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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

Nicht ganz so toll wie seine Vorgänger

Venezianische Schatten (Ein Luca-Brassoni-Krimi 3)
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Die Autorin lässt Commissario Luca Brassoni nun schon zum dritten Mal ermitteln.

Inhalt:

Schon der Prolog ist sehr aufregend: eine junge Frau verirrt sich in den engen Gassen Venedigs, begegnet einem ...

Die Autorin lässt Commissario Luca Brassoni nun schon zum dritten Mal ermitteln.

Inhalt:

Schon der Prolog ist sehr aufregend: eine junge Frau verirrt sich in den engen Gassen Venedigs, begegnet einem Fremden und ...SCHNITT
Commissario Luca Brassoni und seine Freundin, Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, genießen ihre Heimatstadt Venedig, die ohne Touristen und Tauben viel erträglicher erscheint, obwohl Winter herrscht. Luca und Carla probieren seit einiger Zeit das Zusammenleben und philosophieren, jeder für sich und auch gemeinsam über eine weitere Zukunft.
Auf einem ihrer nächtlichen Spaziergänge durch die Lagunenstadt finden sie eine junge Frau, die lediglich mit einem dünnen Fähnchen bekleidet ist, Schnell stellt sich heraus, dass die Frau misshandelt wurde und an Amnesie leidet.
Ist sie es, die wir aus dem Prolog kennen? Die drei Monate vorher in den Gassen der Serenissima die Orientierung und, wie es scheint, ihr Gedächtnis verloren hat?
Doch dann findet eine Spaziergängerin eine weibliche Tote. Sie gleicht der verwirrten Frau aufs Haar. Treibt ein Serienmörder in der Serenissima sein Unwesen?

Erzählstil/Spannung

Der Einstieg im Prolog legt ein hohes Tempo vor, bevor er durch einen Cliffhanger abrupt gestoppt wird. Gemütlicher geht es da schon im Privatleben Brassonis und Sorrentis zu. Obwohl, wenn ich die Andeutungen weiterspinne, ist Carla in ihrer Zukunftsvision ein wenig weiter als Luca.

In die Ermittlungen mischen sich private Turbulenzen.

Anmerkungen:

Das kurze Verhältnis Lucas' mit Maria,der Sekretärin, hat unangenehme Folgen. Doch, dass ein Gspusi ein Disziplinarverfahren und einen Eintrag in der Personalakte mit sich bringen kann, erscheint mir an den Haaren herbeigezogen.

Leider haben sich einige Tippfehler eingeschlichen, die mein Lesevergnügen trüben. Allem voran heißt es immer noch „Caffé Florian“ mit „Doppel-F“ und nicht „Café Florian“ – ärgerlich, so etwas sollte nicht passieren.
Die Sprache hat gegenüber den Vorgängerbänden („Venezianische Verwicklungen“ und „Venezianische Delikatessen“) an Präzision abgenommen. Es gibt eine erkleckliche Anzahl von Füllwörtern.

Fazit:

Ein durchaus spannender Kriminalfall, der jedoch nicht an seine Vorgänger heranreicht.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Flottes Erstlingswerk

Elbsirenen: Morinos erster Fall
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Dieser Krimi beginnt ungewöhnlich: nämlich mit einer heftigen Sex-Szene, die so gar nichts mit der Handlung zu tun zu haben scheint, außer, dass der männliche Part der leitende Kommissar dieser Mordermittlung ...

Dieser Krimi beginnt ungewöhnlich: nämlich mit einer heftigen Sex-Szene, die so gar nichts mit der Handlung zu tun zu haben scheint, außer, dass der männliche Part der leitende Kommissar dieser Mordermittlung sein wird. .
Der gefeierte Schlagerstar Harry wird tot in seinem Hamburger Loft aufgefunden. Das anfängliche Bild vom umjubelten Star, der allseits beliebt war, bekommt recht schnell derbe Risse. Die Familie, die Manager (der aktuelle und der geschasste) und mehrere Frauen zeichnen ein ganz anderes Bild: Harry, das Ekel, der seine Umgebung ständig mit Klagen eindeckt.
Ist hier das Mordmotiv zu finden?
Warum verhält sich Harrys Bruder Siggi so seltsam?

Oberkommissar Francesco Morino und Bea Hinrichs haben alle Hände voll zu tun, Licht ins Dunkel zu bringen.

