Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2018

Es braut sich etwas zusammen

Der stumme Tod
0

'Den Ewiggestrigen schwammen die Felle davon; die Stummfilmanhänger stünden bald auf verlorenem Posten.'

Berlin 1930: die Konflikte zwischen Kommunisten und Vaterländischen treten diesmal in den Hintergrund, ...

'Den Ewiggestrigen schwammen die Felle davon; die Stummfilmanhänger stünden bald auf verlorenem Posten.'

Berlin 1930: die Konflikte zwischen Kommunisten und Vaterländischen treten diesmal in den Hintergrund, denn die Berliner Filmbranche wird vom Tod mehrerer Schauspielerinnen erschüttert. Was zuerst als folgenschwerer Unfall bei einem Dreh aussieht, entpuppt sich als eiskalter Mord. Doch wie passen die anderen toten Schauspielerinnen hier ins Bild? Immerhin wurden die beiden akkurat geschminkt und inszeniert in alten, aufgelassenen Kinos ohne Stimmbänder vorgefunden.
Hängen diese grausamen Morde mit dem Niedergang des Stummfilms zusammen?

Gereon Rath ermittelt in seinem zweiten Fall wieder auf eigene Faust. Er gerät mehr und mehr mit seinen Vorgesetzten aneinander.

Zusätzlich zu seinen dienstlichen Recherchen erhält er von seinem Vater den Auftrag, einer Erpressung nachzugehen. Rath senior spukt wieder einmal recht fest in Gereons Leben herum. Er kann es einfach nicht lassen, seinen Sohn zu gängeln.
Ich halte das für problematisch und vermute, dass Gereons Schwierigkeiten mit seinen Chefs, dem Verhalten seines Vaters geschuldet sind, kann er es ihm ja niemals recht machen. Wir erfahren auch einiges aus der Familie Rath.

Schön, dass Charly wieder mit von der Partie ist.
Die Vaterländischen werden jetzt häufiger bei ihrem richtigen Namen (Nazis) genannt.
Nicht ganz so toll wie der erste Fall, dennoch empfehlenswert.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Dupin auf Urlaub ..

Bretonisches Leuchten
0

George Dupin ist auf Anraten des Arztes, seiner Freundin Claire und der Kollegen für zwei Wochen zu einem Urlaub verdonnert. Doch
„Nichts war Dupin unerträglicher als Müßiggang.“ (S.10) der umtriebige ...

George Dupin ist auf Anraten des Arztes, seiner Freundin Claire und der Kollegen für zwei Wochen zu einem Urlaub verdonnert. Doch
„Nichts war Dupin unerträglicher als Müßiggang.“ (S.10) der umtriebige Inspektor hält es kaum auf dem Strandtuch seiner Liebsten aus.

Doch er wäre nicht George Dupin, wenn er nicht einen Ausweg aus diesem Dilemma fände. Denn als sein Beruf offenkundig wird, erzählt man ihm von allerlei Ungereimtheiten wie z.B. dem Dienstahl einer Heiligenfigur, dem Anschlag auf eine Politikerin mittels Stein und, dann gibt es plötzlich eine echte Tote. Ermitteln streng verboten!
Die Bretonen, allesamt irgendwie miteinander verwandt oder zumindest verschwägert, versorgen Dupin allerdings mit Nachrichten und Infos, so dass er heimlich doch ermitteln und den Fall lösen kann.

Meine Meinung:

Mir gefällt die ruhige Art dieser Krimi-Reihe. Es muss nicht immer hektische Verfolgungsjagden und/oder Schießereien geben.

Gut gelungen ist das Herumlavieren des Zwangsurlaubers, um seine heimlichen Tätigkeiten zu verbergen. Als er dann draufkommt, dass seine Claire via Mobiltelefon Arbeitsanweisungen in ihrer Klinik gibt, musste ich herzlich schmunzeln.

Ein bisschen haben mir seine Mitarbeite Riwal, Kadeg und vor allem Nolwenn gefehlt. Diese Personen bereichern durch ihre unterschiedlichen Charaktere die Krimis.

