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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2018

Eine stimmige Lebensgeschichte

Yellow Bar Mitzvah
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Vorausschicken möchte ich, dass die Musikrichtung des Rap nicht die meine ist. Dennoch war ich gespannt, über diesen jungen Mann zu lesen, der eine große Nummer in dieser Szene ist. Vor allem, der einschlägige ...

Vorausschicken möchte ich, dass die Musikrichtung des Rap nicht die meine ist. Dennoch war ich gespannt, über diesen jungen Mann zu lesen, der eine große Nummer in dieser Szene ist. Vor allem, der einschlägige Titel, der seine jüdische Herkunft hervorhebt, hat mich zu diesem Buch greifen lassen.

Gelesen habe ich nun eine Biografie eines Mannes, der 1989 in der heutigen Ukraine geboren wurde, dessen jüdische Mutter und Großmutter nach Deutschland geflüchtet sind. Dort haben sie, wie viele Flüchtlinge enttäuscht zur Kenntnis nehmen müssen, dass hier doch nicht Milch und Honig fließen. Zu Beginn ihres Aufenthaltes werden sie von einer jüdischen Institution an die nächste weitergereicht, bis sie in Osnabrück so etwas wie eine neue, wenn auch bescheidene Heimat in einem heruntergekommenen Stadtteil finden.

Dimitri Chpakov, so sein bürgerlicher Name, erzählt in sieben Kapiteln (zuzüglich Prolog und Epilog), die alle hebräischen Ursprungs sind. Sei es, dass die Buchstaben des hebräischen Alfabets oder Begriffe aus der jüdischen Mythologie sind. Das ist sehr passend.

In seinem Leben lässt Dimitri wenig aus: Abbruch der Schule, Einbrüche, Betrügereien, Verhaftung und Verurteilung als Sechzehnjähriger zu 400 Stunden Sozialarbeit.

Dann enteckt er die Musik, das Rappen für sich. Mit wenig Geld für eine Studioausrüstung arbeitet er sich nach oben. Nicht immer mit legalen Mitteln. Er umgibt sich mit vermeintlichen Freunden, die ihn, kaum dass sich ein wenig Erfolg einstellt, um seine Einkünfte erleichtern (wollen).
Erst als er Vater wird, beginnt er sich zu besinnen und sich von seiner parasitären Umgebung zu trennen.
Neid und Missgunst begleiten ihn jedoch weiter, bis die Steuerfahndung vor der Türe steht.

Meine Meinung:

Auf Grund des jüdischen Titels, der das Fest des Erwachsenwerdens eines jungen Judens bedeutet und der hebräischen Kapitelüberschriften, habe ich mir mehr Informationen über die Religion und ihre Bräuche erwartet. Doch Dimitris Herkunft spielt nur eine untergeordnete Rolle. Das finde ich sehr schade. Allerdings ist er der erste jüdische Rapper, der sich zu seiner Religion bekennt und deshalb angefeindet wird.

Das Buch selbst ist in sich stimmig, auch wenn ich persönlich die Sprache ziemlich furchtbar finde. Diese vielen Schimpfwörter, die abgehackten Sätze, verballhornte Wörter und das Misch-Masch aus deutsch-englisch waren für mich häufig eine Herausforderung. Doch scheint es die Sprache dieser Gruppierung zu sein. Hochdeutsch sprechend kann ich mir Dimitri und seine „Brüder“, wie er beinahe jeden nennt, nicht vorstellen. Einiges an Verhalten, wie eben diese Verbrüderung mit beinahe jedem, scheint aus der afro-amerikanischen Szene zu kommen, in der sich Farbige aller Herren Länder als „Brüder“ bezeichnen.
Kaum eine Person wird mit ihrem Klarnamen genannt. Fast alle haben Nicknames, oft sogar mehrere.

Der Einblick in die für mich völlig neue und andere Welt, hat meinen Horizont ein bisschen erweitert. Interessant sind die technischen Details wie so ein Musikstück bzw. Videoclip entsteht. Darüber habe ich mir bislang keine Gedanken gemacht.

