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Venatrix

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Veröffentlicht am 28.03.2018

Ein kleines feiners Buch über Sportlerinnen

Sportlerinnen schreiben Geschichte
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Bettina Schumann-Jung ist Kunsthistorikerin und bringt uns in diesem kleinen, aber feinen Büchlein die Karrieren von 25 Sportlerinnen näher.

Die Damen werden in sieben Kapitel aufgeteilt. Diese sind:

Grazien ...

Bettina Schumann-Jung ist Kunsthistorikerin und bringt uns in diesem kleinen, aber feinen Büchlein die Karrieren von 25 Sportlerinnen näher.

Die Damen werden in sieben Kapitel aufgeteilt. Diese sind:

Grazien voller Power
Ballspielerinnen
Gipfelstürmerinnen
Rekordhalterinnen
Grentgängerinnen
Botschafterinnen
Sportlerinnen in der Kunst

Wir lesen in den Kurzbiografien, oft staunend, was vor allem Frauen Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts bewogen hat, die üblichen Pfade des Frauseins zu verlassen, und völlig neue Wege einzuschlagen.

Wir lernen gänzlich unbekannte Frauen wie Mildred Didrikon Zaharias oder Lucy Walker kennen.

Zola Budd, Gretel Bergmann oder auch Hassiba Boulmerka sind Opfer der Politik.

Steffi Graf, Birgit Prinz oder Charlene Wittstock sind uns da schon geläufiger.
Was die Fürstin von Monaco hier zu suchen hat? Sie findet sich hier nicht ausschlißelich wegen ihrer sportlichen Erfolge, sondern für ihr Engagement, Kindern das Schwimmen zu lehren, um sie damit vom dem Ertrinkungstod zu bewahren.

Die Texte sind informativ, einige mit Anekdoten angereichert und mit Fotos ergänzt.

Meine Meinung:

Ein nettes Büchlein, das Lust auf mehr Informationen zu diesen oder auch anderen erfolgreich Sportlerinnen macht. Mir persönlich fielen noch Dutzende Frauen ein, die es wert wären, hier präsentiert zu werden. Aber, vielleicht gibt es ja eine Fortstzung.

Das Kapitel „Sportlerinnen in der Kunst“ finde ich zu kurz geraten. Es fehlt hier die Vereinnahmung der Sportlerinnen durch die Nazi-Propaganda und die Darstellung in der Werbung (ok, das ist vielleicht keine Kunst).

Ein bisschen Kritik muss ich an dem unscheinbaren Cover üben: Die Grafik und die braune Farbe animieren jetzt nicht so wirklich zum Kauf. Mir hätte hier ein weißer Hintergrund mit bunten Fotos viel besser gefallen.

Fazit:

Dieses Büchlein macht Appetit, sich mit Sportlerinnen zu beschäftigen und ist als Mitbringsel eine nette Idee. 4 Sterne


Veröffentlicht am 23.03.2018

Persönliche Eindrücke

Mein Israel.
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Mein Israel/ Ali Ghandtschi/4 Sterne

Der Berliner Fotograf Ali Ghandtschi reist nach Israel um Künstler und Schriftsteller zu porträtieren. Er geht ein wenig unbedarft aber neugierig an diese Aufgabe ...

Mein Israel/ Ali Ghandtschi/4 Sterne

Der Berliner Fotograf Ali Ghandtschi reist nach Israel um Künstler und Schriftsteller zu porträtieren. Er geht ein wenig unbedarft aber neugierig an diese Aufgabe heran, ist er doch Deutscher, persischer Herkunft und Nicht-Jude: Vorteil und Handicap zugleich?
Um sich auf sein Gegenüber besser einstellen zu können, stellt er Fragen und lässt ein Aufnahmegerät mitlaufen.

Ganz interessant und fast unerwartet, interviewt er nicht nur Israelis, sondern auch Palästinenser. Er hört viele Geschichten von Verfolgung und Flucht. Insgesamt hat er die Erzählungen von 42 Personen in sein Buch über Israel, das zu Recht den Titel „Mein Israel“ trägt, aufgenommen. Das bezügliche Fürwort „mein“ drückt nicht nur die Beziehung der Interviewpartner, sondern auch Ghandtschis zu Israel aus.

