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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2018

Wie alles begann ..

Der Irische Löwe
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Annelie Wendeberg schenkt ihren Lesern das Vorspiel ihrer Krimi-Reihe um Anna/Anton Kronberg als Letztes - quasi als Dessert.

Wir tauchen wieder tief in die Londoner Slums ein und begleiten die Krankenschwester ...

Annelie Wendeberg schenkt ihren Lesern das Vorspiel ihrer Krimi-Reihe um Anna/Anton Kronberg als Letztes - quasi als Dessert.

Wir tauchen wieder tief in die Londoner Slums ein und begleiten die Krankenschwester Anna Kronberg zu ihren Patienten. Sie kümmert sich um die Ausgestoßenen, um die Huren und Säufer, um die kranken Kinder und um Kinder, die niemals geboren werden dürfen.

Wir erhalten Einblick in die Gefühlswelt der Frau. Dass Anna ein aufreibendes Doppelleben führt, weiß der geneigte Leser bereits aus den drei nachfolgenden Bänden, die vorab erschienen sind.

In dieser Episode darf sie ganz "frau" sein. Wir erfahren, wie sie den irischen Dieb Garret O'Hare kennen lernt.

Die männliche Seite Annas als Anton wird fast zu Gänze ausgespart - doch genau das ist es, was die Reihe so spannend macht.
Die Frage - wird sie enttarnt? wenn ja, als Mann oder als Frau?
Das hat mit hier ein wenig gefehlt.

Sonst eine sehr authentische Schilderung vom London des späten 19. Jahrhunderts.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Witzige Wortgefechte

Bretonisches Gold
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Georges Dupin geht dem unbestimmten Hinweis einer befreundeten Journalistin über Unregelmäßigkeiten bei der Salzgewinnung nach und findet sich unversehens in einem gefährlichen Schusswechsel wieder. Ganz ...

Georges Dupin geht dem unbestimmten Hinweis einer befreundeten Journalistin über Unregelmäßigkeiten bei der Salzgewinnung nach und findet sich unversehens in einem gefährlichen Schusswechsel wieder. Ganz blöd noch, dass er sich außerhalb seines Zuständigkeitsbereiches bewegt. Doch diesmal hat der ungeliebte Präfekt eine gute Seite: er besteht darauf, dass Dupin unzuständigerweise ermitteln darf. Immerhin können sich beide Präfekten nicht ausstehen.
Nachdem es dann auch noch eine Menge Tote gibt, kommt es dazu, dass der eigenbrötlerische Commissaire mit einer Kollegin ermitteln muss, die ihm nichts, aber auch gar nichts schenkt und ähnlich stur ist wie er selbst.

Die Wortgefechte, die oft unterbleiben, sind recht erfrischend. Nur hin und wieder gibt es Widerworte. Doch schließlich ist das Zusammenspiel für beide lehrreich. Ein bisschen habe ich es zwischen den beiden Polizeibeamten knistern gespürt. Ob das der Autor im nächsten oder übernächsten Fall wieder aufgreift? Schaden täte es Dupin nicht, wenn ihm endlich eine toughe Frau in den Hintern tritt.

Sehr spannend finde ich die Erklärungen zur Salzgewinnung in der Bretagne, die dort „Ernte“ heißt. Als Österreicherin kenne ich Salzabbau nur in Salinen und bergmännisch. Die manuelle Salzgewinnung, langsam und sorgfältig passt zum beschaulichen Temperament der Bretonen.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Toller Auftakt einer neuen Krimiserie

Bretonische Verhältnisse
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Inhalt:

Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer spannenden, jedoch weitgehend unblutigen Krimiserie rund um Commissaire Georges Dupin. Schauplatz ist die Bretagne, genauer gesagt das Finistère und die Gegend ...

Inhalt:

Dieser Krimi ist der Auftakt zu einer spannenden, jedoch weitgehend unblutigen Krimiserie rund um Commissaire Georges Dupin. Schauplatz ist die Bretagne, genauer gesagt das Finistère und die Gegend rund um Pont-Aven.

Der einundneunzigjährige Hotelier Pierre-Louis Pennec wird in seinem Hotel ermordet aufgefunden.