Fazit:

Ein Urlaubskrimi, der durch die Beschreibung von Land und Leuten so richtig Lust auf die Bretagne macht.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Es ist nie zu spät, etwas zu ändern

Alte Geschichten
0

Autorin Elfriede Hammerl ist vielen Lesern auch als Kolumnistin in verschiedenen Magazinen bekannt, wo sie mit bissigem Schreibstil zu gesellschaftspolitischen Themen kritische Kommentare schreibt.

Dieses ...

Autorin Elfriede Hammerl ist vielen Lesern auch als Kolumnistin in verschiedenen Magazinen bekannt, wo sie mit bissigem Schreibstil zu gesellschaftspolitischen Themen kritische Kommentare schreibt.

Dieses Buch ist ein wenig anders. Auf den ersten Blick erscheint es nicht so spritzig oder humorvoll. In neun Geschichten lässt sie unterschiedliche Frauen über deren Leben Bilanz ziehen. Manchmal aus Sicht der Ehefrau, der Geliebten, Tochter oder einfach der alten einsamen Frau, die von ihren Pflegerinnen abhängig ist und ihrer eigenen Persönlichkeit beraubt wird.

Es sind Geschichten, die das Leben von Frauen so schreibt. Geschichten voll Wehmut über verlorenen Gelegenheiten, voll Zorn auf sich selbst (weil die wenigen Gelegenheiten verpasst wurden) und auf den Ehemann oder Liebhaber, der seine Bedürfnisse ÜBER jene seiner Frau stellt. Es sind Geschichten, in denen die „liebe Familie“ ihre Mütter oder Großmütter als Selbstbedienungsladen ihrer eigenen Wünsche sehen.

Fazit:

Es ist nie zu spät, etwas zu ändern und STOPP zu sagen. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2018

Hochzeit mit Hindernissen

Karnische Hochzeit
0

Ein vergnüglicher Krimi, mit Tempo und vielen Leichen. Leicht zu lesen.
Die Umgebung und die Geschichte von Arta Terme kommen gut zur Geltung. Der Leser erhält einen Einblick in die regionale Küche. Spielerisch ...

Ein vergnüglicher Krimi, mit Tempo und vielen Leichen. Leicht zu lesen.
Die Umgebung und die Geschichte von Arta Terme kommen gut zur Geltung. Der Leser erhält einen Einblick in die regionale Küche. Spielerisch und ganz nebenbei bringt uns der Autor die Geschichte der Region näher.
Die Namen der beiden Commissarii Forza und Camilieri lassen mich sofort an Ludovico „Il Moro“ Sforza und Andrea Camilleri (den Schöpfer von Commissario Montalban) denken. Rein zufällig? Beide haben einen hohen Wiedererkennungswert.

Die Strafversetzung des Commissario Camilieri von Sizilien nach Friaul, ist für mich nicht ganz schlüssig nachzuvollziehen. Es wird öfters darauf hingewiesen. Die Erklärung auf S. 11 erscheint mir nicht logisch. Er hat doch den vorhergehenden Fall gelöst (die Teufelsbrücke?), oder? Dass er der heimatlichen (sizilianischen) Mafia ein bisschen zu stark auf die Zehen gestiegen sein dürft, wird nur kurz mit einem Halbsatz erwähnt. Schade! Wäre interessant gewesen um seine Psyche besser kennenzulernen. Außerdem scheint dieser alte Fall nicht ganz reibungslos abgelaufen zu sein. Vielleicht durch seine Eigensinnigkeit, nicht immer alle Gesetze einzuhalten? Da wäre noch mehr möglich.

Eine köstliche Figur ist Mamma Elisabetta Forza, die ihren über dreißigjährigen Sohn nicht loslassen möchte. Sie läuft dann zur Hochform auf, als die Hotel- und Küchenchefin mit Gipshaxen ausfällt. Sie und ihr Bruder Giorgio, der mit der Hotelchefin anbandelt, sind für mich die facettenreichsten Charaktere.

Warum hat die Hotelchefin eigentlich keinen Namen? Sie hat ja durch Sturz und Gipsbein eine zentrale Rolle.