Viele Leser werden über die Vielfalt der unterschiedlichen Meinungen, der religiösen und politischen Gruppen erstaunt sein. Der Bogen spannt sich von ultra-orthodoxen Juden bis hin zu einem, der seinem Judentum abgeschworen hat und sich als Angehöriger des Staates Israel bezeichnet. Wir begegnen den letzten Juden, die noch den Holocaust in Deutschland erlebt haben sowie den Sabres, also jenen Bewohnern, die in Israel geboren sind und oft wenig Verständnis für die Einwanderer aufbrachten. Wir treffen Schriftsteller wie Amos Oz oder Judith Rothem, Musiker oder den einfachen Arbeiter aus einer der zahlreichen Siedlungen. Der Autor lässt auch Araber zu Wort kommen, die naturgemäß eine völlig andere Einstellung zu Israel haben. Vom pragmatischen bis zum wütenden Palästinenser, der die Juden gerne wieder aus „seiner“ Heimat vertrieben sehe, ist hier alles vertreten.

Die 42 Kurzbiografien sind nicht immer nur aneinandergereiht. Manche sind unterbrochen und werden Seiten später fortgesetzt. So unterschiedlich wie die Menschen, so unterschiedlich ist die Qualität der Berichte. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Jeder Interviewpartner zeichnet ein ureigenes, „sein“ Israel.

Bei so unterschiedlichen Zugängen und Meinungen ist es fraglich, ob es jemals ein gemeinsames also „Unser Israel“ geben kann.

Ich finde das Buch sehr aufschlussreich, denn es zeigt das Dilemma, in dem Israel steckt.
„Ich denke, wir sollten etwas sehr Mutiges riskieren. Ja, wir sollten es riskieren. Denn wenn wir nichts riskieren, werden wir nichts erreichen. Vielleicht sollten wir einen anderen Weg gehen.“ (Judith Rothem)

Fazit:

Ein sehr persönlicher Einblick in die Unterschiede des Staates Israel. Vielleicht kann dieses Buch einen Beitrag zur Verständigung aller Gruppen leisten. Leider muss ich einen Stern abziehen, da hier im ebook die Bilder fehlen. 4 Sterne


Veröffentlicht am 23.03.2018

Schatten der Vergangenheit

Der Tod ist ein Wiener
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Der Tod ist ein Wiener/Edith Kneifl/4 Sterne

Die angehende Privatdetektivin Magdalena erhält von Adele Artner den Auftrag, Tanja, die Tochter ihrer verstorbenen Freundin Larissa Lapinksa, zu finden. Larissa ...

Der Tod ist ein Wiener/Edith Kneifl/4 Sterne

Die angehende Privatdetektivin Magdalena erhält von Adele Artner den Auftrag, Tanja, die Tochter ihrer verstorbenen Freundin Larissa Lapinksa, zu finden. Larissa war eine Malerin, die auf Grund psychischer Probleme in die Psychiatrie Am Steinhof eingeliefert worden ist und dort dem sadistischen Primararzt, Adeles Cousin Heinrich, ausgeliefert war. Ihr Tod wurde rasch als Selbstmord zu den Akten gelegt. Adele ist bis heute nicht davon überzeugt.

Adele, die ehemalige Kunsthändlerin mit Jugendstilvilla am Rande des Wienerwaldes, will ihren Reichtum Tanja vermachen, weil sie sich am Tod von Larissa eine Mitschuld gibt. Dieses Vorhaben ruft natürlich die „liebe“ Familie auf den Plan, die ihre Felle davonschwimmen sieht. Immerhin gibt es neben der Villa mit gepflegtem Garten noch eine umfangreiche Bibliothek und zahlreiche Bilder zu vererben. Gemälde, Zeichnungen von Oskar Kokoschka und Egon Schiele – heute ein kleines Vermögen wert. Dieser Besitz, so wird angedeutet, ist knapp vor und während des Zweiten Weltkriegs entstanden. Adeles Vater hat vieles recht günstig erwerben können.

Unversehens findet sich Magdalena in einem bizarren Familienkonflikt wieder, in den sich auch ihre Freundinnen und Gehilfinnen Elvira und Sofia verwickeln lassen.

Adele, durch eine Lungenentzündung stark geschwächt, verlangt einen Priester und überrascht mit ihrer Beichte, in der sie ein lang gehütetes Geheimnis preisgibt. Kurz darauf wird sie ermordet. Schmuck und einige Bilder darunter die Zeichnungen von Kokoschka und Schiele sind verschwunden. Ist schnöder Mammon das Motiv?

