Dorotheas Vater aufgeklärt werden.

Fazit:

Für Fans von unblutigen Krimis eine gute Wahl. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Schatten der Vergangenheit

Die Melodie der Schatten
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Maria W. Peter ist als Autorin opulenter historischer Romane bestens bekannt. Nach den Büchern, die in der Römerzeit bzw. in der Post-Napoleonischen Zeit spielen, entführt sie uns in eine nicht minder ...

Maria W. Peter ist als Autorin opulenter historischer Romane bestens bekannt. Nach den Büchern, die in der Römerzeit bzw. in der Post-Napoleonischen Zeit spielen, entführt sie uns in eine nicht minder spannende Gegend: Die schottischen Highlands im 19. Jahrhundert.

Die junge, unverheiratete Lady Fiona Hemington ist gemeinsam mit ihrer Tante auf dem Weg zu deren Wohnsitz nach Inverness, als ihre Kutsche überfallen wird. Fiona kann sich durch einen waghalsigen Sprung aus dem Wagen retten und erreicht erschöpft ein heruntergekommenes Herrenhaus. Man lässt sie zwar herein, behandelt den Gast aber wenig zuvorkommend.

Der Hausbesitzer, Laird Aiden, gibt Fiona so manches Rätsel auf, genauso wie das Anwesen an sich. Sie hört Stimmen, Rumoren und hat eigenartige Träume. Gerüchte, die im Dorf herumgeistern, dass das Herrenhaus verflucht sei, beunruhigen Fiona zusätzlich. Fiona denkt recht rational und versucht daher den Geräuschen auf den Grund zu kommen. Auf einer ihrer Erkundungstouren entdeckt sie im Gewächshaus des Anwesens Pflanzen, die ihr eigenartigerweise genauso vertraut erscheinen, wie einige Gemälde in der Bibliothek.

Laird Aiden verhält sich Fiona recht ambivalent gegenüber. Manchmal freundlich, dann wieder verletzend abweisend. Haben diese Stimmungsschwankungen mit der Tatsache zu tun, dass Fiona die Tochter eines mächtigen Richters ist?

Meine Meinung:

Dieser historische Roman schildert die gesellschaftspolitische Situation in Schottland des 19. Jahrhunderts. Die schottischen Clans sind nach dem Scheitern der Jakobitischen Aufstände zerschlagen. Die einheimischen Kleinbauern und Pächter wurden anschließend durch die, als Highland Clearances bekannten Aktionen, getötet oder vertrieben. Einige Großgrundbesitzer haben sich dadurch bereichert.
Das konnte zum Teil nur durch das Zusammenspiel von Behörden und Landadel geschehen. Ein probates Mittel, gegen missliebige Bewohner vorzugehen, ist die Deportation nach Australien. Schon das kleinste Vergehen reicht, um in die Strafkolonie ans andere Ende der Welt gebracht zu werden.

In genau diesem Umfeld spielt der Roman „Melodie der Schatten“. Verwicklungen bis ganz nach oben, Willkür, Korruption und Gewalt beherrschen die Highlands. Durch ihre Figuren prangert die Autorin diese Vorgehensweise an.
Die Charaktere sind sehr komplex angelegt. Sowohl Aiden als auch Fiona leiden an posttraumatischen Belastungsstörungen. Bei Aiden ist der Auslöser bald offensichtlich, Fionas Erlebnisse werden erst nach und nach gelüftet.

Die Auflösung der verschlungenen Geschichte um Gier, Intrigen, Macht und Schuld ist gekonnt und vor allem plausibel erzählt. Nichts wirkt an den Haaren herbeigezogen oder vom Himmel gefallen. Die Leser werden immer wieder in die Irre geführt. Da lässt sich trefflich mitleiden und mitfiebern!

Wie wir es von der Autorin gewöhnt sind, zeichnet sich ihr Roman durch ausgiebige und fundierte Recherche aus. Im Anhang sind viele Quellen und Querverweise angegeben, die dem interessierten Leser weiterhelfen.