Die beiden Frauen, Eleonora und Lydia, sind für mich ein wenig zu flach geraten. Ein bisserl klischeehaft die Darstellung der „feurigen“ Italienerin und der „laschen“ Österreicherin. Da hätte ich mir mehr gewünscht.

Dass Kunstgegenstände aus Ausgrabungen gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft werden, ist kein speziell italienisches Phänomen. Die diversen Netzwerke haben das in der Vergangenheit kultiviert.

Ein Pfarrer, der nicht ausschließlich seelsorgerisch tätig ist und dafür aber von Vorurteilen behaftet ist, gibt eine gute Entwicklungsmöglichkeit. Schade, dass er dem Grabräuber ins Messer lief.

Ich war nur ein bisschen enttäuscht, dass die Geschichte schon nach 203 Seiten aus war. Allerdings bietet sich ein weiterer Band an, oder??

Veröffentlicht am 14.02.2018

Gustav Klimt - ein Genussmensch

Klimt mit allen fünf Sinnen
0

Michaela Schlögl beleuchtet Gustav Klimt und seine Werke aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Sie bemüht alle fünf Sinne, um den Lesern den Künstler, der vor 1918 Jahren verstorben ist, näher zu bringen. ...

Michaela Schlögl beleuchtet Gustav Klimt und seine Werke aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Sie bemüht alle fünf Sinne, um den Lesern den Künstler, der vor 1918 Jahren verstorben ist, näher zu bringen.

Es ist nicht ganz leicht, da Gustav Klimt kein Tagebuch geführt hat und grundsätzlich eher wortkarg war. Vieles erfahren wir aus seinen zahlreichen Postkarten, die er verschickt hat und die vielfach erhalten sind. Oder aus Erzählungen und Einschätzungen über ihn.

Gustav Klimt ist ein Mann des Genusses. Nicht nur des Sehens sondern auch des Hörens. Er liebt leise Musik, verehrt Franz Schubert und Ludwig van Beethoven. Neben von Menschenhand geschaffenen Tönen erfreut er sich am Vogelgezwitscher in seinem Gartenatelier.
Auch Gaumenfreuden ist er nicht abhold und so berichten seine Ansichtskarten von gutem oder weniger gutem Speisen, die man ihm auf deinen Reisen vorsetzt. Von französischer oder spanischer Küche hält er nicht viel („So ein Fraß“). Die Wiener bzw. Böhmische Küche ist ihm lieber.
An Frühlingsdüften kann er sich kaum satt riechen. Frische Luft ist ihm ein Bedürfnis und deshalb unternimmt er lange Spaziergänge am Morgen.
Seine haptischen Empfindungen nährt er durch eine Vielzahl von Modellen, denen er nicht nur mit den Augen näherkommt. Doch auch im Beethoven-Fries benutzt er Taktiles. Er arbeitet Spiegelstückchen, Knöpfe und allerlei Tand in sein Kunstwerk ein.

Der bei Gustav am besten entwickelte Sinn ist natürlich der Sehsinn. Viele seiner Gemälde wirken wie Fotografien, so fein sind die Pinselstriche gesetzt.
Gustav Klimt hat nicht nur ein Auge für die Natur, sondern auch für die weiblichen Reize. Er nimmt jede Rundung wahr, zeichnet auch nicht ganz perfekten Körper. Er bricht mit einem Tabu und stellt auch Schwangere dar. Doch anders als bei Egon Schiele sind Gustavs Akte weich, die Formen rund, fließend. So lässt er das schwangere Modell Herma wiederholen, denn bei ihr ist der „Hintern schöner und intelligenter als das Gesicht bei vielen anderen.“ (S.75).

Ein Mann des feinen Wortspiels ist Klimt nicht. Wenn er, der Wortkarge, etwas sagt, mutet es oft plump und derb an. Allerdings bringt er die Sache auf den Punkt.

Abgerundet wird das leider nur 168 starke Buch durch Zitate von Bewunderern und Zeitgenossen.

Fazit:

Ein interessanter Blick auf Gustav Klimt, der mit allen Sinnen lebte und liebte. Gerne gebe ich dieser ergänzenden Darstellung des großen Künstlers 4 Sterne.