Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2021

Nicht einfach zu lesen

Der Silberfuchs meiner Mutter
0

Als die Norwegerin Gerd Hörvold 1941 von Anton Halbleben, einem deutschen Besatzungssoldaten, schwanger wird, wird sie als Nazi-Hure beschimpft und muss ihre Heimat. Nach einer langen Odyssee erreicht ...

Als die Norwegerin Gerd Hörvold 1941 von Anton Halbleben, einem deutschen Besatzungssoldaten, schwanger wird, wird sie als Nazi-Hure beschimpft und muss ihre Heimat. Nach einer langen Odyssee erreicht sie Hohenems in Österreich, wo
Antons Familie lebt. Doch statt Aufnahme erlebt sie Ablehnung und muss das Kind, Heinz, in ein Kinderheim geben, weil sie auf Grund ihrer Epilepsie und der Umstände nicht in der Lage ist, für ihren Sohn zu sorgen. Erst 1946 kann sie Heinz zu sich holen und schlägt sich so recht und schlecht in Lustenau durchs Leben. Heinz ist mit der Situation überfordert, versteht die reale Welt nicht und flüchtet sich in die Scheinwelt des Theaters und später in den Film.

Meine Meinung:

Obwohl das Buch nur 224 Seiten hat, habe ich diesmal ein wenig länger als üblich gebraucht es zu beenden. Ursache dafür ist die teilweise raue, abgehackte Sprache, mit der der Autor seinen Lesern die Erinnerungsfetzen des alternden Heinz näherbringt. Zeit seines Lebens ist Heinz auf der Suche nach seinem Vater und entwickelt, da er keine Antworten bekommt, eigenen Fantasien über seine Wurzeln. Die wenigen schönen Momente seiner Kindheit und Jugend im engen, konservativen Vorarlberg, werden regelmäßig von den Fragen nach dem Warum und Wieso überlagert. Selbst Jahre später stößt Heinz auf beharrliches Schweigen der Kriegsgeneration.
Heinz flüchtet in diverse (Theater)Rollen, die ihn auch im Alltag nicht loslassen.
Die Erinnerungen des Ich-Erzählers sind nicht immer leicht zu lesen. Stellenweise ist der Monolog ein wenig ausufernd und langatmig. Zahlreiche lose Enden bleiben übrig. Dennoch ist die Erzählung ein Stück Zeitgeschichte, denn ähnliche Schicksale sind dokumentiert. Der eine oder andere Betroffene kann besser mit den Lücken und Brüchen in seinem Leben umgehen. Heinz bleibt ein ewig Suchender, Teil einer verlorenen Generation.

Fazit:

Eine nicht einfach zu lesende (Lebens)Geschichte eines Mannes, der die Lücken in seinem Leben zu schließen versucht. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 24.11.2021

Hat mich zwiegespalten zurückgelassen

Kaiserdämmerung
0

Zunächst fällt einmal auf, dass im Titel eine wichtige Hauptstadt fehlt: Wien, immerhin die Hauptstadt der Donaumonarchie Österreich-Ungarn. Das missfällt mir als Österreicherin sehr.

1871 also vor 150 ...

Zunächst fällt einmal auf, dass im Titel eine wichtige Hauptstadt fehlt: Wien, immerhin die Hauptstadt der Donaumonarchie Österreich-Ungarn. Das missfällt mir als Österreicherin sehr.

1871 also vor 150 Jahren wurde das deutsche Kaiserreich gegründet. Zu diesem Jubiläum sind etliche Sachbücher erschienen wie auch zum Erbe dieser Zeit. Der Historiker Rainer F. Schmidt beschreibt das Wilhelminische Reich vom Abgang Bismarcks als Reichskanzler bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.

In acht Kapiteln, die jeweils noch in Unterabschnitte gegliedert sind, versucht Rainer F. Schmidt die Geschichte vom Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs im großen europäischen Kontext darzustellen.