Meine Meinung:

Wenn man um die Zusammenhänge und Vorgänge der psychiatrischen Klinik „Am Steinhof“ Bescheid weiß, ist die Auflösung der komplexen Geschichte von Schuld und Sühne schlüssig zusammengeführt. Für Leser, die hier nicht ganz so gut Bescheid wissen, ist der Krimi vielleicht nicht ganz so leicht zu lesen.
Mir persönlich gefällt die Geschichte, die sehr stark von den Geschehnissen in der Vergangenheit geprägt und getragen ist, sehr gut.

Ein bisschen schade finde ich es, dass das Trio diesmal nicht gemeinsam ermittelt. Die Hauptlast liegt bei Magdalena, während Elvira und Sofia ihren Privatangelegenheiten nachgehen. Auf Grund des schwierigen Themas kommt diesmal der schwarze Humor ein wenig zu kurz.

Trotzdem halte ich den Krimi für gelungen, bezieht er doch Historisches wie den Jugendstil, die Judenverfolgung, die Nazi-Zeit und vor allem den Umgang damit danach gekonnt ein. Ein Krimi, der auch zum Nachdenken und/oder Nachlesen anregt.

Vieles wird nur angedeutet, so wie die Herkunft des Vermögens, das Adele nun an Tanja weitergeben will. Inwieweit ist der Reichtum ehrlich erworben oder hat Adeles Vater die Kunstschätze verfolgten Juden abgepresst?

Interessant und subtil wird auch die latente Fremdenfeindlichkeit thematisiert. So gibt es Vorbehalte gegen den schwarzafrikanischen Priester, der Adele die Beichte abnimmt. Auch Elvira, als Slowakin selbst Ausländerin, gibt sich fremdenfeindlich.

Fazit:

Diese Art von Krimi gefällt mir sehr gut. Ursache und Wirkung, Rache und Vergeltung - das ist der Stoff aus dem tiefgründige Geschichten entstehen, die abseits des Mainstreams ihren Platz finden. Gerne gebe ich 4 Sterne.




Veröffentlicht am 23.03.2018

Blutiges Mittelalterepos

Löwenblut
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Löwenblut/Monika Pfundmeier/4 Sterne

Monika Pfundmeier nimmt ihre Leser mit dem Nachfolger von „Blutföhre“ tief in das Mittelalter mit. Die katholische Kirche erfindet sich selbst, mischt sich in alle ...

Löwenblut/Monika Pfundmeier/4 Sterne

Monika Pfundmeier nimmt ihre Leser mit dem Nachfolger von „Blutföhre“ tief in das Mittelalter mit. Die katholische Kirche erfindet sich selbst, mischt sich in alle Belange des Alltags ein und schmiedet Bündnisse, die vor allem die Bevölkerung teuer zu stehen kommt. Der Papst ist an der Ausweitung seiner weltlichen Macht interessiert und so kommt es, dass er anstatt Konradin, den Sohn des verstorbenen Königs beider Sizilien aus dem geschlecht der Staufer, zu unterstützen, die Königskrone dem französischen König Charles d’Anjou überträgt. Diese Anmaßung des Kirchenoberhauptes und der Verlust der Königswürde, lässt die Getreuen der Staufer Aufstände anzetteln, die immer wieder blutig niedergeschlagen werden.

So lässt Charles, um weitere Revolten italienischer Städte zu unterbinden, Dutzenden Senatoren das jeweils rechte Bein abhacken und die Männer anschließend bei lebendigen Leib verbrennen.

Nun schreiben wir das Jahr 1268 und Konradin, gerade einmal sechszehn Jahre alt, sammelt ein Heer und stellt sich gegen Charles d’Anjou um seinen Erbanspruch zu untermauern. Die Schlacht endet in einem Fiasko. Er gerät nicht nur in einen Hinterhalt, sondern ist zahlenmäßig stark unterlegen, weil ihm sein Onkel, Ludwig II. von Bayern, keine zusätzlichen Truppen schickt. Konradin und sein Freund Friedrich von Baden-Österreich entkommen zwar nach der Schlacht, werden aber in Oberitalien erkannt und an Charles ausgeliefert. In einem Schauprozess werden Konradin und seine Begleiter schuldig gesprochen und 1268 in Neapel hingerichtet.