Fazit:

Ein opulenter historischer Roman, der durchaus Kritik an der damaligen Gesellschaft übt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Echt bissig - echt Deix

Forever Deix - der Jubelband
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Anlässlich Manfred Deix‘ 70. Geburtstag am 22.02.2019 ist dieses Buch, des 2016 verstorbenen Karikaturisten erschienen.

In diesem Buch erhalten die Leser und Betrachter einen Überblick über das Schaffen ...

Anlässlich Manfred Deix‘ 70. Geburtstag am 22.02.2019 ist dieses Buch, des 2016 verstorbenen Karikaturisten erschienen.

In diesem Buch erhalten die Leser und Betrachter einen Überblick über das Schaffen des Künstlers. Deix war ein Allround-Genie, der nicht nur durch bissige Zeichnungen sondern auch ebensolche Texte aufgefallen ist.

Immer wieder legt er den Finger auf offene Wunden der Österreicher. Immer wieder wird und wurde er angefeindet. Selten treffen die Zeichnungen den Geschmack des Publikums. Sie sind häufig derb und hässliche Nackedeis halten den Menschen einen Spiegel vor Augen. Die eigene Unzulänglichkeit sieht man natürlich nicht gerne. Trotzdem drucken renommierte Magazine seine Karikaturen.

In „Forever Deix“ sind bekannte und unbekannte Zeichnungen und Bilder zu finden. Neben eigenen Texten kommen Freunde und Weggefährten zu Wort. Marietta Deix stellt viele Fotos aus dem Privatarchiv zur Verfügung.
Das Karikaturmuseum in Krems (www.karikaturmuseum.at) widmet dem Künstler eine Dauerausstellung mit rund 250 ausgesuchten Exponaten.

„Karikatur ohne Bissigkeit, Drastik, Schärfe ergibt für mich keinen Sinn. Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhumor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht Satiriker, soll die Dinge beim Namen nennen?“ (Manfred Deix)

Das Buch ist hochwertig verarbeitet und eignet sich hervorragend als Geschenk.

Fazit:

Eine Hommage an den Künstler, der selten mit bissiger Kritik gespart hat. Gerne gebe ich 5 Punkte.

Veröffentlicht am 19.11.2018

EIn tolles Geburtstagspräsent

Kampf oder Untergang!
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Anlässlich von Noam Chomskys 90. Geburtstag trifft der 27-jährige Journalist Emran Feroz den Jubilar zum Interview. Herausgekommen ist dieses Buch.

Zu Beginn wird der emeritierte Professor des MIT (Massachusetts ...

Anlässlich von Noam Chomskys 90. Geburtstag trifft der 27-jährige Journalist Emran Feroz den Jubilar zum Interview. Herausgekommen ist dieses Buch.

Zu Beginn wird der emeritierte Professor des MIT (Massachusetts Institute of Technology) Noam Chomsky vorgestellt. Chomsky gilt als Kenner der Weltpolitik und Mahner.

Die fünf Interviews gliedern sich in folgende Themen:

• Tucson, Arizona
• Imperialismus, Krieg und Fluchtursachen
• Donald Trump und die „freie Welt“
• Gott, Religion und der Staat
• Optimismus in der Dystopie

Ein kurzes Statement als Nachwort des Autors beschließt dieses Werk.

Noam Chomsky legt auf Grund seiner Lebensweisheit und seiner präzisen Aussagen immer wieder den Finger auf die Wunden der Gegenwart. Er nimmt sich auch kein Blatt vor dem Mund, nennt Fakten und zeigt Zusammenhänge auf, die vielen Menschen verborgen bleiben.

Auch der Klimawandel und die Auswirkungen des Raubbaus an der Umwelt durch unsere „zivilisierte“ Welt kommen zur Sprache (siehe drittes Interview). Manches wird wiederholt, doch Chomsky beleuchtet die Themen aus verschiedenen Blickwinkeln.
Das ist meiner Meinung nach die große Stärke von Noam Chomsky, Gedanken und Themen von unterschiedlichen Standpunkten aus zu betrachten.

Fazit:

Ein eindrucksvolles Geburtstagsgeschenk, nicht nur für den Jubilar. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.