Die „Urkatastrophe“ und die Frage nach der Verantwortung
Zur Signatur der Epoche um die Jahrhundertwende
Zur Anatomie des Wilhelminischen Reiches - Strukturen und Kräfte zwischen 1890 und 1914
Die Innenpolitik der Wilhelminischen Ära (1890-1914)
Die Außenpolitik der Wilhelminischen Ära (1890-1914)
Der Kriegsausbruch
Der Weltkrieg (1914-1918)
Epilog

Meine Meinung:

Sehr detailliert geht Rainer F. Schmidt auf die Regierungszeit von Wilhelm II. und seine Persönlichkeit ein. Eine Persönlichkeit, die mit seiner erzkonservativen Auffassung eines Herrschers einer konstitutionellen Monarchie mit Argwohn begegnet. Auch wenn ein Parlament den Anschein erwecken soll, dass der Kaiser nicht autokratisch regiert, tut er das indirekt. Kein Regierungsamt, sei es auch noch so klein und unbedeutend, das nicht das Placet des Kaisers benötigt. Nach dem Hinauswurf von Bismarck, (dessen erklärter Fan Schmidt ist) üben einige mehr oder weniger fähige Kanzler dieses Amt aus.

Während seiner dreißigjährigen Regierungszeit versucht er Deutschland zu einem Global Player aufzurüsten und scheitert 1918 grandios. Seine auf Expansion gerichtete Außenpolitik und seine auf Bewahrung der herrschenden Eliten im Inneren, konnten nur scheitern. Hier wurde der Kaiser (absichtlich?) schlecht beraten und hat die wenigen Mahner aus seinem Umkreis entfernt. Diese katastrophale Negierung der Verhältnisse führen u.a. in den Ersten Weltkrieg.

In weiterer Folge verliert sich der Autor stellenweise in zahlreichen Details, die den Leser manchmal ermüden. So erfahren wir auf rund 100 Seiten über die Erotomanie von Gortschakow, die jetzt meiner Meinung nach mit den ursächlichen Thema wenig zu haben, aber vermutlich den trockenen Stoff ebenso auflockern sollen wie andere Anekdoten.

Fazit:


Das Buch lässt mich in wenig zwiegespalten zurück. Vor allem deswegen, weil Österreich-Ungarn genauso wie das Zarenreich gefühlsmäßig nur als Randnotiz vorkommt und so ein Ungleichgewicht zugunsten Deutschlands entsteht. Ich habe eine etwas andere Erwartung an das Buch gehabt. Deshalb vergebe ich nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 14.11.2021

Die nächste Generation - die nächsten Intrigen

Die Seifenmanufaktur – Der Duft des Neubeginns
0

Dieser zweite Teil schließt zeitlich und auch inhaltlich an den ersten Band gut an. Die drei ehemaligen Freundinnen Hanna, Sophie und Henriette aus „Die Rezeptur der Träume“ finden wieder zueinander, nachdem ...

Dieser zweite Teil schließt zeitlich und auch inhaltlich an den ersten Band gut an. Die drei ehemaligen Freundinnen Hanna, Sophie und Henriette aus „Die Rezeptur der Träume“ finden wieder zueinander, nachdem die damalige Oberintrigantin Henriette eine Läuterung durchgemacht hat und nach Rothenburg zurückkehrt. Während Henriette alles daran setzt, ihre Verfehlungen in der Vergangenheit wieder gut zu machen ziehen wieder schwarze Wolken auf.

Da ist zunächst einmal die Zerstörung der Manufaktur durch einen Brand, ob gelegt oder nicht, kommt nicht ganz heraus. Es fügt sich gut, dass Anton durch die Heirat mit der vermögenden Helen die Manufaktur vor dem Ruin retten kann. Während Helen ihre ganze Kraft in den Wiederaufbau steckt, taucht eine intrigante Widersacherin Helens um ihren Mann Anton auf. Der fällt natürlich auf die Intrigantin herein, was nicht ohne Folgen bleibt.
Der Erste Weltkrieg trifft natürlich auch einzelne Familien in Rothenburg. So kehrt Anton versehrt zurück, andere nicht.