Erzählstil/Spannung:

Der Krimi wird mehrmals durch heftige Sexszenen unterbrochen, die meiner Meinung nicht unbedingt nötig sind, weil sie die eigentliche Krimihandlung keinen Millimeter weiterbringen.
Zu Beginn sind die Ermittlungen nicht rasend spannend, doch allmählich steigert sich die Spannung bis zu einem ziemlich unerwarteten Ende.

Der Krimi liest sich leicht und flüssig. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ein wenig gekürzt wurde. Einige Szenen laufen wie im Zeitraffer ab und werden durch viele Nebenhandlungen überdeckt. Einige Seiten mehr, hätten der durchaus interessanten Story gut getan.


Charaktere:

Oberkommissar Francesco Morino ist Hanseat mit italienischen Wurzeln und einer erotischen Ausstrahlung, der einige Frauen recht bald erliegen. Selbst die Ehefrau des Tatverdächtigen macht ihm eindeutige Avancen. Warum er zu Beginn des Krimis seinen Beruf verleugnet und sich als Arzt ausgibt, wird nicht weiter erläutert. Mangelndes Selbstbewusstsein kann es ja wohl nicht sein. OK, er will keine Dauerbeziehung, aber das lässt sich doch auch anders darstellen.
Als Ermittler macht er eine gute Figur und ist von einem loyalen Team umgeben. Das gefällt mir, dass die Polizistin diesmal keine kaputten Typen sind sondern Menschen mit Schwächen, Ecken und Kanten.

Bea Hinrichs ist mit Leib und Seele Polizistin, was sich in ständigem Knatsch mit ihrem Freund Yannick wiederspiegelt. Yannick will ein Heimchen am Herd, Kind und Haus. Der Heiratsantrag ist irgendwie verhunzt und Bea überlegt, was außer zügellosem Sex, sie noch verbindet. Interessant ist die Verbindung Bea und Lena.

Lena, auch Leandra genannt, ist ein aufstrebender Schlagerstar, der vom Mordopfer diffamiert wurde. Doch das ist nicht das einzige Problem mit dem sich die junge Frau herumschlagen muss. Ihr Manager war einst jener von Harry, bis die Zusammenarbeit im Streit auseinanderging.

Fazit:

Ein flottes Erstlingswerk mit sympathischen Protagonisten.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Grandios Fortsetzung

Mörderische Wahrheiten (Ein Carlotta-Fiore-Krimi 2)
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Dieser zweite Krimi rund um Konrad Fürst und Carlotta Fiore schließt beinahe nahtlos an den ersten Krimi „Wiener Totenlieder“ an.

Inhalt:

Seit dem Sturz von Konrad Fürst von der Beleuchterbrücke in ...

Dieser zweite Krimi rund um Konrad Fürst und Carlotta Fiore schließt beinahe nahtlos an den ersten Krimi „Wiener Totenlieder“ an.

Inhalt:

Seit dem Sturz von Konrad Fürst von der Beleuchterbrücke in der Wiener Staatsoper sind eineinhalb Jahre vergangen. Während Konrad im Koma liegt, bekommt Carlotta von Hannes Fischer einen Sohn, Konny. Nun erwacht Konrad aus dem Koma, leidet aber an Amnesie. Die Verbindung zwischen Konrad und Carlotta ist recht verworren, glaubt sie ja seine Tochter zu sein, die im Alter von vier Jahren entführt wurde.
Während Konrad nun bei Lotta einzieht, ereignen sich mehrere Morde an Jugendlichen, die genau nach demselben Strickmuster verübt werden, wie bei jener Mordserie vor dreißig Jahren, bei der Konrad Fürst die Ermittlungen leitete. Der Mörder, Dr. Alfred Riedl, wurde seinerzeit gefasst und ist just kurz vor Beginn der aktuellen Taten im Gefängnis verstorben.

Die Polizei unter der Leitung von Heinz Krump steht vor vielen Rätseln. Wie kommt die DNA des Toten an die aktuellen Mordopfer?

Trotz seiner Amnesie soll Konrad Fürst der Polizei helfen. Doch wird es ihm mit Hilfe von Carlotta gelingen die Mordserie aufzuklären?
Und was ist mit dem Geheimnis um Carlottas Herkunft?

Erzählstil/Spannung:

Die Autorin hat einen beeindruckenden Erzählstil. Der Leser ist gezwungen weiterzulesen, egal ob das Bett oder die Arbeit ruft.

Sie schafft es, mehrere scheinbar parallel existierende Handlungsstränge so dicht miteinander zu verweben, dass der Leser sehr aufmerksam lesen muss, um sich nicht im Netz der Erzählkunst zu verheddern.
Der Kunstkniff, die Erzählperspektiven zu wechseln, wird eingesetzt und erhöht so die Spannung. Der Leser kann sich recht gut mit Carlotta (Ich-Form) identifizieren. Die Sicht der Opfer ist durch die kursive Schrift und die Erzählperspektive ein wenig abgemildert.