Dupin, vor einigen Jahren aus Paris in die Bretagne strafversetzt, nimmt die Ermittlungen auf. Im Zuge der Befragungen verdichtet sich der Kreis der Verdächtigen auf folgende Personen: Francine Lajoux, Fragan Delon, Frédéric Beauvois sowie Pierres Sohn Loïc, dessen Frau Catherine und seinen Halbbruder André Pennec.
Besonders Sohn Loic erscheint verdächtig, da das Vater-Sohn-Verhältnis schon ein wenig getrübt ist. Als Loic selbst tot aufgefunden wird, ist alles wieder offen.

Über das Motiv herrscht anfangs Unklarheit. Erst als Dupin bei einer weiteren Tatortbegehung entdeckt, dass die Klimaanlage für Reproduktionen von Gaugins Bildern überdimensioniert erscheint, beginnt sich der Nebel zu lichten.

Dupin zieht die Kunstexpertin Marie Cassel, die eine Entdeckung macht, für die es sich zu morden lohnt.

Erzählstil/Spannung/Charaktere:

Bannalec hat einen wunderbaren Erzählstil. Er beschreibt Land und Leute ohne Schnörkel, kein Buchstabe ist zu wenig oder zuviel. Wir erfahren eine Menge über die Bretagne, lernen einige Gericht kennen, die Hunger auf mehr machen. Man kann förmlich die Seeluft schnuppern und den Fischern bei der Arbeit zusehen. Der Autor gönnt uns einen Blick auf die künstlerische Vergangenheit der Gegend, die durch Paul Gaugin recht bekannt ist.

Der Spannungsbogen ist schön aufgebaut und es kommt kaum Langeweile beim Lesen auf. Die Methoden der Kunstexpertin, Kopien und/oder Fälschungen zu entlarven sind interessant geschildert.

Hervorstechender Charaktere sind der Kommissar und das Mordopfer. Beide ziemlich dickköpfig sind sie sich in vielen Dingen ziemlich ähnlich.
Über Dupin erfahren wir, dass er ein Problem mit der Obrigkeit hat und dies auch offen sagt, was ihm, den eingefleischten Pariser, die Strafversetzung in die raue Bretagne eingebracht hat. Doch auch hier – was sollte ihm noch passieren? – legt er sich mit den (dörflichen) Autoritäten an und lässt sich nicht vor deren Karren spannen.

Fazit:

Ein gelungener Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, die ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Beklemmendes Szenario

Goldstein
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Man schreibt das Jahr 1931.
Die Braunhemden werden immer mehr und die Schlägertrupps der SA liefern sich nach wie vor mit den Kommunisten Straßenschlachten. Doch immer öfters geraten jüdische Mitbürger ...

Man schreibt das Jahr 1931.
Die Braunhemden werden immer mehr und die Schlägertrupps der SA liefern sich nach wie vor mit den Kommunisten Straßenschlachten. Doch immer öfters geraten jüdische Mitbürger und Geschäfte in den Fokus der Nazis. Die Wirtschaftskrise steuert auf ihren Höhepunkt zu.


Auch die „hauseigenen“ Rivalitäten der Berliner Ringvereine machen der Polizei zu schaffen.


Gereon Rath wird mit der heiklen, aber undankbaren Aufgabe betraut, Abe Goldstein, einen Gangsterboss aus den USA, zu observieren. Man vermutet, dass er Goldstein als Auftragskiller in Berlin sein Unwesen treiben wird. Doch die Motive des Amerikaners sind anderer Natur, trotzdem ist er in gewaltsame Auseinandersetzungen involviert.


Während Rath sich mit Goldstein beschäftigen muss, passieren im Berliner Polizeipräsidium einige Merkwürdigkeiten. Nicht immer ist alles so, wie es scheint. Es scheint, als gäbe es einen Maulwurf in Reihen der Polizei.