Meine Meinung:

Die Fortsetzung ist ganz gut gelungen. Die Personen aus dem ersten Teil spielen wieder mit, doch es geht in erster Linie um die nächste Generation.
Stellenweise ist die Geschichte natürlich ein wenig kitschig. Es fügt sich ein wenig zu gut, dass Anton durch die Heirat mit der vermögenden Helen die Manufaktur vor dem Ruin retten kann, und gleichzeitig ist sich das Ehepaar zugeneigt. Das erinnert ein wenig an Hedwig Courths-Mahler, darf aber gerne sein. Obwohl, die Realität würde vermutlich ein wenig anders aussehen. Es heiratet eher Geld zu Geld, oder die reiche Erbin ist „überstandig“ oder hat sonst einen Makel, den es zu kaschieren gilt.
Der grundsätzliche Plot ist ähnlich wie im ersten Band gelagert: das Glück eines Paares wird durch die Intrigen einer Einzelnen, stark getrübt.

Die Charaktere versöhnen mich wieder ein wenig mit dem Plot. Helen, die mit dem Veloziped und in Hosen durch Rotheburg saust gefällt mir sehr gut. Anton fällt da, wie die Männer im Allgemeinen, ein wenig ab. Gut hat mir die Entwicklung der Henriette gefallen, die durch eigenes Verschulden einige Schicksalsschläge hinnehmen muss, um dann geläutert, nach Rothenburg zurückkehrt. Sie findet ihren Platz wieder und zeigt sich von einer besseren Seite.

Der Roman ist wieder flott gelesen, da der Schreibstil dem Genre angepasst, nicht allzu anspruchsvoll ist.

Fazit:

Ein netter historischer Roman für Zwischendurch, dem ich wieder 3 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 31.10.2021

Hat mich nicht überzeugt

Wiener Wind
0

Emil Dvorak kommt dekoriert, aber jeder Illusion beraubt 1918 aus dem Großen Krieg nach Wien zurück. Das Habsburgerreich ist zerfallen und er muss mitansehen, wie der Rumpfstaat seine Bürger im Stich lässt. ...

Emil Dvorak kommt dekoriert, aber jeder Illusion beraubt 1918 aus dem Großen Krieg nach Wien zurück. Das Habsburgerreich ist zerfallen und er muss mitansehen, wie der Rumpfstaat seine Bürger im Stich lässt. Zahllose ausgemergelte Menschen stellen sich um die wenigen verfügbaren Lebensmittel an, während einige wenige den großen Reibach machen.

Emil beschließt, gemeinsam mit seinem Freund Johannes und dessen Lebensgefährtin Karoline die Lebensmittelverteilung in eigene Hände zu nehmen. Der Coup klingt verwegen: Man will die Fuhrwerke, die die Lebensmittel in die Stadt bringen, überfallen und deren Inhalt an die Ärmsten der Armen verteilen. Blöd nur, dass sich das der Schwarzmarktkönig Kocinski nicht gefallen lassen will.

Meine Meinung:

Das Krimi-Debüt Simon Müllauers zeichnet ein düsteres Bild von Wien um 1918. Vom Glanz der Hauptstadt der Monarchie ist wenig übrig geblieben. Die Stadtverwaltung ist, ob der vielen arbeitslosen Menschen, heillos überfordert. Die Versorgung mit Wohnraum und Lebensmitteln liegt in den Händen von wenigen, die sich damit eine goldene Nase verdienen.

Diese Kulisse bietet den Hintergrund zu einem spannenden Krimi. Ich kenne zahlreiche Krimis aus dem oberösterreichischen Verlag „Federfrei“ und weiß um die Intention, fesselnde Krimis österreichischer Autorinnen und Autoren herauszubringen, die maximal 200 Seiten haben sollen. Diese Seitenbeschränkung wird diesem Krimi ein wenig zum Verhängnis, weil ihm, für mein Dafürhalten, ein paar Seiten mehr, gutgetan hätten.