Dennoch habe ich meine (persönlichen) Probleme mit dieser Art Musik bzw. Lebensstil. Manches klingt wie ein Hilferuf von Randgruppen. Häufig werden Tabus gebrochen und das oft hart an oder über der Grenze des guten Geschmacks.
Die Drogenprobleme und die Kriminalität in diesem Milieu haben mich nicht überrascht.

Die Geschichte wird durch eine Menge Fotos ergänzt, die auch die Polizeiakten über Dimitri zeigen. Hier habe ich ein bisschen den Eindruck, dass er trotz allem ein bisschen stolz auf diese „Karriere“ ist.

Fazit:

Die bisherige Lebensgeschichte eines Musikers, der polarisiert, wie kaum einer zuvor. Das Buch ist in seiner Gesamtheit stimmig, daher gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Ein guter Ansatz

Zero Waste Kitchen
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Abfallvermeidung, auf Neu-Deutsch “Zero Waste” ist ein, manchmal radikal und sektiererisch anmutender Ansatz Lebensmittel nicht zu vergeuden. Doch, wenn man sich vor Augen hält, wie viele Tonnen Lebensmittel ...

Abfallvermeidung, auf Neu-Deutsch “Zero Waste” ist ein, manchmal radikal und sektiererisch anmutender Ansatz Lebensmittel nicht zu vergeuden. Doch, wenn man sich vor Augen hält, wie viele Tonnen Lebensmittel in den Müll geworfen werden, sollte sich jeder Einzelne an der Nase nehmen und vielleicht über eine Restverwertung nachdenken.

Dieses Rezeptbuch soll ein kleiner Anstoß und eine Anleitung sein, aus Apfel- oder Gurkenschalen noch etwas Brauchbares zu machen.

Das eine oder andere wirkt jedoch sehr zeitaufwendig und ist für Berufstätige nur bedingt geeignet.

Apfel-Tee und Ananas-Ingwer-Wasser stellen allerdings keine große Herausforderung an Kochkünst dar. Smoothies sind ohnehin in jedermanns Mund.

Für manches Gericht braucht man allerdings neben dem zu verkochenden Rest, eine Menge anderer Zutaten.

Für die Glücklichen, die eine Garten besitzen, ist es bestimmt leichter, die Rezepte auszuprobieren. Sich vorzustellen, ein mehrere Tage altes welkes Karottenkraut als Salat zu essen – ich weiß nicht, ob da viele mitmachen.

Die Fotos sind toll und ich befürchte, die Speisen niemals so hinzubekommen.

Fazit:

Eine kleine Anregung, Reste guter Lebensmittel anders zu verwenden, als im Mistkübel zu entsorgen. 4 Sterne

Veröffentlicht am 01.03.2018

Beklemmendes Szenario

Insel 77
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Der Autor entführt uns in eine sehr befremdliche und menschenfeindliche Welt: Auf eine Ölbohrinsel in der Nordsee.

Die junge Ärztin Kristin ist neben der Arzthelferin die einzige Frau in dieser rauen ...

Der Autor entführt uns in eine sehr befremdliche und menschenfeindliche Welt: Auf eine Ölbohrinsel in der Nordsee.

Die junge Ärztin Kristin ist neben der Arzthelferin die einzige Frau in dieser rauen von Männern dominierten Welt. Eigentlich hätte Kristins Bruder Marius den selben Arbeitsrythums wie sie. Doch beim letzten Zyklus war er nicht mit an Bord des Hubschraubers, der sie auf das Festland zurückbringen sollte und auch sonst findet sich keine Spur von Marius.

An ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt, beginnt sie die Suche nach ihrem Bruder. Dabei wird sie in die auf der Bohrinsel herrschenden Hierarchien und Seilschaften verstrickt, aus denen es kaum ein Entrinnen gibt. Es ist Kristin unmöglich etwas über den Verbleib von Marius herauszufinden. Rätselhafte Todesfälle, bei denen Leichen und Krankenakten veschwinden, Drohbriefe und Überfälle auf Kristin, lassen bei den Lesern Gänsehaut aufziehen.
Sie weiß nicht, wem sie noch vertrauen kann. Sie kommt dem Geheimnis der Bohrinsel immer näher und gerät deshalb in akute Lebensgefahr. Ist hier eine Verschwörung im Gange? Und wenn ja, gegen wen?