Charlotte „Charly“ Ritter, Gereons „leider-immer-noch-nicht-Verlobte“ ist wieder mit dabei. Sie hat nun ihre Ausbildung beendet und soll als Kommissaranwärterin bei der Berliner Polizei arbeiten. Als sie eine Schwarzfahrerin während einer Vernehmung entwischen lässt, tangieren sich Gereons und ihre Ermittlungen und führen zu einem veritablen Krach…


Meine Meinung:

Volker Kutscher gelingt es auch diesmal die Stimmung in Berlin bestens einzufangen. Was mich allerdings wundert ist, dass von den handelnden Personen niemand die herauf dräuende Gefahr durch die Nazis erkennt. Alles fokussiert sich auf Sozialisten und Kommunisten – in diesen politischen Gesinnungen sieht man die Bedrohung.


Gespenstisch ist für mich auch die langsame, aber stetige Unterwanderung der Polizei mit Nazis, die demnächst zur Katastrophe führen wird.

Fazit:

Ein beklemmendes Szenario, das in verschiedene Kriminalfälle verpackt, sehr realistisch dargestellt wird.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Toller Auftakt einer neuen Krimiserie

Der nasse Fisch
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Mit diesem Buch ist Volker Kutscher ein toller Auftakt zu einer besonderen Krimi-Reihe gelungen.

Berlin, in den späten 1920 Jahren, ist der Schauplatz. Es ist eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. ...

Mit diesem Buch ist Volker Kutscher ein toller Auftakt zu einer besonderen Krimi-Reihe gelungen.

Berlin, in den späten 1920 Jahren, ist der Schauplatz. Es ist eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Das Land und die Leute haben sich noch immer nicht mit dem verlorenen Großen Krieg abgefunden. Die Arbeitslosigkeit ist groß, die Angst vor dem Kommunismus noch größer, die vaterländische Front rüstet auf und die SA-Schlägertrupps beginnen Ausländer und Juden zu tyrannisieren. Das wirkt sich in allen Gesellschaftsschichten aus. Und eben in diese Zeit platziert der Autor seinen Krimi.

1. Mai 1929: die Kommunisten und Sozialisten veranstalten trotz Verbote Mai-Aufmärsche. Es kommt zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei, bei denen es mehrere Tote gibt. Auch Gereon Rath, ehemaliger Mordermittler aus Köln, wegen eines Todesschusses aus seiner Dienstwaffe, nach Berlin zur Sitte versetzt, ist mitten im Chaos. Weil die Berliner Mordkommission chronisch unterbesetzt ist, soll Rath aushelfen. Er ermittelt auf eigene Faust. Doch damit macht er sich weder am Alexanderplatz noch in der Demi-Monde von Berlin Freunde. Mit den Berliner Gepflogenheiten im Nachtleben nicht vertraut, tritt er so manchem auf die Zehen.

Gereon Rath ist nicht ganz unkompliziert. Er muss sich von seinem übermächtigen Vater emanzipieren, der ständig aus dem fernen Köln, seine Fäden zieht.
Dummerweise kokst der Herr Kommissar manchmal und hat auch schon das eine oder andere Mal mit kriminellen Mitteln Ergebnisse erzielt.

Volker Kutscher stellt zeitweise ihm Charlotte „Charly“ Ritter an die Seite. Charly ist eigentlich Stenotypistin im Alexander und protokoliert an den Tatorten. Ihr großes Ziel ist, selbst Kommissarin zu werden. Das Zeug dazu hätte sie.

Der Krimi liest spannend und zeichnet ein authentisches Abbild des Lebens in der Millionenstadt Berlin.
Erschreckend für mich war zu lesen, wie die Beamtenschaft und die Offiziere von Heer und Polizei von rechtsradikalem Gedankengut durchsetzt waren. Muss natürlich so sein, sonst hätte es Hitler 1933 nicht so leicht gehabt.

Bin schon auf die nächsten Fälle gespannt. Sie liegen schon bereit.

Ach ja, den Titel sollte ich noch auflösen: als „nasser Fisch“ bezeichnen die Kriminalisten ungeklärte Fälle - eine schöne Metapher.
Ein supertolles Cover, das sich durch das Schwarzweiß-Foto aus der Masse der Krimis hervorhebt und neugierig auf dem Inhalt macht - gut gelungen .