Theresa Prammer macht es den Lesern nicht leicht. Sie lockt sie auf mehrere Fährten, verwirft diese wieder und zeigt neue Spuren auf. Ich bin eine Zeitlang einem ganz falschen Verdacht nachgegangen, nämlich, dass Florian, des Polizeichefs kiffender Sohn, in diese Mordserie verwickelt sein könnte. Doch vielleicht spart sich die Autorin ihn für einen weiteren Krimi auf.
Die Spannung ist manchmal unerträglich! Auch die privaten Verwicklungen sind geschickt verknüpft und verknotet.

Charaktere:

Carlotta ist nun Mutter. Sie versucht ihr Kind zu schützen. Gleichzeitig belastet sie ihre eigene unklare Vergangenheit. Ist sie Konrad Fürsts einstmals entführte Tochter Julia? Sie könnte eine brillante Ermittlerin werden, doch belastet sie ihre unklare Herkunft. Wird es ihr gelingen doch noch in den Polizeidienst einzutreten?

Hannes Fischer, Konnys Vater, ist ziemlich verunsichert was seine Beziehung zu Carlotta angeht. Auf der einen Seite liebt er sie wirklich, aber auf der anderen Seite jagt sie ihm auch regelrecht Furcht ein. Warum sie nicht miteinander Klartext reden?

Konrad Fürst, der toughe Polizist, der nie an den Tod seiner entführten Tochter Julia geglaubt hat. Der, weil Krump die Ermittlungen einstellen ließ, den Polizeidienst quittiert hat. Schön und überzeugend, wie er sich wieder in die Wirklichkeit zurückkämpft.

Der nunmehrige Polizeichef Heinz Krump ist ein recht undurchsichtiger Charakter. Die einzige wirklich hervorstechende Eigenschaft ist sein krampfhafter Ehrgeiz. Dafür opfert er auch seinen eigenen Sohn, den er kiffend zu den Ermittlungen und den Pressekonferenzen mitschleppt, um ihn im Auge zu behalten.

Ja und zu guter Letzt die Kinder des Dr. Alfred Riedl.
Natürlich kann man ihre Beweggründe nicht gutheißen, ein klein wenig Verständnis lässt sich dennoch für sie aufbringen. Nachdem der Vater als Serienmörder enttarnt und verurteilt wurde, ist für sie die heile Welt zusammengebrochen.

Fazit:

Fast noch eine Spur besser wie der erste Teil „Wiener Totenlieder“. Zum besseren Kenntnis der Personen und ihrer Beweggründe ist es gut, ich zu lesen.
Selten hat mich ein Krimi so in Atem gehalten wie dieser.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Spannende Familiensaga

Die Frauen von La Principal
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Inhalt:

Hier in Katalonien herrschen 1893 feudalistische Strukturen wie im Mittelalter. Die Söhne einer Familie gelten ALLES, die Töchter sind nur Ballast oder manchmal schöner Zierart, der profitabel ...

Inhalt:

Hier in Katalonien herrschen 1893 feudalistische Strukturen wie im Mittelalter. Die Söhne einer Familie gelten ALLES, die Töchter sind nur Ballast oder manchmal schöner Zierart, der profitabel verheiratet werden muss.
Dies muss Maria-1 schmerzhaft zur Kenntnis nehmen, als sie als Einzige auf dem wegen des Reblausbefalls dem Untergang geweihten Weingut ausharren soll. Der Rest der Familie, Vater und vier Brüder, treten die Reise in eine verlockende Zukunft in Barcelona an. Bei der Abreise verwünscht Maria ihren Vater, ohne zu wissen, dass er wenig später sterben wird. Und siehe da, völlig unerwartet ist sie, die einzige Tochter, das Lieblingskind des Vaters gewesen und durch die vortestamentarischen Verfügungen die Erbin von La Principal.
Mit eisernem Willen und einem Hang zum Despotismus führt Maria-1 das Weingut von Erfolg zu Erfolg. Symbol für diese Macht ist die „Sedia“. Diese Sänfte ist von Arbeitern auf La Principal aus hauseigenem Material gefertigt und symbolisiert die Verbundenheit mit dem Weingut.