Neben diesen historisch verbürgten Grausamkeiten gibt es noch einen zweiten Erzählstrang, in dem Cäcilia, eine toughe Adelige, die am Hofe Ludwigs lebt, eine Hauptrolle. Sie ist eine Frau, die ihrer Zeit voraus ist, und entsprechend aneckt.

Wie alle Frauen ist sie als Heiratskandidatin ein Spielstein der dynastischen Verbindungen, denen sie sich vehement widersetzt. Das macht sie noch unbeliebter und so mancher trachtet ihr, aus verschiedenen Gründen, nach dem Leben.

Meine Meinung:

Ich habe den Vorgänger „Blutföhre“ nicht gelesen, konnte aber, da ich mich in der Historie ganz gut auskenne, den Intrigen der einzelnen Geschlechter ganz gut folgen. Interessant sind die diversen Details der Bündnisse zwischen den Herrschern. Insgesamt ist der Roman gut recherchiert. Hin und wieder gibt es Kleinigkeiten, die nicht ganz passen (Hosen für Frauen!). Wir erhalten ein stimmiges Bild der Zeit, in der das Recht des Stärkeren gilt.

Nicht immer ist Blut dicker als Wasser. Denn wenn es gerade gelegen kommt, werden Verlöbnisse wieder gelöst, um eine gewinnbringendere Ehe einzugehen.

Das Umfeld des Papstes ist auch gut beschrieben - allen voran Thomas von Aquin, der nicht immer mit Papst Clemens IV. einer Meinung ist.

Wer sich in der Mittelalterliche Geschichte nicht gut auskennt, wird möglicherweise nur langsam mit dem Roman vorankommen, da er erstens in einer der Zeit angepassten Sprache geschrieben ist, und zweitens eine Fülle von Details präsentiert, die nicht so ganz locker überlesen werden können.
Der Erzählstil der Autorin ist für viele gewöhnungsbedürftig, doch ich finde in sehr schön und stimmig.

Hin und wieder driften die Erzählstränge weit auseinander und können nicht ganz friktionsfrei wieder zusammengeführt werden.

Fazit:

Ein komplexes Mittelalter-Epos, das einer gewissen Aufmerksamkeit beim Lesen bedarf. Mir hat es gut gefallen. 4 Sterne.


Veröffentlicht am 22.03.2018

Wer ist der Frauenmörder?

Dreimal Tote Tante
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Wir dürfen Thies Detlefson bei seinem nunmehr vierten Fall über die Schulter blicken

In Bauer Schlotfelds Güllebecken werden zuerst eine und dann eine zweite Frauenleiche gefunden.


Bei der Aufklärung ...

Wir dürfen Thies Detlefson bei seinem nunmehr vierten Fall über die Schulter blicken

In Bauer Schlotfelds Güllebecken werden zuerst eine und dann eine zweite Frauenleiche gefunden.


Bei der Aufklärung der Morde steht Nicole Stappenbek Thies wieder zur Seite.

Einige kleine Änderungen haben sich ergeben: Nicole ist schwanger, jedoch unverheiratet – das heizt die Ratespiele um den Vater des Ungeborenen fest an. Wer kommt dafür in Frage? Thies, der Kollege von der Spusi oder doch ein anderer? Die dörfliche Gemeinschaft ergeht sich in Spekulationen.

Da treten die beiden Frauenmorde doch ein wenig in den Hintergrund. Doch dann verschwindet auch Renate. Und später noch eine Touristin.
Langsam finden Thies und Nicole den kleinsten gemeinsamen Nenner, der alle diese Frauen verbindet.
Doch wer ist der Mörder?

Krischan Koch führt seine Leser mehrmals an der Nase herum, bis der Täter endlich gefasst wird.

Der Krimi ist recht witzig. Schön sind die Dialektpassagen egal ob platt oder sächsisch.
Die aus Sachsen stammende Mandy ist eine echte Bereicherung für Fredenbüll.

Köstlich und umwerfend komisch, die Aktivitäten der „Landfrauenrunde“ im Frisiersalon.

Die Auflösung selbst war für mich persönlich nicht ganz so stringent wie in anderen Krimis. Ich habe das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben. Ich bin aber nicht drauf gekommen was.