Auffällig ist auch, dass selbst die Ganoven eine gewählte Sprache verwenden. Das passt so gar nicht zum Milieu, in dem der Krimi spielt. Ein Beispiel gefällig:

»Als ich aufwachte und merkte, wie spät es war, da war ich überzeugt, dass eine Observierung nicht mehr zielführend sein würde. Ich hatte sonst nichts zu tun, zu Hause halte ich es untertags nicht aus, also machte ich einen Spaziergang. Erst da fiel mir ein, dass an dem Tag ein Fußballspiel war, das ich mir gerne anschauen wollte. Wie gesagt, es war mit dem Tag sowieso nichts Sinnvolles mehr anzufangen, also dachte ich mir, ich könnte so meine freie Zeit ausfüllen. Als ich beim Stadion ankam, da werden Sie nicht glauben, wer das selbige gerade betrat?«

Mit diesen Worten berichtet ein Handlanger seinem Chef Kocinski - nicht ganz authentisch.


Fazit:

Dem historischen Krimi liegt eine interessante Idee zugrunde, die leider nicht optimal umgesetzt worden ist, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 31.10.2021

Hat mich nicht überzeugt

Die unhöfliche Tote
0

Diesmal führt uns die Autorin direkt in den Buckingham Palace. Die Queen ist not amused, dass das Vereinigte Königreich aus der EU ausgetreten ist. Daneben machen ihr ihre Corgies Sorgen. Dann findet Sir ...

Diesmal führt uns die Autorin direkt in den Buckingham Palace. Die Queen ist not amused, dass das Vereinigte Königreich aus der EU ausgetreten ist. Daneben machen ihr ihre Corgies Sorgen. Dann findet Sir Simon Holcroft eine Leiche im königlichen Schwimmbad und die Queen vermisst zu allem Überdruss ein Gemälde. Nun, sie besitzt über 7.000 davon, da käme es auf das eine oder andere nicht an, vor allem, wenn es noch dazu eher hässlich ist, meint Prinz Philipp mit seinem höchst eigenwilligen Humor.

Doch die Queen kann das „Kriminalisieren“ nicht lassen und beginnt heimlich zu ermitteln. Dass sie dabei nicht als Person in Erscheinung treten kann ist klar und so bedient sie sich wieder ihrer Privatsekretärin Rozie, die ihre Erkundigungen einzieht. Dabei stößt Rozie auf einige Ungereimtheiten, die das Leben der Toten betreffen und wird selbst Ziel von Mobbing.

Meine Meinung:

Dieser zweite Fall für die Queen enthält wie schon der erste Fall „Das Windsor-Komplott“ keine unerträgliche Spannung. Stellenweise wirkt das Buch sogar sehr langatmig. Der Einblick in das Leben der Queen ist zwar interessant, aber für den Leser, der einen fesselnden Krimi erwartet, nicht gar so spannend.
Möglicherweise hängt der fade Eindruck mit der Übersetzung zusammen. Schon beim Titel „Die unhöfliche Tote“ hapert es ein wenig - im Original heißt das Buch „A three dog problem“.

Gut gefallen hat mir der typisch britische Humor, der vor allem durch den Herzog von Edinburgh verkörpert wird. Ein witziger Einfall ist auch, die Queen, wie seinerzeit als Kind, in einen Kasten schlüpfen zu lassen und sie somit unsichtbare Ohrenzeugin eines vielsagenden Gesprächs zu werden.

Das jeweilige Cover (Band eins in pink, dieser hier in leuchtendem türkis), passt gut zur farbenfrohen Kleidung der Queen.

Fazit:

Ich finde es schade, dass aus dieser Idee, der ermittelnden Queen, nicht mehr herausgeholt worden ist. Auch diesmal gibt es nur 3 Sterne.