Ihre Tochter, Maria-2, lässt als Zeichen des Neubeginns die „Sedia“ verbrennen, führt das Weingut in guter alter Tradition weiter, bis sie die politischen Machtverhältnisse ins vorübergehende Exil nach Frankreich zwingen. Nach ihrer Rückkehr, nimmt sie sich einen unstandesgemäßen Liebhaber, Llorenc. Auf ihn hat sie schon als Fünfzehnjährige ein Auge geworfen. Die beiden verbindet ein delikates Geheimnis, dessen mögliche Enthüllung ungeahnte Folgen haben könnte.
1940, Maria und Llorenc führen ein eheähliches Verhältnis, taucht Kommissar Recader auf. Jener Ermittler, der schon 1936 einen mysteriösen Mordfall auf La Principal untersucht hat und damals von den politischen Ereignissen zurückgepfiffen wurde. Diesmal, diesmal will er den Mord aufklären Recader ist ein Fan von Agatha Christies Krimis und sieht den Mord auf La Principal als Vorlage für einen Krimi. Entsprechend geht er bei seinen Ermittlungen vor.

Wir befinden uns nun im Jahr 2001. Maria-2 ist vor Jahren friedlich im Bett gestorben und Maria-3, nunmehr auch schon sechzig Jahre alt, führt als einziges Kind das Anwesen weiter. Sie ist die letzte ihrer Familie. Vater Llorenc hat die Familiengeschichte aufgeschrieben und so erfährt seine Tochter, was sich damals, 1936, wirklich zugetragen hat.

Erzählstil/Spannung:

Schon durch den Klappentext vorgewarnt, ist klar, dass dieses Buch nichts für zwischendurch sein würde. Die Handlungsstränge, die Namensgleichheiten, nicht nur der Marien sondern auch der „Ursulas“ sowie die Rückblenden fordern dem Leser erhöhte Aufmerksamkeit ab.
Der Erzählstil ist für mich ungewohnt, bin ich doch einem sachlich, technischen Schreibstil zugeneigt. Doch nach kurzer Eingewöhnung habe ich mich an Lluis Llachs Stil Gefallen gefunden. Nicht immer wird Klartexte geschrieben. Der Autor ergeht sich häufig in Andeutungen und Verklausulierungen. Angesichts seiner revolutionären Herkunft und Haltung ist eine vorsichtige Formulierkunst, kein Wunder. Ein großes Lob muss der Übersetzerin Petra Zickmann ausgesprochen werden, die meiner Meinung nach diese Kunst aus der weichen romanischen Sprache in das harte Deutsch gekonnt umgesetzt hat.
Die Spannung eines Romans kommt natürlich an die eines Krimis nicht heran, obwohl durch den Mord an Ricard und den Ermittler Recader kriminalistische Sequenzen eingebaut wurden.

Die unterschiedlichen Handlungsstränge und Zeitebenen werden gekonnt verknüpft. Das Jahr 2001 und die dritte Maria kommen für mein Dafürhalten ein wenig zu kurz.

Charaktere:

Llach zeichnet willensstarke und entschlossene Frauen, die bereit sind, sich über Konventionen hinwegzusetzen. Entgegen aller Unkenrufen, überlebt das Weingut und steht nach drei Generationen von weiblichen Eigentümern besser da als je zuvor.

Die Männergestalten dienen nur als Mittel zum Zweck. Sei es als Vater oder missliebige Brüder und Feinde, als Liebhaber oder Bewunderer. Einzig Llorenc scheint eine generationsübergreifende Rolle zu spielen. Er arbeitet als Kind unter Maria-1, die ihn bis er zwölf ist, die Schule ermöglicht, liebt und lebt mit Maria-2 mit der ein dunkles Geheimnis teilt und ist Vater von Maria-3.

Eine liebevoll gestaltete Figur ist Ursula. Auch deren gibt es mehrere, die aber wenig Rolle spielen. Sie, ursprünglich Amme von Maria-2, kennt jedes Geheimnis auf La Principal. Sie ist Marias Vertraute und blockt Unheil so gut wie möglich von ihr ab.

Auch an Lluis Recader, dem Polizisten, habe ich Gefallen gefunden. Seine Lust, Krimis zu lesen und deshalb Polizist zu werden, ist ein schöner Einfall.

Fazit:

Eine schöne Familiensaga, die ich gerne weiterempfehle. Einziger Kritikpunkt, der allerdings dem Verlag zuzuordnen ist - diese winzige Schrift strengt ziemlich an.