Meine Meinung:

Der Autor, der für diese Geschichte das Pseudonym Halvar Beck verwendet, hat ein sehr beklemmendes Szenario entworfen: Eine toughe Frau in einer höchst unwirtlichen Arbeitswelt, die bis auf eine andere Frau, nur aus hart gesottenen Männern besteht sowie die Enge und Abgeschiedenheit einer Ölplattform, die den Naturgewalten ausgeliefert ist.

Immer enger zieht sich die Bedrohung um die junge Ärztin zusammen. Als Leser gerät man in einen Sog, der kaum auszuhalten ist. Ich konnte das (fertige) Buch gar nicht mehr weglegen, obwohl ich die Rohfassung und den Inhalt schon kannte.

Obwohl ich beruflich auch mehr mit Männern zu tun habe, könnte ich auf einer Bohrinsel nicht anheuern. Mir persönlich wäre das Gefühl, Menschen und der Naturgewalt auf Biegen und Brechen ausgeliefert zu sein, zu bedrohlich.
Dieses Bedrohungsszenario ist dem Autor sehr gut gelungen. Sehr lange ist nicht klar, wer oder was dahinter steckt, wem Kristin noch vertrauen kann.

Fazit:

Wer gerne Thriller liest und an Verschwörungstheorien Gefallen findet, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Mathe kann auch Spaß machen ..

Wetten, dass Sie Mathe können
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Thomas Rießinger hat mit diesem Buch keine Mathe-Lehrbuch im herkömmlichen Sinn herausgebracht. Schon der Einstieg mit den beiden Aufgaben aus der Sendung „Wetten, dass“ zeigt, dass Mathematik mehr ist, ...

Thomas Rießinger hat mit diesem Buch keine Mathe-Lehrbuch im herkömmlichen Sinn herausgebracht. Schon der Einstieg mit den beiden Aufgaben aus der Sendung „Wetten, dass“ zeigt, dass Mathematik mehr ist, als der Albtraum der meisten Schüler.



Elegant gelingt es ihm, bekannte (und unbekannte) Rechenregeln und Formeln in den Text einzubauen. Auf keiner Seite ist bei mir Langeweile aufgetreten.



Die heitere bisweilen ironische Schreibweise hat mir recht gut gefallen.



Vielleicht sollten angehende Mathe-Lehrer dieses Buch lesen, um es später in ihrem Unterricht einzubauen. Damit könnten bei Mädchen und Burschen die Scheu vor Mathe genommen und eventuell ein verstärktes Interesse geweckt werden.



Fazit:



Ein gut gelungenes Buch zum Thema Mathematik, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Ein russischer Klassiker - Nikolai Gogol

Petersburger Erzählungen
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Unter diesem Titel sind fünf Novellen des etwas älteren und reiferen Nikolai Gogol erschienen. Ursprünglich sind nur Der Newski-Prospekt“, Das „Porträt“ und „Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen“ in die Sammlung ...

Unter diesem Titel sind fünf Novellen des etwas älteren und reiferen Nikolai Gogol erschienen. Ursprünglich sind nur Der Newski-Prospekt“, Das „Porträt“ und „Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen“ in die Sammlung „Arabesken“ aufgenommen.
Später kamen die Erzählungen „Die Nase“ und „Der Mantel“ dazu.

Allen ist gemeinsam, dass sie surrealistisch anmuten. Die wohl bekannteste Erzählung ist wohl „Der Mantel“. Spannend finde ich auch die Erzählung „Das Porträt“. In „Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen“ glaubt ein Beamter der nächste spanische König u sein, als er vom Ableben des Monarchen in der Zeitung liest.

„Der Newksi-Prospekt“ steht für die falsche Hoffnungen und überzogene Erwartungen.

Über „die Nase“ habe ich ein wenig schmunzeln müssen. Man stelle sich vor, jemand erklärt seine Nase als abgängig. Als dann die Behörden eine allein reisende Nase verhaften, ist es eine andere.

In diesen Erzählungen befasst sich Gogol mit dem Leben von Beamten, Offizieren und Handwerkern. Er stellt alltägliche Situationen als absurd dar.

Fazit:

Nikolai Gogol (1809-1852) ein Klassiker der russischen Literatur, des 19. Jahrhunderts.