Der Autor Lluis Llach , in seiner Jugend Gegner von Diktator Franco, ist eigentlich Liedermacher und votiert für die Unabhängig Kataloniens von Spanien.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Brutal und Chaotisch - nicht mein Geschmack

Herzsammler (Ein Fabian-Risk-Krimi 2)
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Das vorliegende Buch ist ein weiterer Versuch, mich in die Seele von skandinavischen Autoren einzulesen. Leider hat das wieder nicht geklappt. Mir sind diese Geschichten meistens zu düster und zu schwermütig. ...

Das vorliegende Buch ist ein weiterer Versuch, mich in die Seele von skandinavischen Autoren einzulesen. Leider hat das wieder nicht geklappt. Mir sind diese Geschichten meistens zu düster und zu schwermütig.

„Herzsammler“ lässt mich zusätzlich noch ein wenig ratlos zurück. Der Krimi ist angeblich der erste Teil einer Trilogie, der allerdings erst nach dem zweiten Teil erschien. Klingt ein wenig seltsam, aber Stefan Ahnhem wird seine Gründe dafür haben.
Der Beginn fällt ja noch recht geheimnisvoll aus. Der Brief aus einem israelischen Gefangentransport – was hat es damit auf sich?
Dann häufen sich Morde, teils ziemlich unappetitliche Schilderungen, Krisen in den Beziehungen der Ermittler, Machtkämpfe innerhalb des Polizeiapparates, sexuelle Nötigung und Mobbing am Arbeitsplatz usw. usw..
Ich habe das Gefühl, dass der Autor all sein Wissen (und seine Vermutungen) über die dunklen Abgründe der Menschen in ein Buch verpacken wollte.

Eine mit Zwillingen hochschwangere Polizistin ermittelt im Außendienst – das kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor. Wenn schon kein Mutterschutz gesetzlich vorgesehen ist (Schweden), so sollte es doch eine Versetzung in den Innendienst geben. Spätestens, als bei Malin eine Praeklamsie (Schwangerschaftsvergiftung) festgestellt wird, ist meiner Meinung nach Schluss mit dem Außendienst. O.K. sie ist besessen von dem komplexen Fall und will ihn zu Ende bringen.

Der Schreibstil kann mich nicht wirklich fesseln. Viel zu lange Sätze. Möglicherweise liegt das auch an der Übersetzung.

Zitat S. 124
„Nachdem sie sich zwei Stunden lang endloses Material von verschiedenen Kameras angesehen hatten, gelang es Fabian, Malin und dem einen der Wächter in der Zentrale endlich, den Justizminister zu identifizieren, als er durch den Ausgang 4 den Plenarsaal verließ.“

Das ist alles andere als spannend, eher ermüdend. Solche Sequenzen gibt es leider häufig.

Außerdem stört mich, dass oftmals sehr derbe Ausdrücke verwendet werden wie z.B.: „zwei verfickte Scheiß-Arschloch-Monate“ (Seite 36), „Halt die Schnauze, du verlogene alte Pissfotze“ (Seite 100) oder „verfickte Schweißtropfen“ (Seite 196). Nur um einige zu nennen. Einige davon gehen zu Lasten von Frauen. Natürlich sind Mordkommissionen keine Mädchenpensionate und es wird dort schon ziemlich rau zugehen. Aber muss das wirklich so sein? Könnte man den Frust der Leute nicht anders darstellen?
Dass eine Zwillingsschwangerschaft beschwerlich und die Hormone Achterbahn fahren ist nachvollziehbar. Aber wie der Zwiespalt Malins zu ihren ungeborenen Kindern dargestellt wird, finde ich hart an der Grenze des guten Geschmacks.

Der Autor legt mehrmals den Fokus auf ein Opfer und wiederholt häufig dessen Gefühle und Beschreibung. Das ermüdet den Leser ein wenig und lässt die Spannung weiter abflachen. Die zentrale Frage lautet: wird sie gerettet?

Ich war ein paar Mal nahe dran, mit dem Lesen aufzuhören. Die vielen kurzen Kapitel haben mich dann doch davon abgehalten. So nach dem Motto: „Na, eines probiere ich eben noch“.

Beinahe hätte ich „Sonja“ (Risks Frau) mit „Sofie“ (Sofie Leander, eines der Opfer) verwechselt. Die Namen ähneln einander sehr. Da hätte das Lektorat helfend eingreifen können. Der Leser muss sich ohnehin schon auf die Fülle von Details konzentrieren. Da wäre ein Name wie „Ingrid“ oder „Selma“ eine Erleichterung gewesen

So fühle ich mich mit diesem Buch alleine gelassen.
Schade! Daher nur zwei